“Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum.” Nicht nur die Lyriker:innen unter Euch sind der Linde vielleicht schon mal begegnet. Diese Baumart spendet uns Schatten und dient als sozialer Treffpunkt, denn Linden sind beliebte Hof- und Gartenbäume. Auch im Wald ist sie eine bedeutende Baumart und trägt zur Bodenverbesserung bei. Wie Ihr unsere heimischen Lindenarten bestimmen könnt und welche ökologische Funktion sie im Wald noch übernimmt, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
Wusstest Du schon…?
Der 2004 in Europa bekannt gewordene Song „Dragostea din tei“ von O-Zone besingt die Liebe vom Lindenbaum auf Rumänisch.
Die Linde(n) erkennen
Linden gehören zur Familie der Malvengewächse. Unsere in Deutschland heimischen Lindenarten sind die Sommer- und die Winterlinde. Wie viele Arten es innerhalb der Gattung der Lindengewächse wirklich gibt, ist umstritten. Schätzungen liegen bei 20 bis 45 Arten.
Eine Linde erkennt Ihr daran, dass sie ein herzförmiges Blatt besitzt. Der Blattrand ist leicht gesägt und die Blattunterseite behaart. Die Blattunterseiten sind vor allem wichtig, um die Winter- von der Sommerlinde zu unterscheiden. Während die Winterlinde nur vereinzelt kleine, rötlich gefärbte Haarbüschel besitzt, ist das Blatt der Sommerlinde beidseitig behaart und die Haare sind weiß gefärbt. Meistens besitzt die Winterlinde auch kleinere Blätter (5 – 8 cm groß), als die Sommerlinde (bis zu 15 cm groß).
Die Rinde des Baumes ist graubraun gefärbt und besitzt rissige Einkerbungen. Diese sind jedoch nicht so tief gefurcht, wie Ihr es bei einer Eiche vorfinden würdet.
Späteste blühende Baumart
Linden blühen und bilden ab einem Alter von etwa 20 bis 30 Jahren zum ersten Mal Früchte. Die Kapselfrüchte lassen sich bei der Winterlinde zerdrücken. Bei der Sommerlinde sind die Kapseln meist größer und deutlich schwerer bis gar nicht zu zerdrücken.
Die Linde ist einhäusig. Das bedeutet, beide Geschlechter kommen an einem Baum vor. Die an einer Dolde hängenden Blüten blühen Ende Juni bis Ende Juli. Die Sommerlinde blüht etwa zwei Wochen eher als die Winterlinde. Damit gehört die Winterlinde bei uns zu den am spätesten blühenden Baumarten.
Einzeln stehend wachsen sie zu großen Bäumen mit ausladenden Kronen und heranwachsenden Zweigen heran. Daher kennen wir Linden als typische große Schattenspender auf Höfen oder in Parkanlagen. Im Wald haben die Linden meist einen längeren, geraden und astfreien Stamm und die Krone ist höher angesetzt. Winter- und Sommerlinden können bis zu 30 oder 40 Metern hoch wachsen. In Einzelfällen werden die Linden sogar bis zu 1000 Jahren alt.
Wusstest Du schon…?
Die Linde ist eine beliebte Allee-Baumart. Oftmals findet man dort eine Kreuzung aus Sommer- und Winterlinde: Die sogenannte Holländische Linde. Eine andere Kreuzung aus Winter- und Kaukasischer Linde ist die sogenannte Krimlinde.
Wo wachsen Linden?
Wie bereits erwähnt, findet man Linden häufig in Gärten und Parks, aber auch an Straßenrändern. Linden waren schon immer beliebt als Hofbäume und spielten deshalb bereits in der Vergangenheit, zum Beispiel in Gedichten, eine große Rolle. Unter dem Schatten des Kronendach traf man sich (heimlich), feierte Hochzeiten und andere Feste oder genoss ganz einfach eine kurze Pause. Die Schenklengsfelder Linde gilt sogar als ältester Baum Deutschlands und soll über 1200 Jahre alt sein. In unserem Artikel über Baumgeschichten haben wir Euch diesen besonderen Baum bereits vorgestellt.
Wusstest Du schon…?
Der häufigste Gasthausname in Deutschland ist “Zur Linde”.
Das natürliche Verbreitungsgebiet der Winterlinde reicht vom Atlantik und Nord- und Mitteleuropa bis nach Sibirien. Bei der Sommerlinde reicht es bis zum östlichen Kaukasus. Die Linde mag frische und nährstoffreiche Standorte. Im Vergleich zu anderen Baumarten ist sie aber bezogen auf die Wasser- und Nährstoffversorgung relativ anspruchslos.
An der Allee oder als Mischbaumart
Die Winterlinde braucht nicht so viel Wärme wie die Sommerlinde und ist außerdem nicht so anfällig für Dürre. Auch Frost verträgt sie besser, sogar bis zu – 37 Grad. Als forstliche Nutzbaumart spielt die Winterlinde eine größere Rolle. Die Sommerlinde findet man eben häufiger im Park, als Hof- oder Dorfbaum oder an einer Allee.
