Der Wald spielte im Leben der Menschen schon immer eine wichtige Rolle. Während er vor einigen Jahrhunderten – noch als richtige Wildnis – vor allem als Ort der Gefahr galt, ist er heute bedeutsam für Erholung, Ruhe und um dem Alltagsstress zu entfliehen. Nicht umsonst gibt es über Bäume nahezu unzählige Legenden, Mythen und Sagen. Wir wollen Euch in diesem Artikel einige Baumgeschichten und ganz besondere Bäume vorstellen.

Uralte Zeitzeugen

Bäume können ein Alter von bis zu mehreren tausend Jahren erreichen. So gilt eine Kiefer in Kalifornien mit einem geschätzten Alter von 5.000 Jahren als ältester Baum der ganzen Welt. Im Fulufjället Nationalpark in Schweden gibt es eine Fichte, deren Wurzelwerk sogar über 9.000 Jahre alt sein soll. Damit haben diese Bäume schon mehrere Jahrtausende der Erdgeschichte miterlebt, was sie darüber wohl zu berichten hätten?

Wusstest Du schon…?
Besonders alte Bäume können als Naturdenkmäler unter Schutz gestellt werden.

Gerichtslinden und Maibäume

Der älteste Baum Deutschlands befindet sich in Hessen, genauer gesagt in Schenklengsfeld. Dort wurde die Sommerlinde bereits im Jahr 760 n. Chr. zu Ehren eines Ritters gepflanzt. Somit ist sie heute schon über 1.200 Jahre alt. Alte Dorf-Linden findet man heute noch weit verbreitet in Deutschland. Sie sind oftmals zentral gelegen und dienen immer noch als Treffpunkt in kleineren Ortschaften. Im Sommer sind sie außerdem Schattenspender und als alte, majestätische Baumriesen auch einfach nur schön anzusehen. 

Diese Linde gilt als ältester Baum Deutschlands.

Im Mittelalter hatten Hof- oder Dorflinden eine sehr zentrale Bedeutung im Leben der Bevölkerung. So gab es beispielsweise die sogenannten “Gerichtslinden”. Dort wurden das Dorfgericht oder Ratsversammlungen durchgeführt. Auch die Schenklengsfelder Linde war eine Gerichtslinde. Zur Zeit Karl des Großen wurden unter ihr Ratsversammlungen abgehalten und Verurteilte warteten unter diesem Baum, angekettet an einen Pfahl, teilweise tagelang auf ihr Urteil. Belegt ist dies durch ein Schließeisen, welches man am Baum gefunden hat. Mit diesem wurden die Frevler:innen am Pfahl befestigt. 

Auch größere Feste oder Tanzveranstaltungen wurden im Schatten der Bäume durchgeführt. Ein sehr bekanntes Beispiel für Bäume in Verbindung mit Festen ist z.B. das Aufstellen eines Maibaums, der traditionell am 30. April oder 01. Mai aufgestellt und reich geschmückt wird. Ursprünglich feierte man dieses Fest, um den Beginn des landwirtschaftlichen Jahres zu feiern. Der Maibaum stellte dabei ein Symbol des Glücks, Gedeihens und der Fruchtbarkeit dar. In vielen Orten – vor allem in West- und Süddeutschland – wird diese Tradition noch heute weitergeführt. 

Wusstest Du schon…?
Auch die Schenklengsfelder Linde ist heute noch Ort eines Festes. Dort treffen sich die Bewohner:innen alle zwei Jahre im Juni, um das Lindenblütenfest zu feiern.

Mythen und Legenden um den Baum

Yggdrasil, der Weltenbaum der Germanen, gilt nach der Legende als erster Baum. Die Weltenesche soll neun Welten miteinander verbinden. 

Doch diesen Weltenbaum gab es nicht nur bei den Germanen. Auch in ganz vielen anderen Kulturen spielt der Weltenbaum eine Rolle. So gab es im alten Ägypten den Isched-Baum oder den Baum der Hesperiden bei den Griechen.

In vielen alten Geschichten oder Legenden spielt der Baum als Symbol für die kosmische Ordnung und Fruchtbarkeit eine wichtige Rolle. Er stellt die Verbindung zwischen Himmel, Erde und Unterwelt dar. Im Schöpfungsbericht in der Bibel befindet sich der Baum des Lebens in der Mitte des Paradieses. Wer seine Früchte isst, soll ewig leben. 

Der Weltenbaum Yggdrasil verbindet Himmel, Erde und die Unterwelt.

Bäume gelten außerdem schon immer als Symbol für den Kreislauf des Lebens und die Unsterblichkeit. Die Germanen glaubten sogar, dass Bäume die ersten Menschen waren. Der Legende nach waren zwei Baumstämme, eine Esche und eine Ulme, am Meer angespült worden. Die Götter schrieben diesen Stämmen eine Seele zu und sie wurden zu Menschen. 

In vielen Märchen verwandeln sich Menschen auch nach dem Tod in einen Baum. Nach einer Griechischen Sage verwandelten die Götter ein Menschenpaar in eine Eiche und eine Linde, deren Zweige sich berühren und somit waren sie auch im Tod untrennbar.

Der Baum als Symbol des Vergehens und neuen Entstehens sorgte dafür, dass schon vor Jahrtausenden Särge aus den Stämmen von Bäumen gefertigt wurden. Auch heute ist das Begräbnis auf einem Waldfriedhof sehr gefragt. 

Besondere Bäume entdecken…

Wir haben Euch einige besondere Bäume in Deutschland herausgesucht, die einen Besuch wert sind.

Die Bräutigamseiche in Schleswig-Holstein

Die sogenannte “Bräutigamseiche” befindet sich in Schleswig-Holstein in der Nähe der Stadt Eutin. Das Alter der Eiche wird auf ca. 500 Jahre geschätzt. Dieser Baum hatte als einziger weltweit seine eigene Postanschrift. Heiratswillige wurden über einen “toten” Briefkasten in einem Astloch zusammengeführt. Der Legende nach pflanzte ein keltischer Fürstensohn diese Eiche zum Dank an ein Christenmädchen. Diese befreite ihn vom Baum, an dem er zuvor angebunden war.

Uralte Eichen am Schloss Sababurg

Der „Urwald“ an der Sababurg ist ein uralter Wald, dort könnt Ihr wunderschöne und vor allem sehr alte Bäume bestaunen. Früher war dieser Wald ein sogenannter Hutewald! Solche Wälder nutzte man als Mast für das Vieh, welches sich dort mit Bucheckern und Eicheln satt essen konnte. Heute könnt Ihr dort die Relikte dieser ehemaligen Beweidungsform bestaunen – jahrhundertealte Eichen. Mehr Tipps für einen Ausflug zum “Urwald” an der Sababurg findet Ihr auch nochmal hier.

Silberbornlinde im Hainich Nationalpark

Ein Ausflug zum Nationalpark Hainich lohnt sich in vielerlei Hinsicht. Mehr dazu hat Euch bereits Tobi in einem Artikel zum Hainich Nationalpark vorgestellt. Dort gelangt Ihr über den Silberbornpfad zur Silberbornlinde. Diese Sommerlinde hat einen ganz besonderen Stamm, der sich kelchförmig öffnet. Ein sehr skurril anmutender Baum, dessen Besichtigung sich auf jeden Fall lohnt.

Die alte Silberbornlinde im Hainich ist ein echter Hingucker.