Im Wald riecht es nach feuchtem Laub, das Licht fällt gedämpft durch die orange-braunen Baumkronen und überall sprießen sie aus dem Boden: Steinpilze, Pfifferlinge, Maronen. Wer in diesem Jahr unterwegs war, hatte Glück – die Pilzsaison 2025 gehört zu den besten der letzten Jahre. Doch was steckt hinter dieser Fülle? Und lohnt es sich noch, loszuziehen?

Sieht toll aus, aber wir lernen schon als Kinder, dass wir den Fliegenpilz in jeder Pilzsaison besser stehen lassen.

Optimales Pilzwetter

Feuchtigkeit ist das Lebenselixier der Pilze – und davon gab es dieses Jahr reichlich. Nach einem nassen Frühjahr und einem milden Sommer blieben die Waldböden vielerorts konstant feucht. Sammler:innen freuten sich über die idealen Wachstumsbedingungen: Regenperioden, gefolgt von warmen Tagen, ließen das Myzel, das feine Wurzelgeflecht der Pilze, ordentlich wachsen. 

Das Ergebnis? Die Pilzsaison beginnt früh. Schon im Juni tauchten erste Pfifferlinge auf, im August schossen die Pilze regelrecht aus dem Boden. Auch aktuell lohnt es sich noch, sich mit Pilzmesser und Körbchen in den Wald aufzumachen.

Wusstest Du schon…?
In Oregon (USA) wächst ein Hallimasch, der als größter Organismus der Welt gilt. Sein unterirdisches Myzel durchzieht den Waldboden auf einer Fläche von etwa neun Quadratkilometern – das entspricht rund 1.200 Fußballfeldern. Forschende schätzen, dass dieser „Riesenpilz“ bis zu 8.500 Jahre alt und rund 400 Tonnen schwer ist.

Jetzt noch rausgehen – was Pilzsammler:innen wissen sollten

Auch im späten Oktober und frühen November lohnt sich ein Ausflug in den Wald: Zwar gehen viele klassische Arten zurück, aber für einige Sorten ist die Pilzsaison noch lange nicht vorbei. Hierzu gehören etwa der Hallimasch, die Herbsttrompete und der anfängerfreundliche Maronenröhrling, die bei feucht‑kühlem Wetter bis in den November hinein gefunden werden können. 

Pilze findet Ihr am besten an feuchten, schattigen Stellen des Waldes, wie unter Laubbäumen, auf morschem Holz oder im Moos. Zudem erweisen sich lichte Waldränder und Bereiche entlang von Waldwegen oft als besonders ergiebig.

Manche Pilze verstecken sich schon fast im Moos. Wenn man den Pilz ernten möchte, sollte man vorsichtig sein und das umliegende Moos nicht verletzen.

Zum Sammeln solltet Ihr ein scharfes Messer, einen Korb und ein Bestimmungsbuch mitnehmen. Pilze können bodennah abgeschnitten oder vorsichtig herausgedreht werden. Das Loch im Boden sollte danach wieder leicht verschlossen werden. Im Korb lassen sich Eure Funde ohne Frischeverlust zu Euch nach Hause in die Küche transportieren. Plastiktüten solltet Ihr besser nicht nutzen: Sie können nicht nur dafür sorgen, dass Eure Pilze schnell Feuchtigkeit verlieren. Der Mangel an Luft führt zu einer beschleunigten Eiweißzersetzung und Gärung, wodurch die Pilze ungenießbar werden. 

Wann Ihr Pilze besser stehen lassen solltet

Schon angefressene oder leicht verdorbene Pilze gehören dabei nicht in Euer Körbchen. Bitte lasst Exemplare, die Zuhause nicht mehr in die Pfanne wandern, einfach stehen. Denn im Wald bieten sie kleinsten Lebewesen Unterschlupf oder werden von Tieren gefressen und tragen so zum ökologischen Gleichgewicht im Wald bei. Außerdem tragen die Fruchtkörper die Sporen der Pilze, ernten wir sie, können sie nicht für eine neue Pilzgeneration sorgen. Daher müssen immer einige Exemplare im Wald erhalten bleiben!

Die wichtigste Regel lautet jedoch: Sammelt nur Pilze, die Ihr sicher bestimmen könnt! Diese Pilzsaison gab es wieder zahlreiche Meldungen über Vergiftungen. Denn häufig kommt es zu Verwechslungen von essbaren Pilzen mit giftigen Doppelgängern wie Gifthäublingen oder Pantherpilzen. Seid vorsichtig, informiert Euch vorab über aktuelle Warnungen und vertraut im Zweifel auf Expert:innen. Bevor Ihr loszieht, solltet Ihr Euch die Nummer vom Giftnotruf abspeichern. Da gibt es Kontaktdaten für Eure Region. Hoffentlich werdet Ihr sie nie brauchen, aber im Notfall wollt Ihr nicht erst danach suchen müssen.

