Direkt hinter der Grenze zu Polen, man muss wirklich nur schnell über die Oder fahren, befindet sich ein kurioser Kiefernwald. Bekannt als Krummer Wald ist er ein Phänomen, über den man sich seit Generationen den Kopf zerbricht. Was hat es mit dem Wald auf sich? Warum wachsen die Bäume, naja, krumm? Wer hat damit angefangen? Oder ist es ein natürliches Phänomen? Dieser Artikel nimmt Euch mit in einen etwas mythischen Wald und versucht, ein paar der Fragen zu beantworten.
Warum, warum ist die Kiefer krumm
In einem halben Hektar Wald ist ein Teil, darin wachsen ca. 100 Kiefern nicht mehr oder weniger gerade nach oben Richtung Sonne. Kurz über dem Boden knicken sie in eine Richtung ab, bilden eine Kurve und richten sich erst danach wieder senkrecht auf. Sie sind ganz offensichtlich krumm, daher auch der Name Krummer Wald. Stellt sich nur noch die Frage, warum.
Schaut man sich die Bäume etwas genauer an, stellt man schnell fest: sie wachsen zwar krumm, stehen aber in Reih und Glied. Das ist das erste klare Zeichen dafür, dass der Wald nicht auf natürliche Weise entstanden ist, sondern dass Menschenhand im Spiel war. Mittlerweile ist man sich dieser Tatsache recht sicher. Nicht ganz so klar ist dabei, warum man sich dafür entschieden hat.
Studie über Krummer Wald
Der Wald ist mittlerweile als Naturdenkmal geschützt und wird als Touristenattraktion bewirtschaftet. Das heißt, heutzutage findet man schnell und einfach einige Informationen über den Krummen Wald. Leider ist das eher eine moderne Entwicklung und die genauen Ursprünge dieses Waldes sind in der Geschichte verloren gegangen.
1971 hat ein Professor eine Studie über den Wald erstellt. Darin schätzt er den Ursprung des Waldes auf das Jahr 1934. Auf 1600 Quadratmetern wurden 400 Kiefern in 22 Reihen mit einem Abstand von 120 cm gepflanzt. Während diese Gleichförmigkeit belegt, dass man den Wald künstlich angelegt hat, erklärt diese Studie leider nicht das Warum.
Es gibt viele verschiedene Theorien, die erklären wollen, warum man die krummen Kiefern gepflanzt hat. Oder viel eher, warum man Kiefern gepflanzt und sie dann gekrümmt hat. Auf den Infotafeln im Wald sind einige dieser Ideen aufgelistet. Sie rangieren dabei von völlig absurd zu plausibel. Wir fassen Euch ein paar der Ideen mal kurz zusammen.
Wusstest Du schon…?
Die Kiefer ist die zweithäufigste Baumart in Deutschland. Vor ihr landet bislang nur die Fichte. Das Verbreitungsgebiet der Kiefer ist aber noch viel größer. Es erstreckt sich von der Türkei bis hoch zum Polarkreis.
Ungewollte Konsequenz einer Weihnachtsbaumplantage
Weihnachtsbäume erfreuen sich schon lange großer Beliebtheit. Aber die sollen bitteschön alle gleich groß und schön gerade sein. Äste unten am Fuß braucht man schon gar nicht, denn die muss man zum Aufstellen eh abschneiden.
Das Genie hinter dieser Plantage hat sich also einfach gedacht, dass man den Baum auch ein Stückchen über dem Boden absägen kann. Dann sind die Weihnachtsbäume alle gleich groß und der Stumpf mit dem ungewollten Seitentrieb kann einfach stehen bleiben. Womit man nicht gerechnet hat, ist, dass die ganze Energie des Baumes jetzt in diesen Seitentrieb fließt. Ohne den Terminaltrieb – an dem jetzt in irgendeinem Wohnzimmer Kugeln hängen – kommt dem bisherigen Seitentrieb eine neue Rolle zu. Er wächst, wird dicker und streckt sich irgendwann nach oben. Schon ist die ungewöhnliche Form der Kiefer geboren.
Glaubt Ihr nicht ganz? Dann wartet mal ab, was die nächste Idee so liefert.
Krummer Wald ist zu mystisch
Dieser Wald ist nicht nur ungewöhnlich, er scheint gar nicht von dieser Welt. Wenn die erste Theorie nicht stimmt, welcher Mensch hätte Grund, so einen Wald anzupflanzen? Keiner. Also kein Mensch. Was bleibt da noch? Richtig, Aliens. Vielleicht war die Gegend das unerkannte Ziel von Außerirdischen und der Wald der Landeplatz für ein Ufo. Bei der Landung sind leider die Kiefern abgeknickt, das einzige Überbleibsel des außerplanetaren Besuchs.
