Eine der wichtigsten Regeln im Wald ist: Iss nichts, was du nicht kennst. In diesem Artikel erfahrt Ihr von vier Giftpflanzen, die diesen Spruch umso wichtiger machen. Alle kommen in unseren Wäldern vor und locken zum Beispiel mit saftig aussehenden Beeren. Doch was passiert, wenn man sich von ihnen verführen lässt?
Tollkirsche (Atropa belladonna)
Die Tollkirsche ist in Deutschland heimisch und wächst an Waldrändern oder auf Lichtungen. Die Kalamitäten der letzten Jahre haben ihr also in die Karten gespielt. Vielleicht kennt Ihr die Pflanze auch unter dem Namen Teufelskirsche, Waldnachtschatten oder Belladonna. Das Nachtschattengewächs kann bis zu zwei Meter hoch werden und wächst aufrecht. Die Blätter sind elliptisch geformt und die Blattspreite läuft in den behaarten Stiel über. Die Blüten treten einzeln und in braunvioletter Farbe auf. Sie blühen je nach Standort von Juni bis August. Aus der Blüte entsteht Ende Juli (bis in den Oktober hinein) eine dunkelviolette bis schwarz glänzende Beere. Sie sitzen auf dem grünen Blütenkelch der ehemaligen Blüte.
Allgemein sollte alles an der spannend aussehenden Pflanze gemieden werden, da alle Pflanzenteile hochgiftig sind. Wenn man sich dennoch bedient hat, kann man dies an einer Pupillenerweiterung erkennen. Die betroffenen Personen haben oft einen trockenen Mund, gefolgt von Hautrötungen und Überwärmung, die in Herzrasen übergehen. Außerdem führt der Konsum auch zu Verwirrtheit, Gleichgewichtsstörungen oder Krampfanfällen. Das teilweise von wildem Lachen begleitete, krampfende Verhalten soll an einen tollwütigen Menschen erinnern.
Giftpflanzen nur mit Handschuhen entfernen
Nach dem “Aufdrehen” des Körpers folgt ein tiefer Schlaf, aus dem etwa 10 % der Menschen nicht wieder erwachen. Für Menschen sind es etwa 10, für Eure vierbeinigen Freunde nur 3 Beeren, die zum Tod führen können. Auch bei der Entfernung der Pflanzen solltet Ihr Handschuhe tragen, da schon ein Hautkontakt die Gifte übertragen kann.
Für einige Tiere sind diese Wirkungen jedoch irrelevant. Insekten freuen sich über die Blüten und Vögel gönnen sich durchaus die ein oder andere Beere.
Wusstest Du schon…?
Der absolute Killer unter den Giftpflanzen ist der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus). Bereits zwei Gramm des Giftstoffes sind tödlich. Schon das Berühren der Pflanze kann Vergiftungserscheinungen auslösen wie Wärmegefühl, Brennen oder Lähmungen. Der Eisenhut kommt vom Südschwarzwald bis zur Oberen Donau und im Allgäu vor. Er bevorzugt feuchte Weideflächen oder Auwälder. Wenn Ihr diesen Gesellen vielleicht als Zierpflanze im eigenen Garten habt, ist Vorsicht geboten!
In der Antike oder im Mittelalter wurde die Tollkirsche trotz der Nebenwirkungen von Frauen als Kosmetik genutzt, um eine Pupillenerweiterung zu verursachen. Obwohl die Pflanze so gefährlich ist und die Todesopfer der Pflanze blau anlaufen und aufquellen, gilt die Belladonna auch als Heilpflanze. In sehr geringen Dosen kann sie krampflindernd wirken und gegen Epilepsie oder Asthma helfen.
Echter Seidelbast (Daphne mezereum)
Der Echte Seidelbast wächst mitten im Wald und ist streng geschützt. Der heimische Strauch kann bis zu 1,5 m hoch werden und erfreut Waldbesucher:innen bereits früh im Jahr.
