Ein Laubbaum, der Zapfen trägt und im Wasser wächst? Klingt skurril, ist aber so. Wir möchten Euch heute eine ganz besondere Art vorstellen: Die Schwarz-Erle. Sie gehört neben der Grün- und der Grau-Erle zu den in Mitteleuropa heimischen Erlen-Arten. Wo Ihr diese Baumart finden könnt und vor allem wie Ihr sie erkennt, erfahrt Ihr in diesem Artikel.

Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) bezeichnen wir manchmal auch als Rot-Erle. Warum das so ist, erfahrt Ihr später in diesem Artikel. Die Baumart ist in Europa verbreitet, mit Ausnahme von Mittel- und Nordskandinavien. Sie gehört zur Familie der Birkengewächse (Betaulaceae). Sie kann bis zu 120 Jahre alt werden und wächst dabei bis zu 28 Meter hoch mit einem Durchmesser von bis zu 70 cm.

Wusstest Du schon…?
Erlenbruchwälder sind laut Bundesnaturschutzgesetz in §30 als Biotop gesetzlich geschützt und dürfen nicht forstwirtschaftlich genutzt werden.

Woran erkennt Ihr die Schwarz-Erlen?

Die Schwarz-Erle besitzt im höheren Alter eine dunkelgraue bis schwarzbraune Rinde, die durch Risse und kleinere Schuppen recht grob und zerklüftet erscheint. Die Rinde der jüngeren Bäume ist etwas heller und eher grün-grau. Außerdem ist die Rinde im jungen Alter noch glatt.

Im Alter sieht die Rinde der Erle grob und zerklüftet aus.

Die Blätter der Erle sind wechselständig angeordnet. Das bedeutet, die Blätter stehen rechts und links nie genau nebeneinander, sondern sind immer etwas versetzt am Zweig angeordnet. Die Blätter sind gestielt, sitzen also nicht direkt am Zweig, und sind verkehrt-eiförmig. Vorne sind sie etwas breiter als am Blattansatz und oben meist etwas eingebuchtet. Der Blattrand ist schwach gesägt und nicht ganz glatt.

Bei der Erle befinden sich sowohl die weiblichen als auch die männlichen Blüten an einem Baum. Das wird unter Botaniker:innen auch als “Monözisch” bezeichnet. Erlen können bereits im Alter von 10 Jahren das erste Mal blühen. Der Blühzeitraum ist ca. März bis April und dauert zwischen 2 und 4 Wochen. Das freut meistens die Allergiker:innen unter Euch!

Die männlichen Kätzchen befinden sich meist in Gruppen am Zweig und haben eine hellgrüne Färbung. Die weiblichen Blüten sind kleine dunkelbraune bis schwarze Zapfen, die verholzen. Sie sehen aus wie Mini-Zapfen, denn sie sind nur 1-2 cm groß. Bei der Erle spricht man deshalb auch von dem einzigen Laubbaum, der Zapfen besitzt. Normalerweise finden wir diese nur bei Nadelbäumen.

Die Früchte der Erle sind kleine Nüsschen, die von September bis Oktober reifen und Februar bis März abfallen.

Wusstest Du schon…?
Die Erle wächst vor allem auf nassen Standorten. Dabei bildet sie sogar Torf aus.

Wo findet Ihr diese Baumart?

Die Erle mag es gerne nass! Ihr findet diesen Baum vor allem an Seen, Flüssen, Bächen oder in Mooren. Also überall dort, wo es eher feucht bis sehr nass ist. Dass dieser Baum im Wasser wächst, war also nicht übertrieben! Die Wurzeln der Erlen stehen an Ufern häufig im Wasser. Damit tragen sie nicht nur zur Stabilisierung des Uferbereiches bei, sondern bieten weiterhin einen Rückzugsort für Fische, Amphibien oder Krebse.

Wusstest Du schon…?
Durch sogenannte Lentizellen am unteren Bereich des Stammes können Erlen trotz Überflutungen atmen. Lentizellen könnt Ihr Euch wie kleine Löcher (Spaltöffnungen) vorstellen, durch die der Baum atmet, wenn die Füße (Wurzeln) nass sind.

An den Nährstoffgehalt des Bodens stellt die Erle keine hohen Ansprüche. Sie besiedelt sowohl nährstoffarme, aber auch nährstoffreiche Standorte. Die Gebiete, in denen die Erle wächst, bezeichnet man häufig als Au- oder Bruchwälder. Diese Wälder sind äußerst wertvoll und deshalb meist unter Naturschutz gestellt. Sie bieten nicht nur unzähligen Tier- und Pflanzenarten, die sich auf diese nassen Gebiete spezialisiert haben, einen Lebensraum, sondern sind gleichzeitig wichtige Wasserspeicher, die den Grundwasserspiegel hoch halten. Außerdem sind sie natürliche Wasserrückhaltebecken. Das ist vor allem aufgrund des Klimawandels und den dadurch steigenden Temperaturen und längeren Trockenperioden äußerst wichtig. Mehr zum Thema Auwälder findet Ihr in diesem Artikel.

Wusstest Du schon…?
Die Erle hat eine ganz besondere Symbiose, also Wechselbeziehung, mit dem Bakterium Frankia alni. An den Wurzeln befinden sich sogenannte Wurzel-Knöllchen. Diese können den Stickstoff aus der Luft binden und der Erle zur Verfügung stellen. Im Gegenzug bekommt das Bakterium Zucker vom Baum.

Nutzung der Erle

Die Schwarz-Erle wird auch als Rot-Erle bezeichnet. Das liegt an ihrem Holz, welches eine schöne rot-bräunliche Färbung hat. Daher nutzt man es gerne für den Innenausbau. Wenn man das Holz im Wasser verbaut, ist es sehr lange haltbar. Beispielsweise hat man Erlenholz viel für die Pfähle in Venedig genutzt. Venedig steht also auf Erlenholz! Meistens befinden sich Erlen-Wälder jedoch aufgrund ihrer wertvollen Eigenschaften unter Naturschutz und dürfen gar nicht genutzt werden. 

Auf diesem Bild ist die rot-bräunliche Färbung des Erlenholz gut zu erkennen.

Wir hoffen, Ihr konntet in diesem Artikel etwas Neues zu dieser spannenden Baumart lernen.