Waldbrände, Ernteausfälle, Überflutungen – die Auswirkungen von dem Klimawandel bekommen wir alle zu spüren. Auch in der Politik ist dieses Thema endlich angekommen. Na ja, bei manchen mehr und bei anderen weniger. Bereits 2015 hat Deutschland sich, zusammen mit vielen anderen Nationen der Erde, für das 1,5-Grad-Ziel verpflichtet. Können wir das schaffen? Und was hat der Wald damit zu tun?
Klimawandel – Was ist das eigentlich genau?
Klima ist die langfristige Entwicklung von kurzfristigen Wetterereignissen in einem bestimmten Gebiet. Veränderungen des Klimas lassen sich also nicht durch ein paar heiße Sommertage oder einen extrem kalten Winter feststellen. Veränderungen werden anhand von Daten, die man über mehrere Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte sammelt, analysiert. Fakt ist, seit Mitte des letzten Jahrhunderts hat sich unsere Atmosphäre stark erwärmt.
Die Ursache für Klimaveränderungen können natürlichen Ursprungs sein. Die derzeitige Erwärmung ist jedoch hauptsächlich auf uns Menschen zurückzuführen. Unsere Treibhausgasemissionen haben sich durch Industrialisierung und Ausbau des Verkehrs stark erhöht.
Exkurs: Treibhauseffekt
Auf der Erdoberfläche treffen Strahlungen von der Sonne ein. Auf der Erde wird die Strahlung in Wärme umgewandelt. Ein Teil der Wärme wird direkt wieder zurück in das Weltall reflektiert. Der andere Teil wird durch (Treibhaus-)Gase, wie CO2, in der Luft aufgenommen. Diese erwärmen unsere Atmosphäre und machen es uns möglich, auf der Erde zu leben.
Ein Katastrophenfilm wird Realität
Die relevantesten Treibhausgase sind Methan und Kohlenstoffdioxid. Durch die vermehrte Abgabe dieser Gase in die Atmosphäre speichert sich dort mehr Wärme und die Atmosphäre erwärmt sich. Die Konsequenzen daraus sind beispielsweise Hitze, Trockenheit und Stürme. Interessanterweise könnte es bei uns aber auch kälter werden. Das hat mit dem Golfstrom zu tun, der für das milde Klima in Nordeuropa sorgt. Durch den Klimawandel schmelzen die Gletscher und es gelangt eine große Menge Süßwasser in den Atlantik. Der sensible Golfstrom könnte dadurch durcheinander geraten und unser Klima maßgeblich verändern. Wer den Film “The Day after Tomorrow” gesehen hat, kennt dieses Zusammenspiel sicherlich.
Eins ist klar: Die Zukunft ist sehr ungewiss. Viele schlaue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschäftigen sich täglich mit der Frage, wie sich unser Klima in 100 Jahren entwickelt. Für uns Förster:innen ist das extrem entscheidend, denn unsere waldbaulichen Entscheidungen müssen auch noch in einigen Jahrzehnten mit dem dann herrschenden Klima verträglich sein. Für die Zukunft sind verschiedene Szenarien denkbar. Welches davon eintritt, hängt ganz davon ab, wie wir uns in den nächsten Jahren verhalten und unseren Lebensstil anpassen.
Das brauchen Bäume zum überleben
Jede Baumart braucht bestimmte Voraussetzungen, um wachsen zu können. Ihre Ansprüche sind sehr vielfältig und umfassen beispielsweise die Lichtverfügbarkeit, Hangneigung und Temperatur. Vor allem geht es den Pflanzen jedoch um zwei Dinge: Die Nährstoffversorgung und die Wasserverfügbarkeit. Genaueres dazu könnt Ihr in diesem Artikel nachlesen.
Im Zuge des Klimawandels verändert sich neben der Temperatur hauptsächlich die Wasserversorgung der Bäume. Durch weniger Sommerniederschläge während der Vegetationsperiode leiden die Bäume unter Wassermangel und sind geschwächt. Erste Anzeichen eines Wassermangels erkennt Ihr an vertrockneten Blättern im oberen Kronenbereich. Die Bäume haben nicht mehr genügend Wasser zur Verfügung, um es von den Wurzeln bis ganz nach oben zu pumpen. In späteren Vertrocknungsstadien wirft der Baum auch die Früchte oder ganze Äste ab.
