Heute stellen wir Euch eine weitere Baumart vor, die für den deutschen Wald der Zukunft eine wichtige Rolle spielen könnte. Die “Schöne Else” ist ein edles Gehölz und nur selten zu finden. Der Schnaps aus ihren Beeren ist vor allem in Frankreich besonders beliebt. Noch viel mehr über die Elsbeere erfahrt Ihr in diesem Artikel.
So erkennt Ihr eine Elsbeere
Die Elsbeere gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Ihr wissenschaftlicher Name Sorbus torminalis leitet sich von der Gattung der Mehlbeeren (Sorbus) ab, zu denen weltweit etwa 100 Arten zählen. In Deutschland sind heimische Verwandte beispielsweise der Speierling, die Vogelbeere und die Mehlbeere.
Vom Erscheinungsbild ähnelt die Elsbeere einem typischen Obstbaum. Im Normalfall wird sie etwa 15 Meter hoch. Auf freier Fläche bildet sie eine große, breite Krone aus, ganz ähnlich wie ein Apfel- oder Birnenbaum. Auch ihre graue Rinde, die im Alter rissig wird und teilweise abblättert, ähnelt einer Wildbirne.
Die Elsbeere ist ein sommergrüner Laubbaum. Während der warmen Jahreszeit können wir sie also am besten anhand ihrer Blätter erkennen. Sie sind wechselständig am Trieb angeordnet. Die Blattspreite ist oberseits dunkelgrün und unterseits blassgrün gefärbt. Der Rand ist gesägt. Außerdem ist das Blatt in 5 bis 7 Lappen unterteilt und ähnelt deshalb dem Blatt eines Ahorns oder einer Roteiche. Im Herbst verfärben sich die Blätter der Elsbeere in ein schönes Rot. Sobald alle Blätter auf dem Boden liegen, bestimmen wir den Baum anhand der Knospen. Sie sind kugelig geformt und haben einen braunen Rand an den Knospenschuppen. Außerdem ist die Knospe der Elsbeere auffällig groß.
Die Elsbeere blüht in der Zeit zwischen Mai und Juli in einem schönen weiß. Nach der Blütezeit entwickelt sie Früchte, die ab September reif sind. Sie sind eiförmig, braun gefärbt und haben viele helle Punkte.
Wo findet man eine Elsbeere?
Ihr könnt Euch merken, Elsbeeren sind edle Gehölze. Sie mögen es gerne warm, brauchen viele Nährstoffe und auch ihre Produkte sind edel. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich hauptsächlich auf Mittel- und Südeuropa sowie Nordafrika und einzelne Teile von Asien.
Sie benötigt eine Jahresdurchschnittstemperatur von mindestens 10 Grad Celsius. Zum Vergleich: Die 30-jährige Durchschnittstemperatur zwischen 1961 und 1990 betrug 8,2 Grad. Aufgrund des Klimawandels steigt sie jedoch kontinuierlich an. Im vergangenen Jahr 2023 betrug sie bereits 10,6 Grad Celsius. Was also im ersten Moment als ein “hoher Anspruch” an den Standort einer Elsbeere klingt, dürfte zukünftig kein großes Hindernis darstellen. Heute trifft man sie am ehesten im Tiefland oder an Südhängen, wo besonders lange die Sonne scheint.
An den Boden stellt die Elsbeere ebenfalls hohe Ansprüche. Sie braucht eine gute Nährstoffversorgung, zum Beispiel mit Calcium und Magnesium. Daher eignet sich ein basenreicher Boden, zum Beispiel auf Kalkstein, besonders gut für ihr Wachstum. Auf Sandböden werdet Ihr sie wohl eher nicht antreffen.
Wusstest Du schon…?
Üblicherweise werden Elsbeeren nicht höher als 15 Meter. Die größte bekannte Elsbeere der Welt hatte eine Höhe von 25 Meter. Sie stand ganz in der Nähe unserer Studienstadt Göttingen, auf dem sogenannten Hengstberg. Leider fiel sie 2017 einem Sturm zum Opfer.
Die Elsbeere ist selten, aber nicht mehr lange
Eigentlich gibt es genügend Standorte, wo die Elsbeere wachsen könnte. Weshalb ist sie trotzdem ein seltener Baum? Das liegt daran, dass sie konkurrenzschwach ist. Denn sie wächst nur langsam und braucht viel Licht. Somit würde sie in einem dunklen Buchenwald, der auf Kalkstandorten relativ häufig ist, nicht überleben können. Mit Eichen harmoniert sie ganz gut. Diese findet man allerdings auf Kalkstandorten eher selten. Ein weiteres Hindernis der Elsbeere ist ihre Verbreitung. Sie bildet nur wenige Früchte aus, die von Tieren gefressen werden. Und kleine Elsbeeren werden von Wildtieren, wie dem Reh, geliebt. Sie knabbern die Triebe gerne ab.
