Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die Seuche sich auch in Deutschland ausbreitet. Von Osten her drängen infizierte Tiere immer weiter ins Landesinnere hinein. Auch das Drahtgeflecht zwischen Deutschland und Polen konnte die Tierseuche nicht stoppen. Und doch versuchen Jagd, Politik und Wissenschaft aufzuhalten, was beinahe nicht mehr aufzuhalten ist. Nämlich dass sich die Afrikanische Schweinepest, kurz ASP, in ganz Deutschland ausbreitet. Was das bedeutet und welche Möglichkeiten zur Eindämmung bleiben, erklären wir Euch in diesem Artikel. 

Warum ist die Afrikanische Schweinepest so gefährlich? 

Aktuell listet das Friedrich-Loeffler-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Ostsee-Insel Riems, insgesamt 3957 Wildschweine, die sich in Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern mit der Tierseuche infizierten. Maßnahmen müssen also her, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Zäune werden errichtet und Pufferzonen ausgewiesen, doch Expert:innen bleiben skeptisch. Helfen würde vor allem ein Impfstoff, doch dessen Erforschung ist ein schwieriges Unterfangen. Denn das ASP-Virus ist so tückisch, weil es diverse Substanzen, die als Immunmodulatoren wirken, mit sich bringt, dadurch kann es den Abwehrkräften seines Wirts leichter entgehen. Ein Schwein bildet dann keine neutralisierenden Antikörper, so können die Viren nahezu ungehindert in die Zellen eindringen. Sogar den programmierten Zelltod nutzt das Virus aus. Dieser natürliche Mechanismus hilft einem Organismus normalerweise, infizierte Zellen loszuwerden. Sowohl herkömmliche als auch moderne Methoden der Impfstoffentwicklung sind bislang fehlgeschlagen. Und die ersten Versuche, die Seuche auf so naheliegende Weise zu beherrschen, liegen immerhin schon 60 Jahre zurück. 

Wildschweine sind von der ASP bedroht – und sind Überträger.

Woher kommt die Afrikanischen Schweinepest

Im frühen 20. Jahrhundert trat die Afrikanische Schweinepest bei britischen Landwirten in einer Kolonie Ostafrikas zum ersten Mal in Erscheinung. Südlich der Sahara nahm eine Seuche, für die Busch- und Warzenschweine als Überträger gelten wie auch Zecken, ihren Lauf – und vor rund 14 Jahren über Georgien den Weg nach Europa fand. Wie, das ist bis heute nicht genau geklärt, aber Wildschweine könnten sich an nachlässig entsorgten Speiseresten infiziert haben. 

Wusstest Du schon … ?
Beispielsweise in rohem Fleisch und in geräucherter Wurst, also allem was nicht über 70 Grad erhitzt wird, ist das Virus über mehrere Monate hinweg infektiös. Aber auch auf Kleidung, Autoreifen oder Futtermitteln hält sich der Erreger gut. 

Jäger:innen, Futtermittellieferungen oder aber Reisende können das Virus schnell von A nach B tragen. Die Afrikanische Schweinepest grassiert inzwischen in dreizehn europäischen Ländern. Rumänien und Polen und weite Teilen Asiens, darunter Vietnam, Korea und China sind betroffen. Mit weitreichenden Folgen für die Volksrepublik, in der Fleischkonsum ein Statussymbol ist und deshalb von Jahr zu Jahr zunimmt.

Wusstest Du schon …?
Die Afrikanische Schweinepest stellt für Menschen und Haustiere keine Gefahr dar. Um Wild- und Hausschweine zu schützen und eine weitere Ausbreitung des ASP-Virus zu verhindern, kann dennoch jede:r etwas beitragen. Fleisch und Speisereste solltest Du daher insbesondere an Raststätten und Parkplätzen in verschließbaren Tonnen entsorgen.  Außerdem sollten abgesperrte Bereiche oder Schilder mit der Warnung vor ASP-Gebieten keinesfalls missachtet werden. 

Die Afrikanische Schweinepest zieht bereits wirtschaftliche Folgen nach sich 

Als das ASP-Virus vor etwa drei Jahren die chinesischen Schweinezucht-Provinzen erreichte, mussten die Behörden etwa eine Millionen Tiere töten lassen. Auch hierzulande ist das Virus bereits in die Ställe eingedrungen, bisher verlief die Seuchenbekämpfung noch glimpflich und bedeutete erst für zweihundert Tiere den Tod. Viel problematischer noch als die Tiere vergebens zu pflegen, sind für die Landwirte andere Verluste: Aus Angst, das ASP-Virus ins eigene Land zu holen, verhängen wichtige Importländer wie China und Südkorea einen Einfuhrstopp für deutsches Schweinefleisch. Dem Preiskampf des internationalen Fleischhandels unterlegen, verlieren heimische Landwirt:innen ihren Absatzmarkt. 

Während die ASP für uns Menschen keine Gefahr ist, stellt sie eine große Herausforderung für die Landwirtschaft dar.

ASP ist keine Gefahr für den Menschen

Für die Gesundheit des Menschen stellt die Afrikanische Schweinepest keinerlei Gefahr dar. Infiziert sich jedoch ein Haus- oder Wildschwein, ist in 90 % der Fälle damit zu rechnen, dass die Tiere sterben. Ihr Leiden beginnt mit hohem Fieber, sie fressen wenig und schlafen viel, nach ein paar Tagen verenden sie an inneren Blutungen, die für mehrere Krankheiten sprechen können, von denen sich die ASP schwer unterscheiden lässt. Ganz untrügliche Anzeichen gibt es kaum. In ihrem Labor des Friedrich-Loeffler-Institut landen deshalb Proben von toten Tieren, für die sich Bäuer:innen und Jäger:innen eine sichere Diagnose wünschen, um Verdachtsfälle zu klären. Und hier gehen Virolog:innen noch einem weiteren Dienst nach, der Impfstoffforschung.