Für Anfänger:innen sind geführte Wanderungen mit VHS-Kursen, Naturschutzvereinen oder Pilz-Expert:innen ideal, um die Artenkenntnis zu schulen. Auch Bestimmungs-Apps und Pilzbücher können die Orientierung erleichtern – eine Kombination aus Theorie und Praxis ist am sichersten. In unserem Blogbeitrag über Bestimmungsapps findet Ihr Empfehlungen für Pilzapps. Außerdem erklärt Felix Euch in unserem Video, welche Regeln Ihr beim Pilzesammeln im Wald sonst noch beachten solltet: 

Wusstest Du schon…?
Schon als Kinder lernen wir, dass Fliegenpilze für uns Menschen hochgiftig sind. Nur 100 g können sogar tödlich wirken. Rentiere in Nordeuropa stört das jedoch kaum: Im Winter suchen sie sogar aktiv unter der Schneedecke nach den leuchtend roten Pilzen und fressen sie. Danach torkeln sie unsicher durch die Tundren Skandinaviens.

Warum Pilze für unsere Wälder so wichtig sind

Wer Pilze sammelt, sollte nicht vergessen: Sie sind weit mehr als nur kulinarische Schätze, ein gutes Pilzjahr freut auch unsere Wälder. Sie sind zentrale Akteure im Ökosystem und sorgen dafür, dass unsere Wälder gesund und vielfältig bleiben. Pilze betreiben keine Photosynthese. Ihre Nährstoffe beziehen sie aus dem Boden, von totem Holz oder in Symbiose mit Pflanzen, sie gehen also Beziehungen mit Pflanzen ein und arbeiten mit ihnen zusammen. Deshalb leben sie unter anderem in Symbiose mit Bäumen – eine Lebensgemeinschaft, die man Mykorrhiza nennt. Dabei liefern Pilze Nährstoffe und Wasser, während sie in der Photosynthese der Bäume hergestellten Zucker als „Gegenleistung“ erhalten.

Pilze übernehmen im Wald wichtige Funktionen, zum Beispiel können sie Holz zersetzen und so die Nährstoffe wieder freigeben.

Außerdem sind Pilze wichtige Zersetzer: viele Pilze sind sogenannte Schwächeparasiten, die nur geschwächte, kranke oder gestresste Pflanzen befallen. Sie nutzen die Abwehrschwäche von Bäumen aus, z. B. nach Trockenstress, Frostschäden oder Schädlingsbefall. Schritt für Schritt zersetzen Pilze das Holz. Dabei setzen sie Nährstoffe frei, die den kommenden Baumgenerationen und dem Waldboden wieder zugutekommen. 

Gleichzeitig dienen Pilze zahlreichen Lebewesen als Lebensraum und Nahrung. Die Pilze mit großen Fruchtkörpern bilden eigene Mikrohabitate, in denen vor allem kleine Lebewesen wie Springschwänze und Insekten leben. Einige Arten haben sogar ganz spezielle Bewohner, etwa die Pilzgallenfliege, die ausschließlich im Fruchtkörper des Flachen Lackporlings lebt. 

Pilzsaison: Zeit für Schatzsuche und Risotto

So ein Steinpilz ist ein echter Schatz und schmeckt nicht nur im Risotto hervorragend.

Welche Pilze sind dieses Jahr schon in Eurem Korb gelandet, und welche möchtet Ihr noch entdecken? Habt Ihr beim Lesen Lust bekommen, selbst wieder in den Wald zu ziehen? Vielleicht habt Ihr ja Pilzglück und probiert danach gleich das Rezept für unser Pilz-Risotto aus. Oder Ihr nehmt Euch Zeit, den Wald genauer zu beobachten und neue Arten zu entdecken, die Euch beim Spaziergang vielleicht sonst entgehen würden.

Egal ob voller Pilzkorb oder spannende Funde beim Spaziergang – wir wünschen Euch viel Spaß beim Entdecken der herbstlichen Pilzvielfalt im Wald!

Von wem ist dieser Artikel?

Dieser Artikel stammt nicht aus unserer Feder, sondern ist ein Gastauftritt von Clara Meyer zu Altenschildesche. Clara ist begeisterte Artikelschreiberin und Kommunikationsexpertin. Zusammen mit Maren Mußenbrock bildet sie Redebedarf, eine Kommunikationsagentur, mit der wir von Forst erklärt schon lange und gerne zusammenarbeiten. Schaut da mal vorbei!

Quellen:

https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2025/9/12.html

https://www.helmholtz.de/newsroom/artikel/der-groesste-organismus/

https://www.pilzbuch-pilzwelten.de/

https://www.weser-kurier.de/landkreis-verden/expertin-niemals-in-einer-plastiktuete-sammeln-doc7e4cteg7xw2kwdey599

https://baden-wuerttemberg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pilze/wissenswertes/

https://www.gartenverband-wedding.de/gartenfachberatung/tipps-fuer-den-garten/baumpilze-die-gefahr-im-holz/10602

https://www.dgfm-ev.de/infothek/pilze-im-oekosystem

https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2025/09/24/vergiftungen-durch-pilze-verwechslungen-koennen-toedlich-sein/

https://www.pirsch.de/jagdwissen/drogen-gifte-wie-reagieren-tiere-darauf-37330 

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pilze-und-flechten/04010.html