Heute starten wir eine neue Reihe von Artikeln, in der wir Euch nach und nach die forstlich relevanten Baumarten vorstellen wollen. Forstlich relevant bedeutet dabei, dass diese Baumarten entweder hier heimisch sind, oder dass sie für den Waldbau eine große Rolle spielen. Den Anfang macht heute die Rotbuche. Wenn man einfach von der Buche spricht, meint man in der Regel die Rotbuche (Fagus sylvatica).

Keimling der Buche

Die Buche in Deutschland

Aktuelles Vorkommen der Rotbuche in Europa (Quelle: Euforgen)

Die (Rot-)Buche ist die am häufigsten vorkommende Laubbaumart in Deutschland. Gut 15% aller Bäume hier sind Rotbuchen1. Das ist eine ganze Menge, aber auch nicht verwunderlich, denn sie ist hier in Deutschland heimisch und wird als so genannte potentielle natürliche Vegetation (pnV) angesehen. Wenn der Mensch nicht in die Natur eingreifen würde, würden unsere Wälder hier also zu großen Teilen aus Buchen bestehen. Das liegt vor allem daran, dass die Buche in unseren Gefilden optimale Wuchsbedingungen findet. Doch dazu später mehr. Die Buche ist eine sehr dominante Baumart, sie bildet also häufig Wälder, die zum Großteil aus Buchen bestehen. Solche Wälder nennt man Reinbestand. Durch ihr weites Vorkommen in Deutschland und Mitteleuropa hat die Buche die Menschen hier seit tausenden von Jahren stark geprägt. Die meisten Leute werden ihre Schulzeit auf Stühlen oder Tischen aus Buchenholz verbracht haben und meist ist der nächste Gegenstand aus Buchenholz nicht weit. Ob es der Kochlöffel in der Suppe, das Regal im Wohnzimmer oder das Holz in der Grillkohle ist – kaum ein Holz wird so vielfältig verwendet wie das der Buche.

Wusstest du schon…
Die Hainbuche (Carpinus betulus) gehört botanisch betrachtet nicht zu den Buchengewächsen (Fagaceae). Sie ist mit der Rotbuche also nicht direkt verwandt!

Wie sieht eine Buche aus?

Die typisch glatte Borke der Buche

Buchen haben eine recht dünne, gräuliche Borke. Ihre Blätter sind hellgrün und den meisten werden wohl die Früchte der Buchen, die Bucheckern bekannt sein. In diesen Früchten befindet sich auch der Samen, mit dem der Baum sich fortpflanzen kann. Bucheckern sind aber auch eine beliebte Nahrung von Wildschweinen.
Das Holz der Buche ist hell, man kann es ganz einfach an den Holzstrahlen erkennen, die sich im Holz meist als kleine dunkle Striche wiederfinden.
Die Knospen der Rotbuche sind hellbraun und länglich-spitz. So spitz, dass sie pieksen, wenn man mit der Hand dagegen drückt.

Die Knospen der Buche im Winter

Buchen werden bis zu 40m hoch6, bis zu 300 Jahre alt und können einen Durchmesser von bis zu 250 cm erreichen. Es gibt sogar einzelne Bäume, die noch älter oder dicker geworden sind.2

Sie bilden, wenn der Untergrund es zulässt, sehr tiefe Wurzeln. Man sagt, dass das Wurzelwerk einer Buche ungefähr der Größe des sichtbaren Baumes entspricht.2

Das Blatt der Buche im Mai

Auch Bäume haben Sonnenbrand!

Buchen wachsen am Besten auf kalkreichen (also nicht sauren), eher feuchten Böden. Sie sind eine Schattbaumart5, wachsen also am Besten im Schatten anderer Bäume. Zu viel Licht oder zu trockene Böden sind für die Buche suboptimal. Durch die dünne Borke ist sie auch recht empfindlich gegenüber plötzlichen Änderungen der Umgebung: Wenn ein anderer Baum entfernt wird und auf einmal viel Sonne auf den Stamm einer Buche fällt, kommt es oft vor, dass die Borke rissig wird und abplatzt. Dabei spricht man von einem Sonnenbrand, der den Baum anfällig für andere Erkrankungen macht. Von solchen individuellen Problemen mal abgesehen, findet die Buche aber fast überall in Deutschland geeignete Lebensräume.

