Der Wind trägt den Geruch frischen Heus bis an den Wegesrand. Wenige Meter entfernt knabbert ein Schaf saftiges Gras, im Schutz seiner Herde. Doch die Idylle trügt. Seit der Grauwolf durch Deutschland streift. Seit etwa zwanzig Jahren pirscht der Wolf aus Polen kommend wieder in weite Teile Deutschlands vor. Wie das Leben eines Wolfes aussieht, was er frisst, was Ihr bei einer Wolfsbegegnung tun solltet, welche Probleme er mit sich bringt und wie sie gelöst werden können, erfahrt Ihr im folgenden Artikel.
Der Urvater unserer Hunde
Alle Hunderassen stammen ursprünglich von Wölfen ab. Viele typische Verhaltensweisen unserer vierbeinigen Begleiter lassen sich deshalb auch bei Wölfen beobachten. So ist zum Beispiel die eingeklemmte Rute ein Zeichen für Angst oder das Ablecken des Gegenübers eine Geste der Unterordnung. Optisch ähneln Wölfe einem Schäferhund oder Husky. Doch mit einer Schulterhöhe von bis zu 90 cm und einem Gewicht von bis zu 50 kg sind sie viel größer und schwerer als unsere Hunde. Außerdem könnt Ihr sie von einem Hund an den relativ kleinen Stehohren und der geraden Rückenlinie unterscheiden. Wölfe gibt es fast überall. Sie gehören zu den am weitesten verbreiteten Säugetieren auf unserem Planeten. In offenen Landschaften und Wäldern, wie wir sie hier in Deutschland vorfinden, fühlt sich der Wolf besonders wohl.
Wusstest Du schon…?
Den klassischen “Alpha-Wolf” gibt es in der Natur nicht. Sobald die Jungtiere eines Rudels geschlechtsreif werden, verlassen sie es und suchen sich ein eigenes Revier. Problematisch wird es lediglich in Gefangenschaft, wenn die heranwachsenden Wölfe keine Möglichkeit haben, sich aus dem Weg zu gehen.
Hohe Wolfsdichten in Deutschland
Nach dem letzten Wolfsmonitoring der Bundesregierung im April 2021 leben in Deutschland 158 Rudel sowie 27 Paare und 20 Einzeltiere. Rund 84 Prozent der Tiere sind in Brandenburg, Sachsen und Niedersachsen beheimatet. „Wir haben sehr hohe Wolfsdichten schon in Deutschland, noch höhere als im Yellowstone Nationalpark“, sagt Klaus Hackländer, Vorsitzender der Deutschen Wildtier Stiftung und Professor für Wildtierbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien.
Wölfe sind sehr soziale Tiere. Etwa 4 – 6 Welpen werden jedes Jahr von der Fähe zur Welt gebracht. Um die Aufzucht kümmert sich aber das ganze Rudel. Während die beiden Altwölfe zur Jagd gehen, passen die Jungtiere des Vorjahres (sogenannte Jährlinge) auf die Kleinen auf und bringen ihnen alles Wichtige zum Überleben bei. Ein Wolfsrudel besteht also aus einem Elternpaar, den Jungtieren des Vorjahres und den kleinen Welpen. Um Konflikte zu vermeiden, verlassen die Jährlinge ihre Familie, sobald sie geschlechtsreif werden und suchen sich ein eigenes Revier. Laut einer Studie des Bundesamts für Naturschutz ist Platz für etwa 700 bis 1400 Territorien, die genügend Raum und Nahrung für den Wolf bieten. Damit wäre Platz für etwa 10 000 Wölfe – also zehnmal so viele wie heute. Und das könnte schnell erreicht sein, denn Jahr für Jahr wächst die Population um rund 35 Prozent an.
Wusstest Du schon … ?
In Deutschland wird für jeden Grauwolf ein eindeutiges genetisches Profil anhand seiner DNA ermittelt, woraus eine eigene Bezeichnung für das Individuum abgeleitet wird. Beispielsweise GW1423f. Das GW steht für Genetik Wolf, und der Kleinbuchstabe f für Weibchen (engl. female) oder m für Männchen (engl. male).
