Schon lange vor Ostern stehen die ersten Schokoladeneier und -hasen in Reih und Glied im Supermarkt und warten auf die Festtage. Wieso suchen die Kinder an einem christlichen Feiertag eigentlich die Eier eines Hasen, anstatt einer Henne? Spoiler: Weder die Häsin noch die Henne können bunte Eier legen! Vielleicht sollte man dann doch lieber auf Kaninchen zurückgreifen?Die Unterschiede zwischen Hase und Kaninchen und weitere spannende Infos zum Mythos Osterhase erfahrt Ihr in diesem Artikel!
Es leben über 2.000.000 Feldhasen (Lepus europaeus) in Deutschland. Meister Lampe ist nicht nur ein Tarnkünstler, sondern hört mit seinen großen Löffeln auch sehr gut. Der kleine Sprinter legt eine bewundernswerte Fluchttechnik an den Tag. Das liegt daran, dass er ursprünglich ein Steppenbewohner war. Heute findet man Hasen vor allem auf Feldern, auf denen die Langstreckenläufer ihre Haken am besten schlagen können. In geschlossenen Waldgebieten kommen sie eher selten vor.
Wusstest Du schon…?
Die helle Unterseite des Hasenpuschels wird im Jägerjargon als Lampe bezeichnet. Daher hat der Hase auch den Namen: Meister Lampe.
Die Lebensweise des Mümmelmanns
Hasen können bis zu 12 Jahre alt werden und wiegen 3 – 5 Kilogramm. Sie essen Gräser, Kräuter, Feldfrüchte wie Rüben und Kohl, aber auch Triebe, Knospen und Blätter. Ihre natürlichen Feinde sind vor allem das Wildschwein, der Fuchs, Greifvögel oder Rabenvögel. Damit sie mit ihren circa 75 Zentimetern Höhe nicht zur leichten Beute werden, versuchen sie diesen Angriffen durch ihre Fluchttechnik zu entgehen. Da Hasen nicht in einem Bau leben, flüchten sie über lange Strecken. Doch durch Landschaftszerschneidung und intensive Landwirtschaft minimieren sich die Lebensräume des Langohrs. Seine Populationszahl ist zwar im Moment stabil, jedoch immer noch geringer als in den 1970ern. Der Trend ist aber tendenziell steigend.
Damit sie erst gar nicht entdeckt werden, passen sich die Tiere mit ihrem grau melierten Balg – ihrem Fell – sehr gut der Landschaft an. Sie haben eine helle Unterwolle und schwarze Löffelspitzen. Mit ihren gelborangen Augen sehen sie nicht besonders gut, sondern machen vornehmlich die Bewegungen ihrer Umgebung aus. Sie gehören deswegen zu den Bewegungssehern, genauso wie das Reh oder der Rothirsch. Ihre Augen sind seitlich am Kopf angebracht, wodurch sie fast einen 360° Blickwinkel besitzen. Einen anpirschenden Fuchs können sie jedoch erst wahrnehmen, sobald er eine offensichtliche Bewegung macht.
Nicht Sessel, sondern Sasse
Als Einzelgänger leben die Hasen nicht territorial, weswegen man sie auch in der Nähe von anderen Artgenossen finden kann. Sie bewohnen keine Bauten, sondern ruhen über der Erde in “Sassen”. Das sind Mulden, die der Hase scharrt, in welchen er regelrecht eins mit seiner Umgebung wird.
Die Paarungszeit dauert von Januar bis September und die Tragzeit beträgt 42 Tage. Junge Hasen sind bei der Geburt bereits behaart und sehend. Deshalb nennt man sie auch “Nestflüchter”. Kaninchen hingegen gebären nackte und blinde Babys, die komplett abhängig von ihrer Mutter im Bau leben. Deshalb nennt man sie “Nesthocker”.
Die Hasen werden etwa 4 Wochen gesäugt und nach bereits 8 Monaten geschlechtsreif. Hasen sind zu einer sogenannten Superfötation im Stande. Das bedeutet, dass die Häsin ab dem 36. Trächtigkeitstag erneut befruchtet werden kann. Sie wird also noch vor der Geburt der Hasen mit dem nächsten Nachwuchs trächtig.
