Die Kiefer ist neben der Fichte die zweithäufigste Baumart in Deutschland. Vor allem die Lüneburger Heide, Brandenburg, aber auch Gebiete in Franken sind bekannt für ihre großflächigen Kiefernwälder. Warum die Kiefer so eine wichtige und besondere Baumart in Deutschland ist, wollen wir Euch im folgenden Artikel erklären.

Woran erkennt Ihr die Wald-Kiefer?

Vor allem die Betrachtung der Borke, also der Rinde, kann Euch bei der Bestimmung der Kiefer sehr hilfreich sein. Die Borke bildet im Alter sehr grobe und braun-rote Schuppen. Diese befinden sich im unteren bis mittleren Bereich des Stammes. Weiter oben erkennt Ihr am Stamm eine eher hell rötlich gefärbte, deutlich feinere Rinde – die sogenannte Spiegelrinde. Ihr könnt die Wald-Kiefer also sehr gut an ihrer Zweifarbigkeit entlang des Stammes erkennen.

Hier seht Ihr den zweifarbigen Stamm der Kiefer.

Die Wald-Kiefer gehört zu den zweinadeligen Kiefern. Das bedeutet, die Nadeln gehen immer in Paaren aus einer Basis (Nadelscheide) hervor. Je nach Standort sind sie blaugrün bis gelbgrün gefärbt, ziemlich fest und starr und ca. 2,5 bis 7 cm lang. Deutlich längere Nadeln findet Ihr bspw. bei der Schwarz-Kiefer vor. Bei dieser Art können die Nadeln sogar bis zu 24 cm lang werden.

Wusstest Du schon…?
Solltet Ihr einmal eine Kiefer entdecken, bei welcher aus einer Basis fünf Nadeln heraus kommen, handelt es sich dabei vermutlich um die Weymouth-Kiefer, auch bezeichnet als Strobe.

Die Kronen der Wald-Kiefer sind relativ unregelmäßig geformt, im oberen Bereich erscheinen sie schirmförmig. Insgesamt hat die Kronenform ein mediterranes Erscheinungsbild. Die Zapfen sind kegelförmig rundlich im reifen Zustand dunkelbraun und ca. 8 cm groß. Wald-Kiefern können auf guten Standorten sogar bis zu 40 m groß werden. Sie erreichen ein Alter von 800 bis 1000 Jahren.

Die Kiefer als Spezialist der Extreme!

Die Kiefern gehören zur größten Nadelbaumfamilie der Erde – der Familie der Pinanceae. Innerhalb dieser liegt die Gattung der Pinus Kiefer mit unzähligen Arten. Etwa 80 davon gibt es bei uns auf der Nordhalbkugel. Das Verbreitungsgebiet der Wald-Kiefer erstreckt sich über den gesamten eurasischen Raum und reicht dabei vom Polarkreis im Norden bis hin in die Türkei im Süden. Da die Kiefer kontinentales Klima bevorzugt liegt die natürliche westliche Verbreitungsgrenze direkt in Deutschland und geht im östlichen Bereich bis nach Asien. Betrachtet man die Höhenlage, so besiedelt die Kiefer Lebensräume bis zu 2000 m und ist damit auch in den Alpen anzutreffen.

Die Wald-Kiefer ist in Deutschland die zweithäufigste Baumart neben der Fichte und macht einen Anteil der Waldfläche von 23% aus. Sie hat sehr geringe Ansprüche an den Standort, also an die Nährstoff- und Wasserversorgung. Deshalb wurde die Wald-Kiefer bereits ab dem ausgehenden Mittelalter großflächig, künstlich eingebracht. Ihre optimalen Standortsbedingungen findet die Kiefer in kontinentalem Klima, sowie auf sandigen, aber auch lehmigen Böden. In Deutschland liegen die Verbreitungsschwerpunkte in den sandigen Regionen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns. Aber auch in den nördlichen Teilen Bayerns und Sachsens gibt es größere Waldgebiete, auf denen die Wald-Kiefer angebaut wird.

