Die Frage aller Fragen: Wie sieht der Wald der Zukunft aus? Und wie gelingt es, dass (m)ein Wald zu einem klimastabilen Mischwald wird? Was tun, wenn ich vor einer Monokultur bzw. einem Reinbestand stehe und ich diesen Wald umwandeln möchte? Und welche Baumarten soll ich wählen? All diese Fragen beantworten wir in diesem Artikel.

Was ist der Unterschied zwischen Monokultur und Mischwald?

Monokulturen werden in der Forstwelt korrekt als Reinbestand bezeichnet. Reinbestände bestehen überwiegend aus einer Baumart und alle Bäume sind meist gleich alt. Diese entstehen vor allem aus der Kahlschlagswirtschaft. Dazu werden alle erntereifen Bäume eines Waldstückes gleichzeitig gefällt und ein gleichaltriger Reinbestand wächst nach. Bei einem Mischwald ist genau das Gegenteil der Fall. Ein Mischwald besteht aus vielen unterschiedlichen Baumarten – sowohl Nadel- als auch Laubbäumen. Diese stehen bunt gemischt alle nebeneinander. Zudem bestehen Mischwälder aus unterschiedlich alten und dicken Bäumen. Im klimastabilen Mischwald steht dick neben dünn und alt neben jung.

Wusstest Du schon…?
Monokulturen werden im Forst korrekt als Reinbestand bezeichnet. Monokultur ist ein landwirtschaftlicher Begriff, während in der Forstwirtschaft vom Reinbestand gesprochen wird.

Wieso Mischwald statt Monokultur?

Ganz Deutschland spricht davon, dass wir einen klimastabilen Mischwald brauchen. Aber wieso eigentlich? Hier drei gute Gründe:

  1. Reinbestände sind anfälliger gegenüber Schadereignissen. Insbesondere Schädlinge, die sich auf eine Baumart spezialisiert haben, haben in Reinbeständen viel Brutraum und ein gutes Nahrungsangebot.
    Als Beispiel: Befällt der Borkenkäfer einen Fichtenreinbestand, stirbt meist der ganze Wald. Tötet der Borkenkäfer in einem Mischwald alle Fichten, überleben die vielen weiteren Baumarten und begründen weiter einen gesunden Wald.
  2. Mischwälder wachsen häufig schneller, erbringen damit mehr Geld und können schneller absterbende Bäume ersetzen.
  3. Mischwälder sind in der Regel resistenter gegen sich ändernde Umweltbedingungen (z. B. durch den Klimawandel) als Monokulturen. Das liegt unteranderem an der sogenannten “Komplementarität der Baumartencharakteristika”, heißt so viel wie: je unterschiedlicher die Bäume in Kronen- und Wurzelform und Ansprüchen an den Boden und das Klima sind, desto besser ergänzen sie sich im Waldgefüge. Genauere Infos findet Ihr in unseren Quellen.

Mischwälder sind ärmer an Biodiversität als Monokulturen

Mischwälder sind nicht zwangsweise artenreicher als Monokulturen. Betrachtet man den einzelnen Waldbestand, kann die Biodiversität im Mischwald höher sein als im Reinbestand. Betrachtet man aber die gesamte Landschaft, so ist die Kombination aus Monokulturen (mit je unterschiedlichen Baumarten) biodiverser als ausschließlich Mischwälder. Das ist vor allem darin begründet, dass viele Tierarten auf eine ganz spezielle Baumart in einer Altersstufe angewiesen sind. Dieser Lebensraum geht aber verloren, wenn alles gemischt wird. Zudem sind einige Arten auf sehr viel Licht angewiesen, auch das wird in einem dichten Mischwald weniger. Mehr dazu könnt Ihr in der Quelle (s. unten) Schall 2018 nachlesen.

So gelingt der Waldumbau

In der Forstwirtschaft denkt man in der Regel in mehreren Generationen. Bäume werden hunderte Jahre alt und dementsprechend langsam wachsen sie auch. Ein “schnell-schnell” im Waldumbau gibt es also nicht. Damit ein gesunder Mischwald wie aus dem Bilderbuch entsteht, braucht es etwa eine Baumgeneration. Das entspricht im Wirtschaftswald 100-180 Jahren. Der Klimawandel kommt aber schneller, bzw. ist schon längst da. Nun heißt es also: Nicht den Kopf in den Sand stecken und schnell mit dem Waldumbau beginnen.

Wie wird’s gemacht?