Wusstest Du schon…?
Wenn man ein kleines Hasenbaby findet, ist es ähnlich wie bei einem Rehkitz. NICHT ANFASSEN! Die Jungtiere werden nach der Geburt von ihrer Mutter in unterschiedlichen Sassen zurückgelassen und einmal täglich gesäugt. Sie benötigen also keine Hilfe, nur weil sie alleine gesichtet wurden. Anders als bei Kitzen werden die jungen Hasen durch oberflächlichen menschlichen Geruch zwar nicht verstoßen, aber sie sind dadurch für Fressfeinde leichter zu finden.
Wer ist Wer?
Wenn man Kinder fragt, was für ein Haustier sie haben, kommt als Antwort gerne mal: Ein Hase. Dass sie keinen Hasen, sondern ein Kaninchen haben, ist für viele eine Neuigkeit. Hasen kann man nicht domestizieren und in Gefangenschaft halten, Kaninchen schon. Außerdem unterscheiden sie sich in vielen Punkten. So ist der Balg eines Wildkaninchens eher graubraun, es hat kleine Löffel ohne schwarze Spitzen und dunkle Augen. Sie legen eine kurze Flucht an den Tag, da sie es gewohnt sind, in ihren Bau zu fliehen. Nähert sich eine Gefahr, trommeln sie mit den Hinterläufen auf die Erde, um ihre Artgenossen zu warnen. Daher hat Klopfer, der beste Freund von Bambi, übrigens seinen Namen. Sie leben nämlich in Familienverbänden und Kolonien in Parks, Grünanlagen oder Böschungen. Die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum kommenden Tiere benötigen lockere Böden, um ihren Bau anzulegen. In diesem kommen auch die nackten und blinden Jungen zur Welt. Die weiblichen Wildkaninchen tragen nur 28 Tage und können circa 6 mal im Jahr bis zu 6 Junge bekommen.
Wusstest Du schon…?
Kaninchen und Hasen unterscheiden sich auch in ihrer Fleischfarbe. Hasen haben dunkelrotes Fleisch und Kaninchen hellrotes.
Wie wir zum Osterhasen kamen
Niemand weiß genau, wie sich der Brauch des Eier versteckenden Hasen etabliert hat. Je nach Region versteckten früher Hennen, Füchse oder der Kuckuck die Eier.
In der Fastenzeit durften keine Eier gegessen werden, doch an Ostern – nach der im christlichen Glauben niedergeschriebenen Auferstehung Jesu – war dieses Verbot aufgehoben. Da sich im Laufe der Fastenzeit viele Eier angesammelt hatten, benötigten sie einen Verwendungszweck. Historisch belegt ist, dass man etwa seit dem 16. Jahrhundert als Festtagsbrauch für Kinder zu Ostern Eier versteckt. Zeitweise weihte die katholische Kirche sogar die Eier, welche danach bunt angemalt wurden. Bemalte Eier waren demnach geweihte Eier.
Dass nun gerade ein Hase die Eier versteckt, begründen manche mit seiner Schnelligkeit, sodass er ungesehen in die Gärten huschen könnte. Bei den Germanen galten Hasen als Boten der Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostara, da der Hase eines der ersten Tiere im Frühling ist, welches Nachwuchs bekommt. Da heidnische Bräuche oft Einzug im Christentum fanden, kann auch dies ein ausschlaggebender Faktor gewesen sein.
Wusstest Du schon…?
Auf 27 Menschen kommt in Deutschland ein Osterhase. Das wäre doch durchaus machbar für die kleinen Tiere, oder?
Wie feiert Ihr Ostern und waren Euch die möglichen Entstehungsgeschichten des Osterhasen bekannt? Schreibt uns doch gerne einen Kommentar dazu!
Quellen:
DJV-Handbuch Jagd 2018
Seibt, S., Grundwissen Jägerprüfung – Das Standardwerk zum Jagdschein
Krebs – Vor und Nach der Jägerprüfung
https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/feldhase
https://www.ndr.de/ratgeber/Ostersymbole-Was-bedeuten-Hasen-Eier-Laemmer-und-Feuer,ostersymbole100.html
https://www.planet-wissen.de/kultur/religion/ostern/der-osterhase-100.html