Der Rotkern der Buche

Rotkern der Buche (Foto: Wikipedia)
Rotkern der Buche (Foto: Wikipedia, CC BY-SA 2.0)

Buchen höheren Alters können einen Rotkern ausbilden. Dabei bekommt das Innere des Stamms eine dunkle Färbung. Diese Verfärbung hat keinerlei Auswirkungen auf die Holzqualität. Das Holz mit einem Farbkern sieht natürlich anders aus, als “normales” Buchenholz. Das kann beim Holzverkauf dann den Wert mindern. Ob und wie stark, hängt letztendlich aber immer vom Geschmack des Käufers und auch von Trends in der Holzindustrie ab. Übrigens sind sich Forscher bis heute nicht ganz einig, wie diese Verfärbung genau entsteht.3

Die Nutzung der Buche

Eine Buche kann nach circa 100 bis 120 Jahren geerntet werden. Mit ernten meint man, wie beim Bauern auf dem Feld, das Fällen des Baumes und die Verwertung seines Holzes. Buchenholz wird sehr vielfältig genutzt. Das Holz ist sehr dicht und hart und hat einen hohen Brennwert. Es wird also, je nach Qualität des Holzes, im Möbelbau oder auch als Brennmaterial genutzt. Allerdings ist Buchenholz relativ anfällig für Pilze, weswegen man es im Außenbereich (Gartenmöbel etc.) nicht ohne eine Imprägnierung nutzen sollte. Ein Festmeter gut gewachsenes Buchenholz ergibt circa 90-120€4

Das typische Holz der Buche

Neben dem Holz kann man auch die Bucheckern nutzen: Sie sind essbar und können zu Mehl oder sogar Kaffee weiterverarbeitet werden. Die Rinde von 2-3 jährigen Buchen hat – richtig zubereitet – eine fiebersenkende Funktion.

Auch wenn der Baum nicht geerntet, sondern als (Tot-)Holz im Wald bleibt, bietet er für enorm viele Arten Unterschlupf, Nahrung oder andere Funktionen. Über 10 000 Arten werden mit der Buche in Verbindung gebracht. Das sind zum Beispiel Spechte, die in alten Bäumen ihre Höhlen bauen, Fledermäuse, die in den ungenutzten Spechthöhlen hausen, oder Insekten wie den Buchenprachtkäfer, die im Holz der Buche ihre Larven unterbringen.

Die stachelige Fruchthülle, in der sich die Bucheckern befinden

Buchenwälder – Ein einzigartiger Lebensraum

Wenn jemand von einem Wald spricht, denken viele Menschen automatisch an Buchenwälder. Das Rascheln des Laubes unter den Füßen, ein Teppich von weiß blühenden Buschwindröschen und der typisch waldig-erdige Geruch des Waldes. All das zeichnet diesen einzigartigen Lebensraum aus. Und auch wenn Buchenwälder für uns in Deutschland ganz selbstverständlich sind, darf man nicht vergessen, dass es diese Art des Waldes nur hier bei uns in Mitteleuropa gibt. So gibt es einige besondere Buchenwaldgemeinschaften, die aus diesem Grund unter Schutz stehen.7

Darum kann es auch besonders spannend sein, mal mit Menschen aus anderen Regionen der Erde einen deutschen Buchenwald zu besuchen. Man wird bald feststellen, wie  unterschiedlich die Wälder unseres Planeten sind. Und wie besonders auch das für uns Alltägliche sein kann.

Diese alte Buche kenne ich (Jan) schon mein Leben lang. Sie ist für mich das Urbild eines Baumes.

Quellen

  1. https://bwi.info/
  2. Vorlesungsunterlagen der HAWK, Modul: Ökologie der Gehölze (V. Öder)
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Kernbuche
  4. http://www.stmelf.bayern.de/wald/holz/004816/index.php
  5. nach H. Ellenberg, H.E. Weber, R. Düll, V. Wirth, W. Werner, D. Paulißen: Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Scripta Geobotanica 18, 2. Auflage, 1992
  6. https://www.infoflora.ch/de/flora/fagus-sylvatica.html
  7. Bsp.: https://www.bfn.de/lrt/0316-typ9130.html