Der Wald bietet uns nicht nur Ruhe in unserem Alltag, Holz für unsere Öfen oder reines Grundwasser. Er beherbergt auch viele heilende Pflanzen, Pilze und Bäume, die uns mit ihren Blättern, Rinden oder Beeren auf natürliche Weise helfen können. Selbst wenn wir in die Apotheke gehen, befinden sich in einigen der Medikamente noch pflanzliche Bestandteile. Wenn Ihr mehr über einige Heilpflanzen aus dem Wald lernen möchtet, seid Ihr hier genau richtig!
Jahrhundertelange Anwendung von Heilpflanzen
Die Anwendung von Heilpflanzen oder -pilzen geht Hand in Hand mit der Existenz des Menschen. Habt Ihr als Kinder vielleicht auch Kamillentee zu trinken bekommen, wenn Ihr Magen-Darm hattet? Bereits bei Steinzeitmenschen vor über 50.000 Jahren wurden Pflanzenrückstände wie Kamille oder Schafgarbe nachgewiesen. Forscher:innen vermuten, dass die in der Küche wenig relevanten Kräuter schon damals zum Kurieren von Magen-Darm-Problemen genutzt wurden!
Auch Ötzi, eine der wohl bekanntesten Gletschermumien, trug neben Pfeil, Bogen und Feuerstein auch einen Pilz bei sich. Der Birkenporling wird heutzutage als sogenanntes “Superfood” geschätzt. Der Mann aus dem Eis trug ihn damals wohl aufgrund seiner Heilkräfte mit sich. Denn heute ist nachgewiesen, dass der Birkenporling antibakteriell, antiviral und entzündungshemmend wirkt.
Zunächst ist es aber wichtig eines klarzustellen: Grundsätzlich sollte man als unerfahrene Person nichts aus dem Wald sammeln oder essen. Auch das Reinigen der Heilpflanzen aus dem Wald ist unheimlich wichtig, damit man sich nicht mit Krankheiten wie dem Fuchsbandwurm infiziert. Kontaminierte Lebensmittel sind dabei nicht unbedingt von außen erkennbar. Vor allem beim Sammeln von Pilzen gilt besondere Vorsicht. Mehr darüber erfahrt Ihr in diesem Artikel.
Wusstest Du schon…?
Die Knolle des Bärlauchs soll in Alkohol eingelegt ein wirksames Heilmittel gegen Verspannungen und Krämpfe sein. Man reibt das Gemisch auf die Gliedmaßen. Wenn Ihr mehr über den Bärlauch, das Sammeln und das Zubereiten erfahren möchtet, findet Ihr hier mehr!
Der Baum – Die Weide (Salicaceae)
Weiden findet man nicht in jedem Waldgefüge. Sie bevorzugen helle und feuchte Standorte und kommen deswegen oft an Flussufern oder in Moorlandschaften vor. Wälder, die in der Überflutungszone von Gewässern liegen und mit einem hohen Grundwasserspiegel gesegnet sind, nennt man Auwälder. Auch in diesen Ökosystemen fühlt sich die Baumart sehr wohl.
In der Rinde einiger Weidenarten ist der schmerzlindernde Wirkstoff Salicylat enthalten. Sein Gehalt variiert je nach Art. Besonders die heimische Bruchweide (Salix fragilis), Purpurweide (Salix purpurea) und Silberweide (Salix alba) sind reich an diesem natürlichen Heilmittel – sie gelten als „Aspirin aus der Natur“. Der in ihrer Rinde enthaltene Stoff ist mit jenem verwandt, der auch in handelsüblichen Schmerzmitteln gegen Kopfschmerzen zum Einsatz kommt. Bereits in der Antike sprach der berühmte griechische Arzt Hippokrates in seinen Schriften über die schmerzlindernden Fähigkeiten der Weidenrinde. Nach der Entdeckung des Salicin in der Weide begann jedoch die Entwicklung von synthetischer Salicylsäure, um den Stoff in der Pharmazie zu etablieren.
Der natürliche Wirkstoff ist dabei milder, aber langanhaltender als der synthetische Stoff (z.B. in Aspirin) und ruft weniger Nebenwirkungen hervor. Leidet man also häufig unter Kopfschmerzen, kann man sich aus der Rinde dieser Bäume und in der richtigen Dosierung einen Tee aufgießen. Die schmerzlindernde, fiebersenkende und entzündungshemmende Wirkung der Weide hilft auch bei fiebrigen Erkältungen oder Rückenschmerzen.