Nein? Okay, dann liegt es aber an den elektromagnetischen Schwingungen, dass Krummer Wald entstanden ist. Die gleichmäßigen Schwingungen erklären auch die Symmetrie, in der die Kiefern abgeknickt sind. Oder waren es doch die Wasseradern, die unter dem Wald verlaufen?
Ungewöhnliches Bauholz
Eine Theorie ist, dass regionale Handwerksbetriebe den Wald angelegt haben, um für ihre Erzeugnisse ganz besonderes Bauholz zur Verfügung zu haben. Denn wächst der Baum schon krumm, muss man das Holz nicht hinterher mit aufwändigen Verfahren in eine Rundung bringen. So würden sie Gefährte bauen können, die garantiert einzigartig wären.
Karren, die man zum Beispiel für die Heuernte genutzt hat, waren damals oft tonnenförmig. Mit dem krummen Holz kriegt man die Tonnenform viel einfacher hin, das würde bestimmt viel Zeit und Geld sparen.
Oder man denkt in eine unterhaltsamere, weniger praktische Richtung. Damals gab es schon ein Hobby im Winter, das sich immer noch größter Beliebtheit erfreut: Schlitten fahren. Worauf das hinausläuft, ist klar. Die Kufen eines Schlitten sind gekrümmt. Krummer Wald würde das perfekte Holz für die Kufen liefern, sodass man Schlitten verkaufen könnte, die es so nirgendwo anders gibt – versprochen.
Vom Warum zum Wie
Obwohl man es nicht hundertprozentig beweisen kann, sind wir uns wahrscheinlich alle einig, dass die letzte Theorie am einleuchtendsten klingt. Dafür spricht noch, dass die Bäume alle auf ungefähr gleicher Höhe geknickt sind und die Krümmung bei allen nach Norden ausgerichtet ist. Am Knick findet man außerdem Verdickungen, die dafür sprechen, dass man die jungen Bäume an diesen Stellen geschnitten hat.
Vermutlich hat man sie also alle an der südlichen Seite angeritzt und dann Richtung Norden gebogen. Dabei hat man vielleicht alle anderen Triebe weggeschnitten, sodass nur der gebogene weiter wachsen konnte. Die Rundung nach oben hin ist allerdings vermutlich eine “normale” Entwicklung. Der Baum wächst natürlicherweise nach oben und zur Sonne, das heißt, die Kiefern haben sich selbst wieder begradigt.
Beachtet bei all dem aber, wie oft hier “vermutlich” und “vielleicht” steht. Ganz sicher ist man sich auch bei dem Wie noch nicht. Aber bald?
Testflächen im Krummen Wald
Krummer Wald ist mittlerweile an die 100 Jahre alt, so schätzt man. Dort erreichen die Kiefern erreichen langsam aber sicher ihr natürliches Ende. Schon jetzt ist die Fläche mit den krummen Kiefern deutlich kleiner geworden und es liegt viel Totholz herum. Und die Mysterien des Waldes konnte man noch nicht auflösen.
Deshalb will man zwei Testflächen in Krummer Wald anlegen. Auf der einen pflanzt man die Samen der bisherigen Kiefern ein und beobachtet, wie die “Kinder” wachsen werden. Falls es sich doch um ein natürliches Phänomen oder eine Genmutation handelt, werden auch die jungen Kiefern krumm wachsen.
Auf der anderen Fläche will man wiederholen, was man vermutlich bei der Schöpfung des Krummen Waldes gemacht hat. Die – hoffentlich – gleichen Methoden werden angewendet, um den gleichen Effekt zu erzielen. Auch hier ist das Ziel, am Ende eine Fläche voll krummer Kiefern zu haben.
Krummer Wald ist zu einer Attraktion geworden, die man natürlich erhalten will. Da ist fast egal, welche der beiden Testflächen erfolgreich sein wird, solange wir auch in Zukunft noch krumme Bäume angucken können. Dabei nutzt Krummer Wald die Gelegenheit und informiert die Besuchenden mit vielen Infotafeln auch über allgemeine Waldfakten, zum Beispiel über Totholz oder wie ein neuer Wald entsteht. Krummer Wald und Forst erklärt haben also sogar ein paar Gemeinsamkeiten!
Habt Ihr noch Fragen zum Krummen Wald oder wart selbst schon mal da? Schreibt gerne in die Kommentare!