Möchtet Ihr Natur und Geschichte gerne mal kombinieren? Dann seid Ihr im Harz genau richtig. Das im Dreiländereck Sachsen-Anhalt-Thüringen-Niedersachsen liegende Mittelgebirge bietet alles, was das Herz begehrt. Egal ob Euch die dampfenden Lokomotiven der Harzer Schmalspurbahnen oder eher der Genuss des Schierker Feuersteins begeistern. Auch Geschichtsliebhabende kommen ganz auf ihre Kosten. Denn wo vor wenigen Jahrzehnten noch die innerdeutsche Grenze verlief, hat die Gegend in den Jahrhunderten zuvor traditionsreichen Bergbau betrieben. Und wer etwas für Sagen und Mythen übrig hat, sollte mal zur Walpurgisnacht den Hexentanzplatz in Thale aufsuchen.
Der Nationalpark Harz
Der Harz ist unglaublich vielfältig. Über 10.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten kann man hier finden. Das liegt an den unterschiedlichen landschaftlichen Gegebenheiten. Während in den niedrigeren Höhenlagen des Harzvorlandes Buchenmischwälder vorzufinden sind, kann man in den mittleren Lagen typische Strukturen des Bergmischwaldes finden. Diese natürlichen Waldstrukturen hat man vielerorts jedoch gegen einen künstlich geschaffenen Fichtenwald eingetauscht. Warum? Das erfahrt Ihr im nächsten Kapitel zur Harzer Geschichte.
Etwa 10 Prozent des Harzes stehen in Form eines Nationalparks unter besonderem Schutz. Seit 1990 gilt hier der Grundsatz “Natur Natur sein lassen”. Das bedeutet, der Mensch greift nicht in die natürlichen Entwicklungsprozesse des Waldes ein. Deshalb sieht es hier teilweise auch nicht mehr nach Wald aus. Denn ein Großteil der Fichten fiel in den letzten Jahren großen Sturmereignissen und der Borkenkäferplage zum Opfer. Für die Entwicklung zu einer echten Wildnis lässt man die umgefallenen Bäume liegen, denn sie dienen als Nahrungsgrundlage und Versteck für viele Tierarten.
Auf einem über 600 Kilometer langen Wanderwegenetz können Besucher:innen den Nationalpark entdecken. Das Wegegebot gewährleistet, dass sich scheue Tiere nicht bedroht fühlen und genügend Rückzugsraum finden. Denn im Harz streifen viele seltene Arten wie die Wildkatze und der Luchs durch die Wälder. Auch der seltene Schwarzstorch brütet im Harz und man hat erfolgreich Wanderfalken wieder ausgewildert. Wenn Ihr Euch vor Ort mehr über den Nationalpark und seine Möglichkeiten informieren wollt, ist das zum Beispiel im Besucherzentrum Torfhaus möglich.
Wusstest Du schon…?
Selbst im Nationalpark gibt es Ausnahmen, wo trotz Naturschutz der Mensch der Natur unter die Arme greifen muss. Das gilt besonders für das Wildtiermanagement und andere Komplikationen im Randbereich zwischen dem Nationalpark und den umliegenden Wäldern.
Der Bergbau veränderte den ganzen Harz
Der Harz lebte seit dem Mittelalter vom Bergbau. Im 16. Jahrhundert gewährte der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel große Freiheiten für den Bergbau, um viele neue Bergleute in die Region zu locken. Und das schaffte er mit großem Erfolg. Der Harz wurde zu einem der wichtigsten Bergbaugebiete des ganzen Landes. Man hat vor allem Eisen, Blei, Kupfer und Silber abgebaut.
Der intensive Bergbau prägte sowohl den wirtschaftlichen Wohlstand der Bevölkerung als auch das gesamte Landschaftsbild des Harzes. Sehr viele Bäume hat man gefällt, um die Tunnel abzustützen und das Gestein mittels Feuer freizusetzen. Da man immer mehr Holz benötigte, hat man die entstandenen Freiflächen mit einer schnell wachsenden Baumart bepflanzt – der intensive Anbau der Fichte beginnt. Schon vor einigen Jahrhunderten entstanden dadurch ökologische Probleme. Im Jahrzehnt der “Großen Wurmtrocknis” von 1770 bis 1780 wurden Tausende Hektar Fichtenwald durch den Borkenkäfer vernichtet. Ab dem 19. Jahrhundert lohnte sich der Bergbau immer weniger, bis das letzte Harzer Bergwerk, die Grube “Wolkenhügel” bei Bad Lauterberg, im Jahr 2007 seinen Betrieb einstellen musste.
Wusstest Du schon…?
Bergbau benötigt neben viel Holz auch große Mengen Wasser. Aus diesem Grund gibt es im Harz so viele Stauseen und komplizierte Transportsysteme wie das “Oberharzer Wasserregal”.
Nach der Wurmtrocknis das nächste Übel
Rund zwei Jahrhunderte nach der Großen Wurmtrocknis entwaldung der zweite Weltkrieg den Harz praktisch vollständig. Vor und während des Krieges hat man das Holz für Kriegsvorbereitungen gebraucht. Nach 1945 benötigte man es für den Wiederaufbau, zum Heizen und vor allem als Reparationszahlungen an die Britische Besatzungsmacht. Weil Deutschland nicht genug Geld hatte, hat es die Schulden mit Rohstoffen beglichen. Völlig ungeachtet von Ökologie und Nachhaltigkeit holzte man dadurch (mal wieder) große Teile des Harzes ab. Unter anderem die sogenannten Kulturfrauen forsteten daraufhin unermüdlich die großen Freiflächen wieder auf, mit – aus heutiger Sicht – leider hauptsächlich jungen Fichten.
Wusstest Du schon…?
Auf der Brockenspitze herrscht eine Jahresdurchschnittstemperatur von nur 3,5 °C. Der Durchschnitt für ganz Deutschland liegt bei knapp 9 °C. Im Schnitt liegt der Gipfel an 300 Tagen im Jahr in einer dichten Nebelwand.