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Moore – Unterschätzte Klimaschützer

Moore bedecken 3 % der Landfläche und speichern 650 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Das ist doppelt so viel wie alle Wälder der Erde. Im Hinblick auf den Klimawandel sind sie enorm wichtig. Die Feuchtgebiete bieten außerdem vielseitige Landschaften, hochspezialisierte Biotope und eine einzigartige Flora und Fauna.
Die heutigen Moorflächen sind jedoch lediglich ein Bruchteil dessen, was ursprünglich Teil dieser Feuchtgebiete war. Durch den jahrelangen Torfabbau wird bis heute Kohlenstoff aus Mooren freigesetzt. Das ist ein Produkt, das es nur in Moorgebieten gibt und gerne in Blumenerden für ein schnelles Wachstum verwendet wird. Doch was würde passieren, wenn man alte Moorflächen wiederherstellt? Und können uns Moore vielleicht auch dabei helfen, unsere Klimaziele einzuhalten? 

Wie entstehen Moore?

Moore sind Feuchtgebiete, die von Wasser gespeist werden – also entweder durch Regen oder durch Grundwasser nass gehalten werden. Die meisten von ihnen entstanden bei uns nach der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren. Durch das Abschmelzen der Gletscher sammelte sich Wasser auf undurchlässigen Böden in Senken oder an Flussufern. 

Abgestorbene Pflanzen können in sauerstoffarmen Wasser nicht abgebaut werden, da sie Sauerstoff für die Zersetzung benötigen. Der in der abgestorbenen Pflanze befindliche Kohlenstoff kann deshalb nicht entweichen und lagert sich ab. Diese Überreste nennt man Torf. Je mehr Pflanzen absterben, desto höher wird eine Torfschicht. Die ursprünglich mit Wasser gefüllten Senken und Seen verlandeten so langsam. Diese nassen Landschaften werden dann als Moor bezeichnet. Solange es dort nass bleibt, ist auch der Kohlenstoff in den abgestorbenen Pflanzen gespeichert. Trocknet es aus, kann wieder Luft an die Pflanzen gelangen. Die für den Abbau zuständigen Organismen gehen wieder ihrer Arbeit nach, zersetzen die Pflanzen und der Kohlenstoff wird in Form von CO2 freigesetzt.   

Der Unterschied zwischen Nieder- und Hochmooren

Wusstest Du schon…?
Anders als ein Moor fällt ein Sumpf immer mal wieder trocken. Dadurch kommt das organische Material mit Sauerstoff in Verbindung, wodurch zersetzende Organismen es abbauen können. So entsteht kein Torf, sondern normaler Humus (dunkle, nährstoffreiche Erde). 

Was für Moore gibt es?

Die unterschiedlichen Moorarten werden durch ihre jeweilige Wasserzufuhr in Nieder- und Hochmoore unterschieden. Sogenannte Niedermoore werden von Bodenwasser genährt. Sie entstehen zum Beispiel in Niederungen oder an Flusssenken, also an Orten, an denen sich Wasser gut sammeln kann.
Hochmoore werden hingegen aus Regenwasser gespeist. Sie waren einst Niedermoore und sind so hoch gewachsen, dass sie keine Verbindung mehr zum Bodenwasser hatten. In diesem entstandenen Hochmoor bildet sich stetig neuer Torf, sodass es viel schneller in die Höhe wächst als ein Niedermoor. Daher haben die beiden Moorarten auch ihre Namen.   
Die Übergangsphase zwischen Hoch- und Niedermoor nennt man (Überraschung) Übergangsmoor. Die sonst für eine der Moorarten spezifischen Pflanzen teilen sich hier zeitweise den Lebensraum.

Alleskönner für unsere Zukunft 

Moore besitzen vielerlei Fähigkeiten. Sie regulieren den Wasser- und Nährstoffhaushalt und beeinflussen mit ihrer kühlenden Wirkung das lokale Klima durch die Verdunstung von Wasser. Aktuell geraten sie als Ziel von Erholungssuchenden wieder ins Bewusstsein der Menschen.  

