Bis ein gepflanzter Baum seine volle Größe erreicht, vergeht gerne mal ein Jahrhundert. Er muss dabei nicht nur Wind und Wetter trotzen, sondern sich auch gegen andere Pflanzen und Bäume durchsetzen. Um den nachhaltigen Rohstoff Holz ausgiebig nutzen zu können, brauchen wir gesunde Bäume mit gutem Holz. In diesem Artikel und im bald folgenden neuen Forst erklärt Video möchten wir Euch bei einigen Waldpflege-Arbeiten mitnehmen, die Bäume zu soliden Kraftpaketen heranwachsen lassen, die wir später zu langlebigen Dachstühlen oder Brückenpfeilern verarbeiten können.
Unkraut als Gefahr für Bäume
Nachdem eine Fläche bepflanzt wurde, wird sie nicht einfach sich selbst überlassen. Die kleinen Bäume stehen zwar zunächst alleine auf der Fläche, doch die restliche Vegetation holt sie schnell ein. Gras und Brombeeren wachsen unheimlich schnell und nehmen ihnen das Licht, welches sie zum Wachsen benötigen. Werden die jungen Bäume überwachsen, können sie absterben. Um das zu verhindern, „stellt man sie frei”. Das bedeutet, dass man die unerwünschte Vegetation mit geeignetem Werkzeug entfernt. Hierfür kann man zum Beispiel einen Freischneider benutzen.
Dieses Gerät wird durch einen Motor oder Akku betrieben und besitzt ein besonderes Messer, mit welchem man Brombeerranken oder Gras präzise um die Pflanzen herum entfernen kann. Eine Heppe wäre die Oldschool-Alternative für die Handarbeit. Sie funktioniert ähnlich wie eine Sense, die man mit eigener Körperkraft bewegen muss. Forstwirt Rico, den wir in Rheinland-Pfalz besucht haben, arbeitet lieber mit dem Freischneider. Das Arbeiten mit der Heppe findet er deutlich anstrengender und langsamer.
Wusstest Du schon…?
Der Wald ist zwar keine Modenschau, auf Kleidung achten aber trotzdem alle. Für viele Arbeiten in einem Forstbetrieb ist die passende Schutzkleidung von Nöten. Bei einem Freischneider sind das zum Beispiel Schuhe mit einer Stahlkappe, Signalkleidung, sowie Ohren- und Augenschutz.
Wer sind denn diese Protzen?
Wenn die Bäume größer werden, benötigen sie trotzdem noch Pflege. Dabei geht es um die Entnahme von “Bedrängern”. Dies sind Bäume schlechterer Qualität, welche den Bäumen mit guter Qualität auf die Pelle rücken. Alle konkurrieren miteinander um Wasser, Licht und Nährstoffe. Die guten Zukunftsbäume befreit man von dieser Konkurrenz, sie haben dann mehr Platz und können eine größere Krone ausbilden. Dadurch können sie schneller an Holzmasse zulegen.
Auch ohne das Eingreifen des Menschen würden die schwächeren Bäume absterben, jedoch sehr viel langsamer. Das ist nicht nur gefährlicher als eine kontrollierte Fällung, sondern macht es auch möglich, das Holz von Bäumen zu nutzen, die eine geringere Qualität aufweisen.
Doch wieso lässt man das Holz nicht einfach liegen? Was bringt schon schlechtes Holz, soll sich doch die Natur darüber freuen… oder nicht?
Natürlich hat Totholz in Wäldern einen hohen naturschutzfachlichen Wert und bietet Lebensräume für viele Tiere. Dennoch kann man auch einen Kompromiss wählen, durch den Natur und Mensch profitieren können. Die schlechteren Stämme kann man beispielsweise in der Papier- und Verpackungsindustrie verarbeiten, damit wir auf Plastik verzichten können. Oder wir können sie als Brennholz nutzen! Ein Teil des Holzes wird dabei auch im Wald belassen, um die Artenvielfalt zu fördern.
Wusstest Du schon…?
“Qualifizieren und Dimensionieren” sind die zwei Phasen eines waldbaulichen Konzeptes. In der Qualifizierungsphase sollen die jungen Bäume im Dichtstand stehen. Sie konkurrieren um das Licht und wachsen daher schnell in die Höhe. Für die Dimensionierungsphase werden die besten Bäume freigestellt. Sie bekommen jetzt mehr Licht und können durch die gesunkene Konkurrenz auch ordentlich an Stammumfang zulegen.
