Deutschland ist zu circa einem Drittel mit Wald bedeckt. Wälder bieten uns Menschen einen besonderen Ort zur Erholung und zur Freizeitgestaltung. Einen ganz besonderen Wert haben Stadtwälder. Vor allem in Großstädten nutzen die Menschen gerne ihre Stadtwälder, um dem lauten Trubel in ihrer Stadt zu entfliehen. Was ist das Besondere an Wäldern in urbanen Räumen und warum sind sie so wichtig? Mehr zum Thema Stadtwald und wo Ihr sie in Deutschland finden könnt, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Was ist ein Stadtwald?

Als Stadtwald bezeichnet man einen Wald, der einer Stadt oder Kommune gehört. Diese Wälder werden auch als Kommunalwald oder Körperschaftswald bezeichnet. Diese Wälder liegen also meist auch in unmittelbarer Nähe zur Stadt und sind deshalb oftmals von besonderer Bedeutung für die Bewohner:innen. Die Stadtförster:innen bewirtschaften ihre Stadtwälder also vor allem im Interesse der Bürger:innen. Das bedeutet, sie sind im engen Austausch und an die Interessen der Stadtverwaltung gebunden. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass der freizeitliche Wert des Waldes besonders hoch sein sollte. Oder, dass es viele Freizeiteinrichtungen gibt, eventuell sogar besondere Wege, die extra für sportliche Aktivitäten unterhalten werden. Es kann aber auch bedeuten, dass der Stadtwald einen wirtschaftlichen Beitrag zum Haushalt der Stadt oder Kommune leisten soll. 

Wie unterscheiden sich Stadtwälder?

Je nach Größe der Kommune oder Stadt können sich die Interessen am Stadtwald unterscheiden. 

So ist der Fokus in Stadtwäldern, die zu größeren Städten wie Berlin oder Frankfurt gehören, meist auf der freizeitlichen Nutzung durch die Bürger:innen. Teilweise kann es sein, dass die Bürger:innen ein Interesse daran haben, dass ihr Wald unter Schutz gestellt wird, also teilweise nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt wird. Was genau das bedeutet, könnt Ihr hier nachlesen.
Der Stadtwald der Stadt Göttingen wird beispielsweise wenig genutzt und bestimmte Waldflächen werden seit einiger Zeit gar nicht mehr genutzt. Diese Herangehensweise beruht auf dem sogenannten “Lübecker Modell”. Mehr dazu könnt Ihr hier nachlesen. 

In Stadtwäldern, die zu Mittel- oder Kleinstädten gehören, beobachtet man oftmals, dass der Fokus auf die forstwirtschaftliche Nutzung höher ist. Wobei auch hier die freizeitliche Nutzung oftmals einen hohen Stellenwert einnimmt.

Wusstest Du schon…?
Wenn Wälder bspw. an Straßen grenzen oder Erholungseinrichtungen entstehen, besteht eine so genannte Verkehrssicherungspflicht. Tote Äste und kranke Bäume dürfen den Autoverkehr oder Waldbesuchende nicht gefährden. Tote Äste muss man absägen oder kranke Bäume fällen.

Im Stadtwald Frankfurt ist die Verkehrssicherung quasi eine Daueraufgabe. Viele Bäume sind durch den Klimawandel krank. Diese Eiche droht auf die Autobahn zu stürzen und muss gefällt werden. Mehr dazu in unserem Video.

Wie Stadtwälder für kühle Luft sorgen

Vor allem im Sommer sind Stadtwälder enorm wichtig für Großstädte. In Ballungsräumen gibt es sehr viele versiegelte Flächen, die sich im Sommer extrem aufheizen. Dadurch ist es in Großstädten im Sommer oftmals deutlich wärmer als in kleineren Siedlungsräumen. Bei dieser unerträglichen Hitze kommen nun die Stadtwälder ins Spiel und können helfen. Dazu ein kurzer Exkurs zum Thema Waldklima.

Wälder nehmen Wasser über ihre Wurzeln auf. Dieses Wasser gelangt dann über die Wassertransportbahnen im Stamm nach oben in die Kronen. Dort wird das Wasser über die Blätter wieder an die Luft abgegeben. Man bezeichnet diesen Vorgang als Transpirationssog. Durch die Abgabe des Wassers aus den Blättern gelangt mehr Feuchtigkeit in die Luftmassen über dem Wald mehr und es kommt zur Wolkenbildung. Diese Wolkenbildung führt dann wiederum dazu, dass es Niederschlag gibt. Die Abgabe des Wassers kühlt die Luft herunter. Trifft diese kühle Luftmasse nun auf die wärmere Luftmasse der Stadt, kommt es zu einer Umwälzung und Austausch der Luftmassen. Als Ergebnis kühlt der Wald die warme, stickige Stadtluft. 

