Heute geht es um ein ganz besonderes Tier – um den Gartenschläfer. Diese kleine, possierliche Schlafmaus hat es im deutschen Wald ziemlich schwer, um nicht zu sagen, sie kämpft um ihr Überleben. Wie der Gartenschläfer aussieht, wie Ihr ihn schützen und retten könnt und wie Ihr dabei gleich auch anderen Arten helft, das erfahrt Ihr jetzt.
So erkennt Ihr ihn
Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) ist eine Bilchart. Er ist zwischen 12 und 17 Zentimeter lang und wiegt zwischen 60 und zum Winteranfang bis über 130 Gramm – also ungefähr so viel wie eine Packung Gummibärchen… oder eine angebrochene. Neben dem Gartenschläfer sind in Deutschland auch der bekanntere Siebenschläfer und die Haselmaus als Bilcharten zu finden. Der Nager hat einen weißen Bauch, einen braunen Rücken und eine unverkennbare schwarze Gesichtsmaske, was ihm auch den Spitznamen “Zorro” verpasst hat.
Wo lebt der Gartenschläfer?
Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich eigentlich über ganz Europa, von Italien bis Schweden und Portugal bis Russland. Doch Gartenschläfer werden immer seltener. In manchen europäischen Ländern gelten sie bereits als ausgestorben. Auch gilt der Großteil von Deutschland mittlerweile als “gartenschläferfrei”.
Immer wieder wird der Gartenschläfer in Gärten in Siedlungsgebieten angetroffen – daher hat er vermutlich auch seinen Namen. Doch eigentlich ist er eine typische Waldart, weswegen wir uns auch mit ihm beschäftigen. Und aus dem Wald, also seinem eigentlichen Lebensraum, verschwindet die Bilchart immer mehr. Er lebt in Nadelwäldern, Schlucht- und Hangmischwäldern sowie Blockschutthalden und benötigt ständig frisches Wasser, da er aktiv trinken muss. Überraschenderweise ist die Schlafmaus ein Allesfresser. Neben süßen Früchten frisst der Gartenschläfer Insekten, aber auch Schnecken oder sogar andere Kleinsäuger und Amphibien.
Der Gartenschläfer wird nicht umsonst als Schlafmaus bezeichnet. Genauso wie die anderen Bilcharten verschläft er den ganzen Winter in seinem Winterquartier. Dazu fährt er seinen Stoffwechsel herunter, das hilft ihm nahrungsarme Zeiten zu überdauern. Er verschläft aber nicht nur den Winter, sondern auch den ganzen Tag im Sommer, denn er ist überwiegend nachtaktiv. Als Rückzugsort bewohnt die Schlafmaus vor allem Baum- und Felshöhlen. Zieht sich aber auch in Häuser oder Mauerspalten zurück.
Wusstest Du schon…?
Der BUND hat sich gemeinsam mit unterschiedlichen Institutionen auf “Spurensuche Gartenschläfer” begeben. Gemeinsam betreiben sie Grundlagenforschung, um die kleine Schlafmaus besser kennenzulernen und Schutzmaßnahmen zu entwickeln. In unserem Video, das wir gemeinsam gedreht haben, bekommt Ihr einen kleinen Einblick in das Projekt.
Den Gartenschläfer schützen
Der Gartenschläfer geht in der Nacht auf Beutezug. Zu dieser Zeit sind natürlich auch Eulen und andere Jäger unterwegs. Damit er nicht schutzlos ausgeliefert ist, benötigt er Versteckmöglichkeiten. Dazu sollten umgestürzte Bäume oder alte Kronen im Wald vorhanden sein. Wie Ihr im Video sehen könnt, kann man solche Versteckmöglichkeiten auch künstlich anlegen. Dazu werden viele tote Äste aufeinander geworfen und zu sogenannten Reisighaufen aufgeschüttet. Hier entwickelt sich ein Feuchtegradient und viele Schnecken, Asseln und andere Insekten siedeln sich an, die der Gartenschläfer gerne frisst.
Außerdem sollten für den Gartenschläfer genug Sträucher und früchtetragende Bäume vorhanden sein. Eine Baumart, die übrigens auch gut mit Trockenheit umgehen kann und damit eine wahre “Klimawandelhoffnung” ist, ist der Speierling. Diese und andere Wildobstarten sollten also in keinem Gartenschläferparadies fehlen.
Neben reichlich Nahrung benötigt der durstige Bilch dauerhaften Zugriff zu Wasser. Dazu können kleine Teiche angelegt oder natürliche Fließgewässer erhalten werden.
Damit der Gartenschläfer einen Platz für seinen Winterschlaf und seinen Schönheitsschlaf am Tag hat, müssen genügend Höhlen zur Verfügung stehen. Dazu sollten alte Bäume mit Spechthöhlen erhalten bleiben. Falls nicht genügend Höhlen vorhanden sind, kann man auch spezielle Nistkästen aufhängen. Am wichtigsten aber sind Hohlräume im Boden und zwischen Felsen und Gestein, denn anders als die anderen hier vorkommenden Bilche, ist der Gartenschläfer fast nur am Boden unterwegs.
Wusstest Du schon…?
Um festzustellen, ob Gartenschläfer in einem Wald leben, werden Wildkameras aufgestellt. Diese zeichnen ihn bei seinen nächtlichen Aktivitäten auf. Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte Spurtunnel. Hier hinterlässt der kleine Nager seine Spuren auf Papier, nachdem er in ein Kohle-Öl-Gemisch getreten ist.
Wer den Gartenschläfer schützt, schützt viele andere Arten
Naturschutzmaßnahmen zielen meist auf eine spezielle Art direkt ab – das heißt der Lebensraum wird genau nach den Ansprüchen dieser besonderen Art gestaltet. Gleichzeitig profitieren von den oben genannten Maßnahmen aber viele andere Arten. In den Reisighaufen für den Gartenschläfer leben auch viele andere Insekten. Die angelegten Teiche bieten vielen Amphibien und Wasserinsekten und -pflanzen einen Lebensraum. In den Baumhöhlen schläft auch eine Fledermaus oder es brüten dort Vögel. Wie so häufig profitieren also von einer Naturschutzmaßnahme gleich ganz viele andere Arten. Naturschutzmaßnahmen sind aber häufig sehr aufwändig und kostspielig. Um solche Maßnahmen umsetzen zu können, muss man also Gelder akquirieren und Menschen zum Helfen animieren. Dazu bieten sich dann bestimmte “Charakterarten” an, die typisch für einen Lebensraum sind, mit dem gleichzeitig aber auch viele andere Tier- und Pilzarten einhergehen. Wer also den Gartenschläfer schützt, schützt hunderte andere Arten.
Wir hoffen, Ihr konntet einiges über den recht unbekannten Gartenschläfer lernen. Schaut gerne mal auf unserem YouTube Kanal vorbei und lasst den Gartenschläfer einen Like oder Kommentar da.
Quellen:
Meinig et al. (2023): „Spurensuche Gartenschläfer“ – ein Citizen-Science-Projekt zum Schutz einer gefährdeten Schlafmaus in Deutschland. Natur und Landschaft, 98 Nr. 8: S. 382–390