Ausgangsbestand ist dieser Reinbestand. Es sind nur Bäume einer Baumart und eines Alters vorhanden

1. Schritt: Aller Anfang ist Verjüngung

Das geschlossene Kronendach des Reinbestands sollte vorsichtig geöffnet werden, damit genug Licht auf den Boden fällt und die jungen Bäumchen ordentlich Sonne tanken können. Damit diese jungen Bäumchen überhaupt wachsen, muss sich die Natur verjüngen, so sagen Försterinnen und Förster. Die Samen der umliegenden Bäume keimen im Boden auf. Damit sie nicht gleich aufgefressen werden, muss gejagt oder ein Zaun gebaut werden. Verjüngt sich in (m)einem gesamten Wald aber nur eine Baumart oder nicht die Bäume, die ich im Mischwald haben möchte (welche das sind, erfahrt Ihr unten), dann muss ich sie pflanzen oder säen. Nun beginnt im Reinbestand eine neue Generation junger Bäume zu wachsen.

Zuerst wird das Kronendach aufgelichtet und „die Verjüngung eingeleitet“. Die neue Generation „Baum“ steht in den Startlöchern.

2. Schritt: Geduldig warten 

Sind junge Bäume in den Startlöchern, heißt es warten. Knapp 20 Jahre werden vergehen, bis aus den Jungsprossen ein echter Baum wird. Währenddessen, bzw. nach 20 Jahren, sollten weitere junge und alte Bäume gefällt werden. Zum einen, um den kräftigsten Bäumen Platz für ihre Kronen zu schaffen, zum anderen, um immer wieder kleine Lichtlöcher zu schaffen, damit die Naturverjüngung nachwächst.

Nach dem immer wieder Bäume entnommen wurden, wachsen stetig junge nach. Die Struktur des Reinbestand ist (hier nach etwa 40 Jahren) kaum noch zu erkennen.

3. Schritt: früh, mäßig, oft

Das ist ein Leitspruch, den man häufig in Kreisen der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäßer Waldwirtschaft hört. Man sollte immer wieder einige wenige Bäume entnehmen. So schafft man Lichtlöcher und gleichzeitig haben alle Bäume genug Platz zum Wachsen, um sich zu verjüngen.

4. In den Nachwuchs investieren

Diesen Prozess gilt es jetzt Jahrzehnte oder Jahrhunderte zu betreuen. So wie der Wald sich verjüngt, werden auch die weiteren Generationen an Forstleuten nachziehen. Da heißt es dann dranbleiben, damit sie den Plan eines klimaresilienten Mischwaldes weiter beibehalten. Und zack, nach drei Förstergenerationen haben wir endlich den KLIMASTABILEN MISCHWALD. Wuhu, das ging flott!

Und so sieht es dann idealerweise irgendwann aus. Der klimastabile Mischwald der Zukunft ist entstanden. Er ist vertikal und horizontal gemischt. Unterschiedliche Baumarten stehen in unterschiedlicher Größer dicht gedrängt.

Von nun an ist es “eigentlich relativ einfach”. Um den klimastabilen Mischwald zu erhalten, müssen immer wieder einzelne Bäume entnommen werden. Diese wachsen auch gleichzeitig und dauerhaft nach. Man spricht deshalb vom Dauerwald – auch weil wir dauerhaft richtigen Wald vor uns haben. Die zahlreichen Baumarten vermehren sich automatisch. Gehen einige Baumarten verloren, sollte man sie wieder nachpflanzen.

Wusstest Du schon…?
Klimastabil ist ein Wald dann, wenn er sich zum einen gut an sich ändernde Umweltbedingungen (z. B. mehr Trockenheit und höhere Temperaturen) anpassen kann, ohne dabei gänzlich abzusterben, und zum anderen, wenn er auch mit stark schwankendem Klima (z. B. mal ein nasser, mal ein trockener Winter) umgehen kann. 

In diesem Mischwald ist ein Baum abgestorben und gebrochen. Kaum zu erkennen, denn die anderen Bäume haben den Verlust schnell kompensiert. Der tote Baum ist nun Lebensraum für viele unterschiedliche Arten.

Welche Baumart im Klimawandel pflanzen?

Diese Frage werden Förster:innen und Förster in Deutschland sicher am häufigsten gefragt. Welche Bäume soll ich im Klimawandel pflanzen, damit mein Mischwald klimastabil wird? Die ganz klare Antwort ist: Es kommt drauf an. Es kommt drauf an, welcher Boden (sandig oder lehmig?) vorherrscht, wie das Klima und die Lage generell ist (küstennahes Norddeutschland oder kontinentaleres Ostdeutschland?) und was bereits im Wald wächst. Hier spricht man im Fachjargon von den Standortbedingungen.

