Spricht man darüber, was der Wald alles für uns leistet, dann werden immer die drei übergeordneten Hauptfunktionen unterteilt: Die Schutz-, Nutz- und die Erholungsfunktion. Zur Erholungsfunktion gehört auch die Bildungsfunktion. Das bedeutet, der Wald ist ein Ort zum Lernen. Sozusagen ein grünes Klassenzimmer. Egal ob für Erwachsene, Jugendliche oder Kinder. Bildung im Wald bezeichnet man auch als Waldpädagogik. Wie Waldpädagogik genau funktioniert und was sich dahinter verbirgt, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Was genau ist Waldpädagogik?

Waldpädagogik kann auch als Umweltbildung bezeichnet werden. Es bedeutet, Menschen über wald- und umweltbezogene sowie forstwirtschaftliche Themen zu informieren. Dabei ist das übergeordnete Ziel, Verständnis und Akzeptanz für diese Inhalte zu vermitteln. Und damit im besten Fall das eigene Handeln der Menschen nachhaltig zu beeinflussen. Ganz nach dem Motto: Man schützt nur, was man kennt.

Waldpädagogik ist auch Bestandteil der sogenannten Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE genannt. Der Begriff der BNE wurde bereits 1996 auf der UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro ins Leben gerufen. Es geht dabei darum, Menschen durch Bildung dazu zu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich und (umwelt-)bewusst zu gestalten, sodass den Generationen nach uns eine Erde mit den Ressourcen zur Verfügung steht, wie sie uns zur Verfügung steht. Es geht also vor allem darum, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass unser heutiges Handeln sich auf die Zukunft unserer Kinder und Enkel auswirken wird!

Wenn Ihr Euch noch genauer zu BNE informieren wollt, findet Ihr hier noch weitere Infos dazu.

Was wird bei Waldpädagogik gemacht?

Wie der Name schon verrät, findet Waldpädagogik meistens genau hier statt – nämlich im Wald. Der Wald funktioniert sozusagen als Grünes Klassenzimmer. 
Der Lernort Wald bietet bereits so vieles zu entdecken. Dort gibt es viele Geräusche, Gerüche und Dinge zum Anfassen. Der Lerneffekt ist dabei bereits schon dadurch viel höher, weil die Teilnehmer:innen hier etwas hautnah erleben können. Emotionen spielen im Lernprozess nämlich eine wichtige Rolle.

Wie genau so ein Tag im Wald abläuft, ist natürlich abhängig von den Teilnehmenden. Je nach Altersgruppe verläuft der Tag spielerischer, aktiver oder vielleicht etwas bedachter und ruhiger. Wie so ein Waldtag zum Beispiel für eine 4. Klasse aussehen kann, seht Ihr oben. Aber auch Erwachsenenbildung, wie beispielsweise hier eine Führung von Forst erklärt im Göttinger Stadtwald ist Waldpädagogik.

Waldpädagogik kann auch Erwachsenenbildung sein. Hier hat das Forst erklärt- Team einige Göttinger:innen durch Ihren Stadtwald geführt.

Beim Lernen spielen Emotionen eine wichtige Rolle. Das nutzen Waldpädagogen und Walpädagoginnen und versuchen ein Gleichgewicht zwischen Lernen, Spielerischen und Erziehung zu finden. Verschiedene Konzepte von Waldpädagogen und Walpädagoginnen werden dazu genutzt. Als Beispiele kann man hier kurz Gerhard Trommer (Rucksackschule), Pestalozzi (Ganzheitliches Lernen) und Joseph Cornell (Flow Learning) erwähnen. 

Wozu brauchen wir Waldpädagogik?

Jetzt kann man sich natürlich die Frage stellen, wozu man Waldpädagogik überhaupt braucht?

