Im Zuge des Klimawandels haben wir bereits viel Innovation und Erfindergeist miterleben können. Windkraft, Solarenergie und Elektroautos sollen CO2-ausstoßende Systeme ersetzen. Doch was tun, wenn eine Baumart durch die steigenden Temperaturen plötzlich Probleme hat zu wachsen? Kann man sie auch einfach ersetzen? Eine Möglichkeit, den Wald zu verändern, bieten sogenannte fremdländische Baumarten. Was es mit diesen Bäumen aus der Fremde auf sich hat und wieso sie in Zukunft wichtig sein könnten, erfahrt Ihr in diesem Artikel. 

Eine gefährdete heimische Baumart: die Esche kann durch das Eschentriebsterben absterben.

Wer sind diese “Fremdlinge”? 

Pflanzen, welche nach 1492 nach Deutschland gebracht wurden, bezeichnet man als Neophyten. Sie haben sich nicht nach der letzten Eiszeit in Deutschland angesiedelt, Menschen haben sie nach der Entdeckung Amerikas mitgebracht. Die Einführung kann dabei auch aus Versehen durch das Einschleppen von Samen geschehen sein. Doch wenn eine fremde Baumart durch ihre Merkmale überzeugen konnte, hat man sie auch aktiv eingebracht, um von ihren Vorteilen profitieren zu können.  Aktuelle Beispiele sind die Douglasie, aber auch Laubbäume wie die Walnuss oder Rosskastanie.

Wusstest Du schon…? 
Walnüsse enthalten nicht nur Vitamine und gesunde Fette, sondern auch sogenannte Antioxidantien. Diese benötigt der Körper bei vielen Prozessen. Nimmt man sie zum Beispiel durch Walnüsse zu sich können sie das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen, einem hohen Cholesterinspiegel, Typ 2 Diabetes und angeblich sogar einigen Krebsarten verringern.  

Chancen durch fremde Auswechselspieler – ein Für und Wider

Die Grundvoraussetzung für die Einbringung einer neuen Baumart ist die richtige Auswahl ihrer Herkunft. Bäume, die an der Küste wachsen, haben oftmals andere Klima- und Standortansprüche als die Bäume derselben Art im Bergland. Dieser Unterschied wird in sogenannten Provenienzen, also Herkünfte, unterteilt. 

Bäume aus ähnlichen Klimaregionen können bereits jetzt gut in Deutschland wachsen. Teilweise sind sie besser an die klimatischen Veränderungen angepasst als die heimischen Arten. Welche Art könnte die Fichte, den Brotbaum Deutschlands, ersetzen? 

Fremdling Douglasie als Beispiel

Die Chancen und Risiken der Verwendung fremdländischer Baumarten kann man anhand der Douglasie zeigen. Sie wächst sehr schnell und kann bereits mit 50 Jahren große Höhen und einen guten BHD erreichen. Das bedeutet, dass man aus ihr schneller Bretter, Balken oder Möbel herstellen kann.

Eine Neuaufforstung mit der wohl bekanntesten Fremdländerin: Die Douglasie.

Ihre weit verzweigten, tiefgehenden Wurzeln verleihen ihr eine höhere Stabilität als der Fichte, sodass sie weniger anfällig für Wind ist. Bisher hat sie wenig Probleme mit abiotischen und biotischen Schäden und kann sich gut an Klimaveränderungen anpassen. Das liegt daran, dass die in Deutschland zu erwartenden Änderungen im Klima dem bereits vorherrschenden Klima im Heimatland der Douglasie ähneln. Das Holz der Douglasie besitzt eine ästhetische rötliche Farbe und eignet sich dadurch nicht nur als Bau- und Konstruktionsholz, sondern auch für Möbel oder Innenverkleidung.

Dennoch bringt ihr Anbau auch die typischen Risiken mit sich. Nachdem man die neue Baumart ansiedelt, tritt sie automatisch in Konkurrenz mit anderen Baumarten. Sollte sie sehr konkurrenzstark sein, könnte sie heimische Arten verdrängen oder sogar auslöschen.

Fremde Baumarten beeinflussen unser Ökosystem

Durch ihre Anwesenheit verändert man auch das Ökosystem. Auf den Flächen, auf welche man die Douglasie pflanzt, fehlen dann vielleicht die bis dato anwesenden heimischen Baumarten. Viele Tiere und Pflanzen sind auf bestimmte Lebensräume beschränkt. Die vorherrschende Baumart nimmt dabei eine wichtige Rolle ein, da sie ihre Umgebung durch ihre Blätter, Nüsse oder ähnlichen Stoffe mit Nahrung versorgt. So entstehen individuelle Lebensräume. Pflanzt man nun in so ein eingespieltes Ökosystem eine andere Baumart, kann die Lebensgrundlage von Tieren und Pflanzen beeinträchtigt werden oder sogar wegfallen. Das Gleichgewicht der heimischen Natur wäre so gefährdet. 