In der Kälte des Februars und bis Ende März hinein blüht der Seidelbast in rosa- bis purpurroten Farben. Seine Blüten sind dabei röhrenförmig und versprühen einen angenehmen Duft. Sie sitzen im Pulk direkt am Zweig.
Wusstest Du schon…?
Am Stengel sitzende Blüten sind in unseren Breitengraden etwas sehr besonderes. Ähnliche Pflanzenindividuen findet man erst wieder in den Tropen.

Giftpflanzen mit fiesen Tricks
In der Blütezeit Anfang des Jahres hat der Seidelbast noch keine bis wenige Blätter. Diese bilden sich erst zusammen mit den Beeren aus. Die Blätter sind eiförmig und nur kurz gestielt. Die Früchte des Seidelbasts bilden sich nach der Blütezeit und haben im reifen Zustand ein auffälliges Rot. Der Strauch ist eine durch und durch giftige Pflanze, mit Ausnahme des Fruchtfleischs der Beeren. Besonders gefährlich sind die Rinde und die Früchte, welche mit ihrer roten Farbe zum Naschen einladen. In den Beeren befinden sich nämlich giftige Samen, die man bei Genuss des Fruchtfleisches unweigerlich zerkaut. Was ein gemeiner Trick!
Den Namen Kellerhals trägt der Seidelbast aufgrund der Halsschmerzen, die man beim Verzehr bekommt. Dazu entwickeln sich eine Schwellung, Rötung und sogar eine Blasenbildung im Mundbereich. Es kann zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Auch bei dieser Pflanze sollte Hautkontakt vermieden werden. Wie im Mundraum können Rötungen oder Blasen auf der Haut entstehen.
In richtiger Dosierung wird der Seidelbast aber ebenfalls in der Medizin genutzt. Er kommt bei Hautleiden oder Erkältungen zum Einsatz. Auch die Insektenwelt profitiert von dem früh blühenden Busch. Als eine der ersten Blütenquellen zieht er viele unterschiedlichen Arten an
Roter Fingerhut (Digitalis purpurea)
Der Rote Fingerhut ist ein hochwirksames Heilmittel für die Stärkung des Herzmuskels oder die Regulierung der Herzfrequenz. In der richtigen Dosierung versteht sich! Denn alle Teile der heimischen Pflanze gelten als giftig.
Er kommt auf Waldlichtungen oder Waldrändern vor und fühlt sich auf den durch Kalamitäten entstandenen Freiflächen sehr wohl. So ein Meer an Fingerhüten ist eine richtige Hummel-Oase!
Der Fingerhut wird bis zu 1,5 m hoch. Er hat eiförmige, gekerbte Blätter, die auf der Unterseite behaart sind. Besonders beliebt ist er bei Insekten durch seine bis zu 5 cm lange, glockenförmige Blüte. Sie hat eine rosa bis purpurne Farbe und besitzt im Inneren kleine rote, weiß umrandete Flecken und kleine Härchen. Ein Spross hat 50 bis 100 Blüten.
Aus den Blüten entwickeln sich hellbraune, eiförmige Samenkapseln, die viele braunschwarze Samen des Fingerhutes beinhalten. Die Pflanze blüht von Juni bis August.
Wusstest Du schon…?
Der rote Fingerhut bringt immer wieder weiße Individuen hervor. Diese Varianz der Pflanze wird dann lateinisch Digitalis purpurea (wie der Rote Fingerhut) var. abiflora genannt. Den lateinischen Namen des roten Fingerhutes verdankt er dem Digital. So nannte man früher die metallenen Fingerhüte der Schneider.

Der Verzehr führt neben Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall auch zu Herzrhythmus- oder Sehstörungen. Schon zwei bis drei Blätter können bereits tödlich sein!
