In Deutschland gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Kategorien für Schutzgebiete. Der Nationalpark Müritz, Naturpark Feldberger Seenlandschaft, Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin – vielleicht sind einigen von Euch diese Namen schon mal begegnet. Dabei handelt es sich um besonders schöne und schützenswerte Landschaften. Doch was genau bedeuten diese Bezeichnungen überhaupt? Worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen einem Natur- oder Nationalpark oder einem Biosphärenreservat? Mehr Informationen über Schutzgebiete findet Ihr in diesem Artikel.

Naturpark und Nationalpark – Was bedeutet das überhaupt?

In Deutschland gibt es verschiedene Kategorien für Schutzgebiete. Diese sind durch das Bundesnaturschutzgesetz festgeschrieben. Die Schutzgebiete verfolgen alle das Ziel, die Natur mit ihren Lebensräumen und darin lebenden Arten zu erhalten. Dabei können der Schutzzweck und das Schutzziel ganz unterschiedlich sein. Auch die Größe des Gebietes oder Nutzungseinschränkungen variieren je nach Schutzgebietskategorie. Die wichtigsten Kategorien in Deutschland sind Naturschutzgebiete, Nationalparke, Biosphärenreservate, Landschaftsschutzgebiete und Naturparke. Außerdem gibt es nach europäischem Recht auch noch Natura 2000 Gebiete, auch bekannt als Vogelschutzgebiet und FFH-Gebiete. 

Wusstest Du schon…?
Natura 2000 ist ein europaweites Schutzgebiete-Netzwerk, um wertvolle Lebensräume und Arten innerhalb Europas zu sichern und erhalten. 

Teilweise können sich die verschiedenen Kategorien auch überlappen, also gleichzeitig auf einer Fläche vorkommen. FFH-Gebiete sind zum Beispiel oft gleichzeitig Naturschutzgebiete. In Naturparken gibt es oftmals Landschaftsschutzgebiete und dazu auch Naturschutzgebiete. Wer soll da eigentlich durchblicken? Was die einzelnen Bezeichnungen bedeuten und wie sich sich voneinander unterscheiden, wollen wir nun einmal erklären. Die wichtigsten Informationen fassen wir Euch jeweils am Anfang zusammen. Wollt Ihr noch mehr wissen, könnt Ihr die Details anklicken und “ausklappen”.

Nationalparke

Eine Übersicht zu allen Nationalparken in Deutschland findest Du hier.

Nationalparke sind nach §24 Abs. 1 durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Im Vordergrund steht dabei der Schutz der Natur und deren Entwicklung ohne menschlichen Einfluss. Das wird auch als Prozessschutz bezeichnet – es darf also gar nichts genutzt werden. Das Motto der Nationalparke lautet deshalb „Natur Natur sein lassen“. Die Natur soll sich also auf diesen Flächen völlig ungestört entwickeln können. Dennoch sollen die Nationalparke auch zur Beobachtung, Forschung und Umweltbildung dienen. 

Wusstest Du schon…?
Nationalparke, Naturparke und Biosphärenreservate werden aufgrund ihrer Größe auch als Großschutzgebiete bezeichnet.

Der Nationalpark Harz ist zum Wandern sehr beliebt. Vor allem der Brocken gilt als Wahrzeichen der Region.
Wenn Ihr noch mehr zum Nationalparken wissen wollt, lest hier weiter.

Der erste in Deutschland gegründete Nationalpark war der Nationalpark „Bayerischer Wald” im Jahr 1970. In Deutschland gibt es 16 Nationalparke. Insgesamt machen sie eine Fläche von ca. 1 Mio. Hektar aus. Berücksichtigt man nur die Landfläche, so bleibt noch eine Fläche von ca. 200.000 Hektar übrig. Das entspricht ungefähr 0,6 % der Gesamtfläche Deutschlands. Nach der Deutschen Wiedervereinigung kam es in den 90er-Jahren in den neuen Bundesländern zur Gründung vieler Nationalparke. Darunter sind der Müritz Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern oder der Nationalpark Sächsische Schweiz in Sachsen. 

Zonen im Nationalpark

Nationalparke sollen sich langfristig möglichst ohne menschlichen Einfluss entwickeln können. Bisher sind jedoch die meisten Nationalparke sogenannte Entwicklungs-Nationalparke. Das bedeutet, es werden noch bestimmte Eingriffe durchgeführt, um die Voraussetzungen für eine ungestörte Entwicklung der Natur zu schaffen. Nationalparke werden deshalb in Zonen unterteilt. In der Zone „Naturdynamik“ oder auch „Kernzone“ werden keine Eingriffe durchgeführt. Hier wird also kein Baum mehr gefällt oder die Natur in irgendeiner Weise „gestört”. In vielen Nationalparken liegt der Anteil dieser Zone schon bei 80 – 90 %. In einigen hat diese Zone aber auch erst einen Anteil von 30 bis 40 %. In der Zone „Entwicklung“ oder „Pflege“ finden Regulierungsmaßnahmen statt. Die sollen dafür sorgen, dass diese Bereiche auch irgendwann zur Kernzone werden. Beispielsweise werden Bäume gefällt, die natürlicherweise an diesem Standort nicht vorkommen würden, hätte der Mensch sie nicht vor einigen Jahrzehnten dort gepflanzt.