Wusstest Du schon…?
Die Kiefer ist ein Pionier! Sie besiedelt als typische Lichtbaumart und aufgrund ihrer geringen Standortansprüche als eine der ersten Baumarten entwaldete Flächen. Dazu gesellen sich dann weitere Pionierbaumarten wie die Birke, Eberesche oder Sal-Weide.

Die Kiefer würde auch auf sehr gut nährstoff- und wasserversorgten Standorten wachsen. Aber warum tut sie das nicht? Das liegt an den konkurrenzstärkeren Baumarten, wie beispielsweise der Rotbuche. Diese Art ist auf solchen Standorten der Kiefer überlegen und verdrängt diese. Das bedeutet, sie überwächst sie und dunkelt sie aus. Deshalb würde die Kiefer, natürlicherweise und ohne menschlichen Einfluss, auf die extremen Standorte verdrängt werden. Auf diesen Standorten läuft die Kiefer ihren Konkurrenten den Rang ab und wird selbst zur konkurrenzstärksten Baumart. Beispielhaft findet man die Kiefer dann auf sandigen Dünen oder sehr nassen Moorstandorten.

Kiefern-Äcker in Deutschland?

Die Kiefer wurde und wird großflächig vor allem in sogenannten Reinbeständen angebaut. Das bedeutet, in solch einem Bestand findet Ihr nur eine Baumart vor und die Pflanzen befinden sich alle im gleichen Alter. Sie sind also alle ungefähr gleich breit und groß. Diese Waldbilder sind ganz typisch für Regionen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern oder auch der Lüneburger Heide. Aber warum haben Förster:innen das so gemacht? Und sind diese Bestände nicht ökologische Wüsten?

Viele dieser Kiefernbestände wurden vor etlichen Jahrzehnten gepflanzt. Oftmals in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Damals musste Deutschland sehr hohe Reparationsleistungen an die Siegermächte ableisten. Unter anderem gehörten dazu auch Rohstoffe. Diesen wollte man möglichst günstig und vor allem auch schnell zur Verfügung stehen haben. Die Wald-Kiefer liefert, ähnlich wie die Fichte, sehr schnell den nachwachsenden Rohstoff Holz. Zu diesen Zeiten ging es niemandem darum, einen ökologisch besonders wertvollen Wald zu etablieren, sondern man brauchte schnell und gut wachsendes Holz. Die Relikte aus dieser Zeit finden wir heute als sehr homogene Bestände vor.

Da seit einigen Jahrzehnten jedoch ein Umdenken in der Forstwirtschaft stattfindet, versucht man heute den ökologischen Wert dieser Bestände zu steigern, in dem man Laubbaumarten unter dem Schirm des Kiefernaltbestandes einbringt. Dadurch schafft man eine höhere Artenvielfalt Auf der anderen Seite erreicht man eine Beschattung der Kiefernstämme und des Bodens. Bei Böden, die beschattet werden, verhindert man außerdem eine starke Vergrasung. Dadurch sinkt gleichzeitig die Gefahr von sogenannten Bodenfeuern. Diese entstehen vor allem durch trockene Nadelstreu oder Gras. Heute stehen der Forstwirtschaft außerdem ein ganz anderes Wissen und vor allem finanzielle Mittel zur Verfügung. Die Kiefer bleibt jedoch gerade auf den sehr sandigen Standorten weiterhin eine wichtige Baumart, um auch dort die Produktion von Holz zu ermöglichen.

Kiefern wachsen schnell, wodurch sie sehr attraktiv für die Holzproduktion sind.

