Die Roteiche ist Baum des Jahres 2025 und verleiht unseren Wäldern im Herbst einen ganz besonderen Zauber: Ihr rot leuchtendes Laub ist schon von weitem zu erkennen und sorgt für einen richtigen Eyecatcher. Die Roteiche wurde eben genau aus diesem Grund bei uns eingeführt. Mit ihrem schönen Laub sollte sie unsere Gärten und Parks verschönern. Die eigentlich aus Nordamerika stammende Baumart wird aber auch kritisch gesehen, denn viele Tier- und Insektenarten, die an unseren heimischen Eichen vorkommen, meiden die Roteiche. Wieso ist das so? Und wie erkennt Ihr sie, wenn sie einmal nicht ihr typisches rotes Herbstlaub trägt? Mehr dazu erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Fremdländische Eiche in unseren Wäldern

Diese Eichenart kommt neben unseren heimischen Eichenarten (Stiel- und Traubeneiche) ebenfalls in unseren Wäldern vor. Doch die Roteiche stammt ursprünglich aus Nordamerika. Deshalb wird sie auch als fremdländische Baumart bezeichnet. In Nordamerika ist sie eine gefragte Baumart, die nicht nur für den „Indian Summer” steht, sondern ebenfalls wertvolles Holz liefert. Eben genau deshalb dachten sich die Forstmenschen der Vergangenheit wohl: Brauchen wir hier auch. Und so kam diese Baumart zu Beginn des 18. Jahrhunderts nach Europa. 

Wusstest Du schon…?
Die Roteiche ist zur Baumart des Jahres 2025 gewählt worden. Was genau es mit der Natur des Jahres auf sich hat und wozu diese Arten überhaupt dazu gewählt werden, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Die Roteiche gehört ebenso wie unsere heimischen Eichenarten zur Gattung der Eichen (Quercus) und der Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Meist wird sie zwischen 20 und 25 Metern hoch. Jüngere Bäume bilden zunächst ein Pfahlwurzelsystem aus und verankern sich damit fest im Boden. Im Alter entwickelt sich daraus dann eine Herzwurzel. Also ein verzweigtes Wurzelsystem, welches ein wenig an die Form eines Herzens erinnert. Eine Roteiche kann bis zu 400 Jahre alt werden. Zum Vergleich: Stieleichen werden sogar bis zu 800 Jahre alt. Solche alten Riesen könnt Ihr zum Beispiel im Urwald Sababurg oder den Ivenacker Eichen bestaunen.

Robuste Roteiche

Die Roteiche gilt im Vergleich zu den heimischen Eichenarten als verträglicher gegenüber Schatten, resistenter gegenüber Forstschädlingen und liefert einen vergleichsweise höheren Holzzuwachs. Eine typische Erkrankung unserer heimischen Eichenarten ist bspw. der sogenannte Eichenmehltau, doch der kann der Roteiche nichts anhaben. Ihre Eicheln werden außerdem nicht so stark vom Rüsselkäfer befallen.

Wusstest Du schon…?
Die Roteiche ist der offizielle Staatsbaum des Bundesstaates New Jersey.

Wie erkennt Ihr die Roteiche?

Die Roteiche ist sehr gut an ihrem Laub zu erkennen. Das Blatt sieht dem unseren heimischen Eichenarten sehr ähnlich, die Blattlappen laufen aber spitz zu und sind nicht wie bei der Stiel- oder Traubeneiche abgerundet. Die Farbe der Blätter ist hellgrün. Im Herbst verfärben sich die Blätter der Eiche leuchtend rot oder orange. Der Name ist also Programm.

Eine kleine Roteiche im leuchtend roten Herbstlaub. 

Der Stamm der Roteiche sieht graubraun aus. Bei jungen Bäumen ist die Rinde noch sehr glatt. Bei älteren Bäumen sind mit dem Alter am Stamm längs verlaufende Risse zu erkennen.

