Der Weißstorch (Ciconia ciconia) ist wohl einer der bekanntesten Vögel in Deutschland, um welchen sich auch so manche Sage rankt. Der Storch soll Neugeborene an ihre Eltern überbringen und gilt daher im Allgemeinen auch als Glücksbote. Durch seine markante Färbung ist er leicht zu erkennen. Mehr über diesen Langstreckenflieger erfahrt Ihr in diesem Artikel!
Wusstest Du schon…?
Umgangssprachlich wird der Weißstorch auch Klapperstorch genannt. Das liegt daran, dass der sonst recht stumme Vogel in seinem Nest ein hölzernes Klappern von sich gibt. Diese charakteristischen Laute erzeugt er durch das Zusammenschlagen seines Schnabels.
Wer klappert denn da?
In Deutschland gibt es 6000 – 6500 Brutpaare des Klapperstorchs. Er befindet sich auf der Vorwarnliste und damit an der Grenze der Gefährdung. Durch unterschiedliche Schutzmaßnahmen, die für ihn ergriffen wurden, nimmt die Population jedoch generell zu.
Ausgewachsene Störche sind im Stehen circa 80 Zentimeter groß und können eine Flügelspanne von bis zu zwei Metern haben. Sie besitzen überwiegend weißes Gefieder. Die Flügel sind an den Spitzen und im unteren Bereich schwarz gefärbt. Charakteristisch für ihn ist sein langer roter Schnabel. Im Flug wird der ruhige Flieger durch seine Farbgebung, den hervor gereckten Hals und die roten Stückerbeine entlarvt.
Weißstörche nisten in großen, aus Zweigen gebauten Nestern und legen für gewöhnlich 3 bis 4 Eier. Sie suchen sich zumeist hohe, freistehende Standorte aus. Dadurch können wir sie oft in unserer Nähe beim Nisten beobachten, zum Beispiel auf Schornsteinen oder hohen Masten. Auch von uns Menschen für die Störche angelegte Plattformen nehmen sie gerne an. Die erhöhten Standorte ermöglichen es ihnen, ihre Futtergebiete besser zu überblicken. Im Wald findet man sie eher wenig, da sie unsere offene Kulturlandschaft bevorzugen. Sie leben gerne in der Nähe von Wiesen, Feuchtwiesen und Gewässern, wo sie auch ihre Nahrung suchen. Störche werden bis 8 Jahre alt.
Wusstest Du schon…?
Der im Wald vorkommende Verwandte des Weißstorches ist der Schwarzstorch. Er baut sich sein Nest auf breiten Astgabelungen an ruhigen Orten. Während der Weißstorch sich im Dorf niederlassen würde, meidet der Schwarzstorch die Menschen. Wird er zu sehr gestört, verlässt er sein Heim.
Storchenkinder mit Bärenhunger
Der Weißstorch frisst Mäuse vom Feld oder Insekten, Regenwürmer, Amphibien oder Reptilien aus Feuchtgebieten.
Im afrikanischen Winterquartier fressen die Großvögel Aas oder durch Waldbrände getötete Insekten, Schlangen oder Kleinsäuger. Die Wanderheuschrecke steht auch auf ihrem Speiseplan. Da diese als Plage vorkommenden Tiere oft durch Pestizide begiftet werden, verenden jährlich zahlreiche Storchen an diesem Gericht.
Um satt zu werden, muss ein ausgewachsener Storch bis zu 700 Gramm Nahrung zu sich nehmen. Das entspricht circa 16 Mäusen oder bis zu 700 Regenwürmern. Der Bedarf von Jungvögeln liegt in der Aufzuchtphase zeitweise bei 1.600 Gramm. Eine Nahrungsquelle in nächster Umgebung ist dementsprechend von großer Bedeutung.
Yeaaah, ab in den Süüüden…
Im Winter verlässt uns der Storch. Dazu begeben sich die Störche ab August auf die Reise in den Süden. Sie legen weite Strecken zurück, bis sie beispielsweise in Afrika ankommen. Hier können sie den kalten Temperaturen und der winterlichen Nahrungsknappheit entgehen.