Leider sind mehr als 90 % der Moorböden in Deutschland bereits entwässert. Auf ihnen wird Land- oder Forstwirtschaft betrieben oder sie sind durch Flächenversiegelung zu Wohnhäusern oder Straßen geworden. Trockengelegte Moorböden verlieren mit der Zeit und nach intensiver Nutzung jedoch ihre Fruchtbarkeit. Der Erhalt der Feuchtgebiete ist also auch aus ökonomischer Sicht nicht zu verachten, da man Moore auch nachhaltig bewirtschaften kann. 

Moore besitzen noch eine weitere Funktion, welche ihre Zerstörung vor allem während des voranschreitenden Klimawandels noch verwerflicher macht. Sie wirken als Kohlenstoffspeicher. Der in den abgestorbenen Pflanzen enthaltene Kohlenstoff wird in Mooren über Jahrtausende eingelagert und kann nur entweichen, wenn sie trockenfallen. Dann wird er als Kohlenstoffdioxid (CO2) ausgestoßen. Durch die hohe Speicherkapazität der Moore ist das Freiwerden ihres Kohlenstoffes fatal für unser Klima.

Aber was wäre, wenn man alte Moorflächen und ihre Funktion wiederherstellt? Ganz genau: Sie könnten wieder Kohlenstoff speichern!      

Im Nationalpark Hunsrück Hochwald werden ehemalige Moorflächen wiederhergestellt. Um sie herum gibt es viele Wanderwege, die einen Besuch wert sind.

Wusstest Du schon…?
Wenn Torf durch das Trockenlegen von Mooren zersetzt und Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird, kann eine Moorfläche absacken. Dieser Höhenunterschied kann bis zu einem Meter in 100 Jahren ausmachen. Ein Moor wächst jedoch nur rund 1 Millimeter pro Jahr. 

Wiederbelebungsmaßnahmen

Hier mal eine positive Nachricht in Zeiten des Klimawandels: Es besteht Hoffnung für unsere Moore. Wenn die ursprünglichen Moorflächen in ihrem Wasserhaushalt nur teilweise verändert oder abgetorft sind, kann man sie wiederherstellen. Dies geschieht durch eine Wiedervernässung, durch die nach 30 Jahren ein erneutes Torfwachstum zu erwarten ist und sich ursprüngliche Pflanzen wieder etablieren und ausbreiten könnten. Klingt komplizierter als es ist. 

Moorflächen, die heute durch Land- und Forstwirtschaft genutzt werden, mussten ursprünglich trocken gelegt werden. Dafür haben die Menschen beispielsweise tiefe Gräben in die Landschaft gehauen, damit das Wasser von der Fläche ablaufen kann. Somit verloren die Feuchtgebiete ihre charakteristische Nässe und konnten bewirtschaftet werden.  

Schritte zurück zum Moor

Soll eine Fläche nun wieder zum Moor werden, ist der erste Schritt, die Entwässerung zu stoppen. Die Gräben muss man schließen und die ursprüngliche Staufunktion der Fläche wiederherstellen. Bäume, Sträucher oder Feldfrüchte sind auf diese Veränderung nicht eingestellt und sterben ab. 
Nach einigen Jahrzehnten ist die Wiederbelebung der Moore – unter Fachleuten Renaturierung genannt – abgeschlossen. Der Moorkörper sollte sich dann wieder mit Wasser aus Niederschlägen gefüllt haben, sodass Moorpflanzen wieder wachsen können. Die moortypischen Pflanzen können auch durch externe Zucht wieder angepflanzt werden, um den Vorgang zu beschleunigen.   

Von einer Regeneration, also einer wirklichen Erholung und Zurückführung der Funktionen, kann man erst nach einigen Jahrhunderten sprechen. Dann liegt ein Übergangsmoor vor, das sich bei ausreichendem Niederschlag zum Hochmoor entwickeln kann.
Doch ihr merkt: Es ist höchste Zeit diesen Prozess in Gang zu bringen.  

