So langsam neigt sich der Sommer dem Ende zu. Der Herbstgeruch liegt schon in der Luft und die Zeit der Pilze beginnt. Bereits im August sprießen die ersten und locken Sammler:innen in die Wälder. In diesem Artikel wollen wir Euch zeigen, was Ihr beim Pilzesammeln beachten solltet und welche essbaren Pilze Ihr jetzt im Wald finden könnt.

Pilze sind nicht nur schön anzusehen, sie sind an vielen Prozessen im Ökosystem Wald beteiligt, wie beispielsweise bei Zersetzungsprozessen oder der Nährstoffaufnahme von Bäumen.

Pilze im Ökosystem Wald

Klar, Pilze schmecken vor allem lecker! Besonders im Herbst zieht es uns in die Wälder, um essbare Exemplare zu sammeln. Doch Pilze sind viel mehr als nur ein Nahrungsmittel für Tier und Mensch. Im Ökosystem Wald sind sie an Zersetzungsprozessen beteiligt und helfen Bäumen bei der Nährstoffaufnahme. Wie funktioniert das eigentlich? Die Pilze, die wir oberirdisch entdecken können, sind nur ein kleiner Teil des ganzen Pilzes. Ein großer Teil befindet sich unterirdisch unter dem Waldboden. Dieser Teil des Pilzes wird auch als Myzel bezeichnet. Wenn Ihr mehr dazu erfahren wollt, dann schaut doch gerne mal bei diesem Artikel vorbei.

Wusstest Du schon…?
Es gibt weltweit etwa 10-Mal so viele Pilze wie Pflanzenarten.

Wo findet Ihr Pilze?

Pilze lieben es feucht und warm. Nach einem trockenen Sommer findet Ihr wahrscheinlich weniger Pilze als nach einem niederschlagsreichen. Pilze wachsen am liebsten auf  feuchten Standorten wie im Moos, Gras oder an Baumstümpfen. Einige Pilze findet Ihr auch an Bäumen – wie zum Beispiel den Austernseitling, oftmals an älteren Buchen. Es gibt Pilze, die sowohl in Nadel- als auch Laubwäldern wachsen. Einige bevorzugen jedoch bestimmte Baumarten. So findet Ihr zum Beispiel Maronen fast nur unter Fichten oder Kiefern. Die Herbsttrompete hingegen kommt fast ausschließlich in Buchenwäldern vor.

Pilze sammeln als Laie? 

In Deutschland gibt es aktuell über 13.000 nachgewiesene Pilzarten. Das sind ziemlich viele und einige davon sehen sich äußerst ähnlich. Das macht es für den „Laien“ oftmals ziemlich schwierig, essbare Pilze von ungenießbaren Exemplaren zu unterscheiden. Problematisch wird dies dann, wenn es sich um einen giftigen Pilz handelt. Leider kommt es durch falsche Bestimmungen immer wieder zu Unfällen – auch mit tödlichem Ausgang. Bekannte Speisepilze wie der Steinpilz oder der Pfifferling haben sehr ähnlich aussehende Doppelgänger. Ihr solltet Euch also als Einsteiger:innen nicht unbedingt auf eigene Faust in den Wald begeben. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V. bietet auf Ihrer Internetseite Verbreitungskarten kartierter Pilze in Deutschland und für die jeweiligen Bundesländer an. Außerdem findet Ihr dort detaillierte Beschreibungen und Abbildungen von sämtlichen Pilzarten. Dort finden sich auch Hinweise, wie Ihr Euch im worst-case – beim Verdacht einer Vergiftung – verhalten solltet. 

Wusstest Du schon…?
Zu den giftigsten heimischen Pilzarten zählen unter anderem der Grüne Knollenblätterpilz, der Gifthäubling und der Kegelhütige Knollenblätterpilz. Teils kann schon ein einziger Pilz zum Tod führen.

Natürlich übt sich die Pilzbestimmung am besten in der Praxis. In vielen Städten und Gemeinden werden geführte Pilzwanderungen angeboten. Informiert Euch doch einfach mal, vielleicht werden sogar in Eurer Nähe Führungen angeboten. Generell ist es gerade zu Beginn eine große Hilfe, sich mit Expertinnen und Experten auf die Suche zu begeben. Wir haben Euch beispielhaft eine Website für den Raum Göttingen verlinkt. Dort findet Ihr Termine für Führungen.

