Unser Wild: Der Elch

Eine Reise nach Skandinavien bietet viele Sehenswürdigkeiten und kulturelle Erlebnisse. Viele Reisende haben noch ein weiteres Ziel: Einen Elch (Alces alces) in freier Wildbahn erleben. Diese sanften Riesen beeindrucken uns nicht nur mit ihrer enormen Größe. Sie haben auch viele unerwartete Talente und Eigenschaften.

Doch obgleich sie friedfertig scheinen, können sie unter manchen Umständen auch eine Gefahr darstellen. Wann Ihr die gemütlichen Kolosse am besten in Frieden lasst, wo Ihr sie finden könnt oder warum und wie sie gejagt werden, erfahrt Ihr in diesem Artikel. 

Wie leben die ruhigen Riesen?

Elche stammen ursprünglich aus Zentralasien und verbreiteten sich von dort aus über die gesamte Nordhalbkugel. Heute leben sie nur noch in Nordamerika, Nordeuropa und Nordasien. Die größten Populationen existieren in Alaska und Skandinavien. Die Tiere bevorzugen unebene Gebiete. Ihre Territorien sind bis zu 1500 Hektar groß. Das entspricht 1.071 Fußballfeldern!

Auf dieser Fläche verspeisen die Pflanzenfresser dann junge Triebe oder Blätter und tauchen in den spiegelglatten Seen nach schmackhaften Wasserpflanzen. Beim Tauchen klappt der Elch seine Nasenlöcher zu und hält die Luft an. Mit dieser Technik kann er sogar unter Wasser fressen. Elche erlernen bereits wenige Tage nach der Geburt das Schwimmen und legen im Wasser weite Strecken zurück. Durch seine energiereiche Speisekarte zählt der Elch, genau wie das Reh, zu den Konzentratselektierern.

Die Elchkuh frisst die energiereichen Blätter der Birke.

Obwohl man zunächst annehmen würde, dass der Elch durch seine Ansprüche an eine ruhige, unbewohnte Natur nicht in Deutschland vorkommt, kann man sich seit einigen Jahren vom Gegenteil überzeugen. Nachdem er seit Mitte des letzten Jahrhunderts in Deutschland ausgestorben war, gibt es nun im Osten Deutschlands immer mal wieder skandinavischen Besuch. Ein Elchbulle lebt sogar schon fest bei uns. Ihm ist auch das erste deutsche Elchwarnschild geschuldet. Wo er lebt, wird dabei möglichst geheim gehalten, damit er nicht von Touris verschreckt wird. 

Wusstest Du schon…? 
Die heutige Form des Elches bildete sich erst gegen Ende der letzten Eiszeit, was im Vergleich zu anderen Tierarten recht spät ist. Die größeren, aber bereits ausgestorbenen Vorgänger waren zum Beispiel die Riesenhirsche. Obwohl diese mit schätzungsweise zwei Metern Schulterhöhe eine ähnliche Größe hatten wie die Elche, wogen sie bis zu 1,5 Tonnen. Auch das Geweih lag mit einer Spanne von 3,4 Metern deutlich über den heutigen Geweihgrößen der uns bekannten Hirscharten. Der Damhirsch ähnelt ihnen von der DNA am meisten.  

Streusalz – Energydrink der Elche

Vor dem Winter müssen sich Elche ordentlich Speck anfressen und vertilgen dafür täglich circa 20 Kilogramm Grün, um den bis zu -40°C kalten Winter überstehen zu können. In ihren vier Magenkammern wird das Futter dann bestmöglich ausgewertet. Um nur kleine Teile ihrer Energie und Wärme zu verlieren, bewegen sich die Elche im Winter möglichst wenig. Doch nicht nur das Verteidigen gegen Wölfe entzieht ihnen Energie. Auch Spaziergänger:innen, Skifahrer:innen und andere Freizeitsuchende können die Tiere zur energieaufwändigen Flucht bewegen. Gerade deswegen ist es wichtig, auf den Wegen zu bleiben und den Tieren ihre Ruhe zu gewähren. Vom mineralreichen Streusalz auf die Straßen gelockt, wird ihnen schnell ein Auto zum Verhängnis. Wegen der häufigen Zusammenstöße gilt der Elch als gefährlichstes Tier Schwedens.

In einem Elchpark kommt man ganz ungefährlich an die Tiere heran. Oft leben hier ehemals verletzte Tiere und können auch mit kleinen Mengen Äpfeln gefüttert werden. 

Wusstest Du schon…?
Viele Reisende nehmen Elchwarnschilder im Straßenverkehr als Souvenir mit. Schwerverletzte oder Tote sind bei Wildunfällen mit Elchen keine Seltenheit, lasst die Schilder also bitte hängen! Da der Körper des Elches höhen technisch über der Motorhaube liegt, segelt er direkt durch die Windschutzscheibe und gefährdet die Autoinsassen so viel mehr, als ein zierliches Reh.   