Wenn’s keinen Impfstoff gibt, müssen Sperrzonen herhalten

Kein Impfstoff ist reif für die Praxis, daher setzt man im Osten Deutschlands derweilen auf konventionellere Maßnahmen, um die Seuchengefahr zu verringern: Die Biosicherheit wird erhöht und freilaufende Tiere vorsorglich in den Stall gesperrt. Wird ein ASP-Fall auf einem Hof oder im Wald nachgewiesen, hält die Europäische Union ein Konvolut aus Regeln bereit, die von den zuständigen Gesundheitsbehörden jedes Bundesland verschieden interpretiert. In der Regel unterscheidet man in Sperrzone I und Sperrzone II. Schilder warnen vor dem Betreten der Bereiche. In Sperrzone II, dem gefährdeten Gebiet, wird regelmäßig mit Hilfe von Drohnen, Wärmebildkameras, Spürhunden und Freiwilligen nach verendeten Wildschweinen gesucht und deren Kadaver sachgemäß entsorgt. Um dieses Gebiet liegt als ein Puffer die Sperrzone I, die seuchenfreie Gegenden im Westen davon trennen soll. 

Gegen die ASP helfen kann langfristig ein Impfstoff. Bis es den gibt, kann Bejagung eine Lösung sein.

Helfen könnte die Bejagung der Schwarzkittel

Wildschweine gelten zwar als ortstreu, die vielen Tiere tragen das ASP-Virus dennoch schnell aus einer Pufferzone. Deswegen breitet sich das Virus trotz der Maßnahmen weiter aus. Helfen könnte die Bejagung der Schwarzkittel. Das empfiehlt auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit. Deren Berechnungen zu Folge müssten die Wildschweinpopulationen in Pufferzonen und gefährdeten Gebieten um mindestens 70 % reduziert werden. Der Jagd fällt somit eine entscheidende Rolle für das Seuchenmanagement zu, trotzdem bleibt sie in Brandenburgs ASP-Gebieten untersagt. 

Wusstest Du schon … ?
Das Revier sollte nach Fallwild abgesucht und gegebenenfalls Proben verendeter Wildschweine in Absprache mit dem Veterinäramt entnommen werden. Außerdem gilt es Schwarzwild stärker zu bejagen. Bei der Jagd in ASP Gebieten sollte man die Ausrüstung inklusive der Kleidung nach der Jagd ordentlich reinigen und desinfizieren. 

Will man aber die Wildpopulationen künftig besser schützen, bleibt nur, auf einen Impfstoff zu hoffen. Ein weiteres Problem: Dieser Impfstoff kann nicht auf einer Injektion beruhen, wie könnte nur jedes Wildschwein gefunden werden?! Von größerem Nutzen wäre etwa ein Präparat, das sich zum Beispiel über Köder verteilen ließe, die Jäger:innen in Wäldern oder auf Wiesen auslegen. Das bedeutet aber auch, dass der Impfstoff dafür entsprechend gemacht sein muss. Der Wirkstoff nimmt einen anderen Weg, um das Immunsystem zu stimulieren, und gelangt dann über die Schleimhäute in den Wurf, also dem Schweinemaul oder Nase in den Körper. Die Magen-Darmpassage würde ihn außer Gefecht setzen. Vor einem Einsatz in Feld, Wald und Wiese sind Impfstoffe deshalb gründlich zu prüfen. Und das braucht Zeit. 

Bei der Jagd in ASP-Gebieten sollte man darauf achten, die Schutzrüstung anschließend gründlich zu reinigen.

Gegen die Schweinepest

Bis es so weit ist, gilt es, das Ausmaß der Afrikanischen Schweinepest durch andere Maßnahmen gering zu halten. Schutzzäune scheinen sich dafür zwar anzubieten, durch Lücken, wie sie an Straßen beispielsweise nicht zu vermeiden sind, gelangen die Tiere aber schnell auf die andere Seite. Ist kein Durchgang zu finden, heben die Tiere das Drahtgeflecht auch mit dem Wurf an und schlüpfen mühelos darunter durch – und schleppen das ASP-Virus mit sich. 

Wusstest Du schon … ? 
An der polnischen Grenze wurde daher noch ein zweiter Zaun gezogen, in etwa 500 bis 1000 Meter Entfernung zum ersten; der Raum dazwischen soll als ASP-Schutzkorridor dienen, frei von Wildschweinen. 

Hundert Prozent wildschweindicht wird kein Bollwerk sein. Hattet Ihr denn schon einmal Berührungspunkte mit der ASP oder ist dieses Thema ganz neu für Euch? Die Sorge einer weiteren Pandemie können wir Euch jedenfalls nehmen, für die Welt von Wild- und Hausschweinen sieht es hingegen dramatisch aus.

Diesen Artikel hat unsere Praktikantin Alina geschrieben. Hat er Euch gefallen? Dann lasst gerne positives Feedback in den Kommentaren da! Wir sind dankbar für ihre Mitarbeit und freuen uns sehr, das Ergebnis hier präsentieren zu können.