Wichtigster Grundsatz ist beim Pilze sammeln immer: Nur die Pilze sammeln, die Ihr oder die Expertinnen und Experten zu 100% sicher bestimmen könnt! 

Den Zunderschwamm findet Ihr häufig an alten Laubbäumen wie bspw. der Buche. Der Zunderschwamm ist zwar nicht giftig, gilt jedoch als ungenießbar.

Was solltet Ihr beim Sammeln beachten?

Bevor es ans Sammeln geht, solltet Ihr Euch zunächst informieren, ob das Pilze sammeln dort überhaupt erlaubt ist. Handelt es sich beispielsweise um ein Naturschutzgebiet oder einen Nationalpark? Dort wäre das Sammeln nicht erlaubt.

Außerdem solltet Ihr checken, ob der Pilz, den Ihr findet, vielleicht besonders geschützt ist und gar nicht gesammelt werden darf oder einer Sammelbeschränkung unterliegt. Oftmals unterscheiden sich die Richtlinien und Mengenangaben je nach Bundesland, daher solltet Ihr Euch vorher (bspw. bei der zuständigen Förster:in) erkundigen.

Wusstest Du schon…?
Zu den bekanntesten Speisepilzen zählen unter anderem der Steinpilz, Birkenpilz und Pfifferling. Diese unterliegen Sammelbeschränkungen. Das bedeutet, ihr dürft diese Arten nur für den “Eigenbedarf”, also  in “geringen Mengen” sammeln.

Habt immer ein Pilzbuch zur Bestimmung dabei!  Dies kann nie schaden, auch wenn Ihr mit  Expertinnen und Experten unterwegs seid.

So ein angeknabberter Pilz kann ruhig im Wald stehen gelassen werden. Er erweist sich für eine Vielzahl von Lebewesen noch als Lebensraum oder Nahrung.

Hilfreich beim Sammeln sind außerdem ein gutes Messer und ein Korb. Mit dem Messer können die Pilze in Bodennähe abgeschnitten werden. Eine weitere Möglichkeit ist, den Pilz vorsichtig am Stiel herauszudrehen. Dabei solltet Ihr nur am Ende wieder das Loch im Boden schließen, um eine Schädigung des Mycel zu vermeiden. In Eurem Korb könnt Ihr die Pilze dann möglichst schadensfrei bis nach Hause transportieren. Plastiktüten sind nicht gut geeignet, denn dann verlieren die Pilze ihre Frische und Würze.

Die Pilze, die Ihr findet, sehen schon angefressen und etwas gammelig aus? Dann lasst sie doch einfach stehen. Sie bieten Kleinstlebewesen noch Unterschlupf oder werden von anderen Tieren gefressen.

Essbare Pilze in Deutschland

Ihr habt noch gar keine Idee, welche Pilze Ihr in Deutschland finden könnt? Hier geben wir Euch eine kleine Übersicht der typischen, essbaren Pilze in unseren Wäldern. 

Der Steinpilz

Dieser Pilz gehört wirklich zu den Klassikern der essbaren Pilze. Der Stiel des Pilzes ist um die 20 cm lang und auf ihm sitzt ein rundlicher Hut. Der Farbton des Schirms ist hell oder dunkel bräunlich. Die Röhrenschicht und die Poren sind weißlich. Je älter der Pilz, desto mehr wird diese Farbe gelblich bis olivfarben. Den Steinpilz könnt Ihr bereits ab August bis in den November sammeln. 

Der Steinpilz ist an seiner kugeligen kompakten Form und der braunen Kappe gut zu erkennen.

Achtung! Ihr könnt den Steinpilz mit dem Schönfuß-Röhrling oder Wurzelndem Bitter-Röhrling verwechseln. Beide Pilze haben einen unangenehmen bitteren Geschmack. Der Schönfuß-Röhrling gilt außerdem als leicht giftig.

Der Pfifferling

Diesen Pilz könnt ihr je nach Witterung bereits ab Juni bis in den Oktober hinein sammeln. Pfifferlinge erkennt Ihr an ihrer gelblich orangefarbenen Hutfarbe. Der Hut ist am Rand wellig. Darunter verlaufen “Adern”, die bis zum Stiel gehen und dann langsam auslaufen. Der Pfifferling (auch Eierschwamm genannt) wächst sowohl in Laub- als auch in Nadelwäldern, gerne dort, wo es schön feucht ist (bspw. im Gras oder Moos). 

