Wie man mit Holz Geld verdient

Förster:innen übernehmen viele Aufgaben bei der Betreuung eines Waldes. Eine davon ist das Wirtschaften mit dem Rohstoff Holz. In diesem Artikel erfahrt Ihr, wie viel ein Baum wert ist, wie man Holz verkauft und ob der finanzielle der einzige Wert von Bäumen ist!

Ich und mein Holz

Beginnen wir diesen Text doch mal mit einem kleinen Experiment: Blickt mal kurz vom Bildschirm auf und schaut, wie viele Dinge aus Holz Ihr in Eurer Umgebung finden könnt. Holz ist omnipräsent, und manchmal merkt man gar nicht, wofür man es überall benötigt. Vor mir steht zum Beispiel ein Holztisch, ich sitze auf einem Sessel, der ein Holzgerüst unter den Polstern hat, der Boden ist aus Eichenparkett und im Ofen brennt ein alter Birnenbaum, den wir vor zwei Jahren gefällt haben. (Ihr merkt, ich bin gerade nicht in meiner ollen Studenten WG…) Vor mir auf dem Tisch liegt ein Schreibblock aus Papier, auf der Toilette bevorzuge ich auch gewisse Papierprodukte und sogar der uralte Liebesbrief in meiner Brieftasche wäre ohne Holz nur eine schöne Erinnerung.

Im Gitarrenbau zum Beispiel ist die Qualität des Holzes besonders wichtig.

Und das sind nur die Dinge, die mich gerade umgeben. Eisenbahnschwellen, Dachstühle, Europaletten, Musikinstrumente, und unzählige weitere Dinge werden auch heute noch aus Holz hergestellt. Und so vielfältig wie die Verwendungsmöglichkeiten sind auch die Ansprüche, die ans Holz gestellt werden.

Welches Holz benötigen wir wofür?

Wie Ihr Euch schon denken könnt, gibt es auch beim Holz keine eierlegende Wollmilchsau. Denn jede Baumart hat andere Eigenschaften und jeder Baum ist anders gewachsen. Die Aufgabe der Förster:in ist nun also, zuzuordnen welcher Baum wie viel Wert ist, von diesen Bäumen Sortimente zu bilden (nur die wenigsten Kund:innen kaufen nur einen einzelnen Baum) und dann entsprechende Käufer:innen zu finden.

Der perfekte Baum

Fangen wir in unserer Betrachtung mal beim wertvollsten Holz an. Denn würde man rein nach wirtschaftlichen Aspekten handeln, wäre das Ziel logischerweise immer, möglichst wertvolles Holz zu produzieren. Eine Baumart, die in unseren Wäldern häufig einen recht hohen Holzpreis erzielt, ist die Eiche. Ein Festmeter Eiche kann von 400 bis 1000€ wert sein. Manche Stämme geben aber auch nur 100€ oder weniger.

Jetzt fragt Ihr euch vielleicht, warum diese Spanne so hoch ist. Das liegt vor allem daran, wie der Baum gewachsen ist. Eichenholz wird vor allem für die Produktion von schicken Möbeln oder Furnieren genutzt. Besonders für die Fertigung von Furnieren benötigt man Stämme, die verschiedenste Anforderungen erfüllen müssen. Furnierstämme benötigen zum Beispiel eine gewisse Mindestlänge, müssen gerade gewachsen sein, dürfen nicht faul sein, dürfen keine Äste haben und müssen viele weitere Kriterien erfüllen, die in einem langen Katalog festgelegt sind. Je nachdem wie viele dieser Kriterien ein Stamm erfüllt, wird er dann in eine von 4 Qualitätsklassen eingeteilt. Die Klassen sind von A nach D benannt sind. Ein Stamm der Klasse A ist dabei das beste Holz, während ein D Stamm mehr negative Merkmale hat und dadurch weniger wert ist. Und selbst Holz, das keines dieser Kriterien erfüllt, kann man nutzen.

Ein Eichenfurnier

Wusstest Du schon…? 
Furniere sind hauchdünne Holzstreifen, die man zum Beispiel für den Innenausbau von Fahrzeugen, oder zur Verschönerung von Möbeln nutzt. Sie werden in riesigen Maschinen gesägt oder vom rotierenden Stamm runtergeschält. Fast wie beim Spargelschälen, nur viel größer und holziger.

Wie produziert man Holz?

Jetzt bestehen unsere Wälder aber nicht alle aus perfekt gewachsenen Eichen mit wenigen Ästen. Aktuell versuchen Förster:innen, einen bunt gemischten Wald mit verschiedenen Baumarten unterschiedlichen Alters zu erschaffen. So wollen wir dem Klimawandel begegnen und einen multifunktionalen Wald der Zukunft erschaffen. Nachdem ein Baum gepflanzt wurde, unternehmen Forstleute also viele Schritte, um möglichst gerade, astfreie Stämme zu erzeugen und dabei gleichzeitig die vielen anderen Funktionen des Waldes zu wahren.