Die Frucht der Roteiche sieht denen der heimischen Eichenarten sehr ähnlich. Sie unterscheidet sich jedoch in ihrer Form und ihrer Farbe. Die Nussfrucht hat oben ein Hütchen, den sogenannten Fruchtbecher. Insgesamt ist die Frucht kugeliger geformt und nicht so länglich wie bei der Stiel-  oder Traubeneiche. Die Farbe ist außerdem eher rötlich hellbraun, während die Eicheln der Stiel- oder Traubeneiche eher dunkel bis schwarz braun sind.

Wenn Ihr vielleicht mal einen gefällten Stammquerschnitt der Roteiche sehen könnt, dann wird Euch auffallen, dass in der Mitte ein dunklerer Kern liegt und das äußere Holz heller aussieht. Was ein sogenanntes Kernholz ausmacht, erfahrt Ihr noch in diesem Text.

Wo wächst die Roteiche?

Ursprünglich kommt die Roteiche aus dem östlichen Nordamerika. Dort wächst sie von Kanada bis runter nach Texas, Missouri und Oklahoma. 

Die Roteiche ist hinsichtlich des Bodens, auf dem sie wächst, eine eher anspruchslose Baumart. Sie wächst auf Böden, die sehr gut mit Nährstoffen versorgt sind, aber auch auf deutlich ärmeren Standorten. Nicht gut klar kommt diese Baumart mit nassen Füßen, oder mit Böden, auf denen sehr weit oben schon Gestein vorkommt. Diese bezeichnet man auch als flachgründig. In höheren Lagen oder am See- oder Flussufer werdet Ihr der Roteiche also eher nicht begegnen, denn dort ist es ihr zu nass.

Die Roteiche ist nicht so gefährdet durch Fraßschädlinge und wurde deshalb zu Beginn des 20. Jahrhunderts vermehrt in die Wälder in Deutschland eingebracht. Trotzdem ist der Anteil dieser Baumart immer noch vergleichsweise gering. Insgesamt macht sie einen Anteil von 0,6 % der Waldfläche in Deutschland aus. Die beiden heimischen Eichenarten liegen bei etwas über 5 % (Ergebnisse der 4. Bundeswaldinventur).

Das Laub ist unbestritten schön – nicht so unbestritten ist ihr Anbau hier in Deutschland.

Schönes Laub – aber nicht uneingeschränkt beliebt

Ihr Anbau wird allerdings auch kritisch betrachtet, denn als fremdländische Baumart oder auch Neophyt, kann sie unsere heimischen Arten gefährden. Neophyten sind Pflanzen, die nicht heimisch bei uns sind und durch ihr starkes Ausbreitungspotential andere heimische Arten verdrängen und gefährden können. Mehr zum Thema Neophyten findet Ihr in diesem Artikel.

Es gibt einige wissenschaftliche Untersuchungen, in denen Forscher:innen schauen, ob die Roteiche tatsächlich eine invasive Art ist, die heimische Arten gefährdet. Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung aus Polen kamen dabei zu dem Ergebnis, dass die Roteiche das Wachstum der heimischen Stieleiche unterdrückt. 

Auch die Vielfalt der heimischen Artenzusammensetzungen in Wäldern wird durch die Roteiche offensichtlich negativ beeinflusst. So ist die Artenvielfalt der Bodenvegetation in Roteichenbeständen deutlich geringer, als in denen von heimischen Eichenwäldern. Viele pflanzenfressenden Insekten bevorzugen anscheinend eher die Stieleiche und sind in den Kronen der Roteichen weniger häufig vertreten. Vor allem stark auf unsere heimischen Eichen spezialisierten Arten, wie unter anderem der Heldbock oder der Große Puppenräuber, scheint die Roteiche negative Auswirkungen auf das Vorkommen zu haben. Anders sieht es weiter unten aus. Im unteren Stammbereich ist der Unterschied des Vorkommens von Insektengemeinschaften weniger stark (Vergleich Rot- und Stieleiche). 

Insgesamt bietet die Roteiche eher Generalisten Nahrung und Lebensraum. Spezialisierte Arten, kommen an ihr so gut wie gar nicht vor. Dabei sind es genau diese Arten, die wir unbedingt schützen wollen und müssen, denn Spezialisten sind die seltenen Arten.

