Jagd Archive - Forst erklärt https://forsterklaert.de/category/jagd Wissen aus dem Wald Mon, 23 Jun 2025 10:35:55 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.3 https://forsterklaert.de/wp-content/uploads/2020/02/cropped-FavIconForstErklaert-32x32.png Jagd Archive - Forst erklärt https://forsterklaert.de/category/jagd 32 32 Unsere Jagdhunde: Wachtel https://forsterklaert.de/wachtel https://forsterklaert.de/wachtel#comments Sun, 09 Feb 2025 05:00:00 +0000 https://forsterklaert.de/?p=5628 Bei dem Namen “Wachtel” denken viele von Euch bestimmt zuerst an den Vogel. Doch es gibt auch einen Jagdhund, der...

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Bei dem Namen “Wachtel” denken viele von Euch bestimmt zuerst an den Vogel. Doch es gibt auch einen Jagdhund, der diesen Namen trägt. Sein ganzer Titel lautet: Der Deutsche Wachtelhund. Wachtel sind bei der Jagd vielseitig einsetzbare Hunde, doch was genau sie alles können und worin sie besonders gut sind, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Wachtelhündin Tara im Wald.

Wachtel ist ein langjähriger Begleiter

Wachtelhunde sind seit eh und je Begleiter der Jäger:innen. Es gibt Nachweise, die zeigen, dass es über die letzten Jahrhunderte fortwährend Hunde mit einem wachtel-ähnlichen Aussehen gab, welche zur Jagd benutzt wurden. Seit 1903 werden die Wachtelhunde unter kontrollierten Bedingungen durch den “Verein für Deutsche Wachtelhunde e.V.” gezüchtet. 

Wusstest Du schon…?
Es gibt einen “Wachtelvater”! So wird Rudolf Frieß bezeichnet, denn er hatte einen erheblichen Einfluss darauf, wie wir Wachteln heute kennen. Er züchtete die Hunde so, dass zwei Farbschläge (aka Fellfarben) entstanden, was unter anderem der Inzucht entgegenwirken sollte. Außerdem war es sein Ziel, dass Hunde mit der einen Fellfarbe andere jagdliche Eigenschaften mitbringen als die Hunde des anderen Farbschlages. Das gilt für die heutigen Hunde aber nicht mehr.

Die zwei Hündinnen Bella und Tara zeigen deutlich die unterschiedlichen Fellfarben, die es bei den Wachteln gibt – Bella ist einfarbig und Tara ist ein “Dunkelschimmel”.

Ein Hund, zwei Farben

Wie unterscheiden sich denn überhaupt die zwei Farbschläge voneinander? Unter den Wachtel gibt es Hunde, deren Fell nur eine Farbe hat – rot oder braun gibt es da. Diese Hunde haben manchmal braune Flecken an der Brust oder an den Zehen, die den coolen Namen “Brand” haben. Die andere Fellfarbe, die ein Wachtel haben kann, heißt “Braunschimmel” bzw. “Rotschimmel”. Unter einem “Braunschimmel” könnt Ihr Euch einen Hund vorstellen, dessen Fell zwar braun gefärbt ist, welches aber mit weißen Haaren durchmischt ist. Das sieht dann ein bisschen so aus, wie wenn ein Mensch langsam graue Haare bekommt.  

Wusstest Du schon…?
Eine Größe in der Geschichte der Wachtelhunde ist die Hundedame mit dem poetischen Namen “Baby auf der Schanze”. Baby auf der Schanze war nämlich die Hündin, die die Braunschimmel-Fellfarbe mit in die Zucht gebracht hat.

Wir mögen die Locken!

Wachtel unterscheiden sich nicht nur durch die Farbe ihres Fells, sondern auch durch die Fellstruktur. Genau wie bei uns, haben manche Hunde eher glatte Haare, manche haben Locken (was auch Astrachan genannt wird), der Großteil der Hunde trägt sie jedoch in modischen Wellen. Außerdem haben sie relativ kurze Beine, die Rüden werden nicht größer als 54 cm von der Schulter aus gemessen und die Hündinnen erreichen in der Regel ein Maximum von 52 cm. Auf der Waage kann es ein Wachtel von 18 bis zu 25 kg bringen.

Wachtelhunde gehören zu den Stöberhunden, weitere Hunde in dieser Gruppe sind z.B. der Cocker Spaniel oder der English Springer Spaniel.

Wusstest Du schon…?
Eine weitere Bezeichnung für den Deutschen Wachtelhund lautet “German Spaniel”, also ein Deutscher Spaniel. Irgendwie logisch, wenn sie zu der gleichen Gruppe gehören, wie alle anderen Spaniel.

Die Aufgaben des Wachtel

Die Aufgabe von Stöberhunden ist, wie der Name schon verrät, das Aufstöbern von Wild. Für eine genauere Vorstellung der Stöberhunde und der anderen Jagdhundarten, schaut Euch gerne diesen Artikel zu Jagdhunden an. Wachtelhunde sind bekannt dafür, dass sie nicht nur 1A Wild aufstöbern können, z.B. bei Drückjagden, sondern dass ihre feinen Nasen ihnen ebenfalls beim Aufspüren von verendetem Wild helfen. Tiere anhand einer (Blut-)Spur zu finden heißt Schweißarbeit und ist eine ausgesprochen wichtige Fähigkeit für einen Jagdhund. Haben die Hunde totes Wild gefunden, tragen sie es zu den Jäger:innen zurück.

Dieses Zurückbringen nennen wir “Apportieren”. Ein kleiner Hund kann nur kein ganzes Wildschwein tragen – wir sind hier eher bei Idefix als Obelix – aber eine Ente wird schon mal mitgebracht. Das bringt uns zu einer weiteren Eigenschaft der Wachtel: Wasserfreude. Diese Hunde werden häufig für Jagden im Wasser eingesetzt, da sie sich bei Arbeiten im Nassen nicht zieren. Ganz im Gegenteil sogar: viele Wachtel mögen Wasser gerne und planschen bei jeder Gelegenheit, die sich ihnen bietet, im Schlamm herum – sehr zur Begeisterung ihrer Besitzer:innen!

Hündin Tara beim Stöbern im Schilf.

Wusstest Du schon…?
Für die jagdlich Interessierten unter Euch: die Prüfungen, die ein Wachtelhund ablegen kann, sind die Jugendprüfung (JP), die Eignungsprüfung (EP), die Eignungsprüfung Brauchbarkeit (EPB) und letztlich die Gebrauchsprüfung (GP). Falls Ihr wissen wollt, was genau es mit den Prüfungen auf sich hat, schaut gerne bei diesem Artikel vorbei!

Das Wesen des Wachtel

Wachteln sind sehr arbeitsfreudige Hunde. Sie können eigenständig arbeiten, sind gehorsam (meistens) und selten ängstlich. Neben ihrer Eignung als Jagdhund sind Wachtel aufgrund ihrer freundlichen Art beliebte Familienhunde. Durch ihren ausgeprägten Jagdtrieb und ihren Bewegungsdrang brauchen sie allerdings Möglichkeiten, sich auszutoben. In der Stadt würde ein Wachtelhund unglücklich werden. Deshalb werden Wachtelhunde in der Regel nur an Jägerinnen und Jäger abgegeben.

Wenn Ihr nach diesem Artikel nun denkt, dass Ihr auch gerne Besitzer:in eines flauschigen Wachtel wärt (und genug Auslauf- und Jagdmöglichkeiten, sowie Energie und Zeit mitbringt), dann könnt Ihr auf der Seite des Vereins für Deutsche Wachtelhunde e.V. vorbeischauen und Euch dort informieren. Die Seite ist bei den Quellen verlinkt.

Bella, die ältere der beiden Hündinnen.

Wer sind unsere Models?

Unsere beiden Fotomodelle Tara und Bella könnten vom Wesen her kaum unterschiedlicher sein. Hündin Tara ist jung und voll überschäumender Energie. Egal wie viele Stunden sie draußen schon getobt hat, eine geht noch! Sie ist sozial und menschenfreundlich und ihr Lieblingsspielzeug ist ein oranger Ball. Bella ist ebenfalls menschenfreundlich, doch wo Tara jemanden zum Spielen sucht, möchte Bella lieber gekrault werden. Sie ist um einiges älter als Tara und ist ruhig statt übermütig. Den mangelnden Elan im Alltag macht Bella jedoch im Wald wett. Dort erwacht ihre Wachtel-Wildheit und sie stöbert im Gebüsch herum – was Stöberhunde halt gerne machen!

Gibt es eine Hunderasse, die Ihr ganz besonders toll findet? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Quellen:

https://www.wachtelhund.de/verein/aktuelles/ (Verein für Deutsche Wachtelhunde e.V.)

https://welpen.vdh.de/hunderassen/rasselexikon/ergebnis/deutscher-wachtelhund

https://www.fci.be/Nomenclature/Standards/104g08-de.pdf

https://www.jagdverband.de/rund-um-die-jagd/jagdhundewesen/hunderassen-einsatzgebiete/stoeberhunde

https://www.wachtelhund.de/zucht/jagdliche-eignung/

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Ist Jagen zeitgemäß? https://forsterklaert.de/jagen https://forsterklaert.de/jagen#comments Sun, 27 Oct 2024 18:48:56 +0000 https://forsterklaert.de/?p=5357 Ist es überhaupt noch notwendig, in einer modernen Welt auf die Jagd zu gehen? Diese Frage beschäftigt viele Leute. Kritiker:innen...

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Ist es überhaupt noch notwendig, in einer modernen Welt auf die Jagd zu gehen? Diese Frage beschäftigt viele Leute. Kritiker:innen beschreiben das Jagen als mörderisches Hobby, Befürworter:innen betrachten sie als notwendig in einer vom Menschen geprägten Kulturlandschaft. Hier entsteht ein teilweise heftiger Diskurs, der oftmals sehr emotional geführt wird. Zu Beginn von Forst erklärt (vor etwa 4 Jahren!) haben wir uns diesem Thema bereits angenommen. Damit dieses wichtige Thema nicht in Vergessenheit gerät, gehen wir der Frag wie zeitgemäß die Jagd noch ist, erneut auf den Grund.

Den Jagdschein erhält man nach Bestehen der Jägerprüfung, dem sogenannten “grünen Abitur”.

Nicht alle dürfen jagen

Die Jagd in Deutschland unterliegt strengen Regeln. Um überhaupt mit einer Waffe in das Jagdrevier fahren zu dürfen, muss man zuerst einige Hürden überwinden. Ein Jagdscheinkurs, bei dem Wildtierkunde, Waffenhandhabung, Jagdrecht und vieles mehr vermittelt wird, schließt mit dem “Grünen Abitur” ab. Außerdem überprüft man, ob die Jagdscheinanwärter:innen Vorstrafen haben. Das wäre ein Ausschlusskriterium für den Erwerb einer Jagdwaffe. Nachdem die Jagdprüfung bestanden ist, dürfen die frisch gebackenen Jungjäger:innen nicht einfach auf den nächsten Hochsitz steigen. Sie müssen sich zuerst um ein Jagdrevier bemühen, wo sie mitjagen dürfen. Das kostet meistens viel Geld. Außerdem sind sie dann für viele andere Dinge, neben dem typischen Abend- oder Morgenansitz, in diesem Revier zuständig. Zum Beispiel müssen sie kaputte Hochsitze reparieren oder sich um Verkehrsunfälle mit Wildtieren kümmern.

Durch landwirtschaftliche Flächen haben viele Wildtiere das ganze Jahr ausreichend Nahrung. Eine natürliche Regulierung ist nicht mehr möglich.

Ohne die Jagd gibt es zu viele Wildtiere

Ein beliebter Spruch unter Jagdkritiker:innen lautet “Die Natur reguliert sich selbst.” Damit geht einher, dass die Jagd überflüssig sei. Dabei wird außer Acht gelassen, dass es in Deutschland so gut wie keine Natur mehr gibt. Überall hat der Mensch seine Finger im Spiel. Dazu gehört die Zersiedelung der Landschaft durch Städte, Straßen und Bahngleise. Außerdem können natürliche Regulationsmechanismen nicht mehr greifen. Wildtiere finden in der Agrarlandschaft das ganze Jahr ausreichend Nahrung. So kann keine natürliche Selektion stattfinden. Auch große Beutegreifer wie der Wolf haben kaum Relevanz. Gleichzeitig wird die Vermehrungsrate von Wildtieren, wie zum Beispiel von Wildschweinen, maßgeblich von der Nahrungsverfügbarkeit bestimmt: Ist viel Nahrung vorhanden, gibt es viel Nachwuchs. Und dank des Klimawandels schaffen es zusätzlich viel mehr Jungtiere durch den Winter als es natürlicherweise der Fall wäre. Mit der Bejagung dieser Wildtiere, können wir versuchen ein “künstliches Gleichgewicht” zu schaffen, wenn das “natürliche Gleichgewicht” nicht mehr möglich ist.