Der Echte Pfifferling ist ein begehrter Speisepilz. Zu verwechseln ist er leicht mit dem Falschen Pfifferling.

Achtung! Der Falsche Pfifferling sieht dem Echten Pfifferling sehr ähnlich und kann leicht verwechselt werden! Der Falsche Pfifferling hat oftmals eine kräftigere orangene Färbung, der Echte Pfifferling ist hingegen eher gelblich. Außerdem zeigt der Falsche Pfifferling auf der Hutunterseite lamellenähnliche Blätter, die man abziehen kann. Beim Echten Pfifferling sind diese Lamellen fest verwachsen und man kann sie nicht abziehen.

Der Maronen-Röhrling

Den Maronen-Röhrling könnt Ihr von September bis November sammeln. Ihr findet ihn vor allem in Nadelwäldern – am liebsten in älteren Fichten- oder Lärchenwäldern an den Wurzelausläufern der Bäume. Dieser Pilz wird oftmals auch nur als Marone bezeichnet. Der Name leitet sich vom Aussehen des Hutes ab – dieser erinnert mit seiner bräunlichen Färbung an eine Kastanie. Bei trockener Witterung sieht die Kappe samtig aus, während sie bei Feuchtigkeit schleimig, glänzend erscheint. Die Röhrenschicht und Poren erscheinen im jungen Pilzalter weißlich und werden mit zunehmender Zeit dunkler, bis hin zu einem oliven Farbton. Wenn Ihr mit dem Finger auf die Unterseite drückt, werdet Ihr feststellen, dass sie sich sofort blau-grün verfärbt.

Bei der Marone ist der Name Programm – der Schirm erinnert farblich an eine Kastanie.

Achtung! Der Maronen-Röhrling kann unter Umständen mit dem Gemeinen Gallen-Röhrling verwechselt werden. Dieser ist zwar nicht giftig, gilt aber trotzdem als ungenießbar, da er extrem bitter schmeckt.

Der Austernseitling

Dieser Pilz kommt oftmals in Büscheln vor, das bedeutet, die Fruchtkörper treten immer dicht zusammen auf. Die Oberseite ist dabei oval oder muschelförmig – ähnlich einer Auster. Die Oberseite erscheint in einem grau-bräunlichen Farbton. An der Unterseite befinden sich hell beigefarbene Lamellen. Der Pilz wächst oftmals an dicken, alten Laubbäumen – gerne an alten Buchen. 

Austernseitlinge findet man oft als “Büschel” an älteren Laubbäumen.

Achtung! Der Austernseitling wird gerne mit anderen Pilzen aus der Gattung verwechselt, da viele Arten recht ähnlich aussehen. Deshalb ist dieser Pilz auf keinen Fall etwas für Anfänger:innen!

Die Krause Glucke

Die Krause Glucke erinnert vom Aussehen an einen Badeschwamm oder eine Koralle. Sie ist ocker oder cremefarben und besitzt viele Hohlräume und kraus erscheinende Elemente. Dadurch ist sie auch schwierig zu reinigen. Ihr könnt diesen Pilz von August bis November sammeln. Man findet die Krause Glucke oftmals in Nadelwäldern – gerne unter Kiefern. 

Wir konnten kein Bild der Krausen Glucke finden – wenn Ihr eine sammelt, zeigt sie uns gern!

Achtung! Die Krause Glucke kann mit der Bauchweh-Koralle verwechselt werden. Hier ist der Name Programm, denn diese Pilzart ist giftig und kann zu üblen Bauch-Koliken und Erbrechen und Durchfall führen.

Wir hoffen, wir können Euch mit diesem Artikel einen kleinen Überblick zum Sammeln von Pilzen verschaffen. Vielleicht macht Ihr Euch ja in diesem Herbst mal auf die Suche – aber immer daran denken: Wenn Ihr nicht 100 % sicher seid, lasst den Pilz lieber stehen! Wenn Ihr demnächst Lust auf einen Rezeptvorschlag mit Pilzen habt, lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen! Wir freuen uns auch über Bilder von Euren Sammel-Erfolgen!