Allerdings gibt es aktuell noch keine abschließenden Erkenntnisse zum Thema Invasivität der Roteiche. Momentan führt das Bundesamt für Naturschutz sie auf der „Management Liste“ der invasiven Arten in Deutschland. Auch die Douglasie ist auf dieser Liste aufgeführt. Beide Baumarten werden aktuell in Deutschland in Wäldern gepflanzt und genutzt. 

Wie nutzt man die Roteiche?

Holz 

Die Roteiche bildet sogenanntes Kernholz aus. Das bedeutet, im inneren Kern des Stammes werden in den abgestorbenen Holzzellen, die nicht mehr für Wasser- oder Nährstofftransport genutzt werden können, bestimmte Stoffe eingelagert. Das können zum Beispiel Gerbstoffe oder bei anderen Baumarten auch Harz oder Gummi sein. Anders als unsere heimischen Arten verschließt die Roteiche diese Zellen allerdings nicht. Dieses Verschließen nennt man auch Verthyllen. Verthyllte Holzzellen sind undurchlässig für Flüssigkeiten und Gase und deshalb ist das Holz unserer heimischen Arten sehr beliebt zum Bauen von Wein- oder Whisky- Fässern. Mit dem Holz der Roteiche funktioniert das nicht. Dafür kann das Holz aber imprägniert werden. 

Das Holz wird insgesamt als nicht so wertvoll wie das der Stiel- oder Traubeneiche gesehen, obwohl man es ansonsten fast gleichwertig nutzen kann. Das liegt daran, dass das Holz grobporiger ist und weitere Holzgefäße besitzt. Wenn man also bspw. Furnier (ganz dünn geschnittenes Holz, was bspw. für Verkleidung von Oberflächen genutzt wird) aus dem Holz der Roteiche machen möchte, ist dies unregelmäßiger strukturiert. Auch die natürliche Dauerhaftigkeit ist geringer, wodurch sie im Außenbau nicht so gerne verwendet wird, es sei denn, das Holz wurde imprägniert.

Hier seht Ihr Furnierholz einer Roteiche. 

Das Holz der Roteiche wird gerne als Parkettholz genutzt, aber auch für den Bau von Treppen oder für Türen und Fenster. Die Biege- und Druckfestigkeit ist beim Holz höher als bei den heimischen Eichenarten. Diese Eigenschaften spielen eine wichtige Rolle bei der Tragfähigkeit und Stabilität des Holzes zum Beispiel bei tragenden Konstruktionen (Balken oder Pfähle), aber auch wie viel Druck zum Beispiel ein Fußboden aushalten kann.

Hier seht Ihr den sogenannten Spiegel der Roteiche.

Waldbrandschutz

Die Roteiche hat eine wichtige Bedeutung als Brandschutz. Sie wird als “Brandschutzriegel” in Nadelholzbestände gepflanzt. Das könnt Ihr oftmals in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg beobachten, denn hier gibt es viele Kiefernreinbestände, die sehr gefährdet bei Waldbränden sind. Die Streu, also das Laub, ist sehr säurehaltig und schlecht zersetzbar. Dadurch kann sich unter dem Laub keine neue Vegetation bilden. Durch das lang auf dem Boden liegende Laub der Roteiche soll verhindert werden, dass sich Bodenfeuer rasch weiter ausbreiten können. Aber mal kurz nebenbei gesagt: Eine saure Laubstreu, unter der nichts wachsen kann? So etwas wollen wir – zumindest nicht in großer Fläche – eigentlich nicht im Wald haben. 

Das säurehaltige Laub der Roteiche kann nur sehr schlecht zersetzt werden und verbleibt daher lange auf dem Waldboden. Als Schutz vor Bodenfeuern super – doch wo bleibt dann die Naturverjüngung?

Wie steht Ihr zur Roteiche? Wollt Ihr sie im Wald sehen oder sogar selbst anpflanzen? Oder seid Ihr eher Team heimische Eiche? Schreibt es uns in die Kommentare!

Quellen:

https://veranstaltungen.fnr.de/fileadmin/Projekte/2024/Veranstaltung/wkf-seminare/Roteiche/Roteiche_K

%C3%A4tzel.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Roteiche

https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/baeume-und-waldpflanzen/laubbaeume/roteiche