Heute stellen wir Euch die Vogelbeere vor. Eine Baumart, die zwar für die Forstwirtschaft kaum von Relevanz, aber ein wichtiger Teil des Ökosystems Wald ist. Wie Ihr die Vogelbeere erkennt, welche leckeren Gerichte Ihr aus der Frucht machen könnt und wo Ihr den Baum findet, das erfahrt Ihr jetzt.

Wie erkenne ich sie?

Die Vogelbeere, auch Eberesche, gehört zur Gattung der Mehlbeeren und trägt den botanischen Namen Sorbus aucuparia. Die Blätter der Vogelbeere ähneln denen der Gemeinen Esche, daher der Namensteil “-esche”. Die Blätter sind gefiedert. Das heißt, ein Blatt besteht aus vielen kleinen Blättchen. Das Blatt der Vogelbeere kann sich in bis zu 19 kleine Blättchen aufteilen. Die Rinde der Vogelbeere ist recht glatt und gräulich rot. Hier könnt Ihr bei genauem Hinsehen sogenannte Lentizellen erkennen. Das sind Poren in der Rinde, die dem Baum erlauben, Gas mit der Umwelt auszutauschen. Lentizellen könnt Ihr bspw. auch an Erlen erkennen. 

Die Rinde der Vogelbeere ist recht glatt und gräulich rot. Hier könnt Ihr bei genauem Hinsehen sogenannte Lentizellen erkennen.

Auffälligstes Erkennungsmerkmal der Vogelbeere sind die leuchtend roten Beeren. Die Beeren sind im botanischen Sinne eigentlich keine echten Beeren, sondern sogenannte Scheinbeeren. Im Volksmund werden die Früchte jedoch als Beere bezeichnet. Die Früchte sind von August bis Oktober zu sehen. Wenn Ihr die Beeren also schonmal gesehen habt, dann müsst Ihr Euch den Baum gut merken, damit Ihr ihn immer wieder findet. Im Winter könnt Ihr die Eberesche einfach an den Knospen erkennen. Sie sind violett, fast schwärzlich und weiß-bräunlich behaart, wie Ihr auch auf unserem Bild erkennen könnt.

Wusstest Du schon…?
Die Eberesche und die Gemeine Esche haben botanisch nichts miteinander zu tun. Sie sind also nicht näher verwandt. Lediglich ihre Blätter sehen gleich aus, weshalb sie einen ähnlichen Namen tragen. Ein weiteres Beispiel sind die Rotbuche und die Hainbuche. Sie sind ebenfalls nicht näher verwandt, aber ihre Blätter sehen sehr ähnlich aus.

Wo ist die Vogelbeere zu finden?

Gute Nachrichten – (fast) egal wo in Europa Ihr unseren Artikel lest, Ihr werdet die Vogelbeere in Eurer Nähe finden können. Der Verbreitungsraum erstreckt sich von Spanien über Russland, sogar bis nach China. Im räumlichen Verlauf ändert sich die genetische Struktur der Vogelbeere und man spricht über diesen Verbreitungsraum von sogenannten Unterarten. Also immer noch dieselbe Art mit einigen kleinen Unterschieden. 

In Deutschland ist sie sowohl in Gärten (zum Beispiel in meinem), sowie in Parks und im Wald zu finden. Im Wald kommt sie häufig auf Freiflächen vor, auf denen seit Kurzem keine Bäume mehr stehen, weil sie beispielsweise durch den Borkenkäfer getötet wurden. Sie ist damit eine Pionierbaumart. Denn sie besiedelt diese Flächen als eine der ersten. Da sie aber über kurz oder lang von anderen Baumarten, zum Beispiel der Buche, überwachsen wird, ist sie in dichten, geschlossenen Wäldern kaum zu finden. Ihr solltet also vor allem am Waldrand nach der Vogelbeere Ausschau halten. 

In Bergwäldern kommt sie jedoch auch in “richtigen” Wäldern vor. Dort, wo andere Baumarten kaum überleben, zeigt die Vogelbeere genug Kraft, um sich gegen die anderen Baumarten durchsetzen zu können und vollständig zu erwachsen.

Der Verbreitungsraum der Vogelbeeren erstreckt sich von Spanien über Russland, sogar bis nach China. 

Verwendung der Vogelbeere

Das Holz der Eberesche ist im Kern dunkel und im Splint hell. Es ist schön gemasert und wird daher im Kunsthandwerk gern genutzt. Es ist außerdem sehr hart und dauerhaft, ähnlich wie das der Eiche. Im forstwirtschaftlichen Sinne hat die Vogelbeere heute aber kaum eine Bedeutung. Das liegt vor allem daran, dass die Vogelbeere nicht gut in geschlossenen Wäldern wächst und sehr konkurrenzschwach ist. Sie kann sich also kaum gegen andere Baumarten durchsetzen. Außerdem wird sie mit etwa 20 Metern nicht sehr groß und nur etwa 100 Jahre alt.

Die tatsächliche Verwendung findet die Vogelbeere aber nicht in der Holzproduktion, sondern in zahlreichen anderen Bereichen des Waldes. Die Eberesche erfüllt zum Beispiel eine Schutzfunktion für den Menschen. In Bergwäldern sichert sie mit den weiten Wurzelauslegern und neuen Wurzelsprossen die Berghänge gegen Erosionen und Lawinenabgänge. Auch als Bachbegleitung ist sie gut geeignet. Dort kann sie dafür sorgen, dass Wasser schneller versickert und so Hochwasser abgepuffert wird.

Tiptop Snack

Am häufigsten wird die Vogelbeere jedoch gegessen. Roh sind die rot leuchtenden Früchte zwar giftig, kocht man sie aber, können sie ohne Probleme verzehrt werden. Am liebsten stellt man daraus Konfitüre her, jedoch eignet sich die Vogelbeere (wie so manche Beere) super zum Likör herstellen oder Schnaps brennen. In der Pflanzenmedizin sagt man der Vogelbeere sogar heilende Kräfte nach und nutzt ihren hohen Vitamingehalt.

Die Beeren dienen aber nicht nur den Menschen als Nahrung, sondern vor allem auch den Vögeln. Unterschiedliche Vogelarten nutzen die Früchte als Nahrungsquelle, vor allem im Winter. Deshalb, Überraschung, trägt der Baum auch seinen Namen. Gleichzeitig tragen Vögel damit auch zur Verbreitung der Samen bei. 

Wenn Ihr also einen schönen Baum für Euren Garten sucht, der im Spätsommer die heimische Küche und die Vogelwelt bereichert und im Herbst schönes rotes Laub trägt, dann ist die Vogelbeere der richtige Baum für Euch! Haben wir Euch auf den Geschmack gebracht? Oder seid Ihr bereits stolze Besitzer:innen? Schreibt es uns in die Kommentare!

Quellen:

https://www.forstbotanik.uni-freiburg.de/Forstbotanischer%20Garten/Baum_des_Jahres/Vogelbeere

https://www.euforgen.org/species/sorbus-aucuparia/

https://de.wikipedia.org/wiki/Vogelbeere

BARTSCH, N., VON LÜPKE, B., RÖHRIG, E. (2020): Waldbau auf ökologischer Grundlage. 8. vollständige überarbeitete und erweiterte Auflage. Eugen Ulmer Verlag. Stuttgart, 676 S.

BARTSCH, N., RÖHRIG, E. (2016): Waldökologie – Einführung für Mitteleuropa. Springer Spektrum. Berlin, 417 S.