Jagen für Naturschutz und Artenvielfalt

Es gibt sogenannte Kulturfolger und Kulturflüchter. Kulturfolger passen sich an uns Menschen gut an. Sie finden Nahrung und Unterschlupf in Siedlungsgebieten. Dadurch können sich ihre Lebensumstände sogar deutlich verbessern, im Vergleich zu ihren natürlichen Habitaten. Das führt oftmals zu ansteigenden Populationsgrößen. Beispiele für Kulturfolger sind Fuchs und Wildschwein. Das Gegenteil sind die Kulturflüchter. Sie leiden unter dem Einfluss des Menschen. Rebhühner finden auf großen Agrarflächen keine Deckungsmöglichkeiten mehr und sind leichte Beute für Prädatoren. Durch die Jagd können wir zwar keine Verbesserung der Lebensräume herbeiführen, aber den Druck durch Fressfeinde reduzieren. Besonders invasive Arten führen häufig zu Problemen. Sie verdrängen heimische Konkurrenten und werden zum Albtraum für Vögel, deren Nester komplett ausgeräumt werden. Hier kann die Jagd ebenfalls zu einer Verbesserung führen.

Die Jagd unterliegt strengen Regeln

Jede Wildart hat spezielle Jagdzeiten. Diese variieren je nach Bundesland. Man darf Wildtiere also nicht das ganze Jahr über bejagen, sondern nur in bestimmten Zeiträumen. Dadurch soll gewährleistet werden, dass während sensibler Phasen, in denen zum Beispiel Jungtiere auf die Welt kommen, möglichst nicht gejagt wird. Außerdem gelten zu jeder Zeit strenge Tierschutzauflagen. Jäger:innen müssen immer alles daran setzen, dass sie einen sauberen Schuss abgeben, der möglichst schnell tötet und wenig Leid verursacht. Auch der Mutterschutz ist ein wichtiger Faktor. Es ist strengstens verboten, ein Muttertier zu erlegen, wenn Jungtiere noch von ihr abhängig sind.

Dafür müssen Jäger:innen sehr gute Kenntnisse darüber entwickeln, um ihre potentielle Beute richtig anzusprechen. Um nicht zu viele Wildtiere zu erlegen, erstellen die Jagdbehörden Abschusspläne. In ihnen ist die Anzahl der zu erlegenden Wildtiere vorgegeben. Auch Alter und Geschlecht spielen dabei eine wichtige Rolle. Insgesamt kann man also sagen: Jäger:innen müssen viele Dinge beachten, bevor sie ein Wildtier erlegen können.

Wusstest Du schon…?
Abschusspläne sind Jahres- oder Mehrjahrespläne, in denen die Zahl der zu erlegenden Wildtiere festgehalten wird. Sie werden in Zusammenarbeit zwischen Jagdausübungsberechtigten, Hegegemeinschaften und Jagdbehörden erstellt sowie behördlich genehmigt und kontrolliert. Für jede Schalenwildart (außer Wildschweine) wird festgelegt wie viele Tiere, aufgeschlüsselt nach Alter und Geschlecht, in jedem Jahr erlegt werden sollen, um festgelegte Ziele, wie zum Beispiel eine natürliche Waldverjüngung, erreichen zu können.

Während sensibler Phasen haben Wildtiere Schonzeit und dürfen nicht bejagt werden.

Jagen für den Wald von Morgen

Die Jagd im Wald dient der Sicherung eines klimastabilen Mischwaldes von Morgen. Viele Waldflächen sind in den letzten Jahren durch die Auswirkungen des Klimawandels abgestorben. Damit hier neue Wälder entstehen, pflanzen Förster:innen junge Bäumchen, die besser an das zukünftige Klima angepasst sind. Sie sind den Wildtieren ohne unser Zutun hilflos ausgeliefert. Mit dem Anknabbern von Knospen und Trieben stören Rehe & Co. das Wachstum der Bäume und können sogar zum Absterben führen. Zum Schutz können Zäune gebaut, Einzelschutzmaßnahmen durchgeführt und die Zahl der Wildtiere mit Hilfe der Jagd reduziert werden.

Wenn Wildtiere zu oft junge Bäume anknabbern, können die Bäumchen absterben.

Die Jagd ist ein sehr komplexes Thema mit unglaublich vielen Facetten. Insgesamt kann man sagen, dass die Jagd notwendig ist. Solange wir die Lebensräume der Wildtiere beeinflussen, ist auch ein gewisses Management notwendig. Die Jagd ist dabei nur ein Werkzeug von vielen. Wichtig ist, dass Jäger:innen sich ihrer Verantwortung bewusst sind und Tiere nicht wie Schädlinge abgeschossen werden. Und zum Schluss: Auch wenn man bei dem Thema schnell emotional wird, bleibt in einer Diskussion bitte immer lieb und sachlich zueinander!

Quellen:

https://forsterklaert.de/wieso-wir-jagen-muessen-teil-i

https://www.jagdverband.de/rund-um-die-jagd/der-jagdschein

https://www.fragen-zur-jagd.at/aus-dem-jagdleben/fragen-zur-jagd/ist-jagd-notwendig/

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Der älteste Beruf der Menschheit: Die Jagd https://forsterklaert.de/jagdgeschichte https://forsterklaert.de/jagdgeschichte#respond Sun, 11 Feb 2024 16:30:00 +0000 https://forsterklaert.de/?p=4565 es über 400.000 Jägerinnen und Jäger, die diese Prüfung bestanden haben. Doch es ist noch gar nicht so lange her, da konnten die Leute auf ihrem Grund und Boden zur Jagd gehen, wie sie wollten. Denn erst in den 1920er Jahren führte man das “grüne Abitur” als Voraussetzung für die Jagd ein. Wenn Ihr noch mehr über die lange Geschichte der Jagd wissen wollt, seid Ihr in diesem Artikel genau richtig!

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Um heutzutage auf die Jagd gehen zu dürfen, braucht man einen Jagdschein. In Deutschland gibt es über 400.000 Jägerinnen und Jäger, die diese Prüfung bestanden haben. Doch es ist noch gar nicht so lange her, da konnten die Leute auf ihrem Grund und Boden zur Jagd gehen, wie sie wollten. Denn erst in den 1920er Jahren führte man das “grüne Abitur” als Voraussetzung für die Jagd ein. Wenn Ihr noch mehr über die lange Geschichte der Jagd wissen wollt, seid Ihr in diesem Artikel genau richtig!

Homo erectus lebte vor 1,7 Mio. Jahren und ging mit einfachen Waffen auf die Jagd.

Die frühen Anfänge der Jagd

Die Ursprünge der menschlichen Jagd liegen noch vor der Entwicklung des modernen Menschen (Homo sapiens). Archäologische Funde belegen, dass bereits der Homo erectus vor 1,7 Mio. Jahren Jäger und Sammler war. Somit gehört die Jagd zu einem der ältesten Berufe der Menschheit. Mit der Sesshaftigkeit vor rund 10.000 Jahren begannen die Menschen Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, wodurch die Jagd nur noch eine nachrangige Rolle für die Lebensversorgung spielte. Stattdessen mussten – ganz ähnlich wie heute auch – manche Wildtiere von den Feldern und Raubtiere vom Vieh ferngehalten werden.

Eine bäuerliche Jagd im 19. Jahrhundert.

Von Königen und dem Adel – Jagdgeschichte im Mittelalter

Bis zum frühen Mittelalter hatte die einfache Landbevölkerung das Recht zur “freien Jagd”. Das änderte sich im Mittelalter. Ab dem 8. Jahrhundert war nur noch dem König, Adeligen und kirchlichen Würdenträgern das Jagdrecht vorbehalten. Im 15. Jahrhundert entstand die noch heute geltende Einteilung in Hochwild und Niederwild. Lediglich der “Hohe Adel” durfte Rothirsche und Wildschweine jagen, während sich der niedere Klerus und die freien Bauern mit Kleintieren, wie Hase und Ente, begnügen mussten. Diese Einteilung führte bei den Bauern zu Problemen, da sie kein Schalenwild von ihren Flächen vertreiben durften und die Wildschäden in Feld und Wald enorm angestiegen waren. Ihre große Hungersnot führte zu einer Reihe von Aufständen, die im “Deutschen Bauernkrieg” des 16. Jahrhunderts zusammengefasst wurden. Doch da sie kläglich scheiterten, änderte sich an ihrer schlechten Lebenssituation nichts.

Hochwild oder Niederwild?
HochwildNiederwald
Alles Schalenwild, außer RehwildRehwild
Alles Raubhaarwild (Fuchs, Waschbär, etc.)
AuerwildAlle anderen Hühnervögel (z.B. Fasan)
Wasservögel (Enten, Gänse, etc.)
Stein- und SeeadlerAlle anderen Greifvögel
Sonstige Vögel wie Taube und Krähe

Eine neue Strukturierung der Jagdreviere

Erst im Zusammenhang mit der Deutschen Revolution 1848/49 fanden wesentliche Veränderungen des Jagdrechts statt. Von nun an war das Recht zur Jagd an das Eigentum von Grund und Boden gebunden. Das heißt, jeder Grundeigentümer durfte auf seinem Land zur Jagd gehen. Diese unreglementierte Jagd führte jedoch zu vielen Jagdunfällen und einer starken Dezimierung der Schalenwildbestände, vor allem in der nahen Umgebung von Gemeinden. Das wiederum hatte vor allem einen positiven Effekt auf die Naturverjüngung im Wald. Die jungen Bäumchen konnten ungefährdet groß werden. Schon nach kurzer Zeit wurde im Jahr 1850 das Revierjagdsystem, wie wir es auch heute noch kennen, eingeführt. Das Jagdausübungsrecht durfte nur noch auf einer Mindestgröße von zusammenhängendem Grundbesitz durchgeführt werden. Kleinere Flächen fasste man zu einer Jagdgenossenschaft zusammen, wo man sich das Jagdrecht teilte.

Grenzsteine zeigen an, wo sich der Eigentümer einer Fläche ändert. Ihr könnt sie häufig an Waldrändern entdecken.

Wusstest Du schon…?
Das Jagdrecht ist an Eigentum von Grund und Boden gebunden. Das Recht zur Jagd können Grundstückseigentümer:innen selber ausüben (sofern sie einen Jagdschein besitzen) oder an andere Personen verpachten. In Deutschland muss die Fläche des Grundeigentums mindestens 75 Hektar betragen. Kleinere Flächen werden zu einem gemeinschaftlichen Jagdbezirk zusammengefasst.

Die Jagd unterliegt strengen Regeln. Diese werden in den Jagdkursen behandelt. Dazu gehören Recht, Waffenhandhabung, Wildbiologie und vieles mehr.

Jagdgeschichte in der DDR und der Bonner Republik

Erst seit den 1920er Jahren der Weimarer Republik ist eine Jägerprüfung zur Erlangung des Jagdscheins vorgeschrieben. 10 Jahre später, während des Nationalsozialismus, führte der Reichsjägermeister Hermann Göring das Reichsjagdgesetz mit der Pflicht zur Trophäenschau und der gesetzlichen Verankerung des Begriffs der “Waidgerechtigkeit” ein. In der Nachkriegszeit war es den Deutschen verboten, die Jagd auszuüben, bis die Besatzungsmächte die Debatte über die Neuausrichtung der deutschen Jagd beendeten. In der DDR führte man die “Volksjagd” ein. Alle Jagdflächen gehörten dem Staat und Privatjäger:innen mussten sich eine Waffe ausleihen, wenn sie zur Jagd wollten. Das erlegte Wild musste man bei einer zentralen Wildabgabestelle ausliefern.

Die SED-Führung gewährte sich selbst einige Privilegien in sogenannten Sonderjagdgebieten, wie zum Beispiel der Schorfheide in Brandenburg. Hier hat man das Wild ohne Rücksicht auf Wildschäden “gezüchtet”, indem es beispielsweise ganzjährig gefüttert wurde. Hier wurde der Spaß von wenigen Privilegierten über die Belange der Natur gestellt.  Die westdeutsche Bonner Republik hat, entgegen aller Proteste des Deutschen Bauernverbands und des Forstwirtschaftsrats, das alte Reichsjagdgesetz in weiten Teilen übernommen. Im neuen Bundesjagdgesetz hatte die Hege und Trophäenjagd somit noch einen hohen Stellenwert. Seit der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland geht das jagdliche Ziel zunehmend in Richtung einer Reduktion der Schalenwildbestände, das bis heute in vielen Teilen des Landes noch nicht erreicht ist.

Die jüngere Jagdgeschichte hat viele Parallelen mit der Forstgeschichte. Nach dem  2. Weltkrieg mussten viele Wälder aufgeforstet werden.

Wusstest Du schon…?
Unsere Jagdgeschichte hat viele Parallelen zu unserer Forstgeschichte. So hat die heutige Situation ihren Ursprung in den Auswirkungen der Nachkriegszeit. Mehr darüber könnt ihr in unserem Artikel über die forstliche Geschichte Deutschlands nachlesen.

Was sind heutige Gründe für die Jagd?

Neben der  Lebensmittelgewinnung steht für viele Jägerinnen und Jäger der Beitrag zum Naturschutz an oberster Stelle. Damit ist einerseits die Förderung von gefährdeten Arten wie dem Rebhuhn gemeint, indem man Füchse oder Waschbären jagt. Andererseits steht der Wald heute vor riesigen Herausforderungen. Die durch den Klimawandel abgestorbenen Waldflächen müssen wieder nachwachsen können. Voraussetzung dafür ist ein angepasster Wildbestand, der nicht alle jungen Bäume auffrisst. Mehr darüber, warum wir jagen müssen, könnt Ihr in unserem Artikel nachlesen.