Wichtig ist dabei noch, wie ein Stadtwald aussieht. Laubbäume verdunsten über ihre Blätter mehr Wasser als Nadelbäume. Diesen Effekt könnt Ihr im Sommer selbst feststellen: Bei 30° C durch einen Kiefernwald zu laufen wird sich anders anfühlen, als bei einem Buchenwald. Der Buchenwald wird deutlich kühler sein, während es im Kiefernwald wahrscheinlich sehr warm und trocken ist.

Wusstest Du schon…?
Die Temperaturunterschiede zwischen Wald und Stadt können bei bis zu 10°C liegen. 

Weil das Klima immer wärmer wird, setzt Förster Lars vom Stadtwald Frankfurt auf wärmeliebende Arten. Hier zeigt er Jan eine Esskastanie und eine Roteiche. Aber auch einige Birken haben sich in der Anpflanzung verjüngt.

Stadtwald als Schallmauer

Neben diesem Kühlungseffekt sorgen Stadtwälder außerdem dafür, dass die Geräusche aus der Stadt abgedämpft werden. Der Wald funktioniert also so ähnlich wie eine Schallschutzmauer und trägt damit zu weniger Lärm hinter dem Waldgebiet bei. Wenn also zwischen Stadt und deinem Wohnhaus ein Waldgebiet liegt, so wird es automatisch viel leiser bei dir sein. 

Neben Kühlungsfunktion und Lärmschutz übernehmen Stadtwälder natürlich noch viele weitere Funktionen. Mehr zum Thema Waldfunktionen könnt Ihr hier nachlesen. Die wichtigste Funktion für die Städter:innen wird aber sicherlich der Wald als Ort der Erholung und Freizeitnutzung sein. Stadtwälder wie der Frankfurter Stadtwald verzeichnen im Jahr mehrere hunderttausend Besucher:innen. Der Stadtwald ist also ein wichtiger Zufluchtsort, um der lauten und turbulenten Metropole zu entfliehen.

Besondere (bekannte) Stadtwälder in Deutschland

Im Folgenden wollen wir Euch noch einige besonders spannende Stadtwälder in Deutschland vorstellen.

Der Berliner Stadtwald

Betrachtet man alle Waldflächen der Stadt Berlin so kommt man auf eine Fläche von insgesamt 28.500 Hektar Stadtwaldfläche. Dazu gehören der bekannte Grunewald und der Köpenicker Forst. Die Berliner Forsten gelten als größte Stadtforstverwaltung in Deutschland. Natürlich ist die freizeitliche Nutzung der Berliner:innen besonders wichtig. Es gibt außerdem Waldschulen und Waldspielplätze auf dem Gebiet des Stadtwaldes. Auf der Website findet Ihr außerdem aktuelle Ausflugs- und Veranstaltungstipps für den Berliner Stadtwald. 

Der Frankfurter Stadtwald

Der Frankfurter Stadtwald ist ca. 6.000 Hektar groß und befindet sich im Süden der Stadt. Der Wald hat einen besonderen Fokus auf die Erholung und freizeitliche Nutzung durch die Bürger:innen, wird aber auch in geringem Maße wirtschaftlich genutzt. Wenn Ihr mehr aus dem Alltag eines Stadtförsters erfahren wollt, dann schaut mal bei Andreas Knöffels Instagram Seite vorbei. 

Im Stadtwald Frankfurt gibt es eine Tierauffangstation. Dieser Schwarzmilan wurde vom Verkehr erfasst und hat einen gebrochenen Flügel. Eigentlich sollen die Tiere alle wieder freigelassen werden. Dieser Schwarzmilan hat allerdings keine Chance, in freier Wildbahn zu überleben…

Leipziger Auwald

Der Leipziger Auwald umfasst eine Fläche von ca. 1.100 Hektar Stadtwaldfläche. Das besondere an diesem Stadtwald ist, das es sich dabei um einen Auwald handelt. Was genau ein Auwald ist, haben wir Euch bereits in diesem Artikel erklärt. Durch die naheliegenden Flüsse wurde dieses Waldgebiet immer wieder überschwemmt. Der Leipziger Auwald gilt als größter erhaltener Auwald in Mitteleuropa. Umso wichtiger ist es, dass dieser besondere Wald weiterhin geschützt wird. Falls Ihr einmal an einer Exkursion im Leipziger Auwald teilnehmen wollt, könnt Ihr euch auf dieser Seite dazu informieren.

Lübecker Stadtwald

Vielleicht haben einige von Euch schonmal etwas über den Lübecker Stadtwald gehört. Vor allem wurde dieser Stadtwald durch seine “Naturnahe Waldbewirtschaftung” bekannt. Das bedeutet beispielsweise, dass nur eine minimale forstwirtschaftliche Nutzung erfolgt. Außerdem wurden 10 % der Waldfläche stillgelegt. Mehr zum Lübecker Modell könnt Ihr hier nachlesen. Warum das Konzept unter Förster:innen so umstritten ist, erfahrt Ihr hier.

Was sagt Ihr, braucht es mehr Wald in Städten? Wie sieht es dort aus, wo Ihr lebt? Wir freuen uns über Eure Meinungen und Beispiele in den Kommentaren!