Da die Pflanzen zuerst aus anderen Ländern eingeführt werden, können auch Krankheiten- oder Organismen mit ihnen mitreisen. Diese können für andere heimische Bäume oder Lebewesen dann eine Gefahr darstellen. Auch wenn die Baumart bis zum Zeitpunkt der Einführung in fremde Länder keine Anfälligkeiten für Krankheiten besessen hat, können heimische Schadorganismen auf sie übergehen. So könnte man neue Bestände in kürzester Zeit vernichten. 

Wusstest Du schon…? 
Die Rosskastanie sorgt für kühles Bier! Früher wurde dieser Baum wegen der schattenspendenden Kronenstruktur für eine zusätzliche Kühlung über Kellern eingesetzt. Aus diesem Grund steht sie heute oft in Biergärten. Mehr zur Rosskastanie findest Du hier

Die Rosskastanie mit ihrer Blüte.

Worst case scenario 

Die Erfahrung – was passieren kann, wenn die Einbringung einer neuen Art fehlschlägt – musste die Forstwirtschaft bereits machen. Als die Weymouth-Kiefer (Pinus strobus) – auch Strobe genannt – nach Europa gebracht wurde, ging ein heimischer Pilz auf die aus Nordamerika eingeführte Baumart über. 

Der Erreger (Cronartium ribicola), welcher zuvor nur an Johannisbeeren vorkam, infizierte die Nadeln der Kiefernart. Von dort aus wandert er in den Stamm des Baumes, sodass Kronenteile oder der ganze Baum abstirbt. Die Krankheit ist nun unter dem Namen Strobenrost bekannt. Der Erreger gelangte zurück nach Nordamerika und es entstanden große Schäden in Beständen der Weymouth-Kiefer.      

Leuchtende Zukunft oder große Gefahr? 

Fremdländische Baumarten überzeugen durch die Eigenschaften, welche sie in ihrer Heimat aufweisen. Ob sie diese auch in der Region entfalten, in der man sie anpflanzt, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. 
Beim Anbau muss man standörtliche und ökologische Ansprüche der Art berücksichtigen. Wie viel Wasser, Licht, Wärme benötigt der Baum? Darüber hinaus sollte man die fremde Baumart nicht direkt auf großen Flächen als Reinbestand einbringen, sondern in Mischung und Maßen. So entstehen keine großen Kahlflächen, wenn das Projekt doch fehlschlagen sollte. Desweiteren sollte man Forschungs- und waldbauliche Ergebnisse kritisch überprüfen und bei neuen Erkenntnissen überarbeiten.

Das bislang bekannte Waldbild der Nadelbäume – ein Fichtenreinbestand – ist stark gefährdet. Können fremde Baumarten helfen?

Die Vor- und Nachteile müssen stets gegeneinander abgewogen werden, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Dabei wird sowohl Mut benötigt, um Neues auszuprobieren, als auch die Einsicht, falls die neue Baumart sich als nicht als passend erweist. Gerade in Zeiten des Klimawandels ist dieser Mut, gemischt mit einer angemessenen Vorsicht, gefragt. Auch im Wald benötigen wir einen Wandel, um diesen in Zukunft gesund erhalten zu können. 

Findet Ihr auch Fremdländische Baumarten, wenn Ihr durch die Euch bekannten Wälder streift? Dann würde uns interessieren, welche das sind und ob ihr vielleicht über die ein oder andere Art schon immer mal mehr wissen wolltet. Wir sind gespannt auf Eure Kommentare!

Quellen:

https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/baeume-und-waldpflanzen/baumarten-heimisch-nicht-heimisch
Vorlesungsunterlagen Öder, V. – Ökologie der Gehölze
https://www.hsph.harvard.edu/news/hsph-in-the-news/walnuts-heart-health/
Vorlesungsunterlagen Kehr, R. – Baumkrankheiten
https://www.hsph.harvard.edu/news/hsph-in-the-news/nut-heart-health-type2-diabetes/

Dieser Artikel ist von unserer neuen Autorin, Gesa. Willkommen im Team! Bald kriegt sie auch eine eigene Autorinnen-Info.