Das Leberblümchen blüht als eine der ersten im Jahr

Die Tage werden endlich länger und die ersten Sonnenstrahlen wärmen das Gesicht. Uns zieht es automatisch wieder raus in die Natur. Das milde Frühlingswetter erweckt dabei jedoch nicht nur unsere Lebensgeister. Im Wald könnt Ihr das Gezwitscher der Vögel hören und auch der Boden erwacht zum Leben: Die Zeit der Frühblüher ist gekommen!

Frühblüher überall!

Sicher kennt Ihr die typischen Frühblüher aus dem eigenen Garten oder aus Parkanlagen. Dazu gehören beispielsweise Narzissen, Krokusse, Märzenbecher oder Schneeglöckchen.

Wusstest Du schon…?
Das Schneeglöckchen lagert Salz ein, um sich vor Kälte zu schützen. Das Salz sorgt dafür, dass das eingelagerte Wasser in der Pflanze nicht gefriert. So können dem Schneeglöckchen auch Minusgrade nichts anhaben.

Frühblüher im Wald!

Schneeglöckchen oder Märzenbecher findet Ihr auch in unseren Wäldern. Wir möchten Euch jedoch noch einige weitere Arten vorstellen, die typisch für unsere Wälder sind. Viele davon haben wir im Zuge des Forstwirtschaftsstudiums kennengelernt. Im unteren Teil des Artikels stellen wir Euch hilfreiche Literatur zur Bestimmung von Frühblühern vor. Vielleicht lernt Ihr also auch noch etwas Neues dazu! 

Der frühe Vogel…

Die ersten Frühblüher kann man schon im Februar entdecken. Natürlich unterscheidet sich der Blühzeitraum dabei je nach Pflanzenart und nach dem Wuchsgebiet. So könnt Ihr in wärmeren Teilen Deutschlands schon eher Frühblüher beobachten. Die meisten Frühblüher verwelken ab Mai. Woran liegt das?

Frühblüher sind Überlebenskünstler!

In den Anfängen eines neuen Jahres können wir teilweise schon im Februar die ersten Sonnenstrahlen genießen. Die Bäume tragen noch kein Laub, denn der Blattaustrieb beginnt meist erst zu einem späteren Zeitpunkt. Die Sonnenstrahlen werden also zu dieser Zeit noch nicht durch das Laubdach der Bäume zurück gehalten, sondern treffen direkt auf den Waldboden. Die Frühblüher nutzen nun diesen kurzen Zeitraum, treiben früh aus und füllen ihre Energiereserven mit dem Sonnenlicht auf. Dabei betreiben sie Photosynthese und wandeln die Energie aus dem Licht in lebensnotwendige organische Nährstoffe wie Kohlenhydrate, Eiweiß und Fette um. Der Waldboden entwickelt sich teilweise zu einem Meer aus Blüten. Ein typisches Bild des Frühlings sind die noch nicht belaubten Buchenwälder unter denen ein regelrechter Teppich aus Buschwindröschen entsteht.

Der Seidelbast blüht ab März und ist in Deutschland eine besonders geschützte Art

Wusstest Du schon…?
Die Laubschicht auf dem Waldboden begünstigt und beschleunigt das Austreiben der Frühblüher. Warum? Das alte Laub funktioniert wie ein Wärmespeicher. Da es das Sonnenlicht gut absorbiert, kann sich die Streu auf bis zu 40 Grad Celsius erwärmen.

Geo What?

Die sogenannten Geopyhten gehören auch zu den Frühblühern. Sie sind jedoch noch besser angepasst. Geophyten besitzen unterirdische Organe – wie Zwiebeln oder Rhizome.  Diese nutzen sie zur Speicherung ihrer gesammelten Energiereserven. Zu den Geophyten zählen unter anderem Schneeglöckchen, Leberblümchen und Bärlauch. Während der oberirdische Teil der Pflanze bei beginnendem Laubaustrieb anfängt zu verwelken, überdauern die Speicherungsorgane bis zum nächsten Jahr. Solltet Ihr beim Sammeln von Bärlauch mal eine Pflanze vorsichtig ausgraben, könnt Ihr die sogenannte Zwiebel, also das Speicherungsorgan, gut erkennen. 

Fit in den Frühling!

Die Frühblüher sind natürlich nicht nur schön anzusehen! Sie sind auch eine wichtige und erste Nahrungsquelle für viele Insekten – und auch für den Menschen! Ihr könnt einige Arten für leckere Speisen verwenden. Bärlauch kann als Kräuterbutter, Pesto und für viele weitere Gerichte wie Suppen oder Salate genutzt werden. Was Ihr beim Sammeln unbedingt beachten solltet, haben wir Euch bereits in diesem Artikel erklärt.

Ein weiterer sehr bekannter Frühblüher ist der Waldmeister. Waldmeister wird oft für Desserts oder Limonaden verwendet. Jedoch sind die Aromen dabei meist künstlich hergestellt. Einen Rezeptvorschlag für selbst hergestellte Mai-Bowle findet Ihr in einem unserer nächsten Artikel. Dort erfahrt Ihr auch Hinweise zum Sammeln und Verzehr.

Ein einsamer Märzenbecher sprießt aus dem Waldboden empor

Raus in den Wald!

Wir hoffen Ihr habt nun Lust bekommen, auf einem Eurer nächsten Waldspaziergänge selbst nach Frühblühern Ausschau zu halten. Dazu wollen wir Euch noch ein paar Literaturhinweise geben. Im Studium haben wir immer mit dem Bestimmungsschlüssel von Rita Lüder gearbeitet. Ich persönlich verwende auch gerne Bestimmungsliteratur von Kosmos (bspw. „Welche Blume – ist das?“). Wir sind gespannt, welche Arten Ihr entdecken werdet. Vielleicht ist ja auch noch etwas Neues für uns dabei!

Wir wünschen Euch viel Spaß.

Bis bald im Wald!

Literaturtipps zur Bestimmung:

Lüder, Rita (2017): Grundkurs Pflanzenbestimmung – Eine Praxisanleitung für Anfänger und Fortgeschrittene. 8. Auflage. Wiebelsheim

Spohn, Margot; Spohn, Roland (2017): Welche Blume ist das? Kosmos Verlag, Stuttgart

Quellen

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenwissen/04567.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%BChjahrsbl%C3%BCher
https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/baeume-und-waldpflanzen/straeucher-krautpflanzen/wald-im-bluetentaumel