Großflächige Winterlindenbestände, also als Reinbestände, gibt es im Wald jedoch kaum. Oftmals dient die Linde als Mischbaumart. Dabei übernimmt sie wichtige Funktionen. Vor allem die Winterlinde gilt als sehr Schattentolerant und wird bspw. in Wertholzbeständen als Mischbaumart mitgeführt. Dort dient sie als Begleitbaumart zur Schaftpflege zum Beispiel bei der Eiche. Dabei soll sie vor allem dazu beitragen, dass Äste, die sich am Stamm der Eiche entwickeln, absterben. Dazu müssen die Bäume dicht aneinander stehen, so dass sich die Äste gegenseitig berühren und aneinander reiben. Deshalb wird die Linde auch als dienende Baumart bezeichnet. Sie trägt dazu bei, dass der Wert anderer Bäume gesteigert wird.
Jeder Teil kann was
Linden bilden ein sehr feines, tiefgehendes und herzförmiges Wurzelwerk aus. Damit tragen sie dazu bei, dass die Böden besser durchwurzelt sind.
Das Laub der Linde enthält viel Kalk und Eiweiß und zersetzt sich schnell. Lindenlaub trägt damit in besonderem Maße zur Bodenverbesserung bei.
Die Blüten der Linde lockern außerdem zahlreiche Insektenarten an und stellen eine gute Bienenweide dar. Neben den Bienen schätzen auch die Imker:innen die Lindenblüte, denn die Honigbienen können aus dem Nektar der Blüten große Mengen an Lindenblütenhonig produzieren.
Wusstest Du schon…?
Lindenblütentee soll beruhigend wirken und hilft gleichzeitig bei Erkältungen, vor allem bei Reizhusten.
Wie nutzt man die Linde?
Das Holz der Winterlinde ist fester und schwerer als das der Sommerlinde. Die Eigenschaften des Sommer- und Lindenholzes ähneln sich ansonsten aber sehr stark und sind kaum zu unterscheiden. Dennoch werden Holzgegenstände vorwiegend aus dem Holz der Winterlinde produziert, da diese in der Forstwirtschaft eine größere Rolle einnimmt.
In der Vergangenheit hat man Linden zum Binden von Werkzeugen oder Flechten von Matten genutzt. Das Holz von beiden Lindenarten gilt als biegsam und leicht zu bearbeiten. Gerne nutzt man das Holz der Linde deshalb zum Beispiel für Drechselarbeiten oder im Holzbildhau. Den gibt es beispielsweise oft in der Sakralkunst, also bei religiösen Kunstgegenständen. Daher kommt auch die Bezeichnung “Lignum sacrum”, Heiliges Lindenholz.
Auch heute nutzt man das Lindenholz noch viel für die Schnitzerei. Zum Beispiel werden Marionetten-Puppen, Handpuppenköpfe oder auch die vordere Ansicht von Kuckucks-Uhren aus Lindenholz hergestellt. Insgesamt werden jährlich schätzungsweise 5000 m3 Lindenholz für die Bildhauerei und Schnitzerei genutzt!
Wie geht es der Linde im Klimawandel?
Die Sommerlinde ist im Vergleich zur Winterlinde etwas empfindlicher für Trockenheit. Als Alternative gilt die sogenannte Silberlinde. Sie wird auch in der Zukunft gut in Städten oder als Alleebaum wachsen. Die Silberlinde kann sogar besser mit Hitze und Trockenheit umgehen als die Winterlinde. Mit ihren weißlichen Haaren auf der Blattunterseite kann sie Sonnenstrahlen reflektieren. Zu diesem Ergebnis kamen Forschende in einer Untersuchung von Stadtbäumen in Würzburg.
Aktuell schätzt man die Winterlinde als Hoffnungsträger ein. Aufgrund ihrer höheren Toleranz gegenüber Wärme und Trockenheit kommt sie vermutlich besser mit dem Klima der Zukunft zurecht als andere Baumarten. Natürlich spielt dabei immer noch der Standort, auf dem der Baum wächst, eine Rolle. Außerdem ist eine Mischung von Baumarten in Zukunft wichtig, um Ausfälle ausgleichen zu können.
Wir hoffen, Ihr konntet in diesem Artikel einiges Neues über die Sommer- und die Winterlinde erfahren. Vielleicht achtet Ihr in Zukunft mal darauf, ob Ihr beide Baumarten auch unterscheiden könnt?
Quellen:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenportraets/wildpflanzen/gehoelze/19659.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Linden_(Gattung)
https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/standortskunde/sto-und-waldbau-winterlinde
https://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Wald-und-Holz/Dokumente/Winterlinde_Vortrag-DrLeder.pdf