In den Weiten von Skandinavien oder Alaska hat der Elch noch weitere Tricks, um am Leben zu bleiben. Auf der Suche nach Feinden können die Tiere, ohne den Kopf zu bewegen, fast im 360° Winkel Bewegungen wahrnehmen. Auch ihr guter Gehörsinn spielt ihnen in die Karten. Durch diesen kommunizieren sie mit Artgenossen in bis zu 3 Kilometern Entfernung. Auch die Nasenleistung soll enorm sein. Angeblich kann der Elch mit seinem Geruchssinn Objekte dreidimensional orten. Bei seinem langen Riechkolben durchaus möglich.   

Das besondere Aussehen der Elche 

Elche sind mit einer Schultehöhe von bis zu 2,30 Metern heutzutage die größte Art der Hirsche (Cervidae) und gehören dem Haarwild an. Erwachsene Tiere können bis zu drei Meter lang werden und in freier Wildbahn ein Alter von 18 Jahren erreichen. Je nach Geschlecht und Alter variiert ihr Gewicht. Die größten Exemplare erreichen an die 700 Kilogramm Lebendgewicht. Mit ihrem dunkelbraunen Fell können sie sich in den weiten Wäldern Skandinaviens gut in die Landschaft einpassen. Anders als andere Hirscharten fehlt ihnen der weiße Spiegel – so nennt man zB. bei Rehen das weiße, auffällige Fell – am Hinterleib. Daher kann man als neugieriger Elch-Touri auch mal an ihnen vorbeilaufen.

Ein Elchbulle, im Unterholz versteckt.

Männliche Tiere werden auch Elchbullen genannt und tragen ein Geweih. Dieses fällt jedes Frühjahr nach der Paarung ab und wächst bis zur Brunft im Spätherbst wieder nach. Der weibliche Elch wird Elchkuh genannt und das Kind ist das Elchkalb. 

Doch meistens sind sie Einzelgänger. Nur die Elchkuh und ihr Kalb sind für fast ein Jahr Gefährten. Nach der Paarungszeit von September bis November tragen die Elche ihre Jungen etwa acht Monate lang aus. Elchkühe gebären meistens ein, manchmal auch zwei Kälber. Die Kälber aus dem Vorjahr werden kurz vor der Geburt von ihren Müttern vertrieben und leben von da an auch als Einzelgänger. 

Ein Elchkalb auf einem Feld. Sie überragen mit ihrer Größe bereits die meisten Hunderassen.

Elchbegegnungen

Elche sind trotz ihrer ungewöhnlich langen Nase majestätische Tiere. Sie wirken ruhig und liebenswürdig und in Elchparks kann man sie füttern. Doch ihre Größe macht sie auch sehr gefährlich. Gerade schwangere Hirschkühe oder frische Mütter verteidigen ihre Jungen durch einen aktiven Angriff auf die Störenfriede. Dabei ist egal, ob es Wölfe, Bären oder Menschen sind. Auch wenn man einen einzelnen Elch sieht, sollte man sich ihm nicht unnötig nähern, denn flüchtende Elche rennen mit Vollspeed durch das Unterholz und geben niemandem die Vorfahrt. So auch im Weg stehende Wandernde oder deren Zelte. 

Wusstest Du schon…?
Elche können bis zu 55 km/h schnell laufen. 

Eine ganz andere Jagd

In Schweden darf man Elche von Anfang September bis Ende Februar jagen. Für die Schweden – und andere skandinavische Länder, in denen Elche vorkommen – ist die Elchjagd eines der wichtigsten Events des Jahres. Es steht in Verbindung mit einem mindestens dreistündigen Ansitz, bei dem weit jagende Hunde auf Elchsuche gehen und sie zu den Jäger:innen treiben sollen. Dabei verbringen die sie die Zeit nicht unbedingt still und heimlich, wie wir es aus Deutschland kennen. In Norwegen ist es Gang und Gäbe, dass die Jäger:innen sich bei den kalten Temperaturen ein Feuer machen und mit einem warmen Kaffee auf die Elche warten. Dabei haben sie Funkgeräte, mit denen sie von den Hundeführer:innen oder den anderen Jäger:innen auf dem Laufenden gehalten werden. Am Ende der Saison wird die Elchpopulation in Schweden meist um ein Viertel durch die Jagd reduziert. 

Eine Elchkuh mit ihrem Kalb. Aufmerksam beäugt sie den Fotografen.

Wusstest Du schon…?
Elche können von einer Krankheit befallen werden, die umgangssprachlich als “Zombie-Krankheit” bezeichnet wird. Bei CWD handelt es sich um eine Hirnkrankheit, die das zentrale Nervensystem befällt. Die Tiere werden schwach und sind nur noch ein Schatten ihrer selbst, weil ihr Gehirn wie bei Zombies nicht mehr richtig funktioniert. Die aus Nordamerika stammende Krankheit wurde zuletzt 2020 in Norwegen nachgewiesen. 