Was frisst der Wolf
Nach Analysen von über 8000 Kotproben durch das Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz ernähren sich deutsche Wölfe größtenteils von Rehen, Wildschweinen und Rothirschen. Schafe, Ziegen, Rinder oder Pferde spielen mit 1,6 Prozent eine untergeordnete Rolle. Mancherorts lernt der Wolf jedoch, dass ein eingezäuntes Nutztier leichter zu erbeuten ist als ein flinkes Reh. „Wölfe sind eben Opportunisten“, sagt Klaus Hackländer. Sie fressen was am einfachsten zu kriegen ist. Kann das Weidetier in seinem Gatter nicht flüchten, wird der Jagdinstinkt des Wolfs stetig wieder ausgelöst, sodass der Räuber ein Tier nach dem anderen erlegt. Durch den frisch gedeckten Tisch in Deutschlands Wiesen und Wäldern vermehrt sich der Wolf exponentiell, bis er an seine Kapazitätsgrenze stößt. Durch Konkurrenz untereinander um Lebensraum und Nahrung wächst die Population nicht weiter, jedenfalls ist das in natürlichen Lebensräumen so.
Wolfsabwehr mit Zäunen oder Hunden
Weidetierhalter müssen es dem Wolf schwer machen und investieren in mannshohe Zäune zur Wolfsabwehr, durch die 8000 Volt Strom fließen. Rund sechs Euro kostet der Meter Spezialzaun zur Wolfsabwehr laut Berechnungen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Wurden bereits Weidetiere in der Region gerissen, hält der Bund finanzielle Unterstützung bereit. 30.000 Euro zahlt der Staat für Schutzvorkehrungen an einen Betrieb – das reicht allerdings gerade so für das Material. Die Unterhaltung, sprich Kontrolle, Batterien und das Freihalten von Vegetation fördert er nicht. Erst aufgestellt hält das Bollwerk neben Wölfen auch Rehe, Hasen und andere Wildtiere fern. Weiden gehen damit als Lebensraum verloren. „Außerdem stellt der Zaun eine zusätzliche Gefahrenquelle dar, in denen sich Tiere verheddern können“, sagt Klaus Hackländer. Weiter ist die Errichtung von Zäunen nicht uneingeschränkt möglich. Die beweideten Deiche an unserer Küsten kann man kaum ganzheitlich wolfssicher machen. Auch Wanderschäferund -schäferinnen auf Heideflächen können ihre ziehenden Herden nicht einzäunen.
Eine Alternative zu Zäunen sind vierbeinige Alarmanlagen: Herdenschutzhunde erreichen eine Schulterhöhe von 80 Zentimetern und können es auch mit einem Wolf aufnehmen. Seit Jahrhunderten züchtet man für diesen Zweck Rassen wie die Pyrenäen Berghunde oder Maremmen-Abbruzzen-Schäferhunde. Sie kosten mehrere Tausend Euro pro Tier, doch der Staat übernimmt diese Kosten vollständig, denn sie bewähren sich gut. Allerdings ist die Warteliste für einen Herdenschutzhund lang und die Ausbildung schwer. Auch in touristischen Gegenden wie der Lüneburger Heide sind Herdenschutzhunde keine Option, denn sie nehmen auch Wandernde als potentielle Gefahr wahr, welche sie abwehren müssen. Zudem bedarf es mehr als einen Hund, um eine Herde vor einem ganzen Rudel Wölfe zu schützen. Und noch unklar ist, wohin mit all den Herdenschutzhunden, wenn sie alt sind und die anstrengende Arbeit nicht mehr ausführen können.
Wusstest Du schon … ?
Im Jahr 2020 fielen in Deutschland 3.959 Weidetiere dem Wolf zum Opfer. Das sind 37 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. 89,3 Prozent davon waren Schafe oder Ziegen. Aber auch Gatterwild, Rinder oder Pferde stehen auf dem Speiseplan des Wolfs.