Wichtig für ihre Reise sind größere Landflächen. Auf ihnen erwärmt sich der Boden und gibt diese Wärme an die bodennahe Luft ab. Dadurch entstehen thermische Aufwinde, die es den Störchen erleichtern, in die Höhe zu gelangen. Die Großvögel vollziehen dafür schraubende Bewegungen in der Luft. Oben angelangt können sie sich über weite Entfernungen wie ein Segelflugzeug gleiten lassen, ohne durch Flügelschläge Energie zu verschwenden. Die benötigten Aufwinde entstehen nicht über dem Meer, weswegen die Störche in einem “Schwung” über das weite Nass gelangen müssen.
Im Westen nutzen sie dafür die Mittelmeerenge bei Gibraltar und im Osten den Bosporus zwischen Europa und Asien. Obwohl dies bereits die kürzesten Wege über das Meer sind, sind sie zumeist nicht nur mit einem einzigen Gleitversuch zu schaffen. Die Störche müssen also ab einer gewissen Entfernung doch ihre Flügelkraft verwenden. Je nachdem, wie geschickt die Vögel fliegen, können sie an das andere Ufer gelangen. Einige verlieren auf dem Weg die Kraft und stürzen ab.
Der Storch legt über 150 Kilometer am Tag zurück
Nach zwei bis vier Monaten, in denen die Klapperstörche 150 bis 300 Kilometer am Tag zurückgelegt haben, kommen sie an ihrem Ziel an. Viele von ihnen, die in den Westen ziehen, sparen sich mittlerweile einige Kilometer. Sie verbleiben in Südspanien und ernähren sich auf Mülldeponien von den Essensresten der Menschen.
Manche Störche bleiben auch in Deutschland. Dabei handelt es sich zumeist um Tiere, die als Jungvögel von Menschen gepflegt wurden und die die Reise in den Süden danach nie wieder antreten werden. Die immer milder werdenden Winter begünstigen ihren Aufenthalt, zumal die Menschen sie oft weiterhin füttern.
Wusstest Du schon…?
Früher gab es unterschiedliche Vorstellungen, was Störche im Winter treiben könnten. Angeblich befestigte eine deutsche Gräfin einst ein Silbermedaillon an einem Storch, welcher 1846 in Palästina gefangen und identifiziert werden konnte.
Erst durch die Beringung der Vögel konnte der dänische Lehrer Mortensen Ende des 19. Jahrhunderts nachweisen, wo die Störche langfliegen.
Auch ein Storch hat Probleme
Elektrische Freileitungen in Brutgebieten oder auf dem Weg dahin fordern viele Storchenleben. Auch die Umwandlung von Wiesen oder eine intensive Landwirtschaft fördern den Verlust von Lebensraum und Jagdgebieten. Auf ihrer Zugroute kollidieren Störche auch immer wieder mit Flugzeugen. In ihren Winterquartieren in Afrika machen ihnen darüber hinaus durch den Klimawandel bedingte Dürren zu schaffen. Sie stehen außerdem in Notzeiten auf dem Speiseplan der dortigen Bewohner:innen oder werden teilweise sogar vergiftet.
Da die Zugrouten der Störche und ihre Quartiere im Sommer und Winter weitestgehend bekannt sind, könnte man sie auf ihrem Weg unterstützen. Zum Beispiel durch den Umbau von gefährlichen Stromleitungen oder den Erhalt von freien Landschaften. Deswegen setzt sich der NABU für den Schutz von Lebensräumen ein, wenn man Störche dort nachweisen konnte.
Wusstest Du schon…?
Interessiert Euch die Interaktion von Störchen oder ein hinterlistiger Uhu-Angriff auf ein Storchennest? Dann ist die Storchen-Webcam etwas für euch. Der NABU Hamburg hat Webcams installiert, durch welche Ihr das Wappentier der Stadt beobachten könnt. Hier findet Ihr den Link dazu!
Habt Ihr schon mal ein Storchennest gesehen? Oder wollt Ihr noch mehr über das schwarze Schaf unter den Störchen – den Schwarzstorch – erfahren? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
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