Die Weißtanne hatte es in jüngster Vergangenheit nicht leicht. Vor allem das “Waldsterben 1.0” in den achtziger Jahren führte zu einem drastischen Rückgang dieser und anderer Tannenarten in Deutschland. Doch die Weißtanne feiert ihr Comeback. Unsere Wälder sehen sich vor einem neuen, großen Problem – der Klimawandel steht mit einem Fuß in der Tür. Die Wälder müssen zu Mischwäldern umgebaut werden, um möglichst klimastabil zu sein. Als Mischbaumart integrieren nun viele Förster:innen auch die Weißtanne. Was ist das Besondere an dieser Baumart und wie erkennt Ihr sie im Wald? Mehr dazu erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Die Weißtanne  – Eine kurze Vorstellung

Die Weißtanne (Abies alba) ist eine heimische Baumart. Sie gehört zur Familie der Kieferngewächse und ist eine sogenannte Schattbaumart. Das heißt, sie  kommt sehr gut mit wenig Sonnenlicht zurecht und kann gut unter dem Kronenschirm älterer Bäume wachsen. Sie ist relativ anspruchslos bezüglich des Standorts und wächst schnell – das sogar bis ins hohe Alter. Weißtannen können bis zu 500 Jahre alt werden. In den höheren Lagen des alpinen Raums ist sie Teil des dort natürlicherweise vorkommenden Bergmischwaldes. Doch warum verschwand die Weißtanne dann in den letzten Jahrhunderten? 

Die Weißtanne ist überaus begehrt beim Wild. Während das Rehwild gerne die Knospen an jungen Tannen verbeißt, gibt das Rotwild ihnen den Rest und schält die Rinde der jungen Bäume. Ein anderer großer Gegner der Tanne ist die Weißtannentrieblaus. Hinzu kommt, dass die Weißtanne als eine der empfindlichsten Baumarten gegenüber Schadstoffen gilt. In den achtziger Jahren kam es durch die Belastung mit Schwefeldioxid zu massiven Absterbeerscheinungen. Außerdem hat sich in den letzten Jahrzehnten die Fichte als “Brotbaum” durchgesetzt. Der Anbau dieser Baumart wurde vorwiegend vorangetrieben. Oftmals in Reinbeständen. Doch die letzten Sommer haben gezeigt, dass diese Art der Forstwirtschaft im Zuge des Klimawandels nicht mehr funktioniert. Und da kommt nun auch die Weißtanne wieder mit ins Spiel! Sie hat in den letzten Jahren wieder an Bedeutung gewonnen, vor allem wenn es darum geht, Mischwälder zu etablieren.

Wusstest Du schon…?
Die Fläche mit Weißtanne hat zwischen 2002 und 2012 in Deutschland um ca. 19.000 Hektar zugenommen. Stand 2012 lag der prozentuale Anteil der Weißtanne bei 1,7 %. 

Die Rinde der Weißtanne ist gräulich. Bei jungen Bäumen ist sie noch glatter und wird mit zunehmendem Alter dann schuppiger.

Wie erkennt Ihr eine Weißtanne?

Die Weißtanne feiert ihr Comeback in der Forstwirtschaft. Doch wie erkennt Ihr diese Baumart überhaupt?

Sie erreicht Wuchshöhen bis zu 50 Metern. Die Kronenform kann stark variieren. Sie ist abhängig von der geographischen Lage des Baumes sowie den Lichtverhältnissen. Bei ausreichendem Licht bildet die Baumart eine spitz zulaufende, kegelförmige Krone aus. Der Stamm ist gerade und hat eine zylindrische Form. Die starken Hauptäste sind in Quirlen, die kleineren eher spiralig angeordnet.

Wusstest Du schon…?
Die (aktuell bekannt) größte Weißtanne steht in Montenegro im Nationalpark Biogradska Gora. Sie ist knapp 60 Meter hoch und besitzt einen Brusthöhendurchmesser von 2,3 Metern. 

Die Rinde der Weißtanne erinnert auf den ersten Blick an die Rinde der Gemeinen Fichte. Jedoch ist die Rinde der Weißtanne deutlich heller. Junge Bäume haben eine glatte, hellgraue Rinde und teilweise sind kleine Harzblasen zu erkennen. Je älter der Baum wird, desto rissiger wird die Rinde und entwickelt eine eher schuppige Borke mit deutlich erkennbaren Querrissen. Diese erscheint dann auch dunkler als die Rinde eines jungen Baumes.