Wie Ihr seht, hat die Jagd schon einige Höhen und Tiefen gehabt. Unsere heutige Situation der Wildtierpopulationen sind auf Entscheidungen von vor mehreren Jahrzehnten zurückzuführen. Beispielsweise gilt die Schorfheide heute noch als eine sehr wildreiche Gegend. Auch die Vertreibung und Ausrottung großer Prädatoren fanden zu dieser Zeit statt. Viele der heutigen Traditionen haben ihren Ursprung im 19. und 20. Jahrhundert. Was denkt Ihr, wird es mal Zeit einige Verhaltensweisen über Bord zu werfen? Was würdet ihr beibehalten oder lieber verändern?

Heutige Gründe für die Jagd sind vielfältig. Einer davon ist die Produktion eines hochwertigen und nachhaltigen Lebensmittels.

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Wie viel Wild ist in unseren Wäldern? https://forsterklaert.de/wildtierdichte https://forsterklaert.de/wildtierdichte#comments Sun, 11 Sep 2022 17:14:44 +0000 https://forsterklaert.de/?p=3406 Es hat verschiedene Vorteile zu wissen, wie viele Wildtiere in unseren Wäldern lebt. Vor allem im Natur- und Artenschutz ist es wichtig, frühzeitig zu erkennen, dass bestimmte Tierarten immer seltener oder häufiger vorkommen. Auch für Förster:innen ist es wichtig zu wissen, wie viele Wildtiere durch ihren Wald laufen.

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Es hat verschiedene Vorteile zu wissen, wie viele Wildtiere in unseren Wäldern lebt. Vor allem im Natur- und Artenschutz ist es wichtig, frühzeitig zu erkennen, dass bestimmte Tierarten immer seltener oder häufiger vorkommen. So kann man frühzeitig geeignete Gegenmaßnahmen treffen. Auch für Förster:innen ist es wichtig zu wissen, wie viele Wildtiere durch ihren Wald laufen. Das hat einerseits waldbauliche Gründe, denn Rehe & Co fressen gerne die Triebe von jungen Bäumen. Andererseits ist Forstleuten natürlich auch der Naturschutz sehr wichtig. Sie wollen wissen, ob seltene und bedrohte Arten eine Zuflucht in ihrem Wald gefunden haben. Dadurch kann zum Beispiel der Horst eines Rotmilans oder Schwarzstorches optimal geschützt werden.

Der weltweit seltene Rotmilan kommt in Deutschland relativ häufig vor. Über die Hälfte der Weltpopulation brütet bei uns.

Evolution oder Bedrohung?

Wenn wir von Naturschutz und Artensterben sprechen, müssen wir etwas erwähnen: Das Aussterben von Tieren und Pflanzen ist ein ganz natürlicher Vorgang und gehört zur Evolution dazu. Wenn sich eine Lücke im Ökosystem ergibt, hat eine andere Art, die vielleicht besser an ihre Umweltbedingungen angepasst ist, die Möglichkeit, sich zu etablieren. Deshalb muss man auch immer hinterfragen, inwieweit wir durch Schutzmaßnahmen solchen Aussterbeprozessen entgegenwirken wollen. Dazu später mehr!

Wusstest Du schon…?
Laut WWF sind von insgesamt knapp 150.000 Tier- und Pflanzenarten fast ein Drittel bedroht. Das geht aus den Daten der Roten Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten der IUCN hervor.

Wie kann man Wildtiere zählen?

Um das lokale Verschwinden einzelner Arten frühzeitig feststellen zu können, ist ein flächendeckendes und regelmäßiges Monitoring notwendig. Also ein dauerhaftes Erfassen und Beobachten von Individuen einer Art. Dadurch lässt sich feststellen, wie sich die Population entwickelt. Gleichzeitig können wir viel über das Verhalten der Wildtiere lernen. Doch Wildtiere zu zählen ist gar nicht so einfach. Viele von ihnen sind nachtaktiv, haben riesige Streifgebiete oder sehen sich untereinander so ähnlich, dass man nie genau weiß, ob dieses Tier schon gezählt wurde oder nicht. Somit hat jede Tierart ein ganz spezielles Verhalten, wodurch sich mit der Zeit viele verschiedene Methoden zur Abundanzerfassung etabliert haben. Wir möchten Euch die wichtigsten kurz vorstellen.

1 Hase, 2 Rehe, 3 Wölfe

1. Jagd und Fotofallen

Die Jagd ist ein ganz wichtiges Hilfsmittel für ein flächendeckendes Monitoring von jagdbaren Tierarten wie Reh-, Schwarz- und Rotwild. Jedes erlegte Tier muss gemeldet und in eine Datenbank aufgenommen werden. Dadurch lässt sich exakt analysieren, wie viele Wildtiere welchen Geschlechts und Alter in einem bestimmten Gebiet pro Jahr zur Strecke gekommen sind. Vergleicht man diese Zahlen mit den Vorjahren, lassen sich die Bestandsentwicklungen beurteilen. Damit diese Zahlen tatsächlich nutzbar sind, gibt es jedoch einige Voraussetzungen. Die beiden wichtigsten sind, dass die Jagd der wesentliche Sterblichkeitsfaktor ist und dass man jedes Jahr mit etwa der gleichen Intensität jagt.

Mit solchen Wildkameras können neue Informationen über einige Wildtiere gesammelt werden.

Bitte für die Kamera lächeln

Jäger:innen haben auch oft Wildkameras in Jagdrevieren platziert, um immer zu wissen, was dort los ist. Diese Bilder können Wissenschaftler:innen ebenfalls gut gebrauchen, um Hinweise auf nachtaktive und scheue Tiere wie z.B. den Luchs zu bekommen. Durch ihre für jedes Individuum einzigartige Fellstruktur können sie das Tier exakt identifizieren und zum Beispiel herausfinden, wie groß sein Streifgebiet ist oder ob es nur auf Durchzug ist.

Luchse haben ein riesiges Streifgebiet und sind überwiegend nachtaktiv. Ohne Fotofallen hätten wir viel weniger Informationen über sie.
2. Bodenzählung

Hasen lassen sich gut vom Boden aus zählen. Dazu werden in der Nacht die Felder und Wiesen mit sehr starken Scheinwerfern abgeleuchtet und die Anzahl der reflektierenden Augen notiert. Das gleiche Prinzip funktioniert auch beim Rotwild. Der König der Wälder lebt nämlich viel lieber im Feld als im Wald. Das trauen sie sich allerdings erst im Schutz der Dunkelheit.

Vögel lassen sich am besten mit dem Gehör erfassen. Wer wissen will, ob ein Sperlingskauz in seinem Revier unterwegs ist, muss während der Dämmerung einen kleinen Spaziergang unternehmen und gut zuhören. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass Ihr den Ruf des Kauzes eindeutig erkennen könnt.

Waldkäuze und andere nachtaktive Greifvögel sind mit dem bloßen Auge nur selten zu sehen. Man findet sie viel besser, wenn man ihrem Ruf folgt.
3. Losung

Losung ist der jagdliche Begriff für Kot. Findet man sie, dann weiß man zumindest schon mal, dass diese Tierart vorhanden ist. Das Verfahren wird gerne beim Monitoring von Wölfen angewandt, weil man die Tiere anders nur schwer vor die Augen bekommt. Und oft ist bei einer Sichtung ein Wolf nicht zweifelsfrei von einem Hund zu unterscheiden. Diese können sich untereinander sogar verpaaren und es entstehen sogenannte Hybride. Erst durch eine Laboranalyse der Losung lässt sich mit Sicherheit sagen, ob es sich um einen Wolf handelt.

Zählen oder schätzen – Hauptsache zur gleich Zeit

Es gibt noch viele weitere Methoden der Wildtiererfassung, wie zum Beispiel die Zählung an Winterfütterungen, die Erfassung von Verkehrsopfern oder sogenannte Fang-Wiederfang-Methoden. Bei fast allen Methoden ist entscheidend, dass eine Vergleichbarkeit hergestellt werden kann. Das heißt, die Scheinwerferzählung muss jedes Jahr im selben Gebiet und auch zur gleichen Jahreszeit erfolgen. Andernfalls könnten die Ergebnisse verfälschen. Und selbst wenn man alle Parameter gewissenhaft befolgt, lässt sich niemals eine exakte Zahl von Wildtieren bestimmen. Letztendlich handelt es sich immer um mehr oder weniger exakte Schätzungen.

Wildtiermanagement

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts fing man damit an, immer seltener die Ergebnisse aus den zahlenmäßigen Erfassungen als Grundlage für das Wildtiermanagement zu nehmen. Stattdessen bediente man sich ökologischen und ökonomischen Zielgrößen als Grundlage. Das bedeutet, dass der Vegetationszustand als Weiser dient, um Maßnahmen zu bestimmen. Das wesentliche Problem bei dieser Methode ist jedoch, dass keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Anzahl der vorhandenen Wildtiere gezogen werden können. Die Fraßeinwirkung hat neben der Anzahl an Tieren nämlich noch weitere Faktoren, wie zum Beispiel Störungen durch Freizeitsportler:innen oder andere Stressfaktoren. Trotzdem hat sich diese Methode durchgesetzt und wird als Grundlage für einen jagdlichen  Rahmen und Vorgaben für zu erlegendes Wild genommen.

Der Zustand der Vegetation ist ein wichtiger Weiser für das Wildtiermanagement.

Es gibt zwei Methoden zur Beurteilung von Vegetation. Das in den 1990ern in Bayern eingeführte Verbiss- und Schälgutachten beurteilt den Zustand der Gehölze in einem abgesteckten Gebiet. In diesem werden die verbissenen bzw. geschälten Bäume gezählt und ins Verhältnis zur Gesamtzahl der Bäume gesetzt. Jedes Bundesland, bzw. jede:r Waldbesitzende hat mit diesen Zahlen die Möglichkeit zu bestimmen, ob der Schaden zu groß (das bedeutet mehr Jagd) oder annehmbar (gleiche oder weniger Jagdintensität) ist. Neben dem Verbiss- und Schälgutachten gibt es noch das Kontrollzaunverfahren. Es wird ein kleines Gebiet eingezäunt, in welchem die Vegetation ungestört wachsen kann. Diese wird mit der Vegetation außerhalb des Zauns verglichen. Die Methode hat in der Praxis jedoch nur wenig Relevanz und dient hauptsächlich der Wissenschaft, um das Wuchspotenzial eines Waldes festzustellen.

Exkurs: Vermehrungsrate von Wildtieren

Wie schon zu Beginn erwähnt, ist der Zeitpunkt der verschiedenen Zählverfahren sehr entscheidend. Im Mai oder Juni kann die Population schon doppelt so groß sein wie zu Jahresbeginn. Das liegt natürlich daran, dass nach dem Winter die Wildtiere ihre Jungen bekommen. Aus diesem Grund wird als Stichtag oft der 1. April gewählt. Um zu demonstrieren, wie sich eine Population vermehren könnte, wenn die Jagd eingestellt würde, möchten wir einmal anhand des Rehwildes veranschaulichen. Wichtig zu erwähnen ist, dass es sich bei der folgenden Rechnung um theoretische Werte handelt, die man in der Praxis so nicht vorfindet. Rehe sterben nicht nur durch die Jagd, sondern auch unvorhersehbar durch Verkehrsunfälle, Krankheiten oder als Beute von Wölfen oder Luchsen.

Vermehrungsrate von Rehwild

Diese Grafik veranschaulicht, wie schnell eine Rehwildpopulation wachsen würde, wenn sie nicht mehr bejagt wird. Bei einem (geschätzten) Anfangsbestand von 10 Rehen auf einer Fläche von 100 Hektar hat sich der Bestand nach nur 3 Jahren mit 31 Tieren bereits mehr als verdreifacht. In der Praxis steigt die Zahl natürlich nicht so schnell, weil andere Faktoren wie Verkehrsunfälle und Krankheiten ansteigen würden.

Wie viele Wildtiere haben wir, wie viele sollten hier sein?

Bei der Planung von Abschussplänen sind diese Zahlen sehr wichtig. Wenn aus Sicht der Waldbesitzenden eine vertretbare Anzahl an Rehen vorhanden ist (Stichwort Vegetationsgutachten), besteht das jagdliche Ziel darin, den Bestand gleich groß zu halten. Bei Rehwild beträgt die jährliche Vermehrungsrate etwa 120 % der Weibchen. Bei Rotwild etwas weniger und bei Schwarzwild kann sie 300 % und mehr betragen. Das liegt daran, dass Wildschweine sehr viele Frischlinge bekommen und das teilweise sogar mehr als einmal pro Jahr. Im Abschussplan für Rehwild würden in unserer Rechnung somit jährlich sechs Rehe pro 100 Hektar erlegt werden müssen, um den Bestand auf einem gleichem Niveau zu halten.

Die jährliche Vermehrungsrate von Rehen beträgt etwa 120% des weiblichen Bestandes.

Wusstest Du schon…?
Im Jagdjahr 2019/2020 gab es in Deutschland fast 200.000 Verkehrsunfälle mit Rehwild. Die Dunkelziffer dürfte noch deutlich höher liegen.

Habitatmanagement

Kommen wir noch einmal zurück zum Natur- und Artenschutz. Anfangs haben wir die Frage in den Raum geworfen, inwieweit wir natürlichen Aussterbeprozessen entgegenwirken sollten. Ganz klar ist jedenfalls, dass das Aussterben, welches wir Menschen verursacht haben, rückgängig gemacht werden sollte. Das geschieht oftmals mit einem Schutzstatus für dieses Tier, man darf es dann nicht mehr bejagen. Diese vergleichsweise einfache Methode funktioniert bei solchen Wildtieren sehr gut, die der Mensch ausgerottet hat. Das beste Beispiel hierfür ist der Wolf. Vor über einem Jahrhundert wurde der “letzte Wolf” in Deutschland erschossen. Doch durch die Aufnahme in das Naturschutzgesetz hat Isegrim seit einigen Jahren wieder freie Bahn und verbreitet sich bereits wieder in fast allen Bundesländern, wodurch es wieder mehrere tausend Wölfe in Deutschland gibt.

Bei vielen anderen vom Aussterben bedrohten Arten funktioniert dieses Konzept leider nicht. Einige am Boden brütende Vögel, wie zum Beispiel der Kiebitz, profitieren wenig davon, dass man sie nicht bejagen darf. Die Ursachen für deren Rückgang sind vielfältig. Landwirtschaft, Klimawandel und Lebensraumverlust sind nur ein paar davon. Und genau hier kommt das sogenannte Habitatmanagement ins Spiel. Das gehört ebenfalls zu einem guten Wildtiermanagement dazu. Dadurch schafft bzw. erhält man neue Lebensräume. Nester können vor den großen landwirtschaftlichen Maschinen geschützt und Fressfeinde, wie zum Beispiel der Fuchs, bejagt werden. Letzterer profitiert im Gegensatz zum Kiebitz sehr von der menschlichen Nähe und würde sich unverhältnismäßig schnell vermehren.

Kiebitze haben es heutzutage sehr schwer. Sie benötigen viel menschliche Unterstützung, um eine Zukunft bei uns zu haben.

Wildtierzählung für viele von Vorteil

Ihr seht, einen guten Überblick über den Wildtierbestand zu haben, hat für viele verschiedene Anwendungsbereiche Vorteile. Die Informationen dienen dem aktiven Natur- und Artenschutz, aber auch zur Gewinnung von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Durch das Internet kann jeder Einzelne von Euch ebenfalls mithelfen. Habt Ihr schon mal eine seltene Tierart oder ein ungewöhnliches Verhalten beobachten können? Dann gibt es auf unterschiedlichen Plattformen die Möglichkeit, dies zu melden. Die Internetseite naturgucker.de ist eine der bekanntesten. Also Augen auf beim nächsten Spaziergang und bis bald im Wald!

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Afrikanische Schweinepest: Eine Tierseuche breitet sich aus https://forsterklaert.de/asp https://forsterklaert.de/asp#respond Sun, 24 Jul 2022 15:30:00 +0000 https://forsterklaert.de/?p=3320 Drahtgeflecht zwischen Deutschland und Polen konnte die Tierseuche nicht stoppen. Und doch versuchen Jagd, Politik und Wissenschaft aufzuhalten, was beinahe nicht mehr aufzuhalten ist. Nämlich dass sich die Afrikanische Schweinepest, kurz ASP, in ganz Deutschland ausbreitet. Was das bedeutet und welche Möglichkeiten zur Eindämmung bleiben, erklären wir Euch in diesem Artikel. 

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Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die Seuche sich auch in Deutschland ausbreitet. Von Osten her drängen infizierte Tiere immer weiter ins Landesinnere hinein. Auch das Drahtgeflecht zwischen Deutschland und Polen konnte die Tierseuche nicht stoppen. Und doch versuchen Jagd, Politik und Wissenschaft aufzuhalten, was beinahe nicht mehr aufzuhalten ist. Nämlich dass sich die Afrikanische Schweinepest, kurz ASP, in ganz Deutschland ausbreitet. Was das bedeutet und welche Möglichkeiten zur Eindämmung bleiben, erklären wir Euch in diesem Artikel. 

Warum ist die Afrikanische Schweinepest so gefährlich? 

Aktuell listet das Friedrich-Loeffler-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Ostsee-Insel Riems, insgesamt 3957 Wildschweine, die sich in Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern mit der Tierseuche infizierten. Maßnahmen müssen also her, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Zäune werden errichtet und Pufferzonen ausgewiesen, doch Expert:innen bleiben skeptisch. Helfen würde vor allem ein Impfstoff, doch dessen Erforschung ist ein schwieriges Unterfangen. Denn das ASP-Virus ist so tückisch, weil es diverse Substanzen, die als Immunmodulatoren wirken, mit sich bringt, dadurch kann es den Abwehrkräften seines Wirts leichter entgehen. Ein Schwein bildet dann keine neutralisierenden Antikörper, so können die Viren nahezu ungehindert in die Zellen eindringen. Sogar den programmierten Zelltod nutzt das Virus aus. Dieser natürliche Mechanismus hilft einem Organismus normalerweise, infizierte Zellen loszuwerden. Sowohl herkömmliche als auch moderne Methoden der Impfstoffentwicklung sind bislang fehlgeschlagen. Und die ersten Versuche, die Seuche auf so naheliegende Weise zu beherrschen, liegen immerhin schon 60 Jahre zurück. 

Wildschweine sind von der ASP bedroht – und sind Überträger.

Woher kommt die Afrikanischen Schweinepest

Im frühen 20. Jahrhundert trat die Afrikanische Schweinepest bei britischen Landwirten in einer Kolonie Ostafrikas zum ersten Mal in Erscheinung. Südlich der Sahara nahm eine Seuche, für die Busch- und Warzenschweine als Überträger gelten wie auch Zecken, ihren Lauf – und vor rund 14 Jahren über Georgien den Weg nach Europa fand. Wie, das ist bis heute nicht genau geklärt, aber Wildschweine könnten sich an nachlässig entsorgten Speiseresten infiziert haben. 

Wusstest Du schon … ?
Beispielsweise in rohem Fleisch und in geräucherter Wurst, also allem was nicht über 70 Grad erhitzt wird, ist das Virus über mehrere Monate hinweg infektiös. Aber auch auf Kleidung, Autoreifen oder Futtermitteln hält sich der Erreger gut. 

Jäger:innen, Futtermittellieferungen oder aber Reisende können das Virus schnell von A nach B tragen. Die Afrikanische Schweinepest grassiert inzwischen in dreizehn europäischen Ländern. Rumänien und Polen und weite Teilen Asiens, darunter Vietnam, Korea und China sind betroffen. Mit weitreichenden Folgen für die Volksrepublik, in der Fleischkonsum ein Statussymbol ist und deshalb von Jahr zu Jahr zunimmt.

Wusstest Du schon …?
Die Afrikanische Schweinepest stellt für Menschen und Haustiere keine Gefahr dar. Um Wild- und Hausschweine zu schützen und eine weitere Ausbreitung des ASP-Virus zu verhindern, kann dennoch jede:r etwas beitragen. Fleisch und Speisereste solltest Du daher insbesondere an Raststätten und Parkplätzen in verschließbaren Tonnen entsorgen.  Außerdem sollten abgesperrte Bereiche oder Schilder mit der Warnung vor ASP-Gebieten keinesfalls missachtet werden. 

Die Afrikanische Schweinepest zieht bereits wirtschaftliche Folgen nach sich 

Als das ASP-Virus vor etwa drei Jahren die chinesischen Schweinezucht-Provinzen erreichte, mussten die Behörden etwa eine Millionen Tiere töten lassen. Auch hierzulande ist das Virus bereits in die Ställe eingedrungen, bisher verlief die Seuchenbekämpfung noch glimpflich und bedeutete erst für zweihundert Tiere den Tod. Viel problematischer noch als die Tiere vergebens zu pflegen, sind für die Landwirte andere Verluste: Aus Angst, das ASP-Virus ins eigene Land zu holen, verhängen wichtige Importländer wie China und Südkorea einen Einfuhrstopp für deutsches Schweinefleisch. Dem Preiskampf des internationalen Fleischhandels unterlegen, verlieren heimische Landwirt:innen ihren Absatzmarkt. 

Während die ASP für uns Menschen keine Gefahr ist, stellt sie eine große Herausforderung für die Landwirtschaft dar.

ASP ist keine Gefahr für den Menschen

Für die Gesundheit des Menschen stellt die Afrikanische Schweinepest keinerlei Gefahr dar. Infiziert sich jedoch ein Haus- oder Wildschwein, ist in 90 % der Fälle damit zu rechnen, dass die Tiere sterben. Ihr Leiden beginnt mit hohem Fieber, sie fressen wenig und schlafen viel, nach ein paar Tagen verenden sie an inneren Blutungen, die für mehrere Krankheiten sprechen können, von denen sich die ASP schwer unterscheiden lässt. Ganz untrügliche Anzeichen gibt es kaum. In ihrem Labor des Friedrich-Loeffler-Institut landen deshalb Proben von toten Tieren, für die sich Bäuer:innen und Jäger:innen eine sichere Diagnose wünschen, um Verdachtsfälle zu klären. Und hier gehen Virolog:innen noch einem weiteren Dienst nach, der Impfstoffforschung.

Wenn’s keinen Impfstoff gibt, müssen Sperrzonen herhalten

Kein Impfstoff ist reif für die Praxis, daher setzt man im Osten Deutschlands derweilen auf konventionellere Maßnahmen, um die Seuchengefahr zu verringern: Die Biosicherheit wird erhöht und freilaufende Tiere vorsorglich in den Stall gesperrt. Wird ein ASP-Fall auf einem Hof oder im Wald nachgewiesen, hält die Europäische Union ein Konvolut aus Regeln bereit, die von den zuständigen Gesundheitsbehörden jedes Bundesland verschieden interpretiert. In der Regel unterscheidet man in Sperrzone I und Sperrzone II. Schilder warnen vor dem Betreten der Bereiche. In Sperrzone II, dem gefährdeten Gebiet, wird regelmäßig mit Hilfe von Drohnen, Wärmebildkameras, Spürhunden und Freiwilligen nach verendeten Wildschweinen gesucht und deren Kadaver sachgemäß entsorgt. Um dieses Gebiet liegt als ein Puffer die Sperrzone I, die seuchenfreie Gegenden im Westen davon trennen soll. 

Gegen die ASP helfen kann langfristig ein Impfstoff. Bis es den gibt, kann Bejagung eine Lösung sein.

Helfen könnte die Bejagung der Schwarzkittel

Wildschweine gelten zwar als ortstreu, die vielen Tiere tragen das ASP-Virus dennoch schnell aus einer Pufferzone. Deswegen breitet sich das Virus trotz der Maßnahmen weiter aus. Helfen könnte die Bejagung der Schwarzkittel. Das empfiehlt auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit. Deren Berechnungen zu Folge müssten die Wildschweinpopulationen in Pufferzonen und gefährdeten Gebieten um mindestens 70 % reduziert werden. Der Jagd fällt somit eine entscheidende Rolle für das Seuchenmanagement zu, trotzdem bleibt sie in Brandenburgs ASP-Gebieten untersagt. 

Wusstest Du schon … ?
Das Revier sollte nach Fallwild abgesucht und gegebenenfalls Proben verendeter Wildschweine in Absprache mit dem Veterinäramt entnommen werden. Außerdem gilt es Schwarzwild stärker zu bejagen. Bei der Jagd in ASP Gebieten sollte man die Ausrüstung inklusive der Kleidung nach der Jagd ordentlich reinigen und desinfizieren. 

Will man aber die Wildpopulationen künftig besser schützen, bleibt nur, auf einen Impfstoff zu hoffen. Ein weiteres Problem: Dieser Impfstoff kann nicht auf einer Injektion beruhen, wie könnte nur jedes Wildschwein gefunden werden?! Von größerem Nutzen wäre etwa ein Präparat, das sich zum Beispiel über Köder verteilen ließe, die Jäger:innen in Wäldern oder auf Wiesen auslegen. Das bedeutet aber auch, dass der Impfstoff dafür entsprechend gemacht sein muss. Der Wirkstoff nimmt einen anderen Weg, um das Immunsystem zu stimulieren, und gelangt dann über die Schleimhäute in den Wurf, also dem Schweinemaul oder Nase in den Körper. Die Magen-Darmpassage würde ihn außer Gefecht setzen. Vor einem Einsatz in Feld, Wald und Wiese sind Impfstoffe deshalb gründlich zu prüfen. Und das braucht Zeit. 

Bei der Jagd in ASP-Gebieten sollte man darauf achten, die Schutzrüstung anschließend gründlich zu reinigen.

Gegen die Schweinepest

Bis es so weit ist, gilt es, das Ausmaß der Afrikanischen Schweinepest durch andere Maßnahmen gering zu halten. Schutzzäune scheinen sich dafür zwar anzubieten, durch Lücken, wie sie an Straßen beispielsweise nicht zu vermeiden sind, gelangen die Tiere aber schnell auf die andere Seite. Ist kein Durchgang zu finden, heben die Tiere das Drahtgeflecht auch mit dem Wurf an und schlüpfen mühelos darunter durch – und schleppen das ASP-Virus mit sich. 

Wusstest Du schon … ? 
An der polnischen Grenze wurde daher noch ein zweiter Zaun gezogen, in etwa 500 bis 1000 Meter Entfernung zum ersten; der Raum dazwischen soll als ASP-Schutzkorridor dienen, frei von Wildschweinen. 

Hundert Prozent wildschweindicht wird kein Bollwerk sein. Hattet Ihr denn schon einmal Berührungspunkte mit der ASP oder ist dieses Thema ganz neu für Euch? Die Sorge einer weiteren Pandemie können wir Euch jedenfalls nehmen, für die Welt von Wild- und Hausschweinen sieht es hingegen dramatisch aus.

Diesen Artikel hat unsere Praktikantin Alina geschrieben. Hat er Euch gefallen? Dann lasst gerne positives Feedback in den Kommentaren da! Wir sind dankbar für ihre Mitarbeit und freuen uns sehr, das Ergebnis hier präsentieren zu können.

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Die Jagd mit Fallen – Naturschutz oder unzeitgemäß? https://forsterklaert.de/fallenjagd https://forsterklaert.de/fallenjagd#comments Sun, 03 Apr 2022 15:30:00 +0000 https://forsterklaert.de/?p=3105 unserer Vorfahren. Die Art der Fallen und die Gründe diese zu benutzen haben sich in den letzten Jahrhunderten jedoch grundlegend verändert. Die meisten wissen jedoch nicht, dass die Jagd mit Fallen heutzutage eine wichtige Rolle beim Artenschutz spielt. Wieso das der Fall ist und wozu diese Art der Jagd noch dient, erfahrt Ihr in diesem Artikel. 

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Die Fallen- oder Fangjagd ist die älteste Art des Jagens und war ein wichtiger Teil der Ernährung unserer Vorfahren. Die Art der Fallen und die Gründe diese zu benutzen haben sich in den letzten Jahrhunderten jedoch grundlegend verändert. Die meisten wissen jedoch nicht, dass die Jagd mit Fallen heutzutage eine wichtige Rolle beim Artenschutz spielt. Wieso das der Fall ist und wozu diese Art der Jagd noch dient, erfahrt Ihr in diesem Artikel. 

Wozu brauchen wir Fallen? 

Durch die Veränderungen nahezu jedes Lebensraumes durch den Menschen reicht die Lebensraumgestaltung für bedrohte Arten oftmals nicht aus. Raubwild wie Füchse, Marder oder auch Waschbären vermehren sich jedoch sehr stark. Diese so genannten Prädatoren reduzieren zum Beispiel bodenbrütende Vögel. Um diese stark gefährdeten Arten zu schützen, ist eine Reduktion der Raubtiere notwendig. 

Die Fallen sollen sich möglichst wenig von ihrer Umgebung abheben. Wenn sie auf Wildwechseln stehen, nehmen die Tiere sie oftmals als ihren neuen Weg an, gerade wenn es keinen Weg um sie herum gibt. Diese Falle steht in der Nähe eines Gewässers, um Waschbären von der geschützten und gefährdeten Gelbbauchunke fernzuhalten.

Doch nicht nur andere Tierarten, sondern auch menschliches Eigentum sind gefährdet. Gerade der fremdländische Waschbär macht als Neozoon viel Ärger. Er plündert Mülltonnen, nistet sich auf Dachböden ein und verbreitet den Waschbärspulwurm. Dieser ist ähnlich wie der Fuchsbandwurm auf den Menschen übertragbar. Während er für die Waschbären selbst oder für Überträger wie Hunde keine Gefahr darstellt, wirkt er beim Menschen tödlich und kann nicht behandelt werden.

Fallen müssen darüber hinaus nicht nur dazu dienen, die Tiere nach dem Fang zu erlegen. Gerade bei verwilderten Hauskatzen können sie dabei behilflich sein, das Wachstum der Population durch gezielte Sterilisation zu minimieren, um heimische Singvögel zu schützen. 

Doch auch die Vögel selbst kann man durch Fallen mit Sendern oder Ringen ausstatten, um ihr Zugverhalten zu untersuchen. 

Tot oder lebendig?  

Man unterscheidet zwischen zwei grundlegenden Fallentypen: Totfangfallen und Lebendfallen. Die Begriffe sind dabei so einfach zu verstehen, wie sie klingen. 

Unter Totfangfallen versteht man zumeist sogenannte Abzugseisen. Diese werden ausgelöst, sobald an dem Köder in der Falle gezogen wird. Die Falle darf nicht auf Druck auslösen. So wird gewährleistet, dass sich das Tier in der Falle mit dem Kopf an der richtigen Stelle befindet. Das Tier wird dadurch tierschutzgerecht durch einen Genickbruch erlegt. Totfangfallen muss man einmal am Tag kontrollieren und sie benötigen wichtige Schutzvorkehrungen.

Wusstest Du schon…? 
Der Name Eiabzugseisen beschreibt, wie die Fallen ausgelöst wird. Nämlich nur durch das ziehen an dem Köder – beim Marder ist dies ein Ei. 

Die Falle muss sich in einem sogenannten Fangbunker befinden. Dies ist eine Art Kasten mit einem verwinkelten Eingang. Er macht es Menschen unmöglich, durch den Eingang in die Falle hinein zu greifen und sich zu verletzen. Diese Behältnisse müssen durch einen Warnhinweis und ein Schloss gesichert sein. Darüber hinaus sorgt ein Sicherheitsauslösemechanismus dafür, dass die Falle auslöst, wenn der Deckel der Falle geöffnet wird. 

Fälschlicherweise gefangene Tiere finden in diesen Fallen jedoch ebenfalls ihr Ende. Je größer der Eingang der Falle, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eines ungewollten Beifangs. Außerdem ist ihre Handhabung vergleichsweise gefährlich.

Der Fallenmelder ist an der Seite der Lebendfalle befestigt. Sobald sich die Außenklappen schließen, wird der Sender von dem Gerät abgezogen. Kurz darauf findet man ein Signal auf dem Handy.

Wusstest Du schon…? 
Sogenannte Fallenmelder können an die Fallen angebracht werden, damit die Inhaber:innen direkt erfahren, wenn eine Falle ausgelöst hat. Die Benachrichtigung wird einfach auf das Handy geschickt. So ist es möglich, dass die Tiere so kurz wie möglich in der Falle ausharren müssen. Sie werden dann so schnell es geht erlegt oder wieder frei gelassen. 

Sicher in der Falle?

Eine Alternative bieten die Lebendfallen. Sie müssen die Tiere unversehrt fangen, es darf also auf keine Weise verletzt werden. Diese Fallen muss man zweimal täglich kontrollieren.   

Um den Stress der gefangenen Tiere zu verringern, müssen die Lebendfallen nach dem Auslösen komplett abgedunkelt sein. Wenn kein Licht hineindringen kann, schalten die Tiere sozusagen in den Schlafmodus. Obendrein darf sich im Inneren der Falle nichts befinden, woran sich das Tier verletzen könnte. 

Um zu kontrollieren, was einem in die Falle geht, variiert die Größe des Eingangs. So passen zum Beispiel in einen 8 cm großen Einlauf nur Baum- oder Steinmarder, Nerz und Hermeline hinein. Ab 20 cm kann dagegen jedes heimische Raubwild in die Falle tappen. 

Trockenobst in einer Lebensfalle, durch das man Waschbären anlocken will. Kommt das Tier gegen das Trittbrett, löst die Falle aus.

Weitere Methoden für die Selektion bestimmter Tierarten sind Köderart, Auslösegewicht und Standort. Während der Fuchs oder Enok stinkende Köder bevorzugen, mögen Waschbären gerne etwas Süßes wie Trockenobst und Marder Eier. Wenn Fallen erst ab einem bestimmten Gewicht auslösen wie zum Beispiel die Wieselwippbrettfalle, können kleinere Individuen nicht zum Beifang werden. 

Wusstest Du schon…? 
Sogenannte Drahtkastenfallen bestehen lediglich aus einem Metallgitter. Sie sind demnach nicht abgedunkelt, bieten den Tieren keinen Schutz, jedoch Verletzungsmöglichkeiten. Sie sind durch das Jagdgesetz nicht erlaubt und tierschutzwiderrechtlich. Also: Auch wenn sie einem bei der Suche nach Fallen vorgeschlagen werden – Finger weg!

Abfangkörbe bestehen ebenfalls aus einem Drahtgeflecht. Sie sind aber dafür da, um die Tiere sicher aus der Falle ins Licht zu bekommen, um sie zu erlegen.

Wie teurer Pelz ein Abfallprodukt wird

Wie schon unsere Vorfahren kann man auch heute bei der Fallenjagd Felle gewinnen. Mit der sinkenden Nachfrage nach Pelz in Deutschland, landet das teure Produkt immer öfter im Mülleimer. Nicht alle Jäger:innen möchten den Pelz als Trophäe behalten und heute gilt ein Fellvorleger eher als Staubfänger. Anders als in unmenschlichen Pelzfarmen, in welchen Tiere in schlechter Haltung gequält werden, sind Felle bei der Fallenjagd ein unumgängliches Nebenprodukt. Damit dieses nicht in der Tonne landet, engagieren sich Organisationen wie die Fellwechsel GmbH dafür, dass der Pelz auch in den heimischen Handel kommen kann. So können die Kunden ihren weitaus ökologischeren Pelz mittels einer ID-Marke bis zum Erlegungsort zurück verfolgen.

Bei dem Kauf von Pelz kann man zum Beispiel auf das Symbol der Fellwechsel GmbH oder andere ökologische Siegel achten, welche das Tierwohl gewährleisten.  

Wusstest Du schon…? 
In nördlichen amerikanischen Bundesstaaten oder Kanada gilt der Beruf des Fallensteller – “Trapper” genannt – als sehr angesehen. Die Gewinnung von Fellen schätzt man dort, neben der Jagd, sehr. 

Diskussionsrunde zu Fallen

Es gibt viele Kritiker:innen der Fallenjagd und das hat natürlich auch seine Gründe. Es kann zum Beispiel nicht immer zu 100% gewährleistet sein, dass nicht das falsche Tier in eine Totfangfalle tappt. Nicht ohne Grund sind diese in Nordrhein-Westfalen bereits komplett verboten. Um die tierschutzgerechte Fangjagd zu unterstützen gibt es jedoch bereits viele Richtlinien. Darüber hinaus müssen alle Jäger:innen, die in Niedersachsen – aber auch in einigen anderen Bundesländern – eine Falle aufstellen wollen, einen Fallenschein besitzen. Das bedeutet, dass man einen Lehrgang besuchen muss, in welchem man die korrekte Handhabung mit diesen Geräten lernt. Desweiteren ist die Fallenjagd eines der wichtigsten Mittel, um von Raubwild gefährdete Arten zu schützen. Fallen nutzen also nicht nur “Hobby-Jäger:innen”, sondern auch Tierschützer:innen. Zusätzlich gibt es viele Regelungen für die Fangjagd, welche man im Bundesjagdgesetz festgesetzt hat. Jedes Bundesland hat darüber hinaus noch weitere und eigene Richtlinien, welche auf den Standards des Staates beruhen.     

Gibt es unter Euch Falleninhaber:innen oder Gegner:innen dieser Art der Jagd? Eure Meinung zu dem Thema würde uns sehr interessieren. Schreibt sie doch gerne in die Kommentare!  

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Drückjagd – Die bunten Menschen im Wald https://forsterklaert.de/drueckjagd https://forsterklaert.de/drueckjagd#respond Sun, 24 Oct 2021 15:30:00 +0000 https://forsterklaert.de/?p=2654 Menschen. Wenn Ihr in den nächsten Wochen mal eine Menschenansammlung mit orangenen Jacken und vielen Hunden in Waldnähe seht, dann findet hier vermutlich eine Drückjagd statt. Was genau ist eigentlich so eine Drückjagd und was haben Waldbesucher:innen alles zu beachten? Das und eine ganze Menge mehr erfahrt Ihr in diesem Artikel.

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Es ist wieder diese Zeit im Jahr. Nicht nur die Blätter färben sich bunt, sondern auch die Menschen. Wenn Ihr in den nächsten Wochen mal eine Menschenansammlung mit orangenen Jacken und vielen Hunden in Waldnähe seht, dann findet hier vermutlich eine Drückjagd statt. Für diese Jagdart wechseln Jäger:innen ihre grüne Tarnkleidung gegen grelle Kopfbedeckung und bunte Jacke. Was genau ist eigentlich so eine Drückjagd und was haben Waldbesucher:innen alles zu beachten? Das und eine ganze Menge mehr erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Maira, Felix und Ardelle in Drückjagd-Kleidung.

Drückjagd: Was ist das?

Bei einer Drückjagd verteilen sich viele Jäger:innen in einem Waldstück. Treiber:innen laufen durch diesen Wald und versuchen die Wildtiere aus ihren Verstecken zu scheuchen, damit die Jäger:innen sie erlegen. Jagdhunde unterstützen die Treiber:innen bei ihrer Arbeit. Diese Drückjagden finden nur in den Herbst- und Wintermonaten statt, weil in dieser Jahreszeit alle Wildtiere eine Jagdzeit haben. Das heißt, dass sie nach dem Gesetz erlegt werden dürfen. Denn ab dem Herbst sind alle Jungtiere selbstständig und werden nicht mehr vom Muttertier aufgezogen. Damit bei einer Drückjagd alles glatt läuft, muss man viele Dinge beachten. Von der Vorbereitung, über Sicherheitsbestimmungen bis hin zur Organisation nach der Jagd haben die Jagdleiter:innen viel zu tun.

Wusstest Du schon…?
Als Drückjagd wird eine Gesellschaftsjagd bezeichnet, die hauptsächlich zur Jagd auf Hochwild in Waldrevieren stattfindet. Eine Treibjagd ist ebenfalls eine Gesellschaftsjagd, die hingegen in Feldrevieren auf Hase, Fasan & Co stattfindet.

Das Prinzip einer Drückjagd. Treiber:innen und Hunde „drücken“ die Wildtiere aus dem Wald heraus und die Jäger:innen platzieren sich drum herum.

Sind Drückjagden sinnvoll?

Es ist natürlich so, dass die Wildtiere während einer Drückjagd sehr hohem Stress ausgesetzt sind. Überall laufen Jagdhunde durch den Wald und es fallen viele Schüsse. Wieso machen wir das dann? Es gibt einen sogenannten Abschussplan für die Wildtiere, der aussagt wie viele Tiere in einem Jahr erlegt werden müssen. Studien haben ergeben, dass es für die Tiere besser ist, wenn einmal im Jahr großer Stress für die Tiere herrscht, aber man auch einen großen Teil dieses Abschussplans an einem Tag erledigt. Denn dadurch kann viele Monate im Jahr Ruhe im Wald herrschen. Die Jäger:innen müssen nicht ständig durch den Wald laufen und alles beruhigen. So werden die Tiere im ganzen Jahr sehr viel vertrauter und können sich ganz entspannt im ganzen Wald bewegen.

Vorbereitung ist alles

Mensch und Tier sind gut erkennbar – so wird die Gefahr minimiert.

Schon viele Monate vor der Drückjagd beginnen die Vorbereitungen. Es gibt unzählige Dinge, die erledigt werden müssen. Das fängt bei der sinnvollen Verteilung der Schütz:innen im Revier an, geht weiter mit der Kontrolle von Hochsitzen im Wald und endet bei der logistischen Organisation. Oft ist es so, dass benachbarte Reviere am selben Termin eine Drückjagd veranstalten, um ein möglichst großes Gebiet zeitgleich bejagen zu können. Das ist häufig die effektivste Methode, erfordert jedoch zusätzlichen Organisationsaufwand.

Wenn alle Vorbereitungen erledigt sind und die Jagdgäste eingeladen wurden, kommt irgendwann der Tag, auf den man teilweise monatelang hingearbeitet hat. Früh morgens werden am Treffpunkt die Jagdscheine und Schießnachweise kontrolliert. Anschließend erfolgt eine Ansprache der Jagdleitung mit allen wichtigen Informationen zum Ablauf der Jagd. Dazu zählt auch, welche Wildarten erlegt werden dürfen und welche Sicherheitsbestimmungen beachtet werden müssen. Danach rücken alle Teilnehmer:innen in kleinen Gruppen in den Wald und beziehen die ihnen zugewiesenen Hochsitze. Damit das nicht alles die Jagdleitung übernehmen muss, werden zuvor einige ortskundige Gehilfen eingewiesen, die die Schütz:innen in den Wald führen.

Wusstest Du schon…?
Alle Jäger:innen, die an einer Drückjagd teilnehmen wollen, müssen jährlich einen Schießnachweis machen. Hierbei trainiert man das Schießen auf Wildtiere in der Bewegung. Das minimiert die Zahl an schlechten Schüssen, bei denen man die Tiere verletzt, aber nicht tödlich trifft.

Safety First

Die Signalkleidung ist auch im Wald weithin sichtbar.

Bei teilweise über 100 Teilnehmer:innen steht die Sicherheit an erster Stelle. Das ist ganz besonders wichtig, damit man keine Menschen oder Hunde verletzt. Die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft hat explizite Unfallverhütungsvorschriften für Jäger:innen formuliert. Die wohl wichtigsten Bestimmungen bestehen darin, dass alle Signalkleidung tragen müssen und alle Jäger:innen auf ihren Schützenständen erkennen können, wohin sie schießen dürfen und wohin nicht. Disziplin ist allerdings ebenso wichtig. Die Zeiten des Jagdbeginns und des Jagdendes sind minutengenau einzuhalten. Während der Jagd darf außerdem niemand seinen Schützenstand verlassen.

Hundeeinsatz

Bei einer Drückjagd kommt unseren Jagdhunden eine ganz besondere Bedeutung zu. Diese können mit ihrer guten Nase die Witterung der Wildtiere aufnehmen, sie in den Dickungen finden und zur Flucht veranlassen. Wenn ein Tier dann die Flucht ergriffen hat, verfolgen die Hunde dieses Tier mit lautem Gebell. Das hat zwei Vorteile. Einerseits können die Jäger:innen auf ihren Schützenständen schon aus weiter Entfernung hören, dass sich vermutlich ein Wildtier nähert und sich darauf vorbereiten. Zum anderen sind die Wildtiere nicht so panisch, weil sie genau hören wo sich der Hund befindet. Dadurch haben sie keine zu hohe Geschwindigkeit und die Jäger:innen haben eine größere Chance das Tier zu erlegen. 

Tradition oder Moderne?

Die Digitalisierung macht auch vor der Jagd nicht Halt. GPS-Geräte gehören heute zur Standardausrüstung von Jagdhunden.

Die Jägerschaft pflegt das sogenannte Brauchtum sehr. Dazu gehören natürlich die Jägersprache, aber auch zum Beispiel Brüche. Das sind abgebrochene Zweige von einem Baum, die verschiedene Bedeutungen haben können. Zum Beispiel kann ein halbarmlanger Zweig die Richtung anzeigen, in die ein Tier geflüchtet ist, wenn man es nicht richtig getroffen hat. Doch es gibt auch eine ganze Reihe an Traditionen, die immer öfter von modernen Alternativen abgelöst werden. Die Koordinierung der kompletten Drückjagd mit lauten Signalen durch ein Jagdhorn gehören der Vergangenheit an. Heutzutage nutzt man ganz einfach das Smartphone. Auch das Streckelegen, also das Präsentieren der Beute des Jagdtages an einem Platz, wird aus hygienischen Gründen immer seltener durchgeführt.

Wusstest Du schon…?
Die Jägersprache wurde ursprünglich eingeführt, um Wilderer zu entlarven. Diese gaben sich oft als Berufsjäger aus, aber konnten schnell überführt werden, wenn sie sich nicht in der internen Jägersprache unterhalten konnten.

Wichtige Informationen für Euch

Zum Schluss ein paar wichtige Tipps, wenn Ihr so einer Jagdgesellschaft mal begegnen solltet. Auch wenn Ihr eigentlich geplant hattet, genau hier eine Runde spazieren zu gehen, solltet Ihr Euch für diesen Tag eine andere Route suchen. Oft genug kommt es vor, dass plötzlich Mountainbiker:innen oder Jogger:innen im Wald auftauchen, wo kurz zuvor noch Schüsse gefallen sind oder eine Rotte Wildschweine den Weg gekreuzt hat. Das kann ganz schön gefährlich werden. Alle Waldwege sind an diesem Tag auch gesperrt oder mindestens mit Schildern, die auf eine Jagd hinweisen, ausgestattet. Zwar kontrolliert jede:r Jäger:in vor einem Schuss das Umfeld sehr genau, allerdings tragen alle Beteiligten nicht ohne Grund Signalkleidung. Ein verletztes Wildschwein ist ebenfalls nicht zu unterschätzen und könnte Spaziergänger:innen verletzen.

Simon als Jagdleiter findet, Ardelle hat ihre Arbeit bei der Drückjagd gut gemacht!

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Rettung aus der Luft – Kitzrettung mit einer Drohne https://forsterklaert.de/kitzrettung https://forsterklaert.de/kitzrettung#respond Sun, 25 Jul 2021 19:13:55 +0000 https://forsterklaert.de/?p=2408 Bayern, Ende Mai, vier Uhr morgens: Das Forst erklärt Team macht sich auf zu den umliegenden Wiesen und Feldern. Das heutige Ziel ist es, Rehkitze vor einem Mähtod zu retten. Felix Kuwert von Jagdmomente hat uns eingeladen, ihn bei der Kitzrettung aus der Luft zu begleiten. Wieso Rehkitze gerettet werden müssen und wie das angestellt wird, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

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Bayern, Ende Mai, vier Uhr morgens: Das Forst erklärt Team macht sich auf zu den umliegenden Wiesen und Feldern. Das heutige Ziel ist es, Rehkitze vor einem Mähtod zu retten. Felix Kuwert von Jagdmomente hat uns eingeladen, ihn bei der Kitzrettung aus der Luft zu begleiten. Wieso Rehkitze gerettet werden müssen und wie das angestellt wird, erfahrt Ihr in diesem Artikel. 

Das Rehkitz 

Zwischen Mai und Juni setzt das weibliche Reh, die Ricke, ihre Kitze in die Welt. Meistens sind das ein bis zwei, manchmal sogar drei Jungtiere. In den ersten paar Lebenswochen legt die Ricke ihre Kitze in deckungsreichem Gelände ab. Das sind oft hohe Wiesen oder Felder, wo die jungen Tiere vor Fressfeinden geschützt sind. In den ersten Lebenstagen bewegen sich die Kitze nicht von diesen Stellen weg und die Ricke sucht sie regelmäßig zum Säugen auf. In dieser Zeit haben die Kitze einen sehr geringen und volatilen (flüchtigen) Eigengeruch und sind somit für Räuber, wie dem Fuchs, sehr schwer zu finden.

Droht dem Kitz Gefahr, ist es daher seine Strategie, sich zu ducken und abzuwarten, bis das Muttertier zurückkommt. Über das Rehwild haben wir einen ganzen Artikel geschrieben, schaut mal rein!

Dieses Rehkitz ist schon ein bisschen älter und macht schon seine ersten eigenen Ausflüge.

Der Mähtod und die Rettung 

Zur gleichen Zeit, in der Kitze ihre ersten Lebenswochen in Wiesen verbringen, muss man solche auch für der Landwirtschaft mähen. Witterungsbedingt bleibt den Landwirt:innen oft nur ein kleines Zeitfenster für die Mahd. So werden jährlich tausende Rehkitze durch landwirtschaftliche Maschinen getötet. Natürlich ist das keine Absicht von Landwirt:innen. Man entdeckt die jungen nicht flüchtigen Kitze jedoch nicht mit bloßem Auge im hohen Gras. Leider gibt es aber manchmal auch Negativbeispiele und die Kommunikation zwischen Landwirt:innen und Jäger:innen klappt nicht, sodass Wiesen zum Teil nicht abgesucht werden können.

Klassisch hat man Wiesen vor der Mahd mit größeren Menschengruppen und Hunden abgesucht. Dabei ist man in einer engen Streife über die Wiese gelaufen und hat die gefundenen Kitze abseits der Wiese abgelegt und direkt mit dem Mähen begonnen. Ein weiterer Schutz für die Kitze stellen Vergrämungen dar. Eine Methode ist, am Tag vor der Mahd die Wiese zu durchlaufen und Flatterbänder aufzustellen, sodass die Ricke das Kitz dort nicht ablegt. 

Neue Technik zur Kitzrettung

So rettet man ein kleines Kitz. Wichtig ist dabei, Handschuhe zu tragen und das Tier mit genügend Gräsern aufzunehmen, sodass das junge Tier nicht die Witterung des Menschen annimmt und die Mutter es daraufhin verstößt.

Heutzutage kommt eine neue Technik für die Kitzrettung zum Einsatz. Felix hat eine Thermaldrohne. Mit dieser kann er aus mehreren Metern Entfernung Wärmequellen am Boden ausmachen und oft schon da erkennen, ob es sich um ein Rehkitz handelt. Damit sich diese von der Umgebungstemperatur abheben, ist es notwendig, früh am Morgen, bevor die Sonne zu stark wird, unterwegs zu sein. Er spricht sich mit den Landwirt:innen vor Ort ab und bevor eine Wiese gemäht wird, wird diese systematisch mit der Drohne abgeflogen.
Einen Effekt hat das Ganze nur, wenn es kurz vor der Mahd geschieht, weil die Kitze ansonsten wieder zurück in die zu mähende Wiese wechseln.

Entdeckt er ein Kitz, navigiert er Helfer und Helferinnen zu der Stelle. Die Kitze nimmt man mit Handschuhen und Gräsern behutsam auf und legt sie abseits der Wiese ab, wo die Ricke sie wiederfinden kann.

Macht Euch selbst ein Bild!

Diese Momente haben wir natürlich auch mit der Kamera eingefangen und ein Video auf YouTube veröffentlicht. Macht Euch selber einen Eindruck von diesem schönen Erlebnis, ein junges Kitz zu entdecken und zu retten:

Landwirt:innen sind gesetzlich dazu verpflichtet, Wiesen abzusuchen. Jäger:innen machen das oft ehrenamtlich und halten Absprachen, um somit Leben zu retten. An dem Wochenende, an dem wir in Bayern zu Besuch waren, haben wir insgesamt sieben Kitze ausfindig gemacht. In dieser Saison hat Felix 45 Rehkitze mit seiner Drohne gefunden und gerettet.

Felix ist die ganze Woche täglich um 03:30 Uhr aufgestanden und hat insgesamt 45 Rehkitze mit seiner Drohne gerettet.

Hut ab für dieses hohe ehrenamtliche Engagement und dem bedingungslosen Respekt und der Achtung vor unserer belebten Natur und Umwelt.

Forst erklärt auf Kitzrettung?

Wir persönlich sind nun natürlich hin und weg von der Kitzrettung mit einer Wärmebilddrohne. Der Bund fördert eine Anschaffung von Drohnen zur Wildtierrettung. Bis zum September diesen Jahres kann man beim BLE noch Förderungsanträge stellen. Voraussetzung dafür ist ein gegründeter Verein. Wenn Ihr mit dem Gedanken spielt, davon Gebrauch zu machen, können wir Euch nur ermutigen! Es mangelt immer noch an Drohnenführer:innen. 

Was meint Ihr, sollten wir uns eine Drohne zulegen? 😉

Und Wie gefällt Euch dieser Einblick, in die etwas andere Arbeit von Jäger:innen? Habt Ihr so eine Kitzrettung vielleicht selbst schon mal miterlebt oder habt ein Kitz gesehen? Erzählt uns gerne davon in den Kommentaren!

Quellen:

https://www.ble.de/DE/Projektfoerderung/Foerderungen-Auftraege/Rehkitz/Rettung_node.html
https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/038-rehkitze.html

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Jagdhunde, denn „Jagd ohne Hund ist Schund“ https://forsterklaert.de/jagdhunde https://forsterklaert.de/jagdhunde#comments Sun, 16 May 2021 14:30:00 +0000 https://forsterklaert.de/?p=2117 Die Jagdweisheit “Jagd ohne Hund ist Schund” ist nicht nur ein Sprichwort, sondern sogar im Gesetz verankert. So lautet §4 Abs. 1 des Niedersächsischen Jagdgesetzes “Den Jagdausübungsberechtigten muss ein für den Jagdbezirk brauchbarer Jagdhund, der geprüft ist, zur Verfügung stehen.” Welche Hunde zu den Jagdhunden gehören, was es mit dem Begriff “brauchbar” auf sich hat und welche Hunde wir bei Forst Erklärt haben, erfahrt Ihr in diesem Artikel!

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Sitzt man in einem Vorlesungssaal einer Veranstaltung im Forstwirtschaftsstudium, überrascht es häufig, wie viele vierbeinige Begleiter einfach so unter den Tischen liegen und dort schlafen. An einigen Hochschulen mit einer forstlichen Fakultät ist das Gang und Gäbe, hier werden Hunde geduldet.  Die Jagdweisheit  “Jagd ohne Hund ist Schund” ist nicht nur ein Sprichwort, sondern sogar im Gesetz verankert. So lautet §4 Abs. 1 des Niedersächsischen Jagdgesetzes “Den Jagdausübungsberechtigten muss ein für den Jagdbezirk brauchbarer Jagdhund, der geprüft ist, zur Verfügung stehen.” Welche Hunde auch Jagdhunde sind, was es mit dem Begriff “brauchbar” auf sich hat und welche Hunde wir bei Forst Erklärt haben, erfahrt Ihr in diesem Artikel!

Was sind Jagdhunde?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, wie man vielleicht meinen könnte. Denn im Grunde hat jede Rasse ihren Ursprung als Jagdhund. Viele Rassen, die man heutzutage nie mit der Jagd in Verbindung bringen würde, wurden einst als Jagdhunde verwendet. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass Pudel eigentlich für das Apportieren, also vornehmlich das Bringen von erlegten Enten aus dem Wasser,  ausgebildet worden sind?

Das Jagdhundewesen in Deutschland wird durch den Jagdgebrauchshundeverein (JGHV) als Dachverband organisiert. Dieser Verein führt eine Liste mit allen Hunderassen, die für die Jagd zugelassen sind und somit zu den in Deutschland anerkannten Jagdhunden gehören. Die Vereine dieser Hunderassen können dem JGHV als Mitglied beitreten und alle notwendigen Prüfungen abhalten, welche für die Jagd notwendig sind.

Links: Ardelle, die Kopov Bracke von Felix – Rechts: Maira, die Deutsch Kurzhaar Hündin von Simon

Was hat es mit den Prüfungen auf sich?

Die Verwendung der Jagdhunde dient zur Unterstützung der Jäger:innen, aber vor allem auch dem Tierschutz. Wenn zum Beispiel durch einen schlechten Schuss ein Tier mal nicht richtig getroffen wird, dann läuft es verletzt weg. Das ist eine sehr bedauerliche Situation, kommt aber leider hin und wieder vor. Jetzt ist der Zeitpunkt, einen speziell für die Nachsuche ausgebildeten Hund einzusetzen, der das verletzte Tier sicher finden kann. Das ist eine extrem hohe Verantwortung, der nicht unbedingt jeder Hund gerecht werden kann.

Die Brauchbarkeistprüfungen: der Führerschein für Jagdhunde

Um sicherzustellen, dass nur dafür “brauchbare” Jagdhunde eingesetzt werden, gibt es die Brauchbarkeitsprüfungen. In diesen wird festgestellt, ob der Hund die hierfür notwendige Leistung erbringen kann. Dafür ist eine lange und intensive Ausbildung der Hunde, aber auch der Besitzer:innen nötig. Während der Ausbildung werden zum Beispiel Entennachbildungen für das Apportieren eingesetzt oder mit künstlichem Blut die Fährte eines verletzten Tieres imitiert. Ihr seht also, nur weil man einen Jagdhund hat, heißt das noch lange nicht, dass man auch einen brauchbaren Hund für die jagdliche Praxis besitzt.

Neben den Brauchbarkeitsprüfungen gibt es auch noch verschiedene Leistungsprüfungen und die Anlagenprüfungen. Bei Letzteren ermitteln die Richter:innen welche Junghunde gute natürliche Anlagen mitbringen, also zum Beispiel sehr wasserfreudig sind. Außerdem sollen sie keine vererbbaren gesundheitlichen Beeinträchtigungen haben. Solche Hunde sollen ihre guten Gene an die nächste Generation weitergeben und werden deshalb als “zuchttauglich” eingestuft. Diese Prüfungen sind also vor allem für Züchter:innen interessant.

Wusstest Du schon…?
Jäger:innen mit einem eigenen Jagdrevier  sind dazu verpflichtet, bei Wildunfällen im Straßenverkehr für eine Nachsuche nach dem angefahrenen Tier zu sorgen. Diese Nachsuche müssen sie nicht selbst durchführen. Dann liegt es aber in ihrer Verantwortung, ein dafür ausgebildetes Nachsuchengespann zu beauftragen. Alle wichtigen Informationen zum Unfall bekommen die Revierinhaber:innen direkt von der Polizei übermittelt. Viele Unfälle werden aber leider gar nicht der Polizei gemeldet, was dazu führt, dass die verletzten Tiere oft qualvoll sterben müssen. Manchmal laufen sie zufällig den Jäger:innen über den Weg, aber größtenteils findet man lange Zeit später nur noch deren Überreste. Deshalb unser Appell an Euch: Bitte meldet alle Wildunfälle bei der Polizei. Das ist keine Schande und sorgt dafür, dass die Tiere nicht unnötig leiden müssen!

Die verschiedenen Einsatzbereiche der Jagdhunde

Die Jagd hat viele Facetten. Sie reicht von der Beizjagd mit Greifvögeln, über Treib- und Drückjagden, bis hin zur Nachsuche von verletztem Wild. Und für jeden Einsatzzweck gibt es speziell dafür, teilweise über Jahrhunderte, gezüchtete Rassen. Der Trend geht heutzutage jedoch weg von den reinen Spezialisten, hin zu den vielseitigen Jagdgebrauchshunden. Diese bringen es zwar nicht unbedingt zu wahren Meisterleistungen, machen aber dafür in allen Bereichen gute Arbeit. Sie sind also die Zehnkämpfer unter den Jagdhunden.

Vorstehhunde

Hier sieht man, wie Maira vorsteht.

Bei den Vorstehhunden handelt es sich um diese Zehnkämpfer. Ihre besondere Eigenschaft ist jedoch das namensgebende Vorstehen. Hierbei verharren sie in einer bestimmten Position und zeigen damit an, dass sie Wild gefunden haben, ohne es aufzuscheuchen. Da sie hierbei eng mit ihren Führer:innen zusammenarbeiten, sind diese Rassen sehr gehorsam und teilweise leichter zu erziehen. Das macht sie gleichzeitig zu einem angenehmen Familienhund und sind deshalb auch die am verbreitetsten Jagdhunde in Deutschland. Zu ihnen gehören u. a. der Deutsch Kurzhaar, Weimaraner, verschiedene Setter, sowie der Kleine und Große Münsterländer.

Bauhunde

Für die Baujagd braucht man kleine Hunde. Deshalb verwendet man hierfür Dackel und verschiedene Terrierrassen. Sie sollen in den Bau hineingehen und den Fuchs oder Dachs heraustreiben. Dafür müssen sie besonders mutig, aber nicht leichtsinnig sein. Denn dort drin sind sie auf sich allein gestellt. Der besonders kleine Kaninchenteckel wurde speziell für die Jagd im Kaninchenbau gezüchtet. Heutzutage ist die Baujagd allerdings nur noch eine Begleiterscheinung und die meisten Dackel werden für die Nachsuche oder bei Drückjagden auf Rehwild eingesetzt.

Apportierhunde

Erlegtes Federwild zu apportieren ist eine wichtige Aufgabe der Jagdhunde.

Zu ihnen gehören die verschiedenen Retrieverrassen. Der Labrador Retriever ist wohl das beste Beispiel für einen Jagdhund, der nicht unbedingt für die Jagd brauchbar ist. Eigentlich für das Apportieren von Federwild aus dem Wasser gedacht, findet er heutzutage größtenteils als familienfreundlicher Haushund den Weg in unseren Alltag. Das geht bei dem Labrador sogar so weit, dass sich eine sogenannte Arbeitslinie entwickelt hat, bei der die Zucht das Ziel eines sportlichen Arbeitshundes hat. Die gegenteilige Showlinie hat das Ziel eines ruhigen und ausgeglichenen Familienhundes, der mit Jagd nicht viel am Hut hat.

Stöberhunde

Die Aufgabe der Stöberhunde ist das selbstständige Suchen (Aufstöbern) von Wild. Wenn Wild gefunden wurde, dann sollen die Stöberhunde aber nicht verharren wie es die Vorstehhunde machen, sondern es in Bewegung bringen und mit lautem Gebell verfolgen. Das macht sie zur ersten Wahl bei Treib- und Drückjagden. Doch auch die Stöberhunde sind vielseitig einsetzbar und können gut apportieren oder Nachsuchenarbeit erledigen. Zu ihnen gehören verschiedene Spaniel Rassen. Während der Englische Cocker Spaniel oft nur als Familienhund gehalten wird, gibt es viele Wachtelhunde (das ist die deutsche Variante der Spaniel), die von Förster:innen im Wald eingesetzt werden.

Schweißhunde

Sowohl der Hannoversche Schweißhund (HS) als auch der Bayrische Gebirgsschweißhund (BGS) sind wahre Experten auf ihrem Gebiet. Sie zeichnen sich durch eine besonders gute Nasenleistung und gleichzeitig einem ausgeglichenen und ruhigen Wesen aus, was unabdingbar für ihr Einsatzgebiet ist. Einzig und allein für die Nachsuche auf verletztes Wild sind sie die vielleicht wichtigsten aller Jagdhunde. Denn sie widmen sich ausschließlich dem Abwenden von Tierleid. Es ist eine große Verantwortung und viel Arbeit einen dieser Hunde zu führen. Deshalb gibt es auch besonders hohe Anforderungen an Jäger:innen, die sich dem Ausbilden und Führen eines Schweißhundes widmen möchten.

Jagende Hunde

Zu ihnen gehören alle möglichen Schläge von Bracken. Bei uns häufige Vertreter sind zum Beispiel die Deutsche Bracke, die Brandlbracke oder auch der Beagle. Mit ihrer mittleren Größe, ihrem kurzen Fell und den langen Schlappohren, wird man als Brackenbesitzer:in oft mit den Worten: “Oh, das ist aber ein schöner Hund!” angesprochen. Doch diese schönen Hunde können es auch faustdick hinter den Ohren haben. Vom Charakter sehr sensibel, aber gleichzeitig auch stur und willensstark, sind sie nicht unbedingt leicht zu erziehen.

Und wo liegt der Unterschied zwischen “normalen” Jagdhunden und diesen jagenden Hunden? Ganz einfach: Alle anderen Jagdhunderassen arbeiten in irgendeiner Weise mit ihren Besitzer:innen zusammen. Doch Bracken sollen mit ihrer guten Nase das Wild laut und über lange Strecken gezielt verfolgen. Daher ist es völlig normal, dass sie kilometerweit entfernt und auf sich gestellt ihre Arbeit verrichten. Durch ihren guten Orientierungssinn finden sie auf ihrer eigenen Fährte sicher wieder zurück. Das macht sie zu sehr wertvollen Jagdgefährten, allerdings ist der alltägliche Spaziergang oft eine Herausforderung.

Und welche Jagdhunde gibt es bei Forst Erklärt?