Geschwächte Bäume und viele Probleme
Nun sind die Bäume geschwächt. Frühzeitiger Laubfall führt zu lichteren Kronen, die den Wald nicht mehr so gut kühlen können. Durch die angestiegenen Temperaturen kann der Boden auch weniger Wasser aufnehmen, was die Situation weiter verschlimmert. Also ein richtiger Teufelskreis. Geschwächte Bäume sind auch anfälliger für Schädlingsbefall. Über die Borkenkäferproblematik haben wir ja schon einiges geschrieben. Auch Waldbrände treten in den letzten Jahren immer häufiger auf. Kein Wunder, bei den hohen Temperaturen in Kombination mit den vielen abgestorbenen Bäumen und vertrockneten Ästen.
Neben großen finanziellen Schäden führt das zu einem Verlust von Artenvielfalt. Wärmeliebende Arten breiten sich aus und verdrängen die heimische Flora und Fauna. Bäume können sich zwar an neue klimatische Verhältnisse anpassen. Das ist ein ganz natürlicher Prozess. Doch bei der Geschwindigkeit, in der sich das Klima zurzeit verändert, kommen unsere Bäume leider nicht hinterher.
Wie Bäume uns vor dem Klimawandel retten
Der Wald ist ein Opfer der Folgen, aber gleichzeitig ein Teil der Lösung für die Bekämpfung des Klimawandels. Sie reinigen die Luft und kühlen sie durch Verdunstung von Wasser. Waldböden sind auch sehr gute Wasserspeicher, viel bessere als verdichtete landwirtschaftliche Flächen oder gar versiegelte Siedlungsbereiche. Und der wohl wichtigste Effekt: Wälder speichern Kohlenstoff. Bei der Photosynthese entziehen Bäume CO2 aus der Luft und produzieren Sauerstoff. Holz bindet beim Wachstum den Kohlenstoff.
Diese wichtigen Funktionen geraten durch die angesprochenen Problematiken in Gefahr. Deshalb sind Försterinnen und Förster seit vielen Jahren dabei, die gefährdeten Wälder mit nur einer oder zwei Baumarten in klimaresiliente Mischwälder umzubauen. Mancherorts mag man das vielleicht noch nicht erkennen können, aber bedenkt dabei, dass Bäume nur sehr langsam wachsen und dieser Waldumbau mehrere Jahrzehnte in Anspruch nimmt. Bei der Auswahl von geeigneten Bäumen setzen die meisten Förster:innen auf eine bunte Mischung. Fällt eine dieser Baumarten in einigen Jahren durch Trockenheit oder einen Krankheitserreger aus, dann bleiben noch genügend andere Baumarten übrig, die den Ausfall einer einzelnen Art kompensieren können.
Was könnt Ihr tun?
Und auch Ihr könnt helfen. Neben den vielen Möglichkeiten im Alltag CO2 einzusparen, ist es wichtig, dass das produzierte Holz möglichst lange in der Wertschöpfungskette erhalten bleibt. Kauft Euch also hochwertig verarbeitete Holzmöbel und verwendet sie auch lange. Der Kauf von Second-Hand Waren hilft ebenfalls dabei, dass Möbel nicht auf dem Sperrmüll landen. Achtet auch auf die Herkunft des Holzes. Importe aus Übersee sind teilweise deutlich günstiger als bei uns hergestellten Holzwaren. Jedoch haben diese einen langen klimaschädlichen Schiffstransport hinter sich und werden oft im Kahlschlagverfahren geerntet. Ein gutes Indiz für nachhaltig produziertes Holz ist ein Zertifikat, wie zum Beispiel das PEFC oder FSC-Siegel. Habt Ihr noch weitere Ideen, wie Ihr dem Wald helfen könnt? Schreibt es in die Kommentare!