Wir sollen nicht nach dem Äußeren urteilen, das lernen wir (im besten Fall) schon in unserer Kindheit. Was essentiell für ein gutes menschliches Miteinander ist, trifft auch bei diesem kleinen Vögelchen zu. Der Sperlingskauz ist winzig, aber es verbirgt sich einiges hinter seiner unscheinbaren Fassade. Was, lernt Ihr in diesem Artikel.

Der irritierte Blick vom Sperlingskaut ist iconic.

Die kleinste Eulenart Europas

Der Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) ist winzig. Die Weibchen werden größer und erreichen trotzdem nur eine Größe von bis zu 19 cm, was so ungefähr einer Handspanne entspricht. Sie überragen nur so gerade eben unsere Smartphones! Entsprechend wiegt der Kauz auch nur ungefähr so viel wie eine Tafel Schokolade, seitdem wir nur noch Mogelpackungen von 80 oder 90 Gramm kriegen.

Das Gefieder vom Sperlingskauz ist braun mit weißen Sprenkeln, wobei die Unterseite weißlicher ist. Über den Bauch ziehen sich dünne Streifen und die Brust ist braun. Auffallend ist auch sein “Gesichtsausdruck”. Es sieht fast so aus, als hätte er Augenbrauen, weshalb er die meiste Zeit streng oder irritiert guckt und etwas angepisst wirkt.

Wusstest Du schon…?
Manche Eulen, wie auch der Sperlingskauz, haben ein sogenanntes Scheingesicht. Die Federzeichnung am Hinterkopf der Eule sieht aus wie ein zweites Paar Augen. Das soll Fressfeinde abschrecken.

Der Sperlingskauz ist Nachmieter vom Specht

Der Kauz lebt vor allem in Nadelholz-, aber auch in Mischwäldern. Wichtig ist dabei vor allem, dass sich dort einige ältere Bäume befinden, in denen Höhlen sind. In diesen lebt und nistet der Sperlingskauz nämlich, besonders gern in Baumhöhlen, die ihm zuvor der Specht angelegt hat.

In Deutschland leben geschätzte 3400 – 6000 Brutpaare und der Sperlingskauz ist nicht gefährdet. Tatsächlich ist eher das Gegenteil der Fall: Man ist immer wieder überrascht, wo man den kleinen Vogel überall findet. Entweder er breitet sich weiter aus oder wurde schlichtweg bisher oft übersehen. Der Sperlingskauz ist sehr scheu und bevorzugt dichte und strukturreiche Wälder. Er ist zwar manchmal tagsüber, aber vor allem in der Dämmerung unterwegs. Wenn er bisher oft übersehen wurde, wäre das also nicht überraschend.

Was kaut der Kauz?

Auf dem Speiseplan stehen Singvögel und Kleinsäuger wie Mäuse. Während der Sperlingskauz am liebsten Tiere jagt, die kleiner sind als er, kann er auch Vögel erlegen, die ihn überragen, zum Beispiel die ein oder andere Drossel. Die Jagd auf Vögel ist im Winter wichtig, da sich Mäuse unter der Schneedecke verstecken können. Im Winter – und im Frühling, wenn die Jungen versorgt werden müssen – legt er deshalb auch Vorräte an. Dafür deponiert er seine meist kopflose Jagdbeute auf Astgabeln in der Nähe seiner Höhle.

Dieser Kauz ist noch recht jung.

Sperlingskauz-Babys werden gegen ALLE verteidigt

Kauz-Paare gehen saisonale Beziehungen ein, das Weibchen legt Mitte April bis Mitte Mai vier bis sieben Eier. Es legt die Eier im Abstand von zwei Tagen, trotzdem schlüpfen die Junge meist ziemlich gleichzeitig nach ungefähr 30 Tagen. Das gelingt, indem das Weibchen erst mit dem letzten Ei zu brüten anfängt. Bis Mitte Juli werden die Baby-Kauze dann flügge.

Wenn man jetzt aber nur süße kleine Vögel im Kopf, und noch viel süßere noch kleinere Baby-Vögel, dann hat man sich vom Sperlingskauz täuschen lassen. Vor allem bei der Verteidigung der Junge können die Kauze ganz schön aggressiv werden und nehmen es da auch gerne mal mit deutlich größeren Vögeln wie Krähen auf. Nesträuber sollten also ganz genau kontrollieren, dass die Eltern-Kauze gerade nicht Zuhause sind, wenn sie auf einen Beutezug gehen wollen. Bloß bei den natürlichen Feinden vom Sperlingskauz geht der Kampf öfter anders aus, das sind andere Eulenarten, Sperber und Habichte. Die Art hält sich aber ganz gut, weil jedes Paar so viele Eier ausbrütet.

Kleiner Vogel viel dahinter

Es ist wirklich schön, ab und zu mal über Arten schreiben zu können, die nicht akut gefährdet sind. Klar, auch für den Sperlingskauz sind Straßenverkehr und Lebensraumverlust durch menschliches Eingreifen und den Klimawandel Gefahren. Aber bisher findet man eher mehr Kauze als erwartet. Vielleicht liegt das an seinen Kampfskills, aber wir reden ja nicht über den Fight Club. Hättet Ihr gewusst, wie gut sich der kleine Kauz verteidigen kann? Lasst uns gerne mal einen Kommentar da – denn wir hatten jetzt seit einer Weile ein Problem mit der Kommentarfunktion und freuen uns nun, wo es repariert ist, um so mehr über jedes Feedback von Euch!

Quellen:

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/portraets/sperlingskauz/

https://artenschutz.naturschutzinformationen.nrw.de/artenschutz/de/arten/gruppe/voegel/kurzbeschreibung/102973

https://www.wald.rlp.de/wald/voegel/sperlingskauz https://www.featherbase.info/de/species/glaucidium/passerinum