Stockbrot am prasselnden Lagerfeuer, Schlafen unter freiem Sternenhimmel, grandiose Ausblicke über den stillen See… Klingt gut? Dann ist dieses Hobby vielleicht was für Euch: Bushcrafting. Was es damit auf sich hat und ob Ihr das vielleicht sogar schon mal gemacht habt, ohne es zu wissen, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
Was ist “Bushcrafting”?
Der Name setzt sich aus den beiden englischen Wörtern “bush” und “craft” zusammen. Ersteres ist ein englisches Wort für Wildnis. In Australien leben die Aborigines (australische Indigene) im Bush. “Craft” ist das englische Wort für Handwerk. Das Wort Crafting kennen die jüngeren Leserinnen und Leser unter Euch vielleicht vom Computerspiel Minecraft. Dort geht es um das Bauen von Gebäuden und anderen Vorrichtungen.
Bushcraft hat also irgendwas mit Dinge bauen in der Wildnis zu tun. Genau genommen geht es um das (Über-)Leben in der Wildnis unter der Nutzung von natürlich vorkommenden Ressourcen, beispielsweise Holz oder Steinen. Die wichtigsten Dinge, die man zum Überleben braucht, sind Wasser, Nahrung, Schutz und Wärme. Somit gehören Fähigkeiten wie Nahrung finden, einen Unterschlupf bauen und Feuer machen zu den Grundskills im richtigen Bushcrafting. Dabei wird versucht, Techniken und Wissen zu erlernen, das bei unseren Vorfahren noch vorhanden war, um ein gutes Leben in der Natur führen zu können. Bushcrafter:innen können also nicht nur Feuer machen, sondern kennen sich auch sehr gut mit der Flora und Fauna aus, ganz getreu dem Spruch “Bushcraft tragen wir in unseren Köpfen, nicht auf dem Rücken”. Das wichtigste Werkzeug ist nicht die größte Säge oder das schärfste Messer, sondern vielmehr der Verstand.
Wo fängt Bushcraft an und wo hört es auf?
Eine gar nicht so leicht zu beantwortende Frage. Eine feste Definition gibt es nämlich nicht. Alle dürfen sich Bushcrafter:innen nennen, der Begriff ist nicht geschützt und die Meinungen gehen auch teils weit auseinander. Früher habe ich das als Kind anscheinend auch schon betrieben, ohne es zu wissen. “Buden bauen” nannten wir es damals. Da ging es in den Wald und wir haben mit herumliegenden Stöckern eine Art Unterschlupf gebaut. 20 Jahre später klingt es mit dem Begriff “Bushcraft” noch viel cooler.
Bushcraft ist also für alle geeignet, unabhängig vom Wissen und Alter. Es ist eine tolle Möglichkeit, um die Natur mit anderen Augen zu entdecken und gleichzeitig neue Fähigkeiten zu entwickeln. Sobald Ihr draußen in der Natur irgendwas “herstellt”, betreibt Ihr Bushcrafting, wenn Ihr möchtet. Vielleicht schnitzt Ihr einfach nur einen kleinen Holzlöffel während einer Pause auf Eurer Wandertour oder Ihr bereitet abends ein Stockbrot über dem Feuer zu (natürlich nur dort, wo es erlaubt ist). Oftmals wird Bushcraft in Kombination mit anderen Aktivitäten gemacht. Tagsüber eine schöne Wanderung und abends beim Zelten noch ein deftiges Abendessen über dem Lagerfeuer. Auch Fortbildungen zum Pilze- oder Kräutersammeln könnte man zum Bushcrafting zählen. Denn Ihr lernt viel Neues über die heimische Flora und Fungi (Pilze gehören nicht zur Flora).
So sieht das Leben im typischen Bushcrafting aus
Beim Bushcraften geht es darum, Zeit in der Natur zu verbringen. Dafür errichtet man beispielsweise ein kleines Camp mit Übernachtungsplatz und Feuerstelle. Man benötigt also lange Äste, die man als Bauholz verwendet, und gleichzeitig muss man Feuerholz vorbereiten. Bushcraftmaterial besteht natürlich nicht nur aus natürlichen Stoffen. Es ist vielmehr eine Kombination aus Natur und Moderne. So werden Abdeckplanen, Schnüre, Schlafsäcke und verschiedenste Werkzeuge meist im Rucksack mitgebracht. Zur Ausrüstung kommen wir aber später. Wie man sich nun die Zeit in der Natur vertreibt, sobald das Camp errichtet ist, kann man komplett individuell entscheiden. Manche genießen vielleicht einfach die Ruhe am prasselnden Feuer und schnitzen dabei ein wenig. Andere sammeln möglicherweise gerne Wildkräuter, die sie zum Abendessen verwenden möchten. Alle vereint jedoch der Drang, neues Wissen und neue Fertigkeiten zu erlernen und auszuprobieren. Dazu gehören Feuertechniken, Aufbauvarianten für einen Unterschlupf, Knotenkunde oder Nahrungsgewinnung.