Weitreichende Folgen für die Weidetierhaltung
Aus Angst vor dem Wolf geben Landwirte und Landwirtinnen bereits die Tierhaltung auf oder sperren ihr Vieh von der Weide zurück in den Stall. Das hat weitreichende Folgen für den Naturschutz. Gleiches zeigen die Ergebnisse einer jüngst veröffentlichten Studie der Universität Freiburg. Denn der Wolf, vermeintlicher Inbegriff intakter natürlicher Verhältnisse, kann Ökosysteme in Kulturlandschaften aus dem Gleichgewicht bringen. Denn die haben nur noch wenig gemeinsam mit unberührter Natur und so können Landschaftssysteme verloren gehen. Zahlreiche geschützte Lebensräume, wie die Lüneburger Heide, sind auf Weidetiere angewiesen, um nicht zu überwuchern. Käme es dazu, verschwände auch so manche seltene Tier- und Pflanzenart, wie etwa das stark gefährdete Gewöhnliche Greuter-Ständelwurz (Epipactis greuteri) aus der Familie der Orchideen.
Die Säugetierart Canis lupus hingegen ist auf der roten Liste der Weltnaturschutzunion bereits seit nunmehr drei Jahren als „nicht gefährdet“ eingestuft. „Damit ist der Wolf streng genommen kein Thema mehr für den Naturschutz“, sagt Klaus Hackländer. Nach den Naturschutz-Richtlinien der Europäischen Union, die sogenannte Flora-Fauna-Habitat- oder kurz FFH-Richtlinie, gilt das Raubtier jedoch seit etwa dreißig Jahren als streng geschützt. „Damit hinkt die FFH-Richtlinie der Realität hinterher“, sagt der Wiener Wildtierbiologe. Den Wolf zu bejagen ist damit das ganze Jahr über streng verboten und wird mit hohen Strafen geahndet.
Wusstest Du schon…?
Einige Fotos in diesem Artikel wurden übrigens in der Lüneburger Heide aufgenommen. Sie zeigen ein kleines Wolfsrudel in einem Revier der Bundesforste. Aufgenommen hat sie im Jahr 2015 Dr. Christian Kleinschmit. Vielen Dank, dass wir die Bilder hier nutzen können!
Dürfen wir Wölfe schießen?
Eine Regulierung des Wolfes wird nur in seltenen Fällen genehmigt. Wenn ein Wolf ernsthafte wirtschaftliche Schäden verursache, oder aber, wenn eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit bestehe, erklärt Klaus Hackländer, darf ein Wolf letal entnommen werden – also auch erschossen, wenn es keine andere Lösung gibt. „Jede wildlebende Art wird irgendwie gemanagt“, sagt Hackländer. „Entweder es sind Arten, die bedroht sind, dann muss ich ihnen helfen oder es sind Arten, die machen Schäden, dann muss ich sie kontrollieren“. Unklar bleibt jedoch, ob es bei einem kontrollierten Abschuss auch den Störenfried trifft und ob im Rudel ein Lerneffekt eintritt. So kann es für ein Rudel existenzgefährdend sein, erlegt man versehentlich die Leitwölfin, denn eine weitere Vermehrung bleibt dann oft aus oder läuft unkontrolliert ab.
Wusstest Du schon …?
… was du bei einer Wolfsbegegnung beachten solltest? Hier ein paar Tipps:
- Ruhe bewahren!
- Mach Dich durch Reden, Rufen und/oder In-die-Hände-Klatschen bemerkbar.
- Laufe nicht vor ihm weg, das könnte seinen Jagdinstinkt wecken. Entferne Dich langsam und ruhig von dem Wolf, immer mit dem Gesicht zu ihm gedreht.
- Nähert sich der Wolf, geh mit Bestimmtheit auf ihn zu, mach Lärm und wirf mit Steinen oder Stöcken nach ihm. Kommt er zu nahe, kannst Du ihn mit Pfefferspray abwehren.