As(s)tung im Ärmel
An Bäumen kann man des Öfteren tote Äste entdecken. Viele heimische Laubbäume werfen diese Totäste durch einen natürlichen Prozess ab. Arten wie die Kirsche, Pappel oder Birke behalten diese, so wie es auch die meisten Nadelbäume machen. Diese Bäume werden deswegen kreativ “Totasterhalter” genannt. Bei ihnen sind die toten Äste nicht vom Baum umschlossen, sondern stehen von ihm ab. So werden sie nicht Teil des Holzkörpers. Sollte so ein Stamm zu einem Tisch werden, könnten diese Äste einfach aus der Tischplatte herausfallen und kleine Löcher hinterlassen. Um das zu verhindern, sägt man die meist bereits toten Äste ab, damit der Baum diese wieder überwachsen kann. So entsteht ein astfreier Stamm und ein Tisch ohne Loch.
Für das Absägen benutzt man Leitern, Astscheren und Sägen, die für die forstliche Arbeit geeignet sind.
Damit man den Stamm bis in große Höhen entasten kann, nutzt man sogenannte Diestelleitern. Die Leitern sind so konstruiert, dass man sie verlängern kann, während man auf ihnen steht. Sie sind am Baum mit einem Spanngurt befestigt. Der Forstwirt oder die Forstwirtin ist während der Arbeit auf der Leiter mit einem Seil gesichert und kann Äste bis in zwölf Metern Höhe entfernen. Wenn Ihr Jan mal zuschauen wollt, wie er auf sie eine Leiter klettert und eine dünne Stimme bekommt, schaut Euch unbedingt das Video an.
Wenn es nicht so hoch hinausgehen soll, reicht eine Stangensäge. Diese kann durch ein Gestänge Äste bis zu 6 Meter über dem Boden absägen.
Da die Astung zeit- und kostenaufwendig ist, werden auch hier nur die besten Exemplare geastet.
Wusstest Du schon…?
Neben Hektar, Brusthöhendurchmesser und weiteren Größen, sind auch Bierkrüge eine wichtige Maßeinheit im Forst. Diese Größe ist ideal, damit der Baum, der geastet werden soll, die Äste schnell überwallen und noch genügend astreines Holz produzieren kann. Beginnt man erst später mit der Astung, lohnt sich der Aufwand kaum.
Zur Waldpflege gehören also die verschiedenen Aufgaben wie die Astung, das Freischneiden oder die Entnahme von “Bedrängern”. Darüber hinaus gibt es noch andere Aufgaben, die wir hier nicht explizit erwähnen, wie die Läuterung und allgemeine Durchforstung. Diese Arbeiten werden jedoch auch aus den Gründen der Baumpflege durchgeführt.
Habt Ihr schon mal solche Forstarbeiten beobachtet oder möchtet mehr über andere erfahren? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen! Und falls Eure Neugier immer noch nicht ganz gestillt ist, können wir Euch noch unser Video empfehlen:
Jasper
6. September 2022 — 08:37
Guter Artikel und geiles Projekt insgesamt. Habe gestern schon euren halben YouTube-Kanal durchgebinged 😅
Gesa
9. September 2022 — 13:18
Danke Dir! Bald gibt es auch zu diesem Artikel das passende Video 🙂
Nina Hayder
5. Dezember 2022 — 11:15
Ich wusste noch nicht, dass Unkraut für Bäume schädlich sind. Daher finde ich es gut, dass man durch geeignete Forsttechnik dies beseitigen kann. So bleibt der Wald gesund.
Moritz_berg1
26. Januar 2023 — 09:19
Wirklich sehr interessant, wie so eine Waldarbeit aussieht. Für unseren Baum im Garten habe ich eine Baumpflege beauftragt, will mich aber auch selbst informieren, um das auch selber irgendwann mal erledigen zu können. Danke!
Kim
28. März 2023 — 09:34
„Die Schönheitskur für Bäume“ ist einfach ein toller Slogan. Bevor ich mich selbst mit Bäumen beschäftigt habe wusste ich nicht, dass die Baumpflege auch das Schneiden und Fällen der Bäume bedeutet. Ihr macht wirklich einen tollen Job, vielen Dank dafür.
Gesa
29. März 2023 — 15:11
Danke für das liebe Feedback! 🙂
Liebe Grüße
Gesa
Elsa Horneke
30. August 2023 — 09:54
Vielen Dank für diesen tollen Beitrag und euer Engagement bezüglich unserer Wälder. Meinem Freund und seiner Familie ist die Pflege des Waldbestandes ebenfalls sehr wichtig. Daher finde ich es klasse, dass ihr einen solchen informativen Blog führt!
Immer weiter so!
Gesa
1. September 2023 — 17:59
Hallo Elsa,
Danke für dein Lob! Schön, dass sich dein Freund auch passioniert für die Pflege des Waldes einsetzt.
Liebe Grüße von Gesa