Leuchtend bunte Farben sind in unseren Wäldern eher ungewöhnlich, vor allem im Winter. Doch zwischen grau in grau, und, wenn es gut läuft, mal strahlend weiß, sitzt ein bunter Hingucker. Dabei ist der kleine Winzling erstmal gar nicht so einfach zu entdecken, denn der “blaue Blitz” ist furchtbar schnell unterwegs. Die Rede ist vom wunderschönen Eisvogel. Wo Ihr diese faszinierenden Vögel entdecken könnt und wieso die Eisvögel Anzeichen für eine unversehrte Umwelt sind, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
Wie erkennt Ihr den Eisvogel?
Der Eisvogel gehört zu den farbenprächtigsten Arten unserer heimischen Vogelwelt. Der kleine Vogel ist gerade mal 16 bis 18 cm groß und wiegt süße 35 bis 40 g. Damit ist er gerade mal so schwer wie eine halbe Tafel Schokolade. Den kleinen Winzling muss man also erstmal entdecken – dabei hilft seine auffallende Färbung. Sein Gefieder am Rücken, am Kopf und an den Flügeln ist bläulich-türkis gefärbt und glänzt im Sonnenlicht richtig metallisch. Auf dem Rücken ist vor allem im Flug ein heller, fast leuchtender Rückenstreifen zu erkennen. Die Flügelspannweite des Vogels beträgt ca. 25 cm. Seine Brust und der Bauch sind kräftig orange bis rostrot gefärbt. An der Kehle hat er eine weißliche Färbung.
Mit seiner eher gedrungenen Gestalt, dem kurzen Hals und den leuchtend roten Beinen wirkt der Körper des Eisvogels recht kompakt. Auffällig ist sein langer, gerader Schnabel, der sich perfekt zum Fangen kleiner Fische eignet. Beim Männchen ist er tiefschwarz und unten hell gefärbt, während beim Weibchen der Unterschnabel oft eine rötliche Färbung zeigt.
Den kleinen Eisvogel im blitzschnellen Flug zu erkennen, ist fast unmöglich, aber an seinem hellen, typischen Ruf kann man ihn meist schon vorher bemerken. Es klingt ein wenig wie ein lang gezogenes “ZiiiiiiI”.

Der Eisvogel hat Eier in der Röhre
Der Eisvogel ist in Europa weit verbreitet und kommt auch in Asien, Westafrika und sogar Australien vor. Bei uns in Mitteleuropa ist er meist auch ein sogenannter Standvogel, er ist also ganzjährig hier und zieht nicht Richtung Süden zum Überwintern. Der Eisvogel braucht vor allem klare, langsam fließende oder stehende Gewässer wie Bäche, Flüsse, Seen und Teiche, deren Ufer reich mit Bäumen bewachsen sind. Diese nutzt der Vogel entweder als Sitzwarten oder zur Anlage von Brutröhren. Entscheidend für seinen Lebensraum ist eine gute Wasserqualität, denn nur in sauberem, fischreichen Wasser findet er ausreichend Nahrung. Steile, unbefestigte Uferböschungen, am besten aus Lehm oder Sand, sind für ihn besonders wichtig, da er in diesen brütet. Teilweise nutzt er dazu auch die Wurzelteller großer, umgestürzter Bäume. Die Brutröhren können bis zu einem Meter lang sein.
Wusstest Du schon…?
Eisvögel legen zwischen sechs bis acht weiß gefärbte Eier. Ein Ei wiegt gerade mal um die 4 Gramm. Der Bruterfolg ist vor allem durch Feinde wie Waschbären oder Ratten, aber auch durch längere Störungen durch den Menschen gefährdet.
Ruhige Sitzmöglichkeiten, zum Beispiel über das Wasser hängende Äste, dienen ihm als Ausgangspunkt für seine Jagd. Seine Nahrung besteht vorwiegend aus Fischen, aber auch Insekten oder Kaulquappen.

Der Eisvogel ist ein hochspezialisierter Jäger. Die Jagdmethode wird als sogenanntes “Stoßtauchen” bezeichnet. Er wartet auf einem Ast sitzend und späht ins Wasser, um Fische oder andere Wasserinsekten zu entdecken. Sobald er passende Beute sieht, stürzt er sich blitzschnell ins Wasser und fängt sie mit dem langen Schnabel. Danach kehrt er meistens direkt zu seinem Sitzplatz zurück, um seine Beute dort direkt zu verspeisen.
Um seine Beute zu bearbeiten, benötigt der Eisvogel eine stabile, möglichst wenig schwingende Sitzmöglichkeit, zum Beispiel einen kräftigen Ast, eine markante Wurzel oder eine andere feste Unterlage. Kleinere Fische oder Wasserinsekten verschlingt er meist im Ganzen, indem er sie mit kräftigem Schnabeldruck betäubt oder direkt tötet. Unverdauliche Bestandteile wie Fischknochen werden etwa ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit wieder herausgewürgt. Diese Reste bezeichnet man auch als “Gewölle”.
Wusstest Du schon…?
Die meisten Eisvögel leben monogam. Die Paarungszeit ist meist im Frühjahr zwischen Februar und März.
Lasst den Tümpel trocken!
Aktuell ist der Eisvogel bei uns nicht gefährdet. Trotzdem ist der Vogel ein guter Indikator für intakte Natur. Verschmutzungen oder Verbauung von Gewässern schmecken dem kleinen Vogel überhaupt nicht, denn sie führen meist dazu, dass nicht genügend Nahrung vorhanden ist oder geeignete Brutplätze verloren gehen. Naturbelassene Flüsse, Seen oder Bäche sind der ideale Lebensraum für den kleinen Vogel. Doch viele Feuchtgebiete und Tümpel wurden in der Vergangenheit durch die Menschen trockengelegt, um angrenzende Ackerflächen bewirtschaften zu können.
Eisvögel brauchen naturnahe Uferbereiche mit alten Bäumen und Totholz. Das Fehlen von Bäumen, die als Sitzplätze während der Jagd genutzt werden, erschwert ihre Jagdstrategie. Eisvögel sind erstaunlich scheu und reagieren empfindlich auf Störungen, besonders während der Brutzeit. Wenn Ihr also eine Brutstätte des Eisvogels sehen solltet, dann lasst dem kleinen Gesellen lieber seine Ruhe. Als äußerst scheuer Vogel könnte er sonst seine Brut aufgeben. Auch für eine erfolgreiche Jagd benötigen die Eisvögel genug Ruhe, um auch ausreichend Beute zu machen. Sie sind sehr standorttreu, sie lieben also Ihr Zuhause. Und wer möchte da schon Unruhe haben? Wichtig ist für die Vögel ein Gewässer, was im Winter nicht völlig zufriert, ansonsten fehlt Ihnen Ihre Nahrungsgrundlage. Strenge Winter sind deshalb auch eine große Gefahr für den ausbleibenden Bruterfolg des Eisvogels. Lange anhaltende Kälteperioden können im schlimmsten Fall sogar zu einem Bestandseinbruch von bis zu 90 % führen.
Der Eisvogel ist eine faszinierende Vogelart, die uns zugleich vor Augen führt, wie empfindlich unsere Ökosysteme sind und wie wichtig ihr Schutz bleibt.
Nun endet mit diesem letzten Artikel des Monats im Dezember unsere Reihe der Monatsartikel, aus denen Ihr hoffentlich bereits in diesem Jahr viel Neues mitnehmen konntet. Also seid gespannt auf die AdMs in 2026!


