Der Luchs (Lynx lynx) kehrt schon seit einiger Zeit auf natürliche Weise nach Deutschland zurück oder wird in passenden Lebensräumen von Menschenhand wieder angesiedelt. Er ist hierzulande noch als stark gefährdet eingestuft und sorgt dennoch bereits für Streitigkeiten. Illegale Abschüsse sind leider kein Einzelfall mehr. Wenn Ihr erfahren wollt, was ein Luchs frisst, wo er lebt und wie man ihn schützt, seid Ihr hier genau richtig! 

Die größte Wildkatze Europas

Luchse gehören zu den katzenartigen Raubtieren (Felidae) und sind die größten Wildkatzen Europas. Im EU-Recht (FFH-Richtlinien) zählen sie zu den Arten, für die man Schutzgebiete ausweist. Der Bestand beläuft sich auf 125 bis 135 erwachsene Luchse in Deutschland (Stand 2021). Um das Überleben und den genetischen Austausch der Tiere hierzulande zu sichern, benötigt es jedoch mehr Individuen. 

Der Luchs ist sehr gut darin, sich vor uns Menschen zu verstecken. Getarnt durch sein braunes Fell würden wir ihn wohl nicht erkennen, selbst wenn er so im Gebüsch lauern würde. 

Die große Katze ist 80 – 120 cm lang und hat eine Schulterhöhe von etwa 65 cm. Damit ist sie etwas größer als der Durchschnitts-Schäferhund. Die Rute des Luchs ist wesentlich kürzer als die von Wolf oder Hund. Seine markanten Pinselohren und das gelblich-braune Fell mit den schwarzen Flecken entlarven ihn schnell. 

Luchse können 10 – 12 Jahre alt werden. Sie haben überaus gute Ohren und Augen, wodurch sie ihre Beute aus weiter Entfernung erkennen können. Gelingt es ihm, ein Tier zu fangen, tötet er es mit einem gezielten Kehlbiss. 

Die Einzelgänger sind nachtaktiv und sehr menschenscheu. Wer schon mal einen Luchs in freier Wildbahn gesehen hat, ist also ein echter Glückspilz!

Lediglich für die Paarungszeit zwischen Februar und März suchen die Luchse die Gesellschaft eines Partners. Die Weibchen bekommen im Mai oder Juni 1 – 4 Junge, die bis zum nächsten Frühjahr bei der Mutter bleiben. Nur circa die Hälfte der Jungen überlebt das erste Lebensjahr. 

Wo die wilden Luchse wohnen 

Luchse haben riesige Streifgebiete. Fest etabliert haben sie sich im Harz, im Bayerischen oder Pfälzer Wald. Doch die Katzenart streift auf der Suche nach neuen Revieren auch durch andere Wälder der verschiedenen Bundesländer hindurch. Dabei handelt es sich oft um junge Luchse, die auf der Suche nach neuen Revieren sind. Männliche Luchse – Kuder genannt – legen dabei weitere Strecken zurück. Allein ihr Revier ist 12.000 – 40.000 Hektar groß. Weibchen – Katzen genannt – beschränken sich auf 10.000 bis 12.000 Hektar. Dabei gilt: Je weniger Nahrung in ihrem Lebensraum vorhanden ist, desto größere Reviere benötigen sie. Nicht selten überschreiten Luchse dabei Landesgrenzen. Ein erhöhtes Vorkommen liegt z.B. zwischen dem Nationalpark Bayerischer Wald und dem Nationalpark Šumava auf tschechischer Seite.

Wusstest Du schon…?
Luchse benötigen große zusammenhängende Waldgebiete als Lebensraum. Eine hohe Wilddichte ist für sie ebenfalls von Vorteil. 

Zwei kleine Luchs-Junge rangeln geschickt auf einem Baumstamm miteinander.

Wild-ganer 

Die großen Katzen fressen vor allem Wild aus unseren Wäldern. Dazu gehören von Rehen, über Rotwild, bis hin zu Füchsen und Vögeln die meisten Säugetiere des Ökosystems. Diese „Räuber-Funktion“ ist in unseren Ökosystemen sehr wichtig, um neben der Jagd den Wildbestand zu regeln. In diesem Kontext spricht man von einer Schlüsselrolle für ein Ökosystem. Durch die Heimlichkeit, die er gegenüber dem Menschen zeigt, braucht man ihn auch nicht zu fürchten. Er würde stets das Weite suchen, sogar wenn er an seiner Beute frisst. Stören ihn Menschen dabei, lässt er das Stück Wild zurück und sucht es zu einem anderen Zeitpunkt erneut auf. Außer er wird durch den Menschen so vergrämt, dass er es für zu gefährlich erachtet, zurückzukehren. 

An Nutztiere geht der Luchs seltener als der Wolf und hält sich dann an kleinere Tiere wie zum Beispiel Schafe. Pro Tag benötigt ein ausgewachsener Luchs circa 2,5 Kilogramm Fleisch. Jährlich wären das etwa 50 Rehe. Erbeutet er ein Tier, teilt er es sich ein und stattet dem Kadaver mehrere Besuche ab. Dazu versteckt er das Wild unter Laub, damit Aasfresser nicht darauf aufmerksam werden. So wie auch die ein oder andere Hauskatze, ist der Luchs sehr wählerisch, wenn es um sein Essen geht. Er frisst kein Aas, sondern hält sich an die frische Beute, die er selbst gerissen hat. 

Auch ein flinker Luchs braucht mal eine Pause.

