Herbst ist Pilzzeit! Von Ende August bis in den Oktober schießen, meist nach dem es einige Tage geregnet hat, am Wegesrand und im Wald unzählige Pilze aus dem Boden. Erfahrene Pilzsammler:innen zieht es dann in den Wald. Doch wachsen auch zahlreiche Pilze an Bäumen, die nicht essbar sind und trotzdem unsere Aufmerksamkeit verdienen. Dass Pilze nicht nur schmecken, sondern auch eine wichtige Rolle im Ökosystem Wald einnehmen, möchten wir Euch folgend erklären.
Wusstest Du schon…?
Was häufig als Pilz bezeichnet wird, ist nur der Fruchtkörper, also ein Teil, des eigentlichen Pilzes. Der Vegetationskörper, der auch ohne Fruchtkörper lebt, besteht aus sogenannten Hyphen. Diese sind mit den Wurzeln von Pflanzen vergleichbar. Der Fruchtkörper übernimmt die Funktion des Fortpflanzungsorgan und verteilt die Sporen.
Mykorrhiza – Unterstützer der Bäume
Pilze betreiben keine Photosynthese. Deshalb sind sie darauf angewiesen ihre Nährstoffe in anderer Weise zu gewinnen. Eine Form ist die Symbiose mit Pflanzen als sogenannte Mykorrhiza: Die Hyphen verbinden sich dazu mit den Feinwurzeln der Pflanzen. Die Pilze liefern der Pflanze dann Nährsalze und Wasser und erhalten im Gegenzug dafür Kohlenhydrate, die der Baum bei der Photosynthese erstellt. Allerdings kann man teils auch Mykorrhiza-Parasiten beobachten. In diesem Falle profitiert nur ein Teil von der Mykorrhiza. Bspw. hat Jan Euch auf Instagram einmal die Vogel-Nestwurz vorgestellt. Die heimische weißliche Orchideenart betreibt nahezu keine Photosynthese und lebt ausschließlich von den von Pilzen bereitgestellten Nährstoffen. Gleiches kann natürlich auch von einem Pilz ausgehen. Dieser nutzt dann die Kohlenhydrate der Pflanze ohne sie mit Nährsalzen und Wasser zu versorgen.
Wusstest Du schon…?
Pilze sind weder Pflanze noch Tier. Sie bilden damit das Dritte Reich der Eukaryoten ab. Insgesamt schätzt man, dass es bis zu 5,1 Mio. Pilzarten gibt.
Pilze sind wichtige Zersetzer
Doch nicht jede Pilzart ist in Deutschland so nützlich für eine Pflanze wie Mykorrhizapilze. Zahlreiche Pilzarten sind Schwächeparasiten und befallen kranke Bäume und zersetzen ihr Holz. Simon hat Euch einmal den Zunderschwamm vorgestellt (bitte um Nachsicht: eines unserer ersten Videos). Dieser Pilz zersetzt das Lignin des Baumes. Dieser Stoff ist für die hölzerne Stabilität der Pflanzen zuständig, die sonst kaum zerstörbar ist. Andere Tiere, wie Käfer, besetzen dann das angegriffene Holz und zersetzen es weiter. Damit haben nicht nur der Zunderschwamm sondern auch zahlreiche andere holzzersetzende Pilzarten eine Schlüsselfunktion bei der Zersetzung von alten Bäumen. Sie schließen damit den natürlichen Kreislauf des Erwachsen und Sterben eines Baumes.
Pilze als Lebensraum
Pilze zersetzen nicht nur das Holz und bieten damit zahlreichen Tieren eine Lebensgrundlage, sie sind es auch selbst. Die Fruchtkörper der Pilze, auch von Mykorrhizapilzen, sind Nahrung und Lebensraum für unterschiedlichste Lebewesen zugleich. Vom Wildschwein, das gerne den ein oder anderen Steinpilz frisst, bis hin zu kleinen Fadenwürmern. Diese sogenannten Nematoden sind millionenfach in einem einzigen Fruchtkörper zu finden.
Wusstest Du schon…?
Pilze können so “aggressiv” sein, dass sie sogar gesunde Bäume töten. Das Falsche Weiße Stengelbecherchen, das das Eschentriebsterben verursacht, ist eine eingeschleppte Pilzart aus dem asiatischen Raum. Rund 99% der heimischen Eschen sind von ihm betroffen und sterben zum Großteil ab.
Kann man den essen?
Häufig werden wir gefragt, wie gut wir uns mit Pilzen auskennen und welche man denn essen könne. In unserem Studium erhalten wir eine grundsätzliche Wissensvermittlung zum Thema Pilze. Hier geht es aber, wie oben beschrieben, eher um die Funktion von Pilzen als Rolle im Ökosystem Wald. Was essbar ist und was nicht, wird uns dabei nicht vermittelt. Nicht zuletzt weil das theoretische Wissen bei Weitem nicht ausreicht um Pilze sicher zu bestimmen.
Grundsätzlich gilt bei Pilzen: Esst nur das, was Ihr auch zu 110% erkennt. Viele Speisepilze haben einen “giftigen Doppelgänger”. Eine Vergiftung durch Pilze reicht von Magenbeschwerden bis zum Tod. Aus diesem Grund solltet Ihr als unerfahrene Pilzsammler:in niemals alleine Pilze suchen und essen. Zieht Euch immer Rat von einer erfahrenen Person hinzu. Es werden zahlreiche, teils kostenlose, Pilzseminare (auch von Forstverwaltungen) angeboten. Diese sollte Ihr unbedingt wahrnehmen.
Seid Ihr Euch dann aber sicher, wünschen wir guten Hunger!
Wir hoffen, wir konnten Euch einiges über die Pilze und Ihre spannende Funktion im Ökosystem Wald erzählen. Wie pilzerfahren seid Ihr? Zieht Ihr demnächst los auf die Jagd nach Steinpilz, Pfifferling und Co.? Und habt Ihr schonmal Feuer mit dem Zunderschwamm gemacht?
Wer weitere spannende und verlässliche Infos rund um Pilze sucht, sollte einmal auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e. V. vorbeischauen.
Quellen:
Meredith Blackwell: The Fungi: 1, 2, 3 … 5.1 million species? In: American Journal of Botany. Band 98, Nr. 3, 2011 https://bsapubs.onlinelibrary.wiley.com/journal/15372197
Lüderitz, M. (2011): Großpilzgemeinschaften in Ökosystemen – Mykologisch- ökologische Identifikationsanleitung und Kartierhilfe für die FFH-Lebensraumtypen in Schleswig-Holstein unter Berücksichtigung der umliegenden Regionen in Norddeutschland und Südskandinavien. Flintbek, LLUR Schleswig Holstein (Hrsg.). S. 833