Die Pflanze – Brennnessel (Urtica dioica)
Viele Pflanzen haben wohltuende Auswirkungen auf uns. Bei einigen wie Finger- oder Eisenhut kommt es jedoch ganz auf die Dosierung an. Mehr über Giftpflanzen und ihre Verwendung in der Medizin, erfahrt Ihr in diesem Artikel.
Eine Pflanze, die auch in Massen nicht gefährlich wird und sich deshalb ausgezeichnet zum Sammeln eignet, ist die Brennnessel. Trotz ihrer Abwehrmechanismen, die rote Quaddeln und Brennen hinterlassen, kann man die Pflanze vielseitig nutzen.
Im Mittelalter wurden die harten Stängel der Brennnessel genutzt, um aus den Fasern Stoff herzustellen. Nur circa 8 % der Pflanze verbleiben nach der Verarbeitung für die Stoffherstellung. Dieser sogenannte Nesselstoff wird heute aufgrund der wenig ergiebigen Herstellung nur noch vereinzelt gehandelt.

Wusstest Du schon…?
Wenn Ihr eine Brennnessel ohne Handschuhe pflücken möchtet, müsst Ihr sie von unten nach oben anfassen. Wenn Ihr in diese Richtung streicht und zugreift, bleiben die Härchen intakt und die brennende Flüssigkeit wird nicht freigesetzt.
Widerspenstiges Unkraut oder Heilpflanzen?
Doch wieso sollte man sich die Mühe machen, diese widerspenstige Pflanze zu sammeln? Die Brennnessel regt die Blasen- und Nierentätigkeit an. Auf gut Deutsch heißt das, sie spült einen so richtig durch. Dadurch werden Schadstoffe oder Bakterien aus dem Körper ausgeschieden. Dafür muss man die Pflanze noch nicht einmal konsumieren. Ein Tee aus den Blättern genügt vollständig. Wenn man sich eine Suppe aus den Blättern zubereitet, sollte die Pflanze auch heilsam auf Magen und Darm wirken. Durch die entzündungshemmende Wirkung der Brennnessel findet man sie in vielen Tees, zum Beispiel zum Kurieren von Blasenentzündungen.
Im Wald findet Ihr Brennnesseln auf nährstoffreichen oder verdichteten Böden. So fühlen sie sich sehr wohl auf Rückegassen, Waldränder oder Freiflächen. Vor dem Verzehr oder Trocknen solltet Ihr die Pflanzen gründlich abwaschen.

Der Strauch – Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Der Schwarze Holunder ist ein bis zu 8 Meter hoher Strauch. Von Juni bis Juli trägt er weiße Blüten, die später zu blauschwarzen Beeren werden.
Bereits die Römer und Germanen schätzten die heilenden Wirkungen des Strauchs und nutzten sie für unterschiedliche Krankheiten. Die Germanen waren außerdem davon überzeugt, dass im Holunder gute Geister wohnen und pflanzten ihn in die Nähe ihrer Häuser.
Heute weiß man, dass die Blüten des Holunders schweißtreibend wirken. Aus ihnen kann man Sirup, Gelee oder Sekt herstellen. Der Saft der Beeren hilft gegen Erkältungen und Fieber. Bei Rachen- oder Mandelentzündung wirkt das Gurgeln lindernd auf die Beschwerden. Als einheimischer Vitamin C Lieferant kann der Saft auch zu Gelee weiterverarbeitet werden und kann so auch als Leckerei den Herz-Kreislauf fördern.
Roh sollte man die Beeren des Holunders jedoch nicht essen. Selbst wenn die Beeren reif sind, lösen sie bei vielen Menschen Brechreiz aus. In noch nicht vollständig gereiften Beeren befindet sich darüber hinaus noch ein giftiger Stoff, der abführend wirkt und zu Erbrechen führen kann. Der Stoff namens Sambunigrin befindet sich auch in der Rinde oder den Blättern des Strauches.
Aus diesem Grund sollte der Saft vor dem Konsum noch einmal aufgekocht werden.

Interessieren Euch Anleitungen, wie Ihr die heilenden Säfte und Tees herstellen könnt? Oder habt Ihr selbst erprobte Rezepte und Erfahrungen mit Heilpflanzen aus dem Wald? Dann lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Quellen:
https://www.komp-wald-natur.de/fort-weiterbildung/heilpflanzen-im-wald/heilpflanzen-im-wald/
https://vorarlberg.orf.at/stories/3130602
https://www.brennpunktbrennnessel.ch/brennnesselfaser.php
https://blog.naturimgarten.at/beitrag/heimische-weiden-fuer-viele-einsaetze.html
https://www.muenchener-verein.de/ratgeber/gesundheit/hausmittel-gegen-kopfschmerzen-migraene
https://kraeutermax.com/de-de/pages/weidenrinde-laeuse-wirkung
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/essen-und-trinken/natur/02698.html



