Um heutzutage auf die Jagd gehen zu dürfen, braucht man einen Jagdschein. In Deutschland gibt es über 400.000 Jägerinnen und Jäger, die diese Prüfung bestanden haben. Doch es ist noch gar nicht so lange her, da konnten die Leute auf ihrem Grund und Boden zur Jagd gehen, wie sie wollten. Denn erst in den 1920er Jahren führte man das “grüne Abitur” als Voraussetzung für die Jagd ein. Wenn Ihr noch mehr über die lange Geschichte der Jagd wissen wollt, seid Ihr in diesem Artikel genau richtig!

Homo erectus lebte vor 1,7 Mio. Jahren und ging mit einfachen Waffen auf die Jagd.

Die frühen Anfänge der Jagd

Die Ursprünge der menschlichen Jagd liegen noch vor der Entwicklung des modernen Menschen (Homo sapiens). Archäologische Funde belegen, dass bereits der Homo erectus vor 1,7 Mio. Jahren Jäger und Sammler war. Somit gehört die Jagd zu einem der ältesten Berufe der Menschheit. Mit der Sesshaftigkeit vor rund 10.000 Jahren begannen die Menschen Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, wodurch die Jagd nur noch eine nachrangige Rolle für die Lebensversorgung spielte. Stattdessen mussten – ganz ähnlich wie heute auch – manche Wildtiere von den Feldern und Raubtiere vom Vieh ferngehalten werden.

Eine bäuerliche Jagd im 19. Jahrhundert.

Von Königen und dem Adel – Jagdgeschichte im Mittelalter

Bis zum frühen Mittelalter hatte die einfache Landbevölkerung das Recht zur “freien Jagd”. Das änderte sich im Mittelalter. Ab dem 8. Jahrhundert war nur noch dem König, Adeligen und kirchlichen Würdenträgern das Jagdrecht vorbehalten. Im 15. Jahrhundert entstand die noch heute geltende Einteilung in Hochwild und Niederwild. Lediglich der “Hohe Adel” durfte Rothirsche und Wildschweine jagen, während sich der niedere Klerus und die freien Bauern mit Kleintieren, wie Hase und Ente, begnügen mussten. Diese Einteilung führte bei den Bauern zu Problemen, da sie kein Schalenwild von ihren Flächen vertreiben durften und die Wildschäden in Feld und Wald enorm angestiegen waren. Ihre große Hungersnot führte zu einer Reihe von Aufständen, die im “Deutschen Bauernkrieg” des 16. Jahrhunderts zusammengefasst wurden. Doch da sie kläglich scheiterten, änderte sich an ihrer schlechten Lebenssituation nichts.

Hochwild oder Niederwild?
HochwildNiederwald
Alles Schalenwild, außer RehwildRehwild
Alles Raubhaarwild (Fuchs, Waschbär, etc.)
AuerwildAlle anderen Hühnervögel (z.B. Fasan)
Wasservögel (Enten, Gänse, etc.)
Stein- und SeeadlerAlle anderen Greifvögel
Sonstige Vögel wie Taube und Krähe

Eine neue Strukturierung der Jagdreviere

Erst im Zusammenhang mit der Deutschen Revolution 1848/49 fanden wesentliche Veränderungen des Jagdrechts statt. Von nun an war das Recht zur Jagd an das Eigentum von Grund und Boden gebunden. Das heißt, jeder Grundeigentümer durfte auf seinem Land zur Jagd gehen. Diese unreglementierte Jagd führte jedoch zu vielen Jagdunfällen und einer starken Dezimierung der Schalenwildbestände, vor allem in der nahen Umgebung von Gemeinden. Das wiederum hatte vor allem einen positiven Effekt auf die Naturverjüngung im Wald. Die jungen Bäumchen konnten ungefährdet groß werden. Schon nach kurzer Zeit wurde im Jahr 1850 das Revierjagdsystem, wie wir es auch heute noch kennen, eingeführt. Das Jagdausübungsrecht durfte nur noch auf einer Mindestgröße von zusammenhängendem Grundbesitz durchgeführt werden. Kleinere Flächen fasste man zu einer Jagdgenossenschaft zusammen, wo man sich das Jagdrecht teilte.

Grenzsteine zeigen an, wo sich der Eigentümer einer Fläche ändert. Ihr könnt sie häufig an Waldrändern entdecken.