Die heilende Wirkung des Fingerhutes wurde früher für die Wundheilung eingesetzt. Erst wesentlich später entdeckte ein britischer Arzt die Wirksamkeit des Fingerhutes auf das Herz.
Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum)
Du warst im Wald unterwegs und plötzlich hast du eine Verbrennung an Arm oder Bein? Dann war es wohl dieser Übeltäter! Der Riesenbärenklau ist ein Neophyt – also eine nicht heimische Pflanze – die in Deutschland und Mitteleuropa allgemein stark verbreitet ist. Die aus dem Kaukasus stammende zwei- bis dreijährige Pflanze, die erst in ihrem zweiten oder dritten Jahr blüht, kommt an Waldrändern und Ufern vor.
Die Pflanze keimt sehr früh im Jahr und wächst sehr rasch, sodass sie heimische Arten verdrängen kann. Durch seine großen Blätter beschattet er die Bodenvegetation unter ihm und dunkelt sie aus. Vor allem in besonderen Biotopen, wie feuchten Hochstaudenfluren oder naturbelassenen Wiesen, bedroht er seltene und gefährdete Arten. Auch für den Menschen stellt er eine Gefahr dar. Der Saft des Riesenbärenklau verursacht unter Sonneneinstrahlung verbrennungsartige Verletzungen, mit denen man unbedingt einen Arzt aufsuchen sollte. Deshalb sollte im Umgang mit ihm nicht auf Handschuhe verzichtet werden. Sollte man doch in Kontakt mit dem Pflanzensaft kommen, sollte er sofort abgewaschen werden.
Eingeschleppte Giftpflanzen übernehmen unsere Wälder
In unseren Wäldern breitet sich die Pflanze zunehmend aus und stellt ein ernsthaftes Problem für die heimische Flora dar. Und das nicht ohne Grund: Eine einzige Pflanze kann bis zu 70.000 Samen verbreiten!
Bekämpfen kann man den Riesenbärenklau, indem man ihm in der Blütezeit – und somit vor der Entwicklung von Samen – die Blütendolden abschneidet. Wird die Pflanze vor der Blüte beschnitten oder entfernt, treibt die Pflanze erneut aus. Das Entfernen der Blütendolden muss jedoch eventuell noch einige Jahre wiederholt werden, damit die in der Erde lagernden Samen nicht austreiben.

Eine im Wald angewandte Strategie ist das Ausgraben der Pflanze. Dazu sollte man mindestens 20 Zentimeter tief graben, um auch wirklich alle Wurzeln zu erwischen. Doch wenn sich der Riesenbärenklau erstmal vermehrt hat, ist auch dies ein hoher Aufwand. Eine weitere Methode liegt darin, Starkstrom von der Pflanzenspitze bis in die Wurzeln zu leiten.
Im Wald gibt es noch wesentlich mehr giftige Pflanzen. Möchtet Ihr mehr von ihnen kennenlernen? Dann lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Quellen:
https://www.uniklinik-freiburg.de/giftberatung/liste-ausgewaehlter-giftpflanzen/tollkirsche.html
https://www.plantura.garden/gehoelze/schwarze-tollkirsche/schwarze-tollkirsche-pflanzenportrait
https://dingolfing-landau.bund-naturschutz.de/natur-in-unserem-landkreis/pflanzen/seidelbast-1#
https://www.uniklinik-freiburg.de/giftberatung/liste-ausgewaehlter-giftpflanzen/seidelbast.html
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenportraets/wildpflanzen/06074.html
https://www.uniklinik-freiburg.de/giftberatung/liste-ausgewaehlter-giftpflanzen/fingerhut.html
https://wunderkammer.naturkundemuseum-karlsruhe.de/de/objekt/die-giftigste-pflanze-europas
https://wunderkammer.naturkundemuseum-karlsruhe.de/de/objekt/die-giftigste-pflanze-europas
https://www.forstpraxis.de/gefaehrlich-so-wird-riesenbaerenklau-im-wald-bekaempft-23295