In unserer Sommerpause hat es uns zum Wilden Kaiser verschlagen – zum Arbeiten natürlich…

Unsere Sommerpause haben wir genutzt, um uns etwas von der Uni und der Arbeit zu erholen. Für mich, Felix, ging es dazu nach Südtirol in die Berge – zum Wandern. Auf dem Rückweg nach Göttingen traf ich die anderen Forst Erklärer,  um ebenfalls in die Berge zu steigen. Gemeinsam mit der Fachhochschule Kufstein (am Wilden Kaiser – manche kennen ihn vom “Bergdoktor”) durften wir ein Video für das Filmfestival Kufstein zum Bergmischwald drehen. Für die Bewohner:innen von Kufstein und Umgebung soll unser Video die Besonderheiten und den notwendigen Schutz der Bergwälder der Alpen zeigen und erklären. Auch für uns Flachlandtiroler:innen war das eine spannende Exkursion und wir hoffen, ebenso für Euch.

Hier das Video, das wir für das Kurzfilmfestival in Kufstein gedreht haben!

Bergahorn, Bergkiefer, Bergbuche?

Wenn Ihr einmal in den Bergen wandern geht, vom Tal auf den Berg, dann werdet Ihr merken, dass sich die Vegetation mit jedem Meter, den Ihr aufsteigt, ändert. Ihr findet also andere Baumarten und andere Pflanzen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Wälder naturnahe Strukturen besitzen, also zumindest die Baumartenzusammensetzung wenig vom Menschen beeinflusst. Aber wieso ist das so? Im Tal findet Ihr zuerst die Buche. Sie ist im Flachland noch sehr dominant, sie überwächst also schnell andere Bäume und ist sozusagen die Alleinherrscherin. Steigt Ihr weiter, gesellt sich mal ein Bergahorn dazu. Später kommen dann die Fichte, die Weißtanne und die Lärche. Hier sind die klimatischen Bedingungen so extrem, dass sich die Buche nicht mehr behaupten kann. Wenn der Schnee lange liegen bleibt und die Nächte noch frostig sind, treibt die Buche erst sehr spät im Jahr aus. Fällt Ende September schon wieder der erste Schnee, so ist die Zeit, in der die Buche Photosynthese betreiben kann zu kurz um genug zu wachsen. Immergrüne Nadelbäume wie Fichte und Tanne sind also im Vorteil, da sie ihre Nadeln nicht erst neu bilden müssen. Die anderen Bäume gewinnen also immer häufiger die Konkurrenzkämpfe um Wasser, Nährstoffe und Licht, weil sie besser an den Standort angepasst sind. Es entsteht der Bergmischwald.

Auf den artenreichen Bergwiesen tummeln sich unterschiedlichste Insekten- und Pflanzenarten.

Ganz oben wird es dann aber auch für die Baumarten der Berge eng. Hier wachsen noch kleinwüchsige Bergkiefern, die Ihr auch als Latsche kennt, bis dann irgendwann die Baumgrenze erreicht ist.

Wusstest Du schon…?
Die Waldgrenze liegt in den europäischen Alpen bei etwa 2.500 Metern. Ab hier sind die Wetterereignisse zu extrem und die Vegetationsperioden zu kurz, damit Bäume wachsen können und sie geschlossene Wälder bilden. 

Schutz vor dem Berge

Durch Erdrutsche nach heftigen Regenfällen, das Sprengen von Felsen durch gefrierendes Wasser und Lawinenabgänge, stellen Berge ein besonderes Gefahrenpotential für den Menschen dar. Zur Gefahrenminderung kann der Wald eine große Rolle spielen. Tiefgreifende Wurzeln halten Geröll und Erdboden zusammen und verhindern dadurch Erosionen. Auf Flächen mit erhöhter Lawinengefahr können kleine Bäume die Schneebretter lockern und sogar auftrennen. Dass riesige Schneemassen auf einmal losgehen, ist dann unwahrscheinlich. 

Die Fichte sticht – die Tanne nicht. Mehr dazu in unserem Video.