Die Bezeichnung und Größe dieser Zonen können je nach Bundesland variieren. Der Nationalpark Jasmund verfügt beispielsweise noch über eine sogenannte „Erholungszone“. Falls Ihr jetzt bereits Lust bekommen habt einen Nationalpark zu besuchen, dann schaut doch gerne mal bei unseren Ausflugstipps für den Nationalpark Müritz oder Hainich vorbei.  

Der Müritz Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern ist der größte Nationalpark in Deutschland (auf die Landfläche bezogen).

Wusstest Du schon…?
Sowohl der größte als auch der kleinste Nationalpark Deutschlands liegen in Mecklenburg-Vorpommern. Der größte ist der Nationalpark Müritz mit 332 km2, während Jasmund nur ca. 30 km2 groß ist.

Naturschutzgebiete (NSG)

Eine Übersicht zu Naturschutzgebieten in Deutschland findest Du hier

Naturschutzgebiete gehören neben den Flächen der Nationalparke zu den sehr streng geschützten Gebieten in Deutschland. Auch hier sollen Arten und deren Lebensraum in Ruhe sich selbst überlassen werden. Im Gegensatz zu den Nationalparken sind die meisten Naturschutzgebiete jedoch sehr klein. Damit sind sie auch anfälliger für Einflüsse von außen, wie zum Beispiel durch die Landwirtschaft und damit Nährstoffeintrag oder Entwässerung. 

Wenn Ihr noch mehr zu Naturschutzgebieten wissen wollt, lest hier weiter.

Die Lüneburger Heide gilt als eines der ersten Naturschutzgebiete. Bereits im Jahr 1936 waren 98 Gebiete in Form von Naturschutzgebieten rechtlich gesichert. Im Durchschnitt beträgt die Größe eines Naturschutzgebiets heute 300 Hektar. Der Nationalpark Müritz ist im Vergleich dazu ca. 32.000 Hektar groß. Über die Hälfte der Naturschutzgebiete sind jedoch nicht größer als 50 Hektar und damit besonders anfällig für äußere Einflüsse. Diese können neben der  Land- oder Forstwirtschaft auch durch Verkehr oder Freizeitnutzung verursacht werden. Großflächige Naturschutzgebiete gibt es vor allem in Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Das größte Naturschutzgebiet Deutschlands ist die „Sylter Außenriff-Östliche Deutsche Bucht“ mit 560.300 Hektar.

Naturschutzgebiete unterliegen starken Nutzungseinschränkungen. Sie sind meistens deutlich kleiner als Nationalparke und deshalb stärker von äußeren Einflüssen betroffen.

Wusstest Du schon…?
Bestimmte Gebiete, die als besonders wertvolle Biotope in der Landschaft angesehen werden, sind als sogenannte §30 Biotope durch das Bundesnaturschutzgesetz unter Schutz gestellt. Dazu gehören zum Beispiel Auwälder, Moore oder Küstendünen.

Naturparke

Eine Übersicht der Naturparke in Deutschland findest Du hier.

In Deutschland gibt es 104 Naturparke. Naturparke dienen dem Schutz und dem Erhalt von Kulturlandschaften. Das sind Landschaften, die unter dem Einfluss von menschlichem Handeln stehen. Dabei sollen die Biotop- und Artenvielfalt erhalten werden. Aber auch Erholung, Tourismus und eine nachhaltige, der Landschaft entsprechenden, Landnutzung sollen ermöglicht werden. Im Unterschied zum Nationalpark ist hier also nicht das Ziel, dass sich die Natur ohne menschlichen Einfluss entwickelt. Vielmehr sollen Landschaftsgebiete, die durch menschlichen Einfluss entstanden sind, durch Pflege- und Schutzmaßnahmen erhalten werden.

Wenn Ihr noch mehr zu Naturparken wissen wollt, lest hier weiter.

Naturparke nehmen im Vergleich zu Nationalparken eine deutlich größere Fläche ein. Insgesamt gibt es 10,26 Mio. Hektar Naturparkfläche. Das entspricht 28 % der Gesamtfläche Deutschlands. Im Jahr 1906 gab es erstmals einen privaten Zusammenschluss von Menschen, um die Flächen der Lüneburger Heide zu erhalten. 1909 wurden weitere Flächen in der Lüneburger Heide gekauft und mit dem privaten „Verein Naturschutzpark e.V.“ der erste Naturschutzpark Deutschlands gegründet. Im Jahr 1956 wurde aus dem Naturschutzpark der erste Naturpark. Bis zur Wende stieg die Zahl der Naturparke auf 62 an. Mit der Wiedervereinigung kamen 3 Naturparke in den neuen Bundesländern dazu. 1997 wurde das Aufgabenspektrum der Naturparke nochmals neu definiert. Hinzu kamen die neuen Aufgabenschwerpunkte der Umweltbildung und der nachhaltigen Regionalentwicklung. Naturparke sollen zum Erhalt von Arten und Biotopen beitragen und der Zerschneidung von Lebensräumen entgegenwirken. Die Bewirtschaftung auf den Flächen muss umweltverträglich sein und soll zum Schutz und Erhalt von historischen Kulturlandschaftselementen beitragen.