Der Wald der Zukunft in Deutschland besteht aus deutlich weniger Nadelbaumanteil als heute. Stattdessen setzen Försterinnen und Förster auf eine große Mischung von Baumarten, vor allem Laubbäumen. Die Elsbeere wird heute vielerorts als Zukunftsbaumart in die Wälder gepflanzt. Auf nährstoffreichen Standorten kommt sie hervorragend mit hohen Temperaturen zurecht und kann gleichzeitig ein Dürrejahr mit wenig Niederschlag gut wegstecken. Wegen ihrer sehr tief reichenden Wurzeln, gelangt die Elsbeere an die Wasservorräte in tieferen Bereichen der Erde. Aufgrund ihrer hohen Anfälligkeit gegenüber Wildverbiss müssen Försterinnen und Förster jedoch ihren Wildbestand im Griff haben oder mit Einzelschutzmaßnahmen arbeiten.
So kann man Elsbeeren verwenden
Die Elsbeere ist ein Wildobst. Ihre Früchte sind ab September reif und schmecken säuerlich. Im Mittelalter wurden sie als Heilmittel gegen Magen-Darm-Beschwerden verwendet. Daher stammt übrigens auch ihr wissenschaftlicher Name. Tormina bedeutet Bauchschmerzen. Man kann die Beeren auch zu Marmelade, Gelee oder Schnaps verarbeiten. Besonders in Frankreich wird aus den Beeren der Elsbeere der bekannte Obstbrand “Eau d’ Alisier” hergestellt. Schon mal probiert? Dann wisst Ihr sicherlich, dass so ein Fläschchen nicht ganz billig ist. Auch viele Vögel lieben die Früchte, sobald sie reif sind. Da man sie allerdings erst ernten kann, wenn die Beeren überreif sind, existiert ein schmaler Grat zwischen warten, bis die Früchte reif genug sind und ernten, bevor die Vögel alles aufgefressen haben.
Försterinnen und Förster pflanzen die Elsbeere allerdings nicht wegen ihrer Früchte, sondern weil sie ihr Holz verkaufen möchten. Reif, um geerntet zu werden, sind die Bäume mit etwa 100 Jahren. Sie wächst nur sehr langsam, weshalb die Nachfrage nach dem Holz der Elsbeere größer ist als das Angebot. Das treibt den Holzpreis hoch, Erlöse von 700 Euro pro Festmeter sind keine Seltenheit.
Das schönste Holz der Welt
Das Holz der Elsbeere gehört zu den härtesten in ganz Europa. Es ist gelblich bis schwach rötlich gefärbt und hat große Ähnlichkeit mit anderen Sorbus-Arten wie Speierling und Vogelbeere. Wegen ihres schönen Holzes nennt man die Elsbeere manchmal auch die “Schöne Else”. Im Jahr 1900 wurde ihr Holz bei der Pariser Weltausstellung zum schönsten Holz der Welt gekürt. Damals gab es die Elsbeere noch deutlich häufiger als heutzutage.
Üblicherweise werden aus dem Holz Messwerkzeuge wie Lineal oder Zollstöcke hergestellt. Außerdem kann man Massivholzmöbel und Musikinstrumente bauen oder dünne Furniere schälen. Furniere sind hauchdünne Holzscheiben, die zum Verzieren von minderwertigem Holz genutzt werden. Wegen der geringen Dauerhaftigkeit ist es allerdings nicht für den Außenbereich geeignet. Wer nach Elsbeerenholz im Möbelhaus oder Baumarkt sucht, wird scheitern. Es gehört zum Wildobst und wird unter diesem Sammelbegriff, zusammen mit Vogelkirsche, Wildbirne, Mehlbeere u. a. vermarktet.
So, jetzt wisst Ihr alles Wichtige über diese faszinierende Baumart, die zukünftig bestimmt öfter in unseren Wäldern zu finden sein wird. Habt Ihr vielleicht schon mal eine Elsbeere entdecken können? Oder habt Ihr sogar Möbel aus ihrem Holz Zuhause?
Quellen:
https://www.lfl.bayern.de/iab/kulturlandschaft/123135/index.php
https://de.wikipedia.org/wiki/Elsbeere
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenportraets/wildpflanzen/gehoelze/12971.html
https://www.genres.de/fachportale/baeume-und-straeucher/seltene-baumarten/elsbeere
https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/holz-und-markt/verarbeitung-und-technik/nutzung-der-elsbeere https://www.youtube.com/watch?v=_ZLAmWnMcnk