Holzernte: Mit dicken Maschinen durch den Wald

Wir haben inzwischen schon einige Artikel darüber geschrieben, wie man Bäume pflanzt und was es alles zu berücksichtigen gibt bei deren Pflege und Entwicklung. Doch die Geschichte, wie die Bäume erst zu Brettern und Balken und später zu Tischen oder Stühlen werden, ist bis jetzt noch unerzählt geblieben. Heute befassen wir uns mit dem ersten Schritt vom lebenden Baum zu dem Produkt Holz: Die Holzernte.

Schwierige Entscheidungen

Als Holzernte bezeichnen Forstleute die Entnahme von Bäumen aus dem Wald, um sie zu einem für uns nutzbaren Produkt weiterzuverarbeiten. Dabei unterscheidet man zwischen den zwei Vorgängen “Fällung” und “Bringung”. Die Fällung ist das eigentliche Abschneiden der Bäume, während man mit der Bringung den Transport aus dem Waldbestand zu einem Holzsammelplatz, dem sogenannten Polter, meint. 

Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Arten, wie man Holz ernten kann. Welches Verfahren bei der Holzernte durchgeführt wird, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, die Förster:innen gut abwägen müssen. Denn von dieser Entscheidung hängen viel Geld, ökologische Beeinträchtigungen und Sicherheitsrisiken für die Forstwirt:innen ab. Letztendlich gilt bei dieser Entscheidung folgender Grundsatz: “Das Holzernteverfahren ist dem Bestand anzupassen, und nicht andersherum.” Was damit gemeint ist, erklären wir Euch jetzt.

Mechanisierte Holzernte mit dem Harvester

Ihr alle wisst vermutlich schon, was ein Harvester ist. Wenn nicht, dann schaut doch mal in diesem Artikel vorbei. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um ein großes Fahrzeug, ähnlich dem eines landwirtschaftlichen Traktors. Es hat einen langen Arm, an dessen Ende ein sogenanntes Aggregat hängt. Mit diesem Aggregat können Harvester einen Baum greifen und gleichzeitig mit einem großen Sägeschwert abschneiden. Im Anschluss lassen sie den Baumstamm durch ihr Aggregat wandern, wobei sie die Stämme sogar entrinden und entasten können, wenn das gewünscht ist. Das alles funktioniert voll elektronisch über den eingebauten Bordcomputer, den der Fahrer bedient. Diese unglaublich effiziente Methode der Holzernte hat allerdings auch verschiedene Nachteile. 

Ein solches Harvesteraggregat kann einen Baum fällen, ihn komplett greifen und anschließend entasten und entrinden.

Einerseits ist die Anschaffung einer solchen Maschine eine riesige Investition. Preise im mittleren sechsstelligen Bereich sind durchaus üblich. Deshalb engagieren Förster:innen oft externe Unternehmer:innen, die sich Harvester gekauft und sich auf diese Form der Holzernte spezialisiert haben. Die Kosten belaufen sich bei einem solchen Unternehmereinsatz auf um die 170 Euro pro Stunde. Dafür können sie auch locker 15 Festmeter pro Stunde ernten. Festmeter ist die Maßeinheit, in der das Volumen von Holz angegeben wird. Die Stärken eines Harvestereinsatzes kommen also erst so richtig zur Geltung, wenn viel Holz auf einer kleinen Fläche anfällt.

Bodenschutz als oberstes Gebot

Eine rund 20 Tonnen schwere Maschine hinterlässt Spuren – im wahrsten Sinne. Auf nicht befestigten Wegen können sie tiefe Rillen in den Boden drücken, wo lange Zeit keine Pflanzen mehr wachsen können. Denn der Boden wird durch das hohe Gewicht dann so stark verdichtet, dass kein Platz mehr für Luft und Wasser vorhanden ist. Das macht es für Pflanzen also unmöglich, ihre Wurzeln auszubreiten. Aus diesem Grund treffen Förster:innen auch einige Vorkehrungen, um solche Auswirkungen zu vermeiden. Fahrzeuge dürfen sich ausschließlich auf Maschinenwegen und Rückegassen bewegen, damit der Harvester nur einen kleinen Teil der Waldfläche überhaupt beeinträchtigt. Und dann gibt es noch verschiedene technische Möglichkeiten, um die Belastung für den Boden so gering wie möglich zu halten. Eine 8-Rad-Maschine hat eine bessere Gewichtsverteilung als ein Modell mit nur 4 Rädern – und wenn der Boden ganz besonders empfindlich ist, dann kann man Bänder auf die Räder ziehen, ähnlich wie die Ketten eines Panzers. Ganz wichtig ist jedoch, wenn trotz aller Vorkehrungen die Arbeitenden vor Ort feststellen, dass eine große Maschine den Boden zu sehr beeinträchtigt, dann muss man halt die Arbeit einstellen und auf einen besseren Zeitpunkt warten, zum Beispiel wenn der Boden gefroren und damit sehr hart ist.