Der Naturpark “Lüneburger Heide” erhält auf seinen Flächen ein Landschaftsbild, das durch menschliches Handeln erst entstehen konnte – sogenannte Heideflächen.

Landschaftsschutzgebiete (LSG)

Eine Übersicht über die Landschaftsschutzgebiete in Deutschland findest Du hier.

Das Ziel dieser Kategorie für Schutzgebiete ist es, die Landschaft in ihrem Aussehen (Landschaftsbild) und ihrer Besonderheit – zusammenhängend – zu erhalten. Im Vergleich zu Naturschutzgebieten sind Landschaftsschutzgebiete größer und unterliegen deutlich geringeren Nutzungseinschränkungen.

Wenn Ihr noch mehr zu Landschaftsschutzgebieten wissen wollt, lest hier weiter.

Im Vergleich zu anderen Schutzgebietskategorien ist die Schutzintensität in Landschaftsschutzgebieten eher gering. Das bedeutet auch, dass die Nutzungseinschränkungen nicht sehr stark sind. Trotzdem sind Landschaftsschutzgebiete wichtig. Sie machen einen besonders hohen Anteil aus (fast ein Drittel der Fläche Deutschlands) und sind meistens deutlich größer als Naturschutzgebiete. In Deutschland gibt es insgesamt fast 9.000 Landschaftsschutzgebiete, die zusammen eine Fläche von 10 Mio. Hektar besitzen. Zu Landschaftsschutzgebieten gehören nicht nur Naturlandschaften, sondern auch Kulturlandschaften, die beispielsweise land- oder forstwirtschaftlich genutzt werden. Sogar bebaute Gebiete können als Landschaftsschutzgebiete gelten, wenn ihre Umgebung eine schützenswerte Natur aufweist.

Auch forst- oder landwirtschaftlich genutzte Flächen gehören als Kulturlandschaften zu Landschaftsschutzgebieten.

Biosphärenreservate 

Eine Übersicht der Biosphärenreservate in Deutschland findest Du hier.

In Deutschland gibt es 18 Biosphärenreservate. Sie dienen dem Schutz und Erhalt von Kultur- und Naturlandschaften. Insgesamt nehmen sie eine Fläche von 2 Mio. Hektar ein. Zieht man die Wasserflächen ab, so verbleiben ca. 666.000 Hektar. Momentan nehmen sie rund 4 % der Landesfläche Deutschlands ein. Ähnlich wie in Nationalparken gibt es auch in Biosphärenreservaten eine Einteilung in Zonen. Dabei gibt es eine Kernzone, in der keine Nutzung vollzogen werden soll. Der Anteil dieser Fläche soll jedoch nur bei ca. 3 % liegen. Die Pflegezone soll, zusammen mit der Kernzone, einen Anteil von ca. 20 % haben. Sie umgibt die Kernzone.

Nationale Naturmonumente

Bisher ausgewiesene Nationale Naturmonumente findest Du auf dieser Seite.

Diese Kategorie für Schutzgebiete ist noch relativ neu. Sie wurde erst 2010 im Bundesnaturschutzgesetz ergänzt. Gründe für die Ausweisung eines Naturmonumentes können kulturhistorisch bedingt sein, aber auch aufgrund der Schönheit und/oder Seltenheit des Gebietes. Auch archäologische Stätten oder Kulturdenkmäler können als Nationale Naturmonumente ausgewiesen werden. Diese Kategorie ist sozusagen eine Schnittstelle zwischen Natur- und Denkmalschutz. 

Wusstest Du schon…?
Es gibt neben den Naturmonumenten auch Naturdenkmäler. Diese haben aber eher eine regionale bzw. lokale Bedeutung. Naturdenkmäler sind beispielsweise auch alte Dorf- oder Hoflinden. Dabei handelt es sich im Gegensatz zu den Monumenten auch nicht um Gebiete, sondern um Einzelobjekte. 

Wenn Ihr noch mehr zu Nationalen Naturmonumenten wissen wollt, lest hier weiter.

Die Nationalen Naturmonumente unterliegen häufig einem starken Besucherdruck. Deshalb ist ein Managementplan unerlässlich, um den Schutz der Gebiete trotz dessen und auch mit den vielen Besucher:innen zu ermöglichen. Sehr bekannte Monumente sind unter anderem die “Ivenacker Eichen” oder das “Grüne Band”.

Auch einzelne Bäume können aufgrund ihrer Schönheit, des hohen Alters und der Seltenheit unter Schutz stehen.

Wir hoffen, Ihr konntet in diesem Artikel etwas neues lernen und wir konnten Eure Verwirrung zwecks der unzähligen Kategorien der Schutzgebiete etwas aufheben. Welche Schutzgebiete habt Ihr vielleicht bereits besucht? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.