- Hast Du einen Hund dabei, lass ihn zu seinem eigenen Schutz lieber nicht von der Leine, sondern behalte ihn dicht bei Dir.
Die Angst der breiten Bevölkerung vor einer Wolfsbegegnung ist aber durchaus vorhanden. Immer häufiger kommt es vor, dass man Wölfe in Siedlungen und Dörfern sichtet. Wölfe nutzen bspw. Forstwege, um schnell voranzukommen und stoßen dann früher oder später auf die Zivilisation. Junge Wölfe sind sehr neugierig und können den Menschen oft nicht als Gefahr einschätzen und nähern sich ihm. Es gab in Deutschland seit der Rückkehr keine Angriffe auf Menschen. Das bleibt auch hoffentlich so. Dennoch ist die Angst der Bevölkerung insbesondere im ländlichen Raum ernst zu nehmen.
Eine Frage des Gesetzes
Wölfe stehen als Spitzenprädatoren ganz oben an der Nahrungskette und haben deshalb keine natürlichen Feinde. So sind Menschen auch ohne sie aktiv zu bejagen der größte Feind des Raubtiers. Denn in einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland kommt es zwangsläufig zu Konflikten. Weidetierhalter:innen fordern den Abschuss der Tiere zum Schutz ihrer Herden. Das ist allerdings keine juristisch gerechtfertigte Begründung. Grundsätzlich dürfen in Deutschland nur Tiere gejagt werden, die dem Jagdrecht unterliegen. In diesen Gesetzen gibt es also Listen mit allen Tieren, die wir jagen dürfen. Manche von ihnen sind aber auch ganzjährig geschont, man darf sie also dennoch nicht schießen.
Der Freistaat Sachsen hat bereits vor neun Jahren den Wolf in das Jagdrecht aufgenommen. Dort sollen die Tiere geschützt und reguliert werden, wenn eine Art überhand nimmt. Doch ohne Ausnahmegenehmigung dürfen auch die sächsischen Jäger nicht schießen, denn das Jagdrecht untersteht der FFH-Richtlinie. Des Weiteren soll ein ungerechtfertigter Abschuss der Tiere verhindert werden. Man kann aber aktive Managementpläne erarbeiten und umsetzen, denen ein umfangreiches Monitoring der Tiere vorausgeht. Denn einige der Wölfe fallen schon dem Verkehr zum Opfer, vor allem in der Jahreszeit, in der die Jährlinge auf Wanderschaft gehen und dabei viele Straßen überqueren müssen.
Forschen, forschen, forschen
Deswegen hat das niedersächsische Umweltministerium Klaus Hackländer und sein Team mit einer Populationsstudie beauftragt. Mit dem Wissen, wie viele Wölfe durch die Landschaft streifen, könnte man minimal mögliche Untergrenzen definieren, bei der die Wölfe nicht aussterben. Frankreich definierte schon vor einigen Jahren eine solche Untergrenze – um den Wolf zu schützen, aber auch um ihn zu regulieren. In der niedersächsischen Populationsstudie reichte die Datenlage allerdings nicht aus, um eine sichere Untergrenze festzulegen, sodass weitere Forschungsarbeiten folgen müssten.
Auf der anderen Seite besteht hier die Chance, ein bisschen mehr Natur zuzulassen. Mit Maßnahmen zum Herdenschutz ausgestattet bleibt fraglich, ob Untergrenzen so dringend notwendig sind, oder sich Wolfsbestände durch das geringere Nahrungsangebot auf Weiden nicht selbst regulieren – wären da nicht die wirtschaftlichen Folgen, wenn dann doch ein Weidetier gerissen wird. Außerdem: Hält man Wolfspopulationen gering, ist auch der Genpool begrenzt. Genetische Verarmung hat weitreichende Folgen für die Gesundheit der gesamten Population. Gleiches ist beim Rotwild zu beobachten. Beim Rotwild sind jedoch Zehntausende Individuen in Deutschland vorhanden und sie leiden dennoch unter genetischer Verarmung.