Die Tradition der Elchjagd

Die Elchjagd hat in Skandinavien eine lange Tradition. Das Fell, das Fleisch und die Geweihe stellten schon immer eine Begründung der Jagd dar. Auch Waldbesitzer:innen haben ein Interesse an der Bejagung. Um einen gesunden Wald begründen zu können, dürfen die Pflanzen natürlich nicht stets von einem gefräßigen Riesen schnabuliert werden.

Gerade das Fleisch der Tiere wird heutzutage immer noch sehr geschätzt. Circa 4 % des schwedischen Fleischkonsums besteht aus Elchfleisch. Das sind 11.000 Tonnen im Jahr. Das liegt daran, dass Wildfleisch eine beliebte Alternative zu dem im Supermarkt erhältlichen Fleisch aus Massentierhaltung ist. In Schweden wird die Jagd unter anderem aus diesem Grund von 80 % der Bevölkerung befürwortet, solange es dabei nicht um ihr Geweih – also die Trophäe der Jagd – ginge. Die Akzeptanz ist damit in den letzten Jahren weiter gestiegen.

Auch in diesem Elchpark gab es einen Elchburger auf der Karte. Woher das Fleisch stammte, stand nicht dabei. Die Besucher:innen hat dies jedoch nicht gestört.

Wusstest Du schon…?
Schon Julius Caesar berichtete von der Jagd auf Elche. Er behauptete, dass der Elch keine Gelenke in seinen Beinen hätte und deswegen an einen Baum gelehnt schlafe. Wenn man diesen Schlafbaum umsäge, würde der Elch einfach umfallen und nicht wieder auf die Beine kommen.

Den Elch mehr oder weniger bejagen?

Trotz der Jagd steigt die Elchpopulation weiterhin. Daher fordern Waldbesitzer:innen sogar einen höheren Abschuss von Elchen. Überraschenderweise stellen sich dem die Jäger:innen entgegen. Das wirkt vielleicht erst widersprüchlich, doch wer viel jagen will, braucht auch das entsprechende Wild dazu. Damit genug Jungtiere nachkommen können, müssen entsprechend viele Tiere im Wald verbleiben.

Die Richtlinien für die Jagd sind außerdem streng vorgegeben. Alle drei Jahre wird in Schweden für jede der 149 Elchverwaltungszonen ein Abschussplan festgelegt, welcher sich individuell auf das entsprechende Gebiet bezieht. Dabei werden neben dem Tod durch Jagd auch die natürlichen Prädatoren wie Bären und Wölfe sowie Wildunfälle in die Planung mit einbezogen. Dies soll gewährleisten, dass nicht zu viele Elche geschossen werden. Bei der Erfassung der Population helfen unterschiedliche Formen der Wilderfassung

Durch ihr Fell passen sich die Elche gut an ihre Umgebung an und wirken bei weitem nicht mehr so groß, wie sie wirklich sind. Da braucht es schon eine geschulte Hundenase, um die Riesen auf die Beine zu bringen. 

Jagdtourismus

Die Elchjagd ist nicht nur in Schweden ein beliebtes Hobby. Man kann sie heutzutage auch kommerziell nutzen. Viele Jäger:innen aus dem Ausland wollen an dieser Freizeitaktivität teilnehmen, um einen Elch erlegen zu können. Das ist jedoch auch ein kostspieliges Unterfangen. Die Preise einer typischen Jagdreise starten zumeist bei 2.000 Euro, um überhaupt an der Jagd teilnehmen zu dürfen. Die Teilnahme bedeutet eine Möglichkeit auf einen Abschuss, keinesfalls eine Garantie! Wenn die jagende Person einen Elchbullen schießt, kostet allein der Abschuss weitere 1.500 Euro. Bei einer Hirschkuh liegt der Preis bei 500 und bei einem Hirschkalb bei 150 Euro. Dieser “Klassenunterschied” liegt natürlich auch an dem Geweih, welches der männliche Elch trägt, welches in dem Preis jedoch nicht enthalten ist. Das Geweih rechnet man je Gewicht ab. Ein Geweih über 14 Kilo kostet circa 9.500 Euro.

Zusammen mit der Unterkunft und Verpflegung ist es demnach ein Hobby für ein größeres Portemonnaie als das eines armen Forststudenten oder einer Forststudentin. 

Entspannt genießt die Elchkuh die Sonne. 

Habt Ihr schon mal einen Elch in freier Wildbahn gesehen oder wart Ihr lieber in einem Elchpark mit garantiertem Sichterfolg? Erzählt uns doch gerne von Euren Erfahrungen mit diesen tollen Tieren!

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