Die Kiefer – Brotbaum der Forstwirtschaft

Die Wald-Kiefer ist sehr vielseitig nutzbar und wird deshalb neben der Fichte auch als „Brotbaum“ der Forstwirtschaft bezeichnet. Das Holz der Kiefer ist vor allem als Bau- und Konstruktionsholz gefragt. Beispielsweise werden daraus Dachlatten, Fenster, Türen oder Dielen gefertigt. Aufgrund der Dauerhaftigkeit des Holzes kann man es sowohl im Innen- als auch im Außenbereich gut verwenden. Auch für die Herstellung von Möbeln nutzt man das Holz der Kiefer. Weniger gute Holzqualitäten gehen in den Bereich der industriellen Nutzung, wie beispielsweise zur Herstellung von Spanplatten, oder werden energetisch genutzt, zum Beispiel in Heizkraftwerken.

Wusstest Du schon…?
Die Wald-Kiefer rettete wahrscheinlich so manchen Bergarbeiter:innen das Leben! In den Grubenschächten wurde das Holz zur Stabilisierung verwendet. Ein Vorteil dabei war, dass das Holz der Kiefer ein knackendes Geräusch von sich gibt, bevor es zerbricht. Für die Arbeiter:innen war dies eine frühzeitiges Warnsignal, um noch rechtzeitig den Schacht zu verlassen.

In der Vergangenheit nutzte man nicht nur das Holz der Kiefer, sondern auch das Harz. Vor allem in Ostdeutschland, während der Zeit der Teilung Deutschlands, gab es eine groß aufgestellte Produktion in der Nutzung von Baumharz. Heute kann man die Spuren dieser Nutzungsform noch an den Stämmen einiger Kiefern sehen. Die fischgrätenförmigen Einritzungen an der Rinde sind auf den Abbau des Harzes zurückzuführen. Das Harz diente als Ausgangsstoff für die Herstellung von Lacken, Leimen und pharmazeutischen oder kosmetischen Artikeln. Weiterhin stellte man aus dem Holz der Kiefer auch Baumteer, Pech oder Terpentinöl her.

Zukunft der Kiefer?

Die Kiefer scheint durch ihre hohe Toleranz gegenüber Trockenheit und hohen Temperaturen zunächst ziemlich gewappnet gegenüber den klimatischen Veränderungen. Doch auch die Kiefer wird in Zukunft auf deutlich weniger Bereichen in Deutschland standortgerecht sein. Das bedeutet, auch der Anbau der Wald-Kiefer wird zunehmend risikoreicher. Hinzu kommt, dass die Kiefer in Deutschland immer noch vorwiegend in Reinbeständen vorkommt. Diese Bestände begünstigen einen Befall von unzähligen Forstschädlingen. Und diese finden unter den klimatischen Veränderungen meist viel bessere Lebens- und Verbreitungsbedingungen vor. Das bedeutet, die Kiefer ist genauso wie andere Baumarten, prädisponiert – also bereits geschwächt und somit ein leichteres Opfer für Insekten und Pilze. 

So sieht der Stamm der Kiefer aufgeschnitten aus.

So kann man seit einigen Jahren ein häufiges Absterben von Kiefernbeständen aufgrund der Diplodia Krankheit beobachten. Der Pilz wird für die Bäume durch den Klimawandel immer gefährlicher. 

Eine weitere Gefahr könnte in naher Zukunft auch von der Kiefernholz-Nematode ausgehen. Die Nematoden benötigen zum Eindringen in das Holz einen Käfer – dies erfolgt durch einen sogenannten Bockkäfer. In anfälligen Bäumen und bei warmen Temperaturen können sich die Nematoden dann explosionsartig vermehren und im wasserleitenden Gewebe verteilen. Dadurch wird der Wassertransport im Baum unterbrochen. Momentan werden massive Anstrengungen unternommen, um das Einschleppen dieser Nematoden nach Deutschland zu verhindern. In Portugal sind sie bereits angekommen. Importierte Paletten aus Kiefernholz müssen bspw. chemisch behandelt werden, bevor sie nach Deutschland eingeführt werden dürfen.

