Der Schwarze Holunder wurde zur Heilpflanze des Jahres 2024 ernannt. Was genau er heilen kann, wie viele Holunderarten es überhaupt gibt und was das ganze mit Harry Potter zu tun hat, erfahrt Ihr im folgenden Artikel.
So erkennst Du einen Holunder
Wenn sich die meisten Menschen einen “Holunder” vorstellen, dann denken sie an einen Strauch mit schwarzen Beeren und weißen Blüten, die im Sommer richtig schön duften und aus denen Mama früher leckeren Holunderblütensirup gezaubert hat (Rezept dazu findet Ihr hier). Damit ist der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) gemeint. Es gibt in Europa noch zwei weitere Arten, nämlich den Roten Holunder (Sambucus racemosa) und den Zwerg-Holunder (Sambucus ebulus). Mit dem Zwerg-Holunder müsst Ihr ein wenig aufpassen, denn er ist giftig. Man kann ihn glücklicherweise gut von den anderen beiden Arten unterscheiden. Er ist klein, kann gerade mal anderthalb Meter hoch wachsen, wohingegen der Rote Holunder 3 m hoch werden kann und der Schwarze ganze 7 m erreicht! Die eindeutigsten Indizien liefern seine nicht-holzigen Äste. Das heißt, die Äste sind grün oder rot und weich, wie ein neuer Trieb. Im Gegensatz dazu haben die anderen beiden Arten braune, feste und verholzte Äste.
Der Rote und der Schwarze Holunder lassen sich ebenfalls gut voneinander unterscheiden. Die Beeren (botanisch korrekt eigentlich Steinfrüchte) des Roten Holunders sind rot und die reifen Beeren des Schwarzen Holunders sind … wer kann es erraten? Schwarz!
Ein weiteres Merkmal sind die Knospen im Winter. Der Rote wird manchmal “Trauben-Holunder” genannt, wegen seiner runden, fast traubenförmigen Knospen. Die Knospenschuppen sind häufig grünlich-violett. Der Blütenstand besteht aus einer aufrecht stehenden Dolde mit weißen Blüten. Die Blätter sind unpaarig gefiedert, das heißt, ein Blatt besteht aus 3-7 kleineren Fiederblättern. Das Mark des Roten Holunders ist zimtig-braun gefärbt.
Die Blätter des Schwarzen Holunders bestehen zwar aus 3-9 Fiederblättern, sehen aber recht ähnlich aus. Die Blüten des Schwarzen Holunders sind platt wie ein Pfannkuchen. Sie hängen herunter, anstatt aufrecht zu stehen. Auf schlau heißt das “Schirmrispe”. Sein Mark ist weiß und hat eine Konsistenz wie Schaumstoff.
Wusstest Du schon…?
Dumbledores Zauberstab, der sogenannte Elderstab, wurde aus dem Holz eines Schwarzen Holunders gefertigt. Auf Englisch heißt der Strauch “elder”, daher der Name. Zudem soll es dem Volksglauben nach Unglück bringen, einem Holunderstrauch zu schaden.
Wo der Schwarze Holunder lebt
Das Verbreitungsgebiet des Schwarzen Holunders erstreckt sich beinahe über ganz Europa. Es ist ein anspruchsloses Gewächs und kann daher an den unterschiedlichsten Orten wachsen. Er bevorzugt feuchte Wälder, Hecken und Lichtungen. Zudem ist er oft an Waldrändern zu finden, denn der Schwarze Holunder fühlt sich in der Sonne oder im Halbschatten wohl. Er ist ein großer Fan von nährstoffreichen Böden und ist sogar eine Zeigerart für Stickstoff (mehr zu Zeigerarten findet Ihr hier.)
Eine große Zahl an Tieren profitiert von dem Strauch. Die Blüten dienen Bienen, bestimmten Käferarten und Fliegen als Mahlzeit und der Holunder freut sich über die Bestäubung. Auch die Früchte sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für gewisse Vogelarten, wie Amseln, Drosseln, Finken und Mönchsgrasmücken. Dem Schwarzen Holunder helfen die Vögel wiederum, indem sie seine Samen verbreiten.
Heileigenschaften und Mythologie
Nicht nur die Tiere haben dem Holunder geholfen, sich auszubreiten. Früher glaubten die Menschen, dass es Glück bringt, diesen Strauch im Garten zu haben, da er vor schwarzer Magie und Feuer schützen sollte. Deshalb ist der große Strauch in vielen Gärten alter Höfe heute noch anzutreffen.
Wusstest Du schon…?
Der Schwarze Holunder wurde nach einer alten germanischen Göttin Holder oder Holle benannt, die in abgewandelter Form als Frau Holle heute noch bekannt ist.
Von Schutzstrauch, über Heilpflanze bis hin zum Unglücksbringer haben die Menschen dem Holunder alle möglichen Bedeutungen und Fähigkeiten zugesprochen.Teilweise ist es ein wenig widersprüchlich. Einerseits schützt der Strauch Haus und Hof, andererseits können böse Hexen sich in das Holunderholz verwandeln. Deswegen habt Ihr wahrscheinlich noch nie auf einem Stuhl aus Holunder gesessen. Nicht, dass Ihr Euch im nächsten Moment auf dem Rücken einer Magierin wiederfindet!
Gesundheitlich kann der Schwarze Holunder tatsächlich einiges. Schließlich ist er nicht ohne Grund zur Heilpflanze des Jahres 2024 ernannt worden. Die Früchte sind vitamin- und mineralstoffreich. Sie sollten jedoch unbedingt abgekocht werden, weil sie sonst Erbrechen und Durchfall hervorrufen können. Dasselbe gilt für den Roten Holunder, allerdings müsst Ihr unbedingt die Kerne heraussieben. Am bekanntesten ist der Holunderblütentee. Er wirkt schweißtreibend und hilft gegen Erkältungen. Mein persönlicher Favorit ist trotzdem der Holunderblütensirup. Keine anerkannte Heilwirkung, dafür gut mit Eiswürfeln im Sommer zu genießen.
Wie genießt Ihr den Holunder am liebsten? Schreibt es uns in die Kommentare!
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Holunder
https://de.wikipedia.org/wiki/Holunder
https://de.wikipedia.org/wiki/Roter_Holunder
https://guterboden.de/holunder-standort
M. Spohn, M. Golte-Bechtle, R. Spohn: Was blüht denn da?, 60. Auflage, Franck-Kosmos Verlags-GmbH und Co. KG, Stuttgart 2021
P. Leins, C. Erbar: Bäume und Sträucher in Herbst und Winter erkennen, Schweizerbart, Stuttgart 2016
Gesa
17. Juli 2024 — 20:17
Super Artikel! 🙂