Grundsätzlich wird sich das Klima dahingehend verändern, dass die Sommer heißer und trockener werden. Einige Baumarten wachsen bereits in Deutschland, die damit sehr gut klarkommen, bspw. Eichen, die Elsbeere oder die Gemeine Esche. Eine Idee ist es aber auch, dorthin zu schauen, wo das Klima jetzt schon so ist, wie wir es voraussichtlich in 50 oder 100 Jahren haben werden. Welche Bäume wachsen also bspw. im Mittelmeerraum? Die Schwarzkiefer, die Libanonzeder oder die Esskastanie kommen aus diesen trockeneren Gefilden und können in unserem zukünftigen Klima wahrscheinlich bestehen. Durchaus zu diskutieren ist dabei natürlich auch, welche Auswirkungen das Einbringen von sog. fremdländischen Baumarten auf das Ökosystem hat.

Förster Simon erklärt den klimastabilen Mischwald.

Welcher Baum muss in meinen Mischwald?

Wer ganz genau wissen möchte, welche Baumarten er oder sie in seinen Wald pflanzen soll, der schaut am besten mal bei den zahlreichen Forstlichen Versuchsanstalten in Deutschland vorbei (z.B. die NW-FVA, die LWF oder die FFK). Diese haben meist für die einzelnen Bundesländer eigene Modelle entwickelt, auf dessen Basis sie eine Baumartenempfehlung aussprechen.

Wir hoffen, Ihr wisst nun, wie der klimastabile Mischwald von morgen entsteht und wie aus einer Monokultur ein Mischwald wird. Schreibt uns gerne Eure Fragen und Euer Feedback in die Kommentare.

Guckt gerne in die Quellen! Zur Übersichtlichkeit sind die im Dropdown-Menü, einfach anklicken.
Quellen:

Allen, C. D., Macalady, A. K., Chenchouni, H., Bachelet, D., McDowell, N., Vennetier, M., et al. (2010): A global overview of drought and heat-induced tree mortality reveals emerging climate change risks for forests. Forest Ecology and Management, 259 (4): 660-684

Ammer, C. (2018): Diversity and forest productivity in a changing climate. New Phytologist, 221 (1): 50-66

Bauhus, J., Forrester, D.I., Gardiner, B., Jactel, H., Vallejo, R., Pretzsch, H. (2017): Ecological Stability of Mixed-Species Forests. In Mixed-Species Forests. Berlin/Heidelberg, Springer Verlag. S. 337-382

Gough, C. M., Atkins, J. W., Fahey, R. T., Hardiman, B. S. (2019): High rates of primary production in structurally complex forests. Ecology, 100 (10): e02864

Hartmann, H., Bastos, A., Das, A. J., Esquivel-Muelbert, A., Hammond, W. M., Martínez-Vilalta, J., et al. (2022): Climate change risks to global forest health: emergence of unexpected events of elevated tree mortality worldwide. Annual Review of Plant Biology, 73: 673-702

Kätzel, R. (2008): Klimawandel – zur genetischen und physiologischen Anpassungsfähigkeit der Waldbaumarten. Archiv für Forstwesen und Landschaftsökologie, 42 (1): 9-15

Knoke, T., Paul, C., Gosling, E., Jarisch, I., Mohr, J., Seidl, R. (2022). Assessing the economic resilience of different management systems to severe forest disturbance. Environmental and Resource Economics, 84 (2): 343-38

Metz, J., Annighöfer, P., Schall, P., Zimmermann, J., Kahl, T., Schulze, E.-D., Ammer, C. (2016): Site-adapted admixed tree species reduce drought susceptibility of mature European beech. Global Change Biology, 22: 903-920

Pretzsch, H. (2018): Grundlagen der Waldwachstumsforschung. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Heidelberg, Springer Spektrum. 664 S.

Schall, P., Gossner, M. M., Heinrichs, S., Fischer, M., Boch, S., Prati, D., et al. (2018): The impact of even‐aged and uneven‐aged forest management on regional biodiversity of multiple taxa in European beech forests. Journal of Applied Ecology, 55 (1): 267-278

Seidel, D. & Ammer, C. (2022): Towards a causal understanding of the relationship between structural complexity, productivity and adaptability of forests based on principles of thermodynamics. Authorea, 1-9Williams, L. J., Paquette, A., Cavender-Bares, J., Messier, C.,  Reich, P. B. (2017): Spatial complementarity in tree crowns explains overyielding in species mixtures. Nature Ecology & Evolution, 1 (4): 0063