Zunehmende Trockenheit und Waldbrände

Auch Waldbrände sind durch die zunehmende Trockenheit in den letzten Sommern zu einem immer größer werdenden Problem geworden. Wenn Ihr in einem heißen Sommertag mal in einem solchen Kiefernbestand unterwegs gewesen seid, werdet ihr die stehende Hitze und den typischen Geruch der Kiefer dort wahrnehmen können. Ganz anders, als in einem strukturierten Laubmischwald, wo man im Sommer ein viel kühleres und feuchteres Klima als in der Umgebung hat.

Wusstest Du schon…?
Waldbrände können verheerend sein, haben aber manchmal einen ökologischen Wert. Sie zersetzen alte Nadelstreu der Kiefern am Boden. Dadurch wird die Zersetzung beschleunigt und die Asche dient als Dünger des Bodens. Ausgewachsene Kiefern haben am unteren Stamm eine dickere Rinde für eine höhere Resistenz gegenüber Waldbränden.

In den Reinbeständen findet man auf dem Boden oftmals eine starke Vergrasung vor, die ein Ausbreiten der Flammen sehr begünstigt.

Problematisch ist zudem die häufige Munitionsbelastung der Böden in Ostdeutschland, wodurch die Feuerwehr nicht in die Bestände rein fahren kann. Das heißt, man kann den Wald nur kontrolliert abbrennen lassen.
Zur Lösung dieser Probleme werden Laubbäume unter den alten Kiefernbäumen eingebracht. Diese sollen eine starke Vergrasung verhindern und brennen nicht so gut wie Gras. Weiterhin werden Brandschutzstreifen angelegt, in Form von Sandgräben oder Schutzstreifen aus bspw. Rot-Eiche.

Wie geht es in Zukunft weiter?

Die Nadeln der Wald-Kiefer sind sehr fest und starr und meist eher kurz.

Der Klimawandel stellt Förster:innen vor neue Herausforderungen. Vielerorts werden bereits Laubbäume unter Kiefernaltbeständen gepflanzt. Außerdem untersuchen Forscher:innen andere Kiefernarten, um Erkenntnisse über deren Wachstum und Angepasstheit zu erlangen. Die Gelbkiefer scheint beispielsweise eine zukunftsträchtige Baumart darzustellen, da sie eine hohe Toleranz gegenüber Dürre hat und außerdem sehr gute Wachstumsleistungen zeigt. Auch die Schwarzkiefer kommt mit den für die Zukunft angenommenen Klimaverhältnissen deutlich besser zurecht, als die Wald-Kiefer.

Wir hoffen, wir konnten Euch in diesem Artikel einige spannende Fakten über eine der wichtigsten Baumarten in der Forstwirtschaft in Deutschland vermitteln. Vielleicht fällt Euch diese Baumart ab jetzt häufiger ins Auge. Wie sehen die Wälder bei Euch vor Ort aus? Ist die Wald-Kiefer dort eine häufige Baumart? Gibt es bei Euch noch großflächige Reinbestände?

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Waldkiefer
https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/ergebnisse-waldzustandserhebung-2020.pdf?__blob=publicationFile&v=8
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenportraets/wildpflanzen/05719.html
https://www.uni-goettingen.de/de/vorkommen/36743.html https://www.wald.de/waldwissen/laubbaum-nadelbaum/nadelbaumarten/waldkiefer-pinus-sylvestris-l/
https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/schadensmanagement/neue-arten/eine-gefahr-fuer-europas-foehrenwaelder#c81252
https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/boden-klima/dateien/lwf-wissen_57-06.pdf
https://www.fva-bw.de/fileadmin/publikationen/sonstiges/180201steckbrief.pdf
https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/baeume-und-waldpflanzen/nadelbaeume/die-waldkiefer
https://www.fva-bw.de/fileadmin/publikationen/sonstiges/180201steckbrief.pdf