Wusstest Du schon…?
Das Jagdrecht ist an Eigentum von Grund und Boden gebunden. Das Recht zur Jagd können Grundstückseigentümer:innen selber ausüben (sofern sie einen Jagdschein besitzen) oder an andere Personen verpachten. In Deutschland muss die Fläche des Grundeigentums mindestens 75 Hektar betragen. Kleinere Flächen werden zu einem gemeinschaftlichen Jagdbezirk zusammengefasst.

Die Jagd unterliegt strengen Regeln. Diese werden in den Jagdkursen behandelt. Dazu gehören Recht, Waffenhandhabung, Wildbiologie und vieles mehr.

Jagdgeschichte in der DDR und der Bonner Republik

Erst seit den 1920er Jahren der Weimarer Republik ist eine Jägerprüfung zur Erlangung des Jagdscheins vorgeschrieben. 10 Jahre später, während des Nationalsozialismus, führte der Reichsjägermeister Hermann Göring das Reichsjagdgesetz mit der Pflicht zur Trophäenschau und der gesetzlichen Verankerung des Begriffs der “Waidgerechtigkeit” ein. In der Nachkriegszeit war es den Deutschen verboten, die Jagd auszuüben, bis die Besatzungsmächte die Debatte über die Neuausrichtung der deutschen Jagd beendeten. In der DDR führte man die “Volksjagd” ein. Alle Jagdflächen gehörten dem Staat und Privatjäger:innen mussten sich eine Waffe ausleihen, wenn sie zur Jagd wollten. Das erlegte Wild musste man bei einer zentralen Wildabgabestelle ausliefern.

Die SED-Führung gewährte sich selbst einige Privilegien in sogenannten Sonderjagdgebieten, wie zum Beispiel der Schorfheide in Brandenburg. Hier hat man das Wild ohne Rücksicht auf Wildschäden “gezüchtet”, indem es beispielsweise ganzjährig gefüttert wurde. Hier wurde der Spaß von wenigen Privilegierten über die Belange der Natur gestellt.  Die westdeutsche Bonner Republik hat, entgegen aller Proteste des Deutschen Bauernverbands und des Forstwirtschaftsrats, das alte Reichsjagdgesetz in weiten Teilen übernommen. Im neuen Bundesjagdgesetz hatte die Hege und Trophäenjagd somit noch einen hohen Stellenwert. Seit der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland geht das jagdliche Ziel zunehmend in Richtung einer Reduktion der Schalenwildbestände, das bis heute in vielen Teilen des Landes noch nicht erreicht ist.

Die jüngere Jagdgeschichte hat viele Parallelen mit der Forstgeschichte. Nach dem  2. Weltkrieg mussten viele Wälder aufgeforstet werden.

Wusstest Du schon…?
Unsere Jagdgeschichte hat viele Parallelen zu unserer Forstgeschichte. So hat die heutige Situation ihren Ursprung in den Auswirkungen der Nachkriegszeit. Mehr darüber könnt ihr in unserem Artikel über die forstliche Geschichte Deutschlands nachlesen.

Was sind heutige Gründe für die Jagd?

Neben der  Lebensmittelgewinnung steht für viele Jägerinnen und Jäger der Beitrag zum Naturschutz an oberster Stelle. Damit ist einerseits die Förderung von gefährdeten Arten wie dem Rebhuhn gemeint, indem man Füchse oder Waschbären jagt. Andererseits steht der Wald heute vor riesigen Herausforderungen. Die durch den Klimawandel abgestorbenen Waldflächen müssen wieder nachwachsen können. Voraussetzung dafür ist ein angepasster Wildbestand, der nicht alle jungen Bäume auffrisst. Mehr darüber, warum wir jagen müssen, könnt Ihr in unserem Artikel nachlesen.

Wie Ihr seht, hat die Jagd schon einige Höhen und Tiefen gehabt. Unsere heutige Situation der Wildtierpopulationen sind auf Entscheidungen von vor mehreren Jahrzehnten zurückzuführen. Beispielsweise gilt die Schorfheide heute noch als eine sehr wildreiche Gegend. Auch die Vertreibung und Ausrottung großer Prädatoren fanden zu dieser Zeit statt. Viele der heutigen Traditionen haben ihren Ursprung im 19. und 20. Jahrhundert. Was denkt Ihr, wird es mal Zeit einige Verhaltensweisen über Bord zu werfen? Was würdet ihr beibehalten oder lieber verändern?

Heutige Gründe für die Jagd sind vielfältig. Einer davon ist die Produktion eines hochwertigen und nachhaltigen Lebensmittels.