Diese Woche geht es um ein Thema, dass uns besonders am Herzen liegt. Daher widmen wir ihm direkt zwei Formate. Es geht um die Rolle der Frau in der noch immer männlich dominierten Forstwirtschaft. Mitglieder des Vereins Forstfrauen e.V. haben sich unseren Fragen in einer neuen Folge unseres Podcasts gestellt. Und gleichzeitig beginnen wir auch eine neue Rubrik hier auf dem Blog, ein Interviewformat namens „10 Fragen an…“.
Der Podcast
Manchmal ist es einfach schön, nicht die einzige Frau zu sein. Aus diesem Grund vernetzen sich seit inzwischen etwa 40 Jahren Frauen im immer noch hauptsächlich männlichen Forstbereich. Der Verein „Frauen im Forstbereich e.V.“ wurde in Folge von jahrelangen Forstfrauen-Stammtischen in Göttingen und danach auch bundesweiten Treffen vor 30 Jahren gegründet. Ob man als Förster:in im Stehen pinkeln können muss, wie schwer Sprühdosen sind und was die Forschung eigentlich dazu sagt, verrät euch Maren, eine junge Försterin aus Niedersachsen, die bestens Vorbereitet einen Überblick zum Thema Frauen im Forstbereich in unseren Podcast gebracht hat!
Wir stellen vor: Neues Interviewformat
Wir haben lange hinter den Kulissen gegrübelt, wie wir Euch hier auf dem Blog noch mehr spannende Einblicke in die Vielfalt des Waldes bieten können. Ein Ergebnis dieser Überlegungen startet heute! Christiane vom Forstfrauen-Verein startet die neue Reihe „10 Fragen an“. Mit diesem Format möchten wir Euch einen möglichst schnellen und einfachen Einstieg in die Forstwelt bieten und stellen Euch verschiedene Akteure und Akteurinnen vor. Wobei, es ist noch besser, wir geben den Leuten Raum, sich selbst vorzustellen. Die Antworten beinhalten also Meinungen und Erfahrungen der Interviewpersonen und werden unverändert so wiedergegeben.
„10 Fragen an“ steht noch in den Startlöchern und freut sich entsprechend über jedes Feedback. Wenn Euch eine Frage unter den Nägeln brennt oder Ihr dringend mehr über eine Person aus der Forstwelt wissen wollt, lasst uns gerne eine Nachricht oder einen Kommentar da! Auch unsere Interviewpersonen freuen sich bestimmt über jede freundliche Reaktion!
10 Fragen an: Christiane von Frauen im Forst e.V.
1. Stell Dich bitte kurz vor: Wer bist Du, was machst Du und warum interviewen wir Dich?
Ich bin Christiane Lorenz-Laubner, Revierleiterin im niedersächsischen Harz und 1. Vorsitzende von „Frauen im Forstbereich e.V.“ Weil unser Verein sich seit 30 Jahren für die Gleichstellung von Frauen im Forstbereich einsetzt und das Thema zunehmend beachtet wird, werde ich interviewt – nehme ich jedenfalls an.
2. Was sind Deine Lieblingspflanze, -tier, oder -wald und warum?
Mein Lieblingstier ist meine Jagdhündin Maja (Bracken Schweißhund Mix), die mich seit 11 Jahren begleitet. Meine Lieblingspflanzen sind alle, die gut riechen, z.B. Rosen, Lavendel, Flieder. Wald finde ich fast immer schön, nur ausgerechnet den Harz finde ich leider nur noch an wenigen Stellen schön.
3. Was motiviert Dich, Deine Arbeit zu machen, warum machst Du sie und wie(so) bist Du in Deine Position gekommen?
Früher habe ich gern ausgezeichnet, Waldarbeit, v.a. Holzernte organisiert. Heute, wo die Hauptbaumart Fichte in meinem Revier tot ist, fällt es mir oft schwer, mich zu motivieren. Freude bereitet es mir nach wie vor, mit fast immer gut gelaunten Unternehmerarbeitskräften zusammen zu arbeiten. Auch das selbstbestimmte Arbeiten zu jeder Jahreszeit gefällt mir. Jahrelang habe ich wegen meiner beiden Kinder in Teilzeit in der Waldinformation und Umweltbildung gearbeitet. Vor 11 Jahren habe ich mich dann erfolgreich um ein Revier beworben. Mütter standen zu meiner Zeit und auch heute vor dem Dilemma, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen, ohne dass jemand oder etwas auf der Strecke bleibt. Auf die wirkt sich Teilzeit allerdings extrem negativ aus.
4. Was war die größte Erkenntnis, die Du durch Deine Tätigkeit bisher hattest?
Arbeit und Leben gehören zusammen. Wenn der Beruf Berufung ist, dann dann hat frau den richtigen Beruf gewählt.
5. Wovor hast Du, in Bezug auf den Wald, die Forstwirtschaft oder die Natur, am meisten Angst?
Um den deutschen Waldzustand mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Die Natur heilt fast allein und braucht uns Menschen nicht. International mache ich mir eher Sorgen um nicht nachhaltige Waldnutzung bis hin zu Waldzerstörung, z.B. in borealen Wäldern und noch echten Urwäldern.
Dass wir aber die Natur/den Wald mit ihren/seinen Produkten und ihrem/seinem Nutzen für uns Menschen brauchen, wird nicht hinreichend von der (deutschen) Politik erkannt.
Die Nutzfunktion des Waldes wird zugunsten eines vermeintlichen Natur- und Klimaschutzes marginalisiert.
Ich hoffe, dass weiterhin Forstleute als die kompetenten Fachleute für den Wald angesehen werden.
6. Was ist gesellschaftlich der größte Gewinn für den Wald und Deine Arbeit?
Der größte gesellschaftliche Gewinn wäre es, wenn der Wald auf überwiegender Fläche nachhaltig und ökologisch von Forstleuten bewirtschaftet wird.
7. Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was würdest Du Dir für den Wald, die Forstwirtschaft oder Deine Arbeit wünschen?
Regen zum richtigen Zeitpunkt.
8. Wie sieht ein klassischer Tag in Deinem Beruf aus?
Glücklicherweise jeden Tag anders. Klassischerweise suche ich als erstes alle Arbeitsstellen im Wald auf. Solange noch Holz geerntet wird, werden die Arbeiten für Mensch und Maschinen vorbereitet und koordiniert, Holz aufgenommen etc.. Dann bereite ich andere Waldarbeiten vor, z.B. die Kulturen. Je nach Jahreszeit und aktuellem Wetter liegen unterschiedliche Arbeiten an: Forstschutz, Wegepflege, Jagdvorbereitung und so viel mehr. Büroarbeit mache ich eher nachmittags und bei schlechtem Wetter.
9. Welchen Rat würdest Du Dir geben, wenn Du mit Dir reden könntest, als Du gerade mit Deinem Beruf bzw. Deiner Karriere begonnen oder Dich gerade für diesen Weg entschieden hast?
Mach das ruhig alles nochmal. Nur trete gleich schon am Anfang selbstbewusster auf, „Du kannst Försterin!“
10. Was möchtest Du uns allen, die Dein Interview lesen, empfehlen oder ans Herz legen?
Nehmt die Kompetenz von Forstfrauen besser an. Arbeitet besser in gemischten vielfältigen Teams. Begegnet anderen „Waldexperten“, Waldnutzenden und Waldschützenden mit Respekt aber macht selbstbewusst klar, dass nur eine multifunktionale Forstwirtschaft zur Lösung beträgt und der Wald bei uns Forstleuten in besten Händen ist.