Bayern, Ende Mai, vier Uhr morgens: Das Forst erklärt Team macht sich auf zu den umliegenden Wiesen und Feldern. Das heutige Ziel ist es, Rehkitze vor einem Mähtod zu retten. Felix Kuwert von Jagdmomente hat uns eingeladen, ihn bei der Kitzrettung aus der Luft zu begleiten. Wieso Rehkitze gerettet werden müssen und wie das angestellt wird, erfahrt Ihr in diesem Artikel. 

Das Rehkitz 

Zwischen Mai und Juni setzt das weibliche Reh, die Ricke, ihre Kitze in die Welt. Meistens sind das ein bis zwei, manchmal sogar drei Jungtiere. In den ersten paar Lebenswochen legt die Ricke ihre Kitze in deckungsreichem Gelände ab. Das sind oft hohe Wiesen oder Felder, wo die jungen Tiere vor Fressfeinden geschützt sind. In den ersten Lebenstagen bewegen sich die Kitze nicht von diesen Stellen weg und die Ricke sucht sie regelmäßig zum Säugen auf. In dieser Zeit haben die Kitze einen sehr geringen und volatilen (flüchtigen) Eigengeruch und sind somit für Räuber, wie dem Fuchs, sehr schwer zu finden.

Droht dem Kitz Gefahr, ist es daher seine Strategie, sich zu ducken und abzuwarten, bis das Muttertier zurückkommt. Über das Rehwild haben wir einen ganzen Artikel geschrieben, schaut mal rein!

Dieses Rehkitz ist schon ein bisschen älter und macht schon seine ersten eigenen Ausflüge.

Der Mähtod und die Rettung 

Zur gleichen Zeit, in der Kitze ihre ersten Lebenswochen in Wiesen verbringen, muss man solche auch für der Landwirtschaft mähen. Witterungsbedingt bleibt den Landwirt:innen oft nur ein kleines Zeitfenster für die Mahd. So werden jährlich tausende Rehkitze durch landwirtschaftliche Maschinen getötet. Natürlich ist das keine Absicht von Landwirt:innen. Man entdeckt die jungen nicht flüchtigen Kitze jedoch nicht mit bloßem Auge im hohen Gras. Leider gibt es aber manchmal auch Negativbeispiele und die Kommunikation zwischen Landwirt:innen und Jäger:innen klappt nicht, sodass Wiesen zum Teil nicht abgesucht werden können.

Klassisch hat man Wiesen vor der Mahd mit größeren Menschengruppen und Hunden abgesucht. Dabei ist man in einer engen Streife über die Wiese gelaufen und hat die gefundenen Kitze abseits der Wiese abgelegt und direkt mit dem Mähen begonnen. Ein weiterer Schutz für die Kitze stellen Vergrämungen dar. Eine Methode ist, am Tag vor der Mahd die Wiese zu durchlaufen und Flatterbänder aufzustellen, sodass die Ricke das Kitz dort nicht ablegt. 

Neue Technik zur Kitzrettung

So rettet man ein kleines Kitz. Wichtig ist dabei, Handschuhe zu tragen und das Tier mit genügend Gräsern aufzunehmen, sodass das junge Tier nicht die Witterung des Menschen annimmt und die Mutter es daraufhin verstößt.

Heutzutage kommt eine neue Technik für die Kitzrettung zum Einsatz. Felix hat eine Thermaldrohne. Mit dieser kann er aus mehreren Metern Entfernung Wärmequellen am Boden ausmachen und oft schon da erkennen, ob es sich um ein Rehkitz handelt. Damit sich diese von der Umgebungstemperatur abheben, ist es notwendig, früh am Morgen, bevor die Sonne zu stark wird, unterwegs zu sein. Er spricht sich mit den Landwirt:innen vor Ