Nicht Leiden, nicht Liebe, nicht Lieder, sondern: Lidar. Wer jetzt erstmal auf dem Schlauch steht, ist damit sicherlich nicht alleine. Denn Lidar fällt in die Kategorien “neumodischer Unfug” und “Technik-Schnickschnack”. Was es genau ist, warum man es im Forst verwendet und wie es Platz in unseren neuen Kalendern gefunden hat, erklären wir heute.

Na, erkennt Ihr den Baum?

Lidar: Light Detection and Ranging

Gaaaanz einfach gesagt geht es um das Scannen und Messen mithilfe von Licht. Die Übersetzung von “Light Detection and Ranging” wäre etwa lichtgestützte Objekterkennung und Abstandsmessung.

Es wird also mit Lasern die Umgebung gemessen, zum Beispiel die Entfernung zu Objekten, sagen wir mal Bäumen. Das geht, indem Lichtimpulse ausgesendet werden, die von diesen Bäumen zurückgeworfen werden. Ein Sensor misst dann, wie lange es gedauert hat, bis der Lichtimpuls zurück ist. Über den Winkel und die Entfernung kann der Sensor dem Punkt, den er getroffen hat, quasi eine Koordinate im Raum zuordnen. Das geschieht mehrere tausend Mal in der Sekunde. Zuhause am PC kann man aus den Millionen von räumlichen Koordinaten eine Punktewolke erstellen. Und die sieht dann (oh Wunder!) aus wie ein Wald. Wenn die Laserscanner besonders genau sind, kann man teilweise sogar die Rindenstruktur erkennen.  

Licht im Dunkeln des Waldes

Man kann mit diesen Messungen hochauflösende Landkarten erstellen. Das wird in der Geologie, Geographie, Seismologie und anderen Wissenschaften genutzt, aber eben auch im Forst. Zum Beispiel indem man mit einem mobilen Laser über den Boden durch den Wald läuft und so den ganzen Waldbestand erfasst. Man misst also nicht mehr einzelne Bäume und schließt von diesen Exemplaren aufs große Ganze. Statt zu schätzen, misst man einfach. Vor allem können so auch Bereiche am Baum gemessen werden, die man sonst nur sehr aufwendig erklettern müsste.
Einen Hektar Wald kann man so in etwa 20 – 30 Minuten vollständig erfassen.

Wusstest Du schon…? 
Lidar-Systeme werden mittlerweile in Smartphones und bei VR-Spielen verwendet. Dank Lidar werden unsere Selfies besser und wir rennen nicht gegen unseren Couchtisch, wenn wir mit VR-Brille zocken.

Lidar in unserem Kalender 2026

Jeden Monat könnt Ihr raten, welcher Baum hier gescannt wurde!

Das Quiz im Kalender 2026 besteht aus Baum-Silhouetten, bei denen man die Art bestimmen soll. Die Silhouetten der Bäume werden alle nach oben hin etwas undeutlicher. Daran erkennt man: Es sind nicht einfach Bilder, sondern Scans von echten Bäumen, die vom Waldboden aus aufgenommen wurden. Weil die Bäume im Wald dicht an dicht stehen und die Kronen sich so gegenseitig verdecken, stehen sie dem Scanner manchmal im Weg. So können nicht alle Details erfasst werden.

Die Daten zu den Bildern kommen aus unterschiedlichen Forschungsprojekten von Prof. Dr. Dominik Seidel an der Uni Göttingen. In seinen Forschungsprojekten geht es um die räumlichen Strukturen und die Digitalisierung von Wäldern. Einfach gesagt betrachtet man hier nicht mehr den einzelnen Baum, sondern das Gefüge des Waldes als komplexes System. So wird geschaut, wie Wälder aufgebaut und strukturiert sein müssen, wenn sie in Zeiten des Klimawandels zukunftsfähig bleiben sollen. Unter anderem darüber hat Felix seine Masterarbeit geschrieben und er wollte auch schon immer mal einen Artikel dazu schreiben… !  

Perfektes System?

Laserscanning ist also wesentlich effektiver als einzelne Bäume auszumessen. Gleichzeitig gibt es Schwierigkeiten, wenn das Blätterdach und der Unterwuchs im Wald sehr dicht sind, wenn das Wetter schlecht ist und bei der Erfassung von Baumwipfeln. Es ist also genauso wenig perfekt wie irgendwas anderes auf der Welt, kann aber bestimmte Dinge sehr, sehr gut.

Vor allem ist es also ein System, das komplett neue Möglichkeiten öffnet. Man kann die Datenerfassung im Wald dank solcher Systeme völlig neu denken. Diese Daten geben möglicherweise emotionalen Themen eine neue Grundlage, zum Beispiel wenn man so beweisen kann, dass ein Mischwald im Klimawandel besser performt. Neue Messungen und neue Arten der Datenverarbeitung machen es möglich. Vor allem, wenn man die KI ins Boot holt. Dann wird’s richtig wild.

In diesem Video seht Ihr einen Lidar-Scanner in Action!

Zusammengefasst: Wir kriegen super viele neue Daten über den Wald, was uns hoffentlich hilft, ihn zu verstehen. Langfristig führt das bestenfalls dazu, dass wir uns besser um ihn kümmern können. Schon cool, oder? Ein praktisches Nebenprodukt sind schöne Motive für ein Quiz in einem Waldkalender. Habt Ihr jetzt direkt Lust, neue Technologien zu testen? Schreibt es uns in die Kommentare!