Wusstest Du schon…?
Die Fichte wächst zwar in vielen Gebieten Deutschlands, aber wirklich heimisch und standortsgerecht ist sie nur bei über 800 Höhenmetern, bspw. In den Hochlagen des Harz’. Nach den Weltkriegen und den darauf folgenden Reparationszahlungen in Form von Holz mussten die Deutschen Wälder aufgeforstet werden. Die Fichte war in zahlreicher Menge als Pflanzgut vorhanden und sollte schnell Holz zum Wiederaufbau liefern. Mehr zur Geschichte des Deutschen Waldes erfährst Du hier.

Der Wald erfüllt auch in den Bergen unterschiedliche Funktionen. Auch die Bereitstellung von Holz zum Bau von Hütten, Gattern und Co. spielt eine große Rolle. Hier seht Ihr einen sog. Rückzug, der das Holz aus dem Wald zum Forstweg bringt.

Tiere der Berge

Mit jedem Höhenmeter ändert sich aber nicht nur die Vegetation sondern auch die Fauna, also die Tierwelt. Charakteristisch für die Berge sind natürlich die Gams und das seltene Steinwild. Die Ziegenartigen sind optimal an die harschen Lebensbedingungen angepasst. Mit ihren Hufen können sie fast senkrechte Steinwände entlang klettern. Die geringen Ansprüche an die Nahrung lassen die Wiederkäuer die kargen Hänge problemlos besiedeln. In den Wintermonaten verschlägt es die meisten Tiere dann aber in tiefere Lagen. Zu viel Schnee und Kälte verhindern sogar für die am besten angepassten Tiere das Überleben. Aber auch andere Huftiere, wie Reh und Rotwild sind in den Bergwäldern zu finden. Dessen Jungtiere gehören auch zur Beute des seltenen Steinadlers. Er ist in Deutschland allerdings nur noch in den Alpen zu treffen. Ein Grund mehr, den nächsten Urlaub in Richtung Süden zu planen und das Fernglas ein zupacken. Ebenso selten und bedroht ist das Auerwild. Das Rauhfußhuhn benötigt offene Nadelwälder mit unterschiedlichsten Waldstrukturen. Diese findet es vor allem im Bergwald wieder. Leider ist das Auerwild in Deutschland vom Aussterben bedroht. Lebensraumzerstörung und Störungen durch den Menschen setzen den letzten Beständen stark zu. 

Um an den schroffen Hängen des Wilden Kaisers zu überleben, müssen Tier und Pflanze besonders an ihre Umgebung angepasst sein.

Wusstest Du schon…?
Auerhähne können äußerst aggressiv werden. Besonders in der Balz greifen sie ihre Konkurrenten mit ihrem starken spitzen Schnabel an. Ab und an werden auch Menschen als Konkurrenten angesehen, wenn sie in die Lebensräume eindringen. Gefährlich und doch irgendwie eigenartig, wie beispielsweise dieses Video von und mit Andreas Kieling, dem berühmten deutschen Naturdokumentarfilmer, zeigt.

Der Berg ruft

Nicht zuletzt sind die Berge auch ein extremer Tourismusmagnet. Jährlich strömen Millionen Wanderer:innen und Skifahrer:innen in die Alpen, um Erholung zu suchen. Beim Wandern und Skifahren abseits der Wege tritt man aber häufig Jungpflanzen platt und beunruhigt Tiere, die sehr scheu sind und im Winter nur schlecht Nahrung finden. Hier ist also besondere Rücksichtnahme gefordert. Wenn Ihr also demnächst in (Berg-)Wäldern unterwegs seid, haltet Euch unbedingt an die geltenden Regeln.

Nun aber genug mit Videos und Artikeln von uns, jetzt seid Ihr dran! Wie sehen die Wälder in Eurer Umgebung aus? Seid Ihr auch eher Flachlandtiroler:innen oder wahre Bergsteiger:innen?
Bis bald im Wald!

Quellen:

https://www.slf.ch/de/projekte/wald-und-lawine.html
https://www.naturpark-bayer-wald.de/bergmischwald.html