Jeden Frühling heißt es wieder: Hunde anleinen und Sägen still stellen – es herrscht Brut- und Setzzeit. In der Natur ist dann die Zeit der Geburten und der Jugendaufzucht. Was während der Brut- und Setzzeit zu beachten ist und was es dabei spannendes zu beobachten gibt, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
Was bedeutet die Brut- und Setzzeit?
Diese Zeit dauert den gesamten Frühling über, bis in den Sommer. Währenddessen kommen beinahe alle Jungen im Tierreich zur Welt und die Vögel brüten. Ricken, also die Rehmütter, lassen ihre Jungen versteckt im Feld liegen, um sie später zu säugen. Wildschweinbachen führen ihre kleinen gestreiften Frischlinge und sind zu dieser Zeit sehr aggressiv, um ihre Jungen zu beschützen. Küken, die langsam flügge werden, verlassen ihre Nester und unternehmen erste Flugversuche.
Nur gucken, nicht anfassen!
Die Jungtiere sind in dieser Zeit nicht kräftig und schnell genug, um vor Gefahren zu fliehen. Manche Jungtiere, wie das Rehkitz, besitzen in den ersten Lebenswochen nicht einmal einen Fluchtreflex. Aus diesem Grund ist eines wichtig: Rücksicht nehmen! Viele Tierbabys wirken verlassen und hilflos. Aber häufig sind die Eltern nicht weit weg oder haben, wie beim Hasen und Reh, ihre Kinder absichtlich zurückgelassen. Sie kommen später zurück und versorgen ihren Nachwuchs. Aus diesem Grund solltet Ihr Jungtiere niemals mitnehmen. Die Tiere anzufassen kann für sie eventuell sogar tödlich ausgehen. Denn wenn die Jungen erstmal nach Mensch riechen, werden sie sehr häufig von den Elterntieren verstoßen. Außerdem ist es für Räuber dann einfacher, die sonst geruchlosen Tierchen zu finden.
Ihr solltet außerdem unbedingt auf den Wegen bleiben. Gut versteckte Nester seltener Vögel, wie das der Feldlerche, können alle leicht übersehen und zertrampeln. Werden Vögel zu häufig bei der Brut gestört, geben sie ihre Gelege manchmal ganz auf und verlassen es.
Wichtig:
Wenn Ihr ein Tier findet, das verletzt oder krank aussieht, erkundigt Euch nach dem/der zuständigen Jäger:in. Diese könnt Ihr bei der örtlichen Polizeidienststelle erfragen (nicht 110 wählen, sondern direkt Dienststelle kontaktieren!)
Hunde an den Strick
Freilaufende Hunde sind eine erhebliche Gefahr für Jungtiere. Diese haben keine Chance, vor unseren geliebten Vierbeinern zu fliehen. Auch sonst harmlose Familienhunde können die hilflosen Jungen tödlich verletzen. Zu welchem Zeitpunkt und an welchen Orten Hunde angeleint werden müssen, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Hier findet Ihr eine Übersicht, wo welche Regelung gilt. Auch wenn es in manch einem Bundesland keine gesetzlich geregelte Leinenpflicht gibt, ist es trotzdem wichtig, unsere Begleiter zu dieser Zeit freiwillig an die Leine zu nehmen.
Wusstest Du schon…?
Für Katzen gilt in Deutschland keine gesonderte Regelung für die Brut- und Setzzeit. Doch auch unsere Stubentiger haben erhebliche Auswirkungen auf unsere empfindliche Vogelwelt. Jährlich fallen Millionen von Vögeln und Kleinsäugern den Haustieren zum Opfer. Die Katzen zur Brut- und Setzzeit im Haus zu lassen, ist deshalb eine gute Idee. Außerdem helfen Glöckchen oder ein buntes Stoffhalsband den Jagderfolg zu mindern.
Hecken schneiden verboten! Oder?
Vom Frühling bis zum Herbst ist es nach §39 Bundenaturschutzgesetz verboten: “Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden, auf den Stock zu setzen oder zu beseitigen”. Jedoch sind “schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen” erlaubt. Auch hier muss aber Rücksicht auf die brütenden Vögel genommen werden.
Was bedeutet die Brut- und Setzzeit für Forstwirtschaft und Jagd?
Im Wald herrscht zu dieser Zeit ebenfalls Einschlagstopp. Es werden also kaum Bäume gefällt. Ausnahmen bilden aber die Erntemaßnahmen zum Waldschutz. Das Fällen von vom Borkenkäfer befallenen Fichten zur Verhinderung seiner Ausbreitung ist dann beispielsweise erlaubt. Auch die Jagd ruht weitestgehend. Lediglich wenige Tiere, wie Rehböcke, dürfen dann erlegt werden. Diese haben mit der Aufzucht der Jungen nichts zu tun. Ein Abschuss stellt also keine Gefahr für Jungtiere dar.
Wir hoffen, Ihr seid nun etwas für die Brut- und Setzzeit sensibilisiert und nehmt zu dieser Zeit besondere Rücksicht auf die jüngsten Wald- und Feldbewohner. Trotzdem sollt Ihr natürlich die Frühlingstage nutzen! Also: Raus in den Wald und all die spannenden Dinge entdecken, die Ihr hier auf unserem Blog gelernt habt.
Danni Focken
31. März 2021 — 07:38
Ihr macht das wunderbar!!! Ich bin schon als Kind mit meiner Familie im Harz unterwegs gewesen….ich bin jetzt 52. Mein Opa wusste viel über die Tiere und Pflanzen im Wald…. Heute bin ich froh, dass auch meine Nichten ( 8 und 9 Jahre alt ) den Wald lieben. Es ist wirklich wichtig, schon Kinder für die Natur zu begeistern. Nur so, können wir sie erhalten und schützen. Durch euch, erfährt man noch viele, neue Dinge, die man so nicht wußte. Danke dafür!!! Liebe Grüße aus Braunschweig, Danni
Katharina Berger
24. April 2021 — 08:15
Ich beobachte gerade, dass viele Wiesen jetzt geschleppt werden… was passiert denn hier mit jungen Hasen und Bodenbrütern?
Felix
24. April 2021 — 14:11
Im besten Falle suchen vorher Ehrenamtliche, häufig auch Kindergruppen, die Wiesen vor der Mahd oder Bearbeitung ab, damit kein Tier zu Schaden kommt. Teils passiert das aber nicht. Dann kommt es zum Töten oder Verletzen der Jungtiere. Leider ist das einer der Gründe, wieso wir hier nur noch so wenige Bodenbrüter haben…
Grüße
Felix
Lieselotte Frommer
4. Juni 2021 — 09:24
Ich habe den Umweltschutz Heidenheim Brenz angerufen,da der Nachbar nach 1 Jahr Vernachlässigung seines großen Gartens heute alles mit Säge und Bagger platt macht.
Auf den Hinweis auf die Brut und Satzzeichen faselte der Herr etwas vom Februar.
Was soll ich sagen? Keine Reaktion,für was haben wir diese Leute im Landratsamt frag ich mich.
Inzwischen ist alles abgesäbelt und umgegraben.
Der Umweltschutz ist eine Schande.
Felix
10. Juni 2021 — 15:29
Das hört sich wirklich sehr unschön an… Sicher ist der direkte Weg zum Nachbarn der Beste, macht das Ganze aber nicht ungeschehen. Tatsächlich muss man bei den Ämter immer mit etwas mehr Nachdruck unterwegs sein, sonst rührt sich dort wahrscheinlich wenig….
Gutes Gelingen weiterhin!
Felix