Wusstest Du schon…?
Soll eine heutige Waldfläche wieder zu einem Moor werden, lässt man die Bäume nicht stehen. Sie werden zuvor gefällt, um ihren Wert auszuschöpfen und die Wiederherstellung des Moores zu beschleunigen. 

  

Müssen Moore stillgelegt sein? 

Nein. Ein Moor ist nicht automatisch eine ökonomisch nicht nutzbare Fläche. Der klimaschützende CO2-Speicher kann seine Funktion und sein Wachstum auch mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung beibehalten. Diese Bewirtschaftung nennt sich Paludikultur. 

Gerade wassergewöhnte Tiere wie Büffel können die Feuchtgebiete gut begrasen. Durch die steigende Beliebtheit von Büffelmozzarella kann sich die Haltung durchaus lohnen. Auf komplett überfluteten Flächen können beispielsweise Rohrkolben kultiviert werden. Dieses Gewächs ist durch seine Gerbsäuren nicht nur feuerfest. Durch neue Versuche mit der Pflanze und ihrer industriellen Verarbeitung können wir es – sofern die Nachfrage besteht – demnächst als eine umweltfreundliche Dämmung für Häuser verwenden. 

Die wirtschaftliche Nutzung dieser extrem nassen Standorte ist für Landwirte natürlich weniger rentabel als eine rein ökonomische Landwirtschaft und die daraus resultierende Stilllegung der Moore. Genau an dieser Stelle kommt dann die Politik ins Spiel. 

Was wird bis jetzt getan?

Subventionen können Landwirt:innen bei einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Flächen unterstützen. In der Forstwirtschaft könnte die Entlohnung darüber erfolgen, dass man Ausgleichszahlungen an die Waldbesitzenden für ihre CO2-Speicher zahlt. Moorflächen wären nach diesem Prinzip weitaus wertvoller und rentabler als eine Waldfläche. Davon sind wir bis jetzt jedoch noch weit entfernt. So stoßen die entwässerten Moore in Deutschland jährlich weiterhin zwei bis dreimal so viel CO2 aus wie der gesamte deutsche Flugverkehr.

Die “Nationale Biodiversitätsstrategie” ist nicht nur ein Zungenbrecher, sondern setzt Ziele für den Schutz von Mooren. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz stellt darin 4 große Ziele auf. Darunter fallen unter anderem die Sicherung der noch bestehenden Moore und ihre klimaschützenden Fähigkeiten, sowie die Regeneration der gering geschädigten Hoch- und Niedermoore. Dafür gab es auch Absprachen mit den anderen EU-Staaten, um europaweit eine Veränderung anzustoßen. Deshalb verteilen sowohl der Bund als auch die EU Fördermittel für den Schutz besonders bedeutender Moorgebiete.

Dieses Moor liegt im Naturschutzgebiet Großer und Kleiner Serrahn. Namensgebend sind hier die ehemaligen Seen “Großer und Kleiner Serrahnsee”. Die Bevölkerung hat die Seen entwässert, um sie für die Landwirtschaft zu nutzen. Seit 1990 ist die Fläche zum Naturschutzgebiet ernannt. Die Entwässerung wurde erst sieben Jahre später eingestellt.

Klar ist: Ohne einen aktiven Moorschutz werden wir die Klimaziele nicht erreichen können. 

Also hilf gerne mit! Das geht nämlich nicht nur durch Spenden an die richtigen Vereine, sondern fängt schon beim Einkaufen an. Lies dir bei deinem nächsten Besuch im Baumarkt die Komponenten der Blumenerden gut durch. Viele von ihnen enthalten Torf. Entscheidest Du dich gegen dieses aus trockengelegten Mooren gewonnenen Produkt, hilfst du im Kampf gegen den Torfabbau, der großflächig in EU-Staaten oder in kleinerem Maße bei uns vor der Haustür stattfindet.

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