Wenn Ihr schon etwas länger bei Forst erklärt mitlest, ist es Euch mit Sicherheit schon aufgefallen: wir gendern. Zu Anfang haben wir dafür die Variante mit dem Sternchen gewählt, also von Förster*innen berichtet. Mittlerweile nutzen wir den Doppelpunkt, schreiben also über Jäger:innen. Genderneutrale Sprache wird immer verbreiteter, dennoch ist sie für manch eine:n noch ungewohnt. Falls Ihr Euch also schon gefragt habt, was es damit auf sich hat, und warum wir darauf Wert legen, findet Ihr Antworten in diesem wahrscheinlich ungewöhnlichsten Artikel von Forst erklärt.
Was ist dieses Gendern eigentlich?
Dieser ungewohnte, englische Begriff beschreibt eigentlich nur, dass geschlechtsneutrale Sprache verwendet wird. Das bedeutet, man schließt alle Geschlechter ein. In der deutschen Sprache war das bisher noch nicht so üblich, stattdessen wird häufig nur die männliche Form benutzt. Das nennt man das generische Maskulinum. Warum das so ist, hat eine lange Geschichte, die hier den Rahmen sprengen würde. Wenn Ihr Euch für dieses Thema interessiert, könnt Ihr Euch durch die Links unten klicken!
Warum gendern wir?
Forst erklärt ist für alle gedacht. Wir wollen nicht nur männliche Jäger, Förster etc. erreichen, sondern eine viel größere Gruppe. Es ergibt ja auch nur so Sinn, der Wald ist schließlich für alle da und für alle Menschen wichtig. Das bedeutet, wir wollen keine Gruppe an Menschen ausschließen, weder jung noch alt, weder Mann noch Frau, einfach niemanden. Stattdessen wollen wir möglichst viele Menschen für den Wald begeistern und unser Wissen allen zur Verfügung stellen, die sich dafür interessieren. Diese Offenheit soll unsere Sprache widerspiegeln. Aus dem gleichen Grund erklären wir Begriffe, die der Jagdsprache entstammen oder fast nur in der Forstwelt gebräuchlich sind. Wir wollen erreichen, dass unsere Texte alle ansprechen und von allen verstanden werden können.
Wusstest Du schon…?
Wenn Ihr Gendern möchtet, bleibt Euch überlassen, wie Ihr das umsetzen könnt. Auf unserer Seite findet Ihr schon drei verschiedene Varianten: das Sternchen, den Doppelpunkt und die neutrale Schreibweise (z.B. Jagende). Es gibt noch weitere Schreibweisen, alle haben verschiedene Vor- und Nachteile. Wir haben uns für den Doppelpunkt entschieden. Der denkt alle Geschlechter mit und kann von Vorlese-Geräten richtig mitgelesen werden, sodass diese Art auch noch barrierefrei ist. Ihr könnt Euch daher selber entscheiden, welche Ihr am sinnvollsten findet.
Unser Ziel: alle begeistern und damit vielleicht etwas bewegen
Am Anfang klingen die gegenderten Bezeichnungen bestimmt noch etwas holprig. Es ist auch vollkommen okay, wenn Ihr das noch als ungewohnt empfindet. Es ist nur auch so, dass es im Jahr 2021 immer noch wesentlich mehr Förster als Försterinnen gibt. In der gesamten Branche sind Frauen eindeutig in der Unterzahl. Nur ca. ein Drittel der Personen mit forstlichem Uniabschluss sind Frauen, nur ca. 23% der Waldbesitzer:innen. Und dafür gibt es eigentlich keinen richtigen Grund. Tatsächlich ist das eher etwas, das wir ändern sollten. Da ist die Sprache doch ein leichter Punkt, um anzufangen. Wenn hier schon gezeigt wird, dass alle Menschen angesprochen und willkommen sind, sieht man vielleicht auch bald Veränderungen an anderen Stellen.
Wir hoffen, dass wir alle Fragen zu dem Thema Gendern bei Forst erklärt beantworten konnten. Falls nicht, schreibt sie gerne in die Kommentare.
Wusstest Du schon…?
Bei Forst erklärt sind mittlerweile drei Frauen aktiv: unsere Autorinnen Franzi und Pauline und ich, Lea.
Quellen/Weitere Inspiration:
erklär mir mal… (@erklaermirmal) • Instagram photos and videos
Mädelsabende (@maedelsabende) • Instagram photos and videos (Story-Highlights: Geschlechter, Gewalt gegen Frauen, Frauen und Medizin, Pride, Männlichkeit etc.)
instagram.com/stories/highlights/17887444336935472/ (Deutschland 3000 übers Gendern)
youtube.com/watch?v=to9lbR8JvyM (Video „Was bringt Gendern wirklich?“)
https://forstfrauen.de/wp-content/uploads/2018/01/zusammenfassung_frauen_im_forstbereich.pdf
Bettina Sahlmann
5. April 2021 — 07:59
Liebe Lea – sehr schöner Artikel – gendern ist für mich beim lesen zwar ungewohnt, aber ich halte es für sehr wichtig ! Die Sprache ist ein Teil unserer Kultur und wenn man etwas Wichtiges ändern möchte, muss man dort anfangen !