Manuelle Holzernte mit der Motorsäge

Das Fällen von Bäumen mit der Motorsäge erledigen in einem Forstbetrieb die Forstwirt:innen. Sie kommen zum Einsatz, wenn sich ein Harvestereinsatz wirtschaftlich nicht lohnt oder aufgrund des Geländes nicht möglich ist. Neben Aspekten des Bodenschutzes ist das auch bei der Ernte von sehr dicken Bäumen der Fall. Für solche Bäume ist die Schneidgarnitur der meisten Harvester nämlich zu klein. Die manuelle Fällung ist zwar ökologisch sehr viel besser, allerdings ist die Gefahr für die Forstleute wesentlich höher. Harvesterfahrer:innen sitzen in einem geschützten Käfig, während Forstwirt:innen zu Fuß komplett ungeschützt vor herabfallenden Ästen sind. Ganz besonders kritisch kann es in Beständen mit viel Totholz werden.

Rückegassen sind mit einem solchen Symbol markiert. Dadurch wissen die Maschinenführer:innen, wo sie entlang fahren dürfen.

Wusstest Du schon…?
Brennholzselbsterwerber sind Privatleute, die Feuerholz für ihr Zuhause selbst sägen möchten. Dafür lässt man die geernteten Bäume im Bestand liegen und die Selbstwerber können sich ihr Brennholz in Ruhe aufarbeiten. In der Regel benötigt man dafür allerdings einen Motorsägenschein.

Abtransport aus dem Bestand

Eine Rückemaschine bringt das abgeschnittene Holz aus dem Bestand bis zur Waldstraße. Von dort können normale LKWs den Abtransport aus dem Wald übernehmen. Bei einer Rückemaschine gelten ähnliche Bestimmungen wie bei einem Harvester. Neben dem Bodenschutz sollte man auch Beschädigungen an den angrenzenden Baumstämmen und Wurzeln vermeiden, doch leider ist das nicht immer möglich. Solche Rückeschäden konntet Ihr bestimmt auch schon mal im Wald entdecken. Ansonsten haltet doch bei Eurem nächsten Waldspaziergang mal Ausschau danach!

Mit einem solchen Rückefahrzeug werden die Baumstämme bis zum Waldweg transportiert.

Wenn die Gefahr zu groß ist andere Bäume zu beschädigen oder es am Berg zu steil für eine Befahrung ist, dann lassen sich die Stämme auch mit einem Seil aus dem Bestand ziehen. Dafür werden dann extra mobile Seilbahnen im Wald aufgespannt. Das ist natürlich extrem aufwändig und entsprechend teuer. Eine heutzutage sehr seltene Methode ist die Nutzung von Rückepferden. Diese Pferde sind robust und speziell dafür gezüchtet, um schwere Stämme bewegen zu können. Früher war diese Methode weit verbreitet, doch mit den sehr viel effizienteren Maschinen sind sie eher zur Nebensache geworden. Bei einem jährlichen Holzeinschlag von über 50 Millionen Festmeter in Deutschland würden die sehr viel langsamer arbeitenden Rückepferde auch gar nicht hinterher kommen. Trotzdem bleibt es eine schöne Rückemethode mit viel Tradition, die besonders wegen des bodenschonenden und naturverträglichen Einsatzes an vielen Orten wieder diskutiert wird.

Neue Methoden der Holzernte

An vielen Stellen wird an neuen Methoden der Holzernte geforscht. Dabei steht neben der Wirtschaftlichkeit vor allem die ökologische Verantwortung im Vordergrund. Was haltet Ihr von den großen Maschinen im Wald? Sind sie eine Notwendigkeit, mit der wir leben müssen, wenn wir weiterhin Holz zu erschwinglichen Preisen aus Deutschland verwerten möchten? Oder seht Ihr das Thema kritischer und seid der Meinung, dass solche Maschinen nichts im Wald zu suchen haben? Schreibt es gerne in die Kommentare!

Quellen:

https://www.waldwissen.net/de/technik-und-planung/forsttechnik-und-holzernte

Vorlesungsunterlagen HAWK

Morat, J. (2019): Beruf Forstwirt

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