Wusstest Du schon … ?
Im Jahr 2021 gab der NABU bekannt, dass es zu etwa 11 illegalen Wolfstötungen kam, die Dunkelziffer jedoch weitaus höher sein müsste. Aufgeklärt werden diese Straftaten jedoch nur selten.
Umgang mit dem Wolf
Der Unzufriedenheit Betroffener folgt nicht selten Selbstjustiz. In Jagdkreisen ist dann manchmal leider von den drei großen „S“ die Rede: Schießen, Schaufeln, Schweigen. Das ist dann die illegale Lösung des Wolfkonflikts. Das sind natürlich schwarze Schafe und spiegeln nicht den Grundgedanken der Jagd wider. “Deswegen gilt es, den Wolf kontrolliert auf Abstand zu halten. Dabei handle es sich nicht um Ausrottungsszenarien”, betont Hackländer, “sondern um die Entnahme einzelner auffälliger Individuen aus einer stabilen Population – auch zum Wohl ihrer Artgenossen.” Vielleicht ein Kompromiss in einer emotional aufgeheizten Debatte.
Wir wissen, dass das Thema Wolf total polarisiert und haben uns bemüht, hier möglichst neutrale Forschungsergebnisse wiederzugeben. Daher interessiert uns besonders, wie Eure Meinung zum Thema Wolf ist. Ist Euch bereits ein Wolf über den Weg gelaufen? Auf der Jagd oder beim Spaziergang im Wald? Wolfssichtungen von Privatpersonen sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Schreibt uns eure Gedanken und Erlebnisse gerne in die Kommentare!
Den Text unterstützte Klaus Hackländer, Vorsitzender der Deutschen Wildtier Stiftung und Professor für Wildtierbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien und wurde von weiteren zahlreichen kritischen Experten und Kommentaren zum Thema Wolf korrigiert und diskutiert. Danke dafür!
Danke auch an unsere Praktikantin Alina, die den Ball für diesen Artikel ins Rollen gebracht und große Teile des Texts geschrieben hat!
Quellen:
Klaus Hackländer. „Er ist da. Der Wolf kehrt zurück“ Ecowin 2020
https://www.dbb-wolf.de/Wolfsvorkommen
Modellbasierte Populationsstudie über den Wolf in …https://www.umwelt.niedersachsen.de › download
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/wissen/artensteckbrief.html
Stephanie Kramer-Schadt, Moritz Wenzler, Pierre Gras und Felix Knauer (2020): Habitatmodellierung und Abschätzung der potenziellen Anzahl von Wolfsterritorien in Deutschland. Hrsg. Bundesamt für Naturschutz. 556 . DOI: 10.19217/skr556Niedersächsisches Ministerium für Umwelt Energie und Klimaschutz (2022): https://www.umwelt.niedersachsen.de/startseite/themen/natur_amp_landschaft/fordermoglichkeiten/richtlinie_wolf/richtlinie-wolf-129504.html
Jasper
6. Februar 2023 — 13:18
Ich finde den Wolf mega cool und interessant, bin aber auch der Meinung, dass man definitiv über ein Management nachdenken sollte, wenn die Schäden bei Weidetieren zu stark zunehmen. Denn wenn wir Rehe schießen, weil die uns die jungen Bäume kaputt knabbern, sollte es auch legitim sein, einen Wolf zu entnehmen, wenn die Schäden zu groß sind.
Felix
8. Februar 2023 — 15:26
Das ist ein interessanter Vergleich. Beiden Tieren wird zumeist ein unterschiedlicher „Wert“ zugeordnet und deshalb ist die Diskussion beim Wolfsabschuss viel hitziger als beim Rehabschuss. Vielleicht auch aufgrund der historischen Entwicklungen der Wolfspopulationen und seiner ganz eigenen „Mystik“.
Johanna
7. Februar 2023 — 09:32
Ein netter, verständlich geschrieben Artikel! Sehr interessant sind die Überlegungen zur Vermeidungsstrategie der Landwirte, der Zaunproblematik und der damit einhergehenden negativen Effekte – auch für den Naturschutz.