Ardelle die Kopov Bracke

Ardelle von der Ziegenalm, Felix‘ Hündin

Als Felix seine Slowakische Schwarzwildbracke (Slovenský Kopov) Ardelle von der Ziegenalm abgeholt hatte, wusste er noch nicht, welche kleine Diva bei ihm zuhause Einzug hält. Früh zeigt sich Ardelle sehr verschmust und sensibel – testet aber auch mit Intelligenz und Sturheit aus, wo Felix vor lauter Welpenblicke weich wird… Später entpuppt sie sich als Fernaufklärerin und jagt typisch für die Bracke kilometerweit und über eine lange Zeit. Krönung ist dann, dass sie nach vier Stunden “eigenständigem Spazierengehen” vor seiner Haustür wartet. Naja, eine gute Orientierung hat sie also.

Maira eine Deutsch Kurzhaar Hündin

Maira, Simons Hündin, wird bald schon 1!

Für Simon ist der Deutsch Kurzhaar immer ein Traumhund gewesen. Besonders gefällt ihm, dass diese Hunderasse so vielseitig einsetzbar ist und ganz eng mit dem/der Hundeführer:in zusammenarbeiten möchte. Nachdem dann der Termin beim Züchter anstand und Maira das erste Mal auf ihn zugelaufen kam, war die Wahl schon gar keine Frage mehr.   

Maus & Hank

Und auch Ich habe seit etwa drei Jahren einen vierbeinigen Helfer. Meine Save-Bracke (Posavski Gonic) namens “Maus” ist eine in Deutschland sehr seltene Brackenrasse. Ganz brackentypisch ist sie ein kleines Sensibelchen und manchmal auch sehr dickköpfig. Dafür macht sie aber wirklich jeden Blödsinn mit, der mir so einfällt, und mit den Jahren sind wir ein super Team geworden. Und seit einigen Wochen ergänzt der kleine “Hank vom Dollgraben” unser Team. Er ist genauso wie Ardelle eine Slowakische Schwarzwildbracke und wird hoffentlich ein ganz toller Hund für die Nachsuche auf verletztes Wild.

Eine große Verantwortung für die Jagdhunde

Die Jagdhunde sind also wirklich in jedem Bereich der Jagd von großer Bedeutung. Ohne sie könnte man die Jagd nicht so effektiv und vor allem tierschutzgerecht durchführen. Dieser Wichtigkeit sind wir Jäger:innen uns zum Glück sehr bewusst und haben dementsprechend hohe Anforderungen an die Zucht und Ausbildung der Vierbeiner. 

Quellen:

https://www.jghv.de/informationen/poster-jagdhunderassen-und-ihre-einsatzgebiete
http://www.voris.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&query=JagdG+ND&psml=bsvorisprod.psml&max=true&aiz=true
Vorlesungsunterlagen der HAWK
https://www.jagdverband.de/rund-um-die-jagd/jagdhundewesen/hunderassen-einsatzgebiete/bracken
https://schwarzwildbracke.de/rasse/geschichte/

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Unser Wild: Das Wildschwein https://forsterklaert.de/wildschwein https://forsterklaert.de/wildschwein#respond Sat, 06 Mar 2021 16:00:00 +0000 https://forsterklaert.de/?p=1800 Sicherlich ist jeder von Euch schon mal an einem Wildschwein vorbeigelaufen – und zwar ohne es überhaupt zu merken. Dank der guten Tarnung werdet Ihr sie nicht zu Gesicht bekommen. Aber wo leben diese Tiere eigentlich und was mache ich, wenn ich mal einem begegne? Das und Vieles mehr erfahrt Ihr in diesem Artikel.

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Sicherlich ist jeder von Euch schon mal an einem Wildschwein vorbeigelaufen – und zwar ohne es überhaupt zu merken. Denn diese schlauen Tiere haben gelernt, dass es am sichersten für sie ist, einfach in ihrem Versteck liegen zu bleiben bis die Gefahr, in diesem Fall Ihr, vorüber ist. Ihr würdet Euch wundern welch offensichtliche Tagesverstecke die Wildschweine haben. Dank der guten Tarnung werdet Ihr sie dennoch nicht zu Gesicht bekommen. Aber wo leben diese Tiere eigentlich und was mache ich, wenn ich mal einem begegne? Das und Vieles mehr erfahrt Ihr in diesem Artikel.

So erkennt Ihr Wildschweine

Jeder von Euch weiß, wie ein Wildschwein aussieht. Es gibt nämlich kein vergleichbares Tier in unseren Breitengraden. Das harte und borstige Fell ist vor allem im Winter dunkelbraun bis schwarz gefärbt, weswegen die Jäger:innen es auch Schwarzwild getauft haben. Frischlinge in ihren ersten Lebensmonaten sind dagegen sehr hell gefärbt und haben Streifen auf ihrem Körper. Die eindrucksvollen Eckzähne von ausgewachsenen Tieren können über 20 cm lang werden und sind durch das Aneinanderreiben messerscharf. Das Gewicht ist sehr stark vom Nahrungsangebot abhängig und variiert dementsprechend. Große männliche Wildschweine, die Keiler, können bis zu 200 kg auf die Waage bringen, genauso viel wie ein ausgewachsener Rothirsch. Wildschweine sehen in der Dämmerung zwar immer noch besser als wir Menschen, doch liegen ihre Stärken eher im Hören und vor allem im Riechen.

Anpassungskünstler Wildschwein

Natürlicherweise sind Wildschweine tagaktiv, doch hat der Mensch sie durch hohen Jagd- und Besucherdruck größtenteils zu nachtaktiven Tieren gemacht. Die Anpassungsfähigkeit an neue Situationen macht sie so erfolgreich. Deshalb können sie in fast jeder Umgebung überleben, sogar in Städten. Besonders Berlin ist bekannt für seine urbane Wildschweinpopulation, wo sie Vorgärten umwühlen und Mülltonnen plündern. Als Omnivore können sie auch so gut wie alles fressen. Zu ihren Lieblingsgerichten im Wald zählt die sogenannte Baummast, also die Früchte der Bäume, wie zum Beispiel Eicheln und Bucheckern. Im Feld sorgen sie bei  Landwirten für großen Ärger, denn insbesondere im Mais und Weizen können sie großen Schaden anrichten. Aber auch tierische Kost in Form von Insekten oder Aas stehen auf dem Speiseplan. 

Besonders an heißen Tagen dienen solche Wasserlöcher den Tieren zur Abkühlung

Wildschweine sind sehr gesellige Tiere. Sie leben in Familienverbänden, den sogenannten Rotten, zusammen. Die Rotte besteht aus einem erfahrenen weiblichen Tier, der sogenannten Leitbache, ihren halbstarken Kindern, die Jäger:innen Überläufer nennt und den ganz kleinen Frischlingen. Männliche Überläufer sondern sich spätestens mit zwei Jahren von der Rotte ab und bilden mit anderen halbstarken Männchen eine Überläuferrotte. Ältere Keiler sind  als Einzelgänger unterwegs. Die Paarungszeit des Schwarzwildes findet natürlicherweise während der Wintermonate statt. Falsche Bejagungsstrategien, die das Rottengefüge zerstören und der Klimawandel, der für mildere Winter und ganzjährig ausreichend Äsung sorgt, können sie sich inzwischen allerdings ganzjährig fortpflanzen. Nach einer Tragzeit von knapp vier Monaten kommen dann zwischen drei und zehn Frischlinge auf die Welt. Sie werden anschließend weitere vier Monate von der Bache gesäugt. Diese hohe Reproduktionsrate kombiniert mit weiteren umweltbedingten Faktoren führen zu einem jährlichen Populationszuwachs von 150 – 300%.

Wusstest Du schon…?
Wildschweine sind sehr schlau. Sie geben positive und negative Erfahrungen an ihren Nachwuchs weiter. So lernen sie immer mehr dazu. So meiden Frischlinge beispielsweise Orte, an denen ihre Mutter Jäger:innen begegnet ist.

Jagd

Das Schwarzwild gehört zu den relevantesten Wildarten in Deutschland. Da sie vor allem in der Landwirtschaft große Schäden anrichten können, haben die Jäger:innen die Aufgabe, für eine angemessene Populationsgröße zu sorgen. Doch die Schlauheit und Nachtaktivität der Tiere machen dies zu einer sehr großen Herausforderung. Außerdem werden verhältnismäßig zu viele Keiler erlegt. Es ist äußerst schwierig, bei weiblichen Stücken zu erkennen, ob sie gerade Nachwuchs haben oder nicht. Und da dies ganzjährig der Fall sein kann, muss das Tier im Zweifel laufen gelassen werden. Nicht zuletzt hat das Wildschwein einen sehr hohen Stellenwert bei der Fleischgewinnung. Nach der obligatorischen Untersuchung auf Trichinen, das sind kleine Fadenwürmer, die auch auf Menschen übertragbar sind, lässt sich das Wildbret zu einem hervorragenden Lebensmittel verarbeiten.

 Hat das Wildschwein Feinde?

Natürliche Feinde haben Wildschweine bei uns praktisch nicht. Es kann zwar sein, dass Wölfe oder Luchse das ein oder andere Stück erwischen, allerdings suchen sich die Räuber in erster Linie leichtere Beute. Denn Wildschweine gehören zum wehrhaften Wild und können den Räubern schwere Verletzungen zufügen. Damit sind wir Menschen die einzigen wirklichen Feinde. Doch nicht nur  Jäger:innen zählen zu den Feinden des Schwarzwildes. Leider fordert auch der Verkehr jährlich viele Opfer – Tendenz steigend.

Was mache ich bei einer Begegnung mit einem Wildschwein?

Diese Frage stellt sich früher oder später wohl jeder mal, wenn er öfter im Wald unterwegs ist – spätestens wenn Ihr einmal einem Wildschwein im Wald begegnet seid. Hier können wir vorab schon mal Entwarnung geben, denn normalerweise ist eine Begegnung total ungefährlich. Die Tiere haben nämlich eine natürliche Scheu gegenüber dem Menschen und ergreifen die Flucht. Ganz ungefährlich sind sie jedoch auch nicht. Vor allem wenn die Tiere gefüttert wurden und sie dadurch ihre Scheu verlieren, kann es schnell zu einer brenzligen Situation kommen. Ansonsten wird es eigentlich nur brisant, wenn ein Wildschwein mal verletzt ist und sich in die Enge gedrängt fühlt oder eine Bache Gefahr für ihre Frischlinge befürchtet.

Wenn Ihr in so eine Situation kommt, dann solltet Ihr auch richtig reagieren können. Vor allem müsst Ihr hektische Bewegungen vermeiden und Euch langsam zurückziehen. Dabei haltet Ihr das Wildschwein aber immer im Blick und beobachtet seine Reaktion. Solltet Ihr ein tiefes Schnauben hören oder sehen, dass es den Schwanz aufrichtet, steht tatsächlich ein Angriff unmittelbar bevor. In diesem Fall heißt es schnell zu reagieren und bestenfalls auf einen Baum oder Hochsitz zu klettern. Wenn das nicht so schnell möglich ist, macht Euch groß, indem Ihr die Arme hochhebt und laute Geräusche macht. Um einem Angriff auszuweichen, reicht es oft auch schon aus. sich hinter einen Baum zu stellen. Das Schwarzwild ist nicht so wendig und wird sich höchstwahrscheinlich nach dem ersten (Schein) Angriff aus dem Staub machen.

Frischlinge erkennt man leicht an den Streifen – und an der Größe

Infobox: Afrikanische Schweinepest
Immer öfter hört man in den Medien von der Afrikanischen Schweinepest, kurz: ASP. Hierbei handelt es sich um eine aus Afrika stammende Tierseuche, die inzwischen auch Deutschland erreicht hat. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt oder Aufnahme von kontaminierten Speiseresten. Aber auch eine indirekte Übertragung durch PKW Reifen oder landwirtschaftliche Geräte ist möglich. Die ASP ist für den Menschen zwar ungefährlich, endet für Schweine dagegen in jedem Fall tödlich. Zur Bekämpfung der Seuche wurden die Gebiete, in denen sie nachgewiesen wurde, eingezäunt und als weiße Zone gekennzeichnet. Innerhalb dieser Zone ist das Ziel alle Wildschweine zu töten, um so die Verbreitung aufzuhalten.

Tipp für Euren nächsten Waldspaziergang

Wie Ihr seht, sind Wildschweine extrem schlaue und soziale Tiere. Sie profitieren von der Landwirtschaft und dem Klimawandel, während sie sich gleichzeitig an extreme Situationen in Großstädten anpassen können. Auch aus gefährlichen Situationen ziehen sie ihre Lehren und vermeiden diese zukünftig. Haltet bei Eurem nächsten Waldspaziergang doch mal Ausschau nach umgewühltem Erdboden. Oft könnt Ihr genau sehen, ob das Wildschwein nach Wurzeln gegraben oder sich Eicheln schmecken gelassen hat. Wenn Euch der Artikel gefallen hat, dann schaut auch gerne mal in unseren Artikel über das Reh, der wohl relevantesten Wildart für unsere Wälder.

Wildschweine sind anders als zB. Rehe keine Gefahr für junge Bäume

Quellen:

Alle Fotos in diesem Artikel sind von Sebastian Grell. Danke!
https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/wildschwein
https://www.jagdverband.de/zahlen-fakten/tiersteckbriefe/wildschwein-sus-scrofa
https://www.jagdverband.de/sites/default/files/2021-01/2021-01_Infografik_Jahresjagdstrecke_Bundesrepublik_Deutschland_2019_2020.jpg
https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/afrikanische-schweinepest/

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