Die Geschichte des Luchs in Deutschland 

Vor über 200 Jahren war die große Katze weit verbreitet. Doch die Wälder wurden gerodet und ihre ursprünglichen Lebensräume wichen Dörfern und Städten. Als Jagdrivale und Viehdieb der Menschen wurde er im 19. Jahrhundert systematisch ausgerottet und lebte seither nicht mehr in Deutschland. In den 70er Jahren kehrte der Luchs langsam zurück und der Mensch nahm plötzlich in seiner Wiederansiedlung eine bedeutende Rolle ein. Seit 2016 werden beispielsweise im Pfälzerwald Luchse aus der Schweiz und Südeuropa ausgesetzt, damit sie sich dort wieder ansiedeln. Auch im Schwarzwald setzt man sie aus. Dabei handelt es sich um weibliche Tiere, welche auf der Suche nach neuen Revieren weniger große Strecken zurücklegen. Kuder wandern immer wieder nach Deutschland ein und würden das Land ohne Weibchen wieder verlassen. Durch die Wiederansiedlung wurden auch die Kuder hier wieder heimisch und die ersten Jungen wurden geboren. 

Wie geht es dem Luchs?

Trotz der stabilen Zahlen in Deutschland hat es der Luchs bei uns noch nicht leicht. Dicht besiedelte und bebaute Räume, damit verbunden unbewaldete Gebiete, hohe Verkehrsaufkommen und illegale Jagd auf ihn verhindern seine Verbreitung. Um den genetischen Austausch der Populationen im Harz und im Bayerischen Wald zu gewährleisten und den Luchs weiter in Deutschland zu etablieren, gibt es das Projekt “Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen” vom BUND. In dem Projekt will man aktiv Luchse im Thüringer Wald aussetzen, um zuwandernde Kuder durch Weibchen in Deutschland binden zu können. 

Mit sechs Monaten haben Luchse bereits 80 % ihrer Körpergröße erreicht. 

Akzeptanz schaffen!

Der Luchs stellt keine wesentliche Gefahr für den Menschen dar. Er ist ein nachtaktiver Einzelgänger, der bei den geringsten Anzeichen von Menschen das Weite sucht. Dennoch wird die Rückkehr der großen Katze von vielen kritisch gesehen. Dies liegt auch daran, dass der Luchs nicht mehr seine ursprünglichen Lebensräume vorfindet, sondern durch die Menschen gestaltete Landschaften. Dazu gehören auch unsere Wälder, egal wie naturnah sie sind. Dennoch können wir es schaffen, den Luchs in Deutschland in das Ökosystem zu integrieren, wenn wir die noch zweifelnden Mitmenschen davon überzeugen können. Der NABU wählte dazu ein passendes Zitat im Kontext des Wildtiermanagements von dem bekannten Wildbiologen Alistair Bath: “Managing wildlife means managing humans”.

Denn wenn man sich nicht mit den Bedenken, Ängsten und Widerwillen der Menschen beschäftigt, kommt es zu Situationen wie in Thüringen.

Illegaler Abschuss vom Luchs

Hier gab es Mitte 2023 erneut einen illegalen Abschuss eines Luchses, genau in dem Wald, der als Brücke zwischen den Populationen im Harz und dem Bayerischen Wald fungieren sollte. Auch im Bayerischen Wald gab es Hinweise auf illegale Tötungen, die die Polizei aufgrund mangelnder Beweislage nicht weiter verfolgen konnte. Eine Anfang 2024 erschienene Studie von WWF Deutschland und der Universität Bremen befasst sich mit der illegalen Tötung von Luchsen. Darin wird darauf aufmerksam gemacht, dass Luchs-Tötungen bislang noch nicht strafrechtlich geahndet werden. Laut WWF wurden zwischen 2018 und 2019 zwei Luchse nachgewiesenermaßen illegal getötet und 13 sind spurlos verschwunden. Die alarmierten Behörden begrenzten sich zumeist auf tatsächliche Totfunde und verfolgten die Fälle nicht weiter.

Die Wilderei beschränkt sich dabei nicht nur auf Luchse, sondern betrifft auch Biber, Fischotter oder Wölfe. Allein im Jahr 2003 fielen 95 Wölfe in Deutschland Wilderei zum Opfer.

Aus diesem Grund ist die Zusammenarbeit mit den Menschen und Behörden vor Ort ausschlaggebend, um heimischen Wildtieren hierzulande wieder eine Chance zu geben. Nur in einem offenen Dialog, in dem sich die Behörden auf die Bürger:innen einlassen, Verstöße aber auch ahnden, wird ein funktionierendes Wildtiermanagement möglich sein. 

Dieser Luchs wohnt im Wildpark Gangelt.

Wie seht Ihr das Thema Luchs? Habt Ihr vielleicht sogar persönliche Erfahrungen damit oder eine ganz andere Meinung, als Ihr sie in diesem Artikel zu finden gedenkt? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen! Denn nur durch den Diskurs können Wir Probleme nachhaltig lösen!

Quellen:

https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/luchs/

https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/luchs/geschichte

https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/weiterer-luchs-in-baden-wuerttemberg-ausgewildert

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/luchs/index.html

https://www.nabu.de/spenden-und-mitmachen/erfolge/27474.html

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/05204.html

https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/luchs

https://thueringen.nabu.de/news/2023/33545.html

https://www.br.de/nachrichten/bayern/schwierige-rueckkehr-der-luchse-in-bayern-trotz-genug-platz,TwRasjp

https://www.br.de/nachrichten/bayern/schutz-vor-verkehr-und-illegaler-jagd-luchs-projekt-gestartet,U63gU4I

https://www.uni-bremen.de/universitaet/hochschulkommunikation-und-marketing/aktuelle-meldungen/detailansicht/studie-zur-illegalen-toetung-von-luchsen-veroeffentlicht

https://www.nationalgeographic.de/tiere/2024/06/wilderei-in-deutschland-neues-buendnis-kaempft-gegen-illegale-jagd 
https://www.luchs-bw.de/eip/pages/jagdverhalten.php