Ebenso wichtig finde ich folgende Fragen:
Was gewinnen wir denn durch den Rückzug des Wolfes?
Welchen Beitrag leistet das Tier als Prädator?
Und, wenn es ein regulatives Management gibt, – nimmt nicht für jeden geschossenen Wolf ein neues Tier den bisherigen Platz ein?
Wegen der „Neutralität“: Wir sollten besser vom Beutegreifer und nicht vom „Räuber“ sprechen.
Leonard
9. Februar 2023 — 12:10
Guten Tag Forsterklärt,
ein toller Beitrag macht weiter so!!
Einen Verbesserungswunsch hätte ich jedoch für euch, das Betrifft den Nebensatz „durch die 8000 Volt Strom fließen“. Volt ist die Spannung die an dem Zaun anliegt. Die Stromstärke die hindurchfließt liegt im miliAmepere Bereich. Den „schlag“ den man an einem solchen Zaun bekommt liegt daran, dass der Mensch oder das Tier, welches den Zaun berührt ein anderes Potenzial hat. Bei Berührung nimmt dann der Strom den Weg des geringsten Widerstandes, in dem Fall den Körper.
Als Bild kann man sich das Prinzip eines Wasserfalls vorstellen, das Wasser vor dem Wasserfall ist die am Zaun anliegende Spannung, der Mensch ist das Becken in dem das Wasser landet und ein anderes Potenzial (Höhe) hat. Das fallende Wasser ist der Strom.
Nehmt dies bitte als konstruktive Kritik auf.
liebe Grüße
Lukas
12. Oktober 2023 — 22:58
Ich finde, ihr führt wirklich gute Gründe für und gegen ein Management an. Insbesondere war für mich neu, dass der Wolf gar nicht so bedroht ist. Was bei mir in der Diskussion immer einen negativen Beigeschmack auslöst, sind die „wirtschaftlichen Folgen“. Wir erwarten u.a. von Ländern des globalen Südens, dass sie doch bitte die coolen Elefanten schützen, aber wenn wir selbst mal in der Rolle sind, ein größeres Säugetier zu schützen, das man leider nicht essen will, kriegen wir nicht die paar Euronen zusammen, um finanzielle Einbußen auszugleichen. Vielleicht übersehe ich etwas, aber mir scheint es am Ende doch vor allem um’s liebe Geld zu gehen und da sollten wir dann einfach mal sagen: „Wir machen das jetzt möglich“. Natürlich soll das nicht der arme Schäfer berappen müssen, sondern die Gesellschaft solidarisch.
Mich wundert übrigens, dass hier die Konkurrenz zum Jäger hinter der Flinte gar nicht zu Wort kommt (oder hab ich’s überlesen?). Ist der Wolf als Konkurrent des menschlichen Jägers einfach quantitativ irrelevant?
Felix
25. Oktober 2023 — 18:00
Moin Lukas,
ein spannender Vergleich, den Du da zum globalen Süden aufzeigt. Tatsächlich wird ein Wolfsriss vom Staat entschädigt. Bis es dazu kommt ist es aber ein langer bürokratischer Weg. Vielen Schäferinnen und Schäfern geht es aber nicht ums Geld. Eine Schafherde von 100 Stück aufzubauen dauert lange und ist nicht einfach finanziell auszugleichen. Zudem findet ja auch eine emotionale Bindung statt.
Die Konkurrenz zu Jägerinnen und Jägern haben wir aasvorgelassen. Dabei handelt es sich um ein sehr wertgefächertes Meinungsbild. Manche sind sehr „jagdneidisch“ andere freuen sich darüber, dass der Wolf ihnen etwas „Arbeit“ abnimmt. Tatsächlich ist es aber auch so, dass die Wölfe in Deutschland nicht gegen unsere (zu) hohen Wildtierpopulationen anfressen können. Es gibt also eigentlich keinen Grund neidisch zu sein.