Ihr schreibt alle sehr interessant und ich lese Eure Beiträge sehr gerne
Lea
5. April 2021 — 13:31
Hallo Bettina, danke für das Feedback! Wie schon im Artikel gesagt, ist es total normal, gendern als ungewohnt zu empfinden. Super, dass Du dem trotzdem so offen gegenüberstehst! Liebe Grüße, Lea
Sebastian Jacobi
6. April 2021 — 10:34
Ja, auch ich als über 60 – Jähriger fand gendern erst mal nur lästig – aber eigentlich schätze ich das weibliche Element in Kultur, Lebensweise… sehr und halte nicht das Geringste von machos… – und wenn wir uns schon mal an neue Rechtschreibung, geänderte Verkehrsregeln, „soziale Distanz“ durch Corona – Regeln usw. gewöhnen sollen, dann weshalb ausgerechnet nicht an´s gendern, welches ja eigentlich ein viel wichtigeres Anliegen hat?
Danke für Eure freilassende Erklärung Eures Anliegens, die mich in dieser Frage weiter gebracht hat.
Sebastian
Nora Wittke
8. April 2021 — 23:39
Ihr gendert? Ist mir nicht aufgefallen, da ich ein schönes Add-On Namens „Binnen-I be gone“ installiert habe.
Gendern lässt mich ständig an die Genitalien der erwähnten Personen denken und lenkt mich nur ab. Mir ist es nicht so wichtig was die Leute zwischen die Beine haben oder mit welchem Geschlecht sie sich identifizieren, da ich in der Lage bin das grammatische und biologische/gefühlte Geschlecht zu unterscheiden.
Henn Riedesel
23. April 2021 — 19:39
Sehr geehrte Damen und Herren, wenn man bei „Forst erklären“ , ein an sich löblicherer Ansatz, sich erst ein Mal über das Gendern auslässt, scheint es ja im Forst keine Probleme zu geben oder Sie haben sie nicht erkannt.
Klimaschutz, Steuerlast , enge ideologisch geprägte Regeln , mangelnde Wertschätzung des Holzes als nachwachsender Rohstoff sind das Problem, und zwar ein existenzielles. Nicht der“:“ oder das „*“
Mit freundlichen Grüßen
Riedesel
Lea
25. April 2021 — 10:02
Hey! Ich verstehe total, dass du gendern nicht als das wichtigste Problem im Wald siehst. Zu dem wollen wir es auch nicht machen, wie man auf unserer Website ja sieht: 50 Artikel zum Wald, einer zum gendern. Viele der Themen, die du nennst, haben wir hier auch schon angesprochen, einige andere stehen auf unserer Liste. Wir denken nur auch, dass Gleichberechtigung in allen Bereichen wichtig ist, dazu gehört es, auf den Mangel an Frauen im Wald hinzuweisen und alle Menschen anzusprechen, die sich für Forst-Themen interessieren. Wie man im Artikel auch sieht, wollen wir niemandem etwas vorschreiben. Wenn du nicht gendern möchtest, okay. Wir machen es weiter und hoffen, dass du jetzt etwas besser nachvollziehen kannst, warum. Liebe Grüße, Lea
Wald Daniel
13. Juli 2022 — 14:53
Ich finde eure Artikel immer sehr gut, aber zu gendern ist einfach unnötig.
Es hat auch vor Hunderten von Jahren ohne gendern funktioniert.
Und ich würde mich als Frau mit eingeschlossen fühlen wenn jemand sagt: Alle Jäger oder alle Förster, da braucht man nicht Alle Jäger und Jägerinnen sagen.
Man sagt ja auch als Frau: Ich möchte den Beruf Jäger erlernen.
Lea
21. Juli 2022 — 13:53
Hallo Daniel! Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Erklärung zu lesen. Es ist okay, dass du anderer Meinung bist. Wir wollen dir auch nicht vorschreiben, wie du selbst zu sprechen hast, wir haben nur für uns eine Entscheidung getroffen. Ich, als Frau, finde es wichtig und fühle mich besser aufgenommen, wenn gegendert wird. Wir wissen, dass es einigen anderen auch so geht. Deshalb machen wir das weiter und glauben, dass es dem Inhalt unserer Artikel keinen Abbruch tut. Hoffentlich kannst auch du dich weiterhin an ihnen erfreuen 🙂