Unser Wild: Der Dachs

Der Europäische Dachs (Meles meles), auch als Meister Grimbart bezeichnet, ist der größte Marder Mitteleuropas. Sein afrikanischer Verwandter, der Honigdachs, ist bekannt für seine kämpferischen Fähigkeiten und berüchtigt unter seinen Feinden. Doch auch unser Dachs kann sich gut zur Wehr setzen. Wie er in seiner Burg dennoch friedlich mit anderen Tieren unter einem Dach lebt, erfahrt Ihr in diesem Artikel!

So erkennst du einen Dachs

Einen Dachs könnt Ihr ganz einfach erkennen. Die auffällige Gesichtsfärbung mit den schwarz-weißen Streifen ist unverkennbar. Auch seine Körperfärbung ist speziell. Die hellgraue Ober- und schwarze Unterseite ist selten. Jäger:innen sprechen hier von einer “Verkehrtfärbung”, denn die meisten Tiere haben helles Fell am Bauch und dafür einen dunkleren Rücken zur besseren Tarnung.

Der Dachs hat zwei dunkle Streifen über den Augen. Diese werden “Zügel” genannt.

Der Dachs kann bis zu 17 kg schwer und 20 Jahre alt werden. Sein kompakter Körperbau mit kurzen Beinen und schlankem Kopf ist ideal für das Graben von Tunneln geeignet. Die Pfoten haben lange Krallen, die er als Werkzeug zum Graben nutzen kann. Beim Laufen drücken sie sich tief in die Erde. Dadurch lässt sich die Anwesenheit von Meister Grimbart anhand der Trittsiegel (Fußabdrücke) nachweisen, ohne ihn gesehen zu haben. 

Wusstest Du schon…?
Dachse haben einen sehr gut ausgeprägten Geruchssinn. Allerdings hören und sehen sie sehr schlecht. So kann es vorkommen, dass der unvorsichtige Dachs einen still stehenden Menschen nicht wahrnimmt und gegen sein Bein läuft. (True Story!)

Durch seine langen Krallen sind die Pfotenabdrücke des Dachses leicht zu erkennen.

Der Dachs in seiner Burg

Dachse sind in ganz Mitteleuropa verbreitet und nicht gefährdet. Sie sind sehr anpassungsfähig gegenüber ihrem Lebensraum. Sowohl in Wäldern, aber auch in der Kulturlandschaft fühlen sie sich zuhause. Sie brauchen lediglich einen Boden, in dem sie gut ihre Gänge graben können und die nicht direkt wieder einstürzen. In einem Bau lebt die Dachsfamilie über viele Generationen zusammen. Teilweise ist ein Dachsbau mehrere Jahrzehnte alt. Jede Generation erweitert den Bau und so wächst er zu einer richtigen “Dachsburg” heran. Im Gegensatz zum Fuchs polstert er seinen Wohnkessel mit viel Laub und Gras aus. Neben so einer Wohnstube gräbt der Dachs auch Belüftungsschächte in seinen Bau. Die nachtaktiven Tiere haben einen sehr vielseitigen Geschmack. Als Allesfresser können sie sich von Baumfrüchten, Vögeln, kleinen Säugetieren und Insekten ernähren. Auch Getreide ist vor ihnen nicht sicher. Das bedeutet, dass nicht immer ein Wildschwein der Übeltäter sein muss, der Wildschaden im Mais verursacht.

Die helle Rückenfärbung ist eine Seltenheit. Zur besseren Tarnung haben die meisten Wildtiere eine dunklere Fellfärbung.

Wie viele Dachse gibt es?

Dachse gelten als nicht bedroht. Sie haben vielerorts kaum natürliche Feinde. Nur Wölfe und Luchse können dem wehrhaften Grimbart gefährlich werden. Sie haben keine feste Paarungszeit, wie es beispielsweise beim Rotwild während der Brunftzeit im September der Fall ist. Sie können sich fast das ganze Jahr verpaaren, doch schaffen es trotzdem, dass der Nachwuchs erst im Spätwinter zwischen Januar und März zur Welt kommt. Das gelingt durch eine Keimruhe. Die befruchtete Eizelle legt also eine Pause ein und beginnt erst im Herbst/Winter mit der Entwicklung zu einem Embryo. 

Ein weiblicher Dachs bekommt 2 – 4 Junge. Sie sind ihre ersten Lebenstage blind und völlig auf die Hilfe der Mutter angewiesen. Die ersten Lebenswochen verbringen sie nur unter der Erde und verlassen den Bau das erste Mal mit etwa 2 Monaten, um die große weite Welt zu erkunden.

Wusstest Du schon…?
Dachse teilen sich manchmal gemeinsam mit Füchsen oder Wildkaninchen den Bau. Dabei greifen sie sich nicht gegenseitig an, sondern leben friedlich nebeneinander. Sie halten “Burgfrieden”.

Dachse leben im Bau. Manchmal teilen sie sich den Bau mit anderen Tieren, wie dem Fuchs. Dann halten sie “Burgfrieden”.

Das Zusammenleben von Dachs und Mensch

Der Mensch ist der größte Feind des Dachses. Wenn geschlechtsreife Jungtiere die Familie verlassen, wandern sie oft über Bahnschienen und Straßen und werden dabei von Fahrzeugen erfasst. Die Jagd spielt ebenfalls eine Rolle. Die jährliche Jagdstrecke beträgt 80.000 Dachse in Deutschland. Hier sind bereits alle tot aufgefundenen Dachse (zum Beispiel am Straßenrand) mit eingerechnet.

Die Jagd auf Dachse nimmt längst nicht mehr so einen großen Stellenwert ein wie früher. Dabei ist das Fleisch des Dachses in einigen Ländern sehr beliebt. Dachsschinken ist zum Beispiel in Frankreich unter den Feinschmecker:innen begehrt. Das Fett des Dachses kann als natürliches Mittel gegen Rheuma verwendet werden. Vielleicht habt ihr auch schon mal unbewusst das Fell eines Dachses berührt. Früher wurden aus den Haaren Rasierpinsel und Bürsten hergestellt. Bei Oma und Opa steht solch einer vielleicht noch im Schrank.

Früher wurden aus den Haaren des Dachses Rasierpinsel und Bürsten hergestellt.

Wusstest Du schon…?
Wer einen Dachs zum Lebensmittel verarbeiten möchte, muss zuvor eine Untersuchung auf Trichinen veranlassen. Das sind parasitäre Fadenwürmer, die zum Beispiel auch bei Wildschweinen vorkommen können.

Hattet Ihr schon mal die seltene Gelegenheit, einen Dachs beobachten zu können? Im schlammigen Boden könnt Ihr vielleicht seine Fußspuren mit den auffällig langen Krallen entdecken. Haltet bei Eurem nächsten Spaziergang im Wald die Augen auf!

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