Tatsächlich haben viele Studien bereits belegen können, dass für viele Kinder der Zugang zur Natur und zum Wald nicht mehr selbstverständlich ist. Dadurch findet eine Entfremdung zur Natur statt. Was man nicht kennt, wozu man keinen Bezug hat, das nimmt auch keine Bedeutung im eigenen Leben ein. Doch angesichts unserer aktuellen Weltsituation ist es immer wichtiger, dass wir unser eigenes Handeln reflektieren können und verstehen, wie es sich auf unsere unmittelbare Umwelt auswirkt.

“Man schützt nur was man kennt” ist deshalb wieder der Leitspruch, wenn es um die Ziele der Waldpädagogik geht. Wir können mit der Walpädagogik bereits im Kindesalter die Schönheit und wichtige Bedeutung unserer Wälder, Natur und Umwelt vermitteln und vor allem schöne Erlebnisse dort schaffen, die positive Emotionen damit verknüpfen.

Wo gibt es das und wie kann ich es nutzen?

Wenn Ihr jetzt selbst Lust bekommen habt, mal an einer waldpädagogischen Aktion teilzunehmen, dann haben wir hier ein paar spannende Tipps für Euch gesammelt.

  1. Bei einem Forstamt in Eurer Nähe anfragen: In den Forstämtern in Eurer unmittelbaren Umgebung gibt es natürlich auch ausgebildete Waldpädagogen und Waldpädagoginnen, die Ihr einfach anfragen könnt. 
  2. Selbstständige Waldpädagogen und -pädagoginnen in Eurer Region. Diese findet Ihr meist über deren Website.
  3. Teilweise haben Forstämter oder Nationalparks waldpädagogische Einrichtungen wie bspw. Walderlebniszentren oder Jugendwaldheime. Sicher findet Ihr so etwas auch in Eurer Region.
  4. Und zu guter Letzt – schreibt uns gerne an: Das Team um Forst erklärt umfasst einige ausgebildete Waldpädagogen und Waldpädagoginnen. Wir konnten diese Ausbildung im Rahmen unseres Forststudiums absolvieren. Euer Glück – wir leben mittlerweile ziemlich verteilt in Deutschland und vielleicht sogar in Eurer Nähe.

Wenn Ihr zum Beispiel in einer Kita oder Schule arbeitet, könnt Ihr für Wandertage oder Klassenfahrten solch waldpädagogische Angebote wahrnehmen. Aber natürlich könnt Ihr auch mit Eurer Firma/Unternehmen einen Tag im Wald unternehmen. Waldpädagogik ist nicht nur etwas für Kinder und Jugendliche!

Durch Umweltbildung möchte man den Blick auf die Schönheit und Bedeutung des Waldes lenken, denn “Man schützt nur was man kennt”.

Materialien, die Ihr nutzen könnt!

Viele Materialien zur Umweltbildung und Walpädagogik sind sogar frei zugänglich und für jede:n nutzbar. Im Folgenden findet Ihr eine kleine Übersicht mit Materialien, die Ihr vielleicht selbst nutzen könnt:

Die Waldpädagogischen Bildungsbausteine wurden von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, den Landesforsten Mecklenburg-Vorpommern und dem Landesverband Mecklenburg-Vorpommern herausgebracht. Sie beinhalten verschiedene Themen wie bspw. die Stockwerke des Waldes oder Totholz im Wald und können kostenlos heruntergeladen werden. Geeignet ist das Material für Kinder der 3. und 4. Klasse.

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald stellt unter dem Bildungsserver Wald unter anderem mit den “Klimakönnern” kostenloses Bildungsmaterial für Kinder im Kita-, Grundschulalter, aber auch für weiterführende Schulen zur Verfügung. 

Auf der Website Waldmeister vom Haus des Waldes (Forst Baden-Württemberg) findet Ihr Ideen für umweltbildende spielerische Aktivitäten. Dort kann man nach Anzahl und Alter der Teilnehmenden filtern und viele Ideen für verschiedene Aktionen.

Wir hoffen, wir können Euch in diesem Artikel einiges zur Waldpädagogik erklären. Wenn Ihr wissen wollt, wie Ihr selbst zertifizierte Waldpädagogen oder Waldpädagoginnen werden könnt, dann lasst uns das gerne wissen.