Der Eurasische Fischotter (Lutra lutra) gehört einer der weltweit 13 Otterarten an. Er ist der längste und zweitschwerste Marder in Deutschland. Die flinken Wassertänzer lieben naturbelassene Auwälder und bewachsene Uferregionen. Sie bewohnen nicht nur Flüsse, sondern auch stehende Gewässer oder Küstenregionen. Doch heute kämpft sich das einst häufige Tier gerade erst wieder in unsere Gewässer zurück, nachdem es in weiten Teilen Europas ausgerottet war. Wieso es dazu kam und wo Ihr den Otter in freier Wildbahn entdecken könnt, erfahrt Ihr in diesem Artikel!
Otter spotten
Die meisten von Euch haben Otter schon in Tierparks gesehen. Dort spielen sie miteinander und recken ihre Näschen aus dem Wasser. Doch der Eurasische Fischotter ist ein Einzelgänger und verbringt nur während der Aufzucht der Jungen oder kurzweilig Zeit mit Artgenossen. In vielen Zoos ist deswegen nicht er, sondern der Zwergotter (Aonyx cinerea) zu sehen.
Heimisch ist bei uns nur der Eurasische Fischotter. Er ist ein sehr guter Schwimmer, der sowohl an das Leben an Land, als auch an das im Wasser angepasst ist. Durch ihre Körperform liegen ihre Ohren, Nase und Augen während des Schwimmens über der Wasseroberfläche. Dadurch können sie im Schwimmen Geräusche und Gerüche wahrnehmen. Unterwasser leiten ihn seine weißen Tasthaare auch bei schlechter Sicht durch die Flüsse und erleichtern ihm die Suche nach Fischen.
Fischotter können in freier Wildbahn maximal 10 Jahre alt werden, in Gefangenschaft 16 Jahre. Im ausgewachsenen Zustand bringen sie bis zu 12 Kilogramm auf die Waage. Von der Nase bis zur Schwanzspitze sind die Tiere 1,2 Meter lang. Sein Schwanz macht dabei circa ein Drittel seiner Länge aus, mit welchem er sich auch durch stärkere Strömungen manövrieren kann.
Wusstest Du schon…?
Ein Seeotter (Enhydra lutris) – die größte Otterart – kann bis zu 40 Kilogramm wiegen. Neben dem Küstenotter (Lontra felina) ist er der einzige Otter, der im Meer lebt.
Einmal schütteln, direkt trocken
Otter haben einen langen, muskulösen Körper, ähnlich wie andere Marderarten. Das dunkelbraune Fell des Otters ist sehr dicht und wärmt ihn deswegen unglaublich gut. Anders als bei anderen Wassertieren, ist das Fell nicht fettig, um das Wasser von der Haut zu halten. Es ist so dicht, dass es dem Wasser nicht möglich ist, hindurch zu dringen. 80.000 Haare befinden sich auf nur einem Quadratzentimeter Otterhaut! So gelingt ihm auch ein weiterer, äußerst cooler Trick: Wenn er sich schüttelt, ist er so gut wie trocken! In den Fellzwischenräumen schließen sich beim Tauchen Luftbläschen mit ein, die als Bläschen-Spur an der Oberfläche zu erkennen sind und Euch verraten, wo der Otter gerade lang taucht.
Hinweise auf die kleinen Bademeister
Wenn Ihr einen Fischotter in freier Wildbahn erblicken wollt, müsst Ihr lange wach bleiben! Die Einzelgänger haben ihre aktiven Phasen in der Dämmerung und über die Nacht hinweg. In dieser Zeit jagen sie unerlässlich Nahrung und erkunden neue Gefilde. Ihre Territorien sind mehrere Kilometer lang. Hier kontrollieren sie regelmäßig die Ufer und Gewässer. Ein männlicher Otter kann dabei zwischen 10 und 25 Kilometer zurücklegen, die Fähe (weiblicher Otter) 3 bis 10 Kilometer.
Wusstest du schon…?
Die Bezeichnungen für die Ottergeschlechter sind die gleichen wie beim Wolf, Dachs oder Baummarder. Männliche Otter heißen Rüde und weibliche Fähe.
Ihre Reviere markieren Fischotter am Ufer mit Kot oder Sekreten. Dazu suchen sie sich gerne erhöhte Stellen, wie Hügel oder Steine. Otterkot könnt Ihr an den kleinen Fischschuppen und Gräten erkennen, die sich darin befinden. Darüber hinaus riecht er stark nach Fisch.
Otter haben auch Finger
Ein anderer Weg, um zu wissen, wo sich Otter herumtreiben, sind ihre Fußspuren. Mit ihren 5 Fingern an jeder Pfote sind sie relativ gut zu erkennen. Im Vergleich zu einer Waschbär Pfote ist der Otterfuß etwas breiter. Bei Waschbären kann man außerdem regelrecht die langen Finger erkennen.