Trotzdem (oder deshalb) ist der perfekt gewachsene Baum der Qualitätsklasse A definitiv eher die Ausnahme. Die meisten gefällten Bäume haben bestimmte “Mängel”, oder sind so gewachsen, dass man sie gar nicht direkt als Holz nutzen kann. Solche Stämme werden oft zu Hackschnitzeln, Brennholz oder unter dem Stichwort “Industrieholz” zu Zellstoff und Spanplatten verarbeitet. Hackschnitzel sind keine Speise, sondern diese Holzsplitter, die man oft auf Wegen oder Beeten findet. Und große Fabriken stellen aus Zellstoff Papier her. Jedes Holz und jeder Stamm kann also einer bestimmten Nutzung und damit auch potenziellen Käufer:innen zugeordnet werden. 

Und dann kam der Klimawandel…

Besonders wenn Kalamitäten große Waldflächen zerstören, wird es kompliziert. Durch Stürme und Borkenkäfer hat es in der letzten Zeit zum Beispiel ein riesiges Überangebot von Fichtenholz gegeben. Durch die außerplanmäßige Fällung der Bäume und den Käferbefall ist dieses Holz zusätzlich oftmals von schlechter Qualität. Fichtenholz wird normalerweise zum Beispiel als Bauholz genutzt. Wenn ihr im Baumarkt schon mal Dachlatten gekauft habt, hattet ihr vermutlich Fichte (manchmal auch Kiefer) in der Hand. Durch das Überangebot ist der Preis für Fichte so stark gesunken, dass die Holzernte (ja, das nennt man auch im Wald tatsächlich so) in manchen Fällen mehr gekostet hat, als man letztendlich dafür bekommen hat.

Wie kommt das Holz ins Sägewerk?

Hier liegt Holz aus einer Qualitätsklasse auf einem Polter.

Wenn Bäume gefällt werden sollen, ist es also Aufgabe der Förster:innen zu entscheiden, was mit dem Holz passieren soll. Oftmals sind die Kund:innen große Sägewerke, die Holz LKW-weise kaufen. Daher bildet man Sortimente, bei denen möglichst viele Stämme ähnlicher Qualitätsklasse und Holzart auf einem Stapel liegen. Diese Stapel nennen Förster:innen auch Polter. Die habt Ihr sicher schon mal im Wald gesehen. Bei der Bewertung des Holzes (man spricht auch von Holzaushaltung) orientiert man sich heute oft an der Rahmenvereinbarung für den Rohholzhandel, oder kurz RVR. Die RVR ist ein Regelwerk, in dem Forst- und Holzindustrie sich auf gemeinsame Kriterien zur Bewertung von Holz geeinigt haben. Eine kleine Auswahl dieser Kriterien schauen wir uns im nächsten Artikel mal genauer an.

Wusstest Du schon…?
Gerade wenn ein Baum wirtschaftlich keinen hohen Wert erzielt, ist er für den Wald oftmals dennoch extrem wertvoll. Denn besonders Bäume mit Asthöhlen, faulen Stellen, oder toten Ästen stellen einen Lebensraum  für eine Vielzahl von Tier-, Insekten- und Pilzarten dar. Mehr über die Relevanz und Funktion von Totholz erfahrt Ihr hier!

Der Wert des Waldes

Bei all den Überlegungen zur Produktion von möglichst wertvollem Holz darf man aber nicht vergessen, dass die Bereitstellung dieses tollen, nachwachsenden Rohstoffes nur eine von vielen Aufgaben ist, die unsere Wälder übernehmen. Der eigentliche Wert eines Waldes kann kaum monetär bemessen werden. Schließlich zahlen all die Tiere, Pflanzen und Insekten keine Miete, wir Menschen nehmen den Sauerstoff, den die Bäume bereitstellen als ganz selbstverständlich hin und das Wasser, dass der Wald für uns reinigt, fließt auch komplett kostenfrei in die Wasserwerke.

Aufgabe der Förster:innen ist es, all diese Werte zu wahren und die vielen Funktionen des Waldes zu erhalten. Zum Glück können wir durch den Holzverkauf Geld verdienen, mit dem wir dann die Pflege der anderen Funktionen finanzieren können. Und übrigens: Bei der Erzeugung von wertvollem Holz ist es unglaublich wichtig, auf eben diese anderen Funktionen und besonders den Naturschutz Rücksicht zu nehmen. Wie das funktionieren kann, das erfahrt Ihr zum Beispiel in unserem Artikel zum Wald der Zukunft.

Nächstes Mal schauen wir uns dann ein paar Merkmale am Holz genauer an. Klickt also gerne wieder rein!

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