Fichte sticht, Tanne nicht

Die Nadeln der Weißtanne verlaufen im Gegensatz zur Gemeinen Fichte nicht spitz zu, sondern sind abgerundet. Die Oberseite der Nadeln erscheint glänzend und dunkelgrün. Auf der Unterseite sind zwei weißbläuliche Striche zu erkennen. Die Nadeln sitzen wie mit Saugnäpfen befestigt am Zweig. Es sieht ein wenig so aus, als würden sich die Nadeln am Zweig anschmiegen. Anders als bei der Fichte ist kein braunes Nadelkissen zu erkennen. 

Schaut Ihr Euch einen Tannenzweig mal genauer an, so werdet Ihr erkennen, dass die Nadeln V-förmig vom Zweig abgehen. Dies ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Küstentanne. Bei der Küstentanne gehen die Nadeln flach und nur in einer Ebene vom Zweig ab.

Die Zapfen der Tanne sind nur  schwer zu finden. Sie fallen anders als bei anderen Baumarten nicht herab, sondern zerfallen am Zweig. Im Gegensatz zu Fichtenzapfen hängen sie außerdem nicht vom Zweig herab, sondern stehen aufrecht. Nach der Samenreife im September schweben die Samen und die Deckschuppen zu Boden. Die “Zapfenspindeln” bleiben jedoch noch länger am Zweig stehen.

Die Tannenzapfen der Weißtanne stehen nach oben.

Wusstest Du schon…?
Die Weißtanne gilt als die am tiefsten wurzelnde Baumart. Sie können Wurzeltiefen von bis zu 1,50 Metern und horizontale Längen von bis zu 10 Metern erreichen. Damit ist diese Baumart besser im Boden verankert und weniger anfällig für Stürme.

Die Nutzung

Das Holz der Weißtanne ist im Vergleich zum Holz der Gemeinen Fichte nicht so beliebt. Gründe dafür sind ein häufiges Auftreten eines Nasskerns oder von Ringschäle. Trotzdem kann sie bei vielen anderen Faktoren deutlich mehr punkten als die Fichte. Das Holz ist für den Außenbereich gut geeignet, sogar für den Erd- oder Wasserbau. Es gilt als äußerst dauerhaft und wetterbeständig. Es hat außerdem eine höhere Tragfähigkeit und lässt sich besser imprägnieren. Doch das Holz der Weißtanne ist nicht nur zum Bauen oder für den Innenausbau attraktiv. Zur Weihnachtszeit werden die Zweige gerne als Schmuckreisig genutzt. Früher wurde die Weißtanne auch gerne als Weihnachtsbaum genutzt. Heute stehen in den meisten Wohnzimmern jedoch eher Nordmanntannen.

Heute finden wir zur Weihnachtszeit vor allem Nordmanntannen in den Wohnzimmern.

Das Comeback der Weißtanne

Warum pflanzen Förster:innen nun wieder vermehrt Weißtannen an? Im Zuge des Klimawandels gilt es, Mischwälder zu etablieren. Diese sollten möglichst viele verschiedene Baumarten enthalten und nach Baumalter gestuft aufgebaut sein. Die Weißtanne erträgt nicht nur Schatten, sie hat auch keine Probleme damit, wenn sie in ihrer Jugend nicht so rasch wachsen kann. Damit eignet sie sich hervorragend als Baumart, die unter dem Kronenschirm einer schon älteren Baumgeneration eingebracht wird. Durch ihr tiefreichendes Wurzelsystem kann sie zu besserer Stabilität und Wasserverfügbarkeit im gesamten Bestand beitragen. Bezüglich der zu erwartenden klimatischen Veränderungen gilt die Weißtanne auch als Hoffnungsträger, denn sie kommt besser als andere Nadelbaumarten mit Wärme und Trockenheit zurecht .

Die Weißtanne kommt im Vergleich zu anderen Baumarten besser mit Trockenheit und wärmeren Temperaturen klar. Viele Förster:innen setzen deshalb immer mehr auf die Weißtanne und pflanzen sie neben anderen Baumarten, um klimastabile Mischwälder zu begründen.

Fazit

Die Weißtanne ist natürlich kein Allheilmittel gegen den Klimawandel. Sie wird jedoch vermutlich besser mit zukünftigen klimatischen Bedingungen fertig werden als andere Nadelbaumarten. Durch ihre ökologischen Eigenschaften ist sie eine attraktive Baumart, die immer häufiger zur Etablierung von Mischwäldern gepflanzt wird. 

Kanntet Ihr die Weißtanne bereits? Habt ihr diese Baumart bereits selbst in Wäldern entdecken können? Wir freuen uns auf Kommentare zu Euren Beobachtungen und Feedback zu diesem Artikel.