Ausrüstung
Wie schon erwähnt, benötigt Ihr keine besondere Ausrüstung, um Bushcraft zu betreiben, sondern vor allem Wissen und Fähigkeiten. Manche Gegenstände können einem das Leben allerdings sehr erleichtern. Die klassischen Materialien zum Übernachten bestehen aus einem Schlafsack, einer Isomatte, einem Tarp (das ist sowas wie eine Plane). Manche bevorzugen auch Hängematten oder Zelte. Ein Feuer mit einem Feuerzeug zu entzünden ist in der Szene verpönt. Meist verwendet man einen sogenannten Feuerstahl. Dieser erzeugt durch Schaben heiße Funken, mit denen man den vorbereiteten Zunder entfachen kann. Richtige Profis können auch mit einem “Bowdrill”, also komplett ohne künstliche Hilfsmittel, eine Flamme entzünden. Um Flusswasser gegen Bakterien und andere Keime abzukochen, benötigt man außerdem einen Topf.
Für alle möglichen Arbeiten braucht man außerdem ein ordentliches Messer. Hiermit kann man Holz bearbeiten und Essen zubereiten. Eine Säge oder eine Axt dienen der Bearbeitung von dickeren Ästen und Baumstämmen. Seile bzw. ein Stück Schnur kann für alles Mögliche praktisch sein. Zum Beispiel lässt sich damit ein Tarp aufspannen oder der Rucksack aufhängen. Hoffentlich braucht man es nie, dennoch empfiehlt es sich, ein kleines Erste-Hilfe-Set einzupacken. Und zum Schluss noch ein paar Worte zur Kleidung. Da haben alle ihre persönlichen Vorlieben und sie ist auch sehr abhängig von den Witterungsverhältnissen. Wasserfeste Schuhe, eine robuste lange Hose und Handschuhe sind aber eigentlich immer Pflicht. Und selbst im Hochsommer kann es nachts sehr kühl werden. Eine wärmende Jacke sollte also immer dabei sein. Haben wir noch was vergessen? Schreibt’s in die Kommentare!
Rechtliche Aspekte beim Bushcrafting
Vielleicht ist es Euch schon aufgefallen. Manche der typischen Bushcraft-Techniken könnten einigen nicht besonders gut gefallen. Feuer im Wald? Übernachten? Zwei Dinge, die in Deutschlands Wäldern größtenteils verboten sind. Wer ohne Genehmigung ein Zelt im Wald aufschlägt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Feuermachen kann sogar als Straftat gewertet werden. Und ist gerade im Sommer ziemlich gefährlich fürs Ökosystem! Für beide Dinge muss man sich zuvor eine Genehmigung der Waldbesitzenden einholen. Mehr dazu findet Ihr in unserem Artikel zum Thema Campen und Feuer machen im Wald. Die meisten Bushcrafter:innen leben allerdings nach dem Prinzip “Wo kein Kläger, da kein Richter” und gehen damit ein gewisses Risiko ein. Wenn doch mal Jäger:innen oder Förster:innen vorbeischaut, drücken die jedoch mal ein Auge zu, wenn man es beim Bushcraften nicht übertrieben hat. Deshalb sollte das Camp immer aufgeräumt sein und kein Müll herumliegen. Sobald man den Heimweg antritt, gilt das Prinzip “Hinterlasse nichts als Fußspuren”.
Wusstest Du schon…?
Wildcampen ist in den meisten Bundesländern zwar verboten. Das sogenannte Biwakieren stellt allerdings eine Grauzone dar. Eigentlich bezeichnet man einen Notbiwak als behelfsmäßigen Übernachtungsplatz im Hochgebirge, wenn man zum Beispiel eine Entfernung falsch eingeschätzt hat oder vom Unwetter überrascht wurde. Beim Klettern ist das sogenannte Boofen, also das Campieren in Felsspalten, ebenfalls erlaubt. Zum Beispiel in der Sächsischen Schweiz. Mit einer ähnlichen Argumentation könnte man eine behelfsmäßige Übernachtung im “normalen” Wald rechtfertigen.
Wie ist Eure Meinung zum Thema Bushcraft? Schönes Hobby, um Zeit in der Natur zu verbringen, oder total unnötig? Erzählt gerne mal Eure Geschichten aus der Jugend!