Nächtigen oder im Falle des Fischotters tägigen (hehe) tun die Fischotter am Ufer ihres Gewässers. Dort verstecken sie sich im Schilf oder unter Totholz. Außerdem nutzen sie gerne bereits vorhandene Höhlen oder graben sich selbst eine Unterkunft. Im besten Versteck werden die Jungen aufgezogen. Für ihren Lebensraum sind strukturreiche Ufer von großer Bedeutung. Unterschiedlicher Bewuchs, flache und steile Böschungen und kleine Inseln im Wasser finden sie außerordentlich gut. Je weiter der Mensch von diesen Lebensräumen fern bleibt, desto wohler fühlen sie sich. Grundsätzlich können sie aber auch in Gebieten leben, in denen sie auf Menschen stoßen, sofern diese ihnen kein Leid zutun oder sie verschrecken.
Familienplanung
Nachwuchs können Fischotter das ganze Jahr über bekommen. Geschlechtsreif werden sie jedoch erst mit 1 bis 2 Jahren und bekommen oft nur alle zwei Jahre Junge. Die Tragzeit der Otter beträgt 58-63 Tage und es werden 1-3 Tierbabys, auch Welpen genannt, geboren. Die Geburt fällt zumeist in die Zeit, in der die Otter ein reiches Nahrungsangebot erwartet. Gesäugt werden die kleinen Otter bis zu 4 Monate lang, die ersten Schwimmversuche starten jedoch bereits mit nur 8 Wochen. Ab ihrem ersten Lebensjahr werden sie selbstständiger und ziehen weiter, da ihre Mutter das Revier dann wieder für sich beansprucht. Der Vater ist während der gesamten Aufzuchtzeit nicht zugegen.
Speiseplan
Otter essen vornehmlich Fisch und davon nicht wenig! Zwischen 0,4 bis 1,2 Kilogramm Fisch Beute benötigen sie am Tag. Auf ihrem Speiseplan stehen außerdem Amphibien, Kleinsäuger oder Schalentiere wie Krebse. Nachdem die Otter Fressen zu sich genommen haben, haben sie auch mal Lust zu spielen. Den Besitzer eines Fischteiches freut das dann so gar nicht. Wenn Otter spielen, dann töten sie durch ihre Krallen und gezielte Bisse, Fische und essen sie dann nicht. Ähnlich wie beim Wolf, der in einen Blutrausch kommt, ist der Otter dann sozusagen im Spielrausch.
Die Bevölkerung forderte die Ausrottung
Die einzige Gefahr für einen ausgewachsenen Otter liegt im Menschen und den Veränderungen, die er an seinem Lebensraum vornimmt.
Früher kam der Fischotter fast flächendeckend in Deutschland vor. Er besiedelte sogar Häfen und Flüsse mit menschlichem Einfluss. Doch da der Otter dem Menschen den Fisch streitig machte, forderte die Bevölkerung schon früh die Ausrottung des Otters. Das Fell des Tieres war ein weiterer Grund, wieso die Jagd auf ihn lohnenswert war.
So wurden in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts jährlich etwa 10.000 Otter getötet. Die Jagd auf den kleinen Wasserfreund wurde auch durch Prämien unterstützt, die auf ihn ausgesetzt waren. Um diese zu erhalten, musste man die vier Pfoten oder den Kopf des erlegten Tieres beim Amt einreichen. Die Otterpopulation ging durch diese Vorgänge in Europa stark zurück, bis die Tiere in weiten Teilen ausgerottet waren.
Otter stehen unter Schutz
Seit 1968 darf der Otter deswegen hierzulande nicht mehr bejagt werden. Auch die anderen europäischen Länder stellten die Jagd ein, um ihn zu schützen. Die FFH-Richtlinien (Fauna-Flora-Habitat) stellen ihn im Anhang zwei unter Schutz, sodass dies für ganz Europa gilt. In Deutschland wird er zudem im Bundesnaturschutzgesetz als streng geschützte Art aufgeführt.
Trotz dieser Bemühungen gingen die Otterbestände lange Zeit weiter zurück. Flussbegradigungen und die Minimierung ihrer ursprünglichen Lebensräume machten ihnen stark zu schaffen.
Wusstest Du schon…?
Ein weiterer Grund für den Rückgang des Otterbestandes in Europa lag der Gewässerbelastung durch das Umweltgift PCB zugrunde. Dieses Gift kam in Kunststoffen, Lacken oder Dichtungsmaterial vor. Die Substanz gelangte in die Meere und wurde von den Fischen aufgenommen, welche die Otter fraßen. Das Gift verringert die Fortpflanzungserfolge der Fischotter drastisch. Das Umweltgift ist seit 2001 weltweit verboten.
Der Otter kommt zurück!
Durch langjährige Bemühungen kommen die Otter nun langsam aber stetig zurück nach Deutschland – ein Land, das lange Zeit als Auslöschungskorridor galt und die Populationen in Ost- und Westeuropa trennte.
Doch das Zählen und Dokumentieren der einzelnen Otter ist wesentlich schwieriger als gedacht. Früher fand die Überwachung der Bestände vor allem durch die Jagdstrecken oder die Befragung von Experten statt. Diese Aufnahmen geben jedoch keine verlässlichen Aufschluss über die Population. Die Jagdstrecken hingen stets mit der Erfahrung, dem Ehrgeiz oder den damals ausgesprochenen Prämien zusammen und fallen heutzutage gänzlich weg.
Eine einwandfreie Bestimmung von Otter-Individuen ist zum Beispiel durch Kot-Proben und einer anschließenden DNA-Untersuchung möglich. Wenn man die Tiere fängt – ein sehr aufwändiges und für die Tiere stressiges Unterfangen – kann man sie auch an den individuellen Flecken unter der Kehle unterscheiden. Diese sind so individuell wie ein Fingerabdruck.
Wie immer die größte Gefahr: der Straßenverkehr
Dennoch ist der Otter weiterhin Gefahren ausgesetzt, die reduziert werden könnten. Eine der größten Gefahren stellt der Straßenverkehr dar.
Wenn unter Brücken oder in Verrohrungen keine Randstreifen, sogenannte Bermen vorhanden sind, suchen sich die Tiere einen Weg um die Bauwerke herum. Das liegt vor allem daran, dass sie die Orte als ihr Revier beanspruchen wollen. Gleichzeitig bietet ein dunkles Rohr oder eine schnelle Strömung unter einer Brücke eine unabsehbare Gefahr für die Tiere, die sie umgehen wollen. Über Gewässer hinweg verlaufen jedoch oftmals Straßen, auf denen die Otter überfahren werden. Doch kann man das überhaupt vermeiden?
Ja! Unter Brücken können Bermen auch noch nachträglich angelegt werden. So gibt es zum Beispiel schwimmende Stege, die unter Brücken gebaut den Ottern einen neuen Weg bieten. Das ist eine wichtige Maßnahme, um Otter zu schützen.
Wusstest Du schon…?
Durch die starke Territorialität der Otter ist es nicht möglich, Otter gleichen Alters oder Geschlechts in Gehegen zu halten. Wenn Ihr im Tierpark schon einmal eine Otter-Crew gesehen habt, waren dies nicht unsere Eurasischen Otter, sondern z.B. die Asiatischen. Hierzulande werden sie oft einzeln gehalten oder ein Männchen und ein Weibchen werden zusammengehalten. Das Territorium eines Rüden kann sich nämlich mit drei Territorien von Fähen überschneiden.
Also mögen jetzt endlich alle Otter?
Nein, so einfach ist es immer noch nicht. Obwohl der Otter eigentlich streng geschützt ist, fordern Fischwirte in Bayern seit Jahren seinen Abschuss, da sie ihre Existenz durch den Otter bedroht sehen und starke finanzielle Verluste hinnehmen müssen. Trotz Entschädigungszahlungen, die bis zu 100 % der Verluste abdecken können, erlaubte die bayerische Staatsregierung erst in diesem Jahr erneut den Abschuss sogenannter „Problemotter“. Die Regelung sieht vor, dass Teichwirte Otter mit einer Genehmigung erschießen oder anderweitig stark vergrämen dürfen. Im Voraus müssen sie jedoch den Schaden nachweisen, den der Problemotter ihnen bereitet hat. Außerdem müssen sie begründen, wieso andere Maßnahmen, wie z.B. das Bauen eines Zauns nicht möglich oder zu aufwendig sind. Die Teichwirte sehen diese Verordnung als einzige Option, um wirtschaftliche Schäden zu vermeiden.
Wie seht Ihr dieses neue Gesetz und die Probleme, die mit dem Fischotter in Deutschland einhergehen? Lasst uns Eure Meinung gerne in den Kommentaren wissen!
Quellen:
https://www.bund-naturschutz.de/tiere-in-bayern/fischotter/lebensraum-und-lebensweise
https://www.bund-naturschutz.de/tiere-in-bayern/fischotter/verbreitung
https://www.bund-naturschutz.de/tiere-in-bayern/fischotter/steckbrief
https://www.bund-naturschutz.de/tiere-in-bayern/fischotter/feinde
https://aktion-fischotterschutz.de/projekte/laufende-projekte/tierforschung/isos/ottervorkommen
https://www.wildtiermanagement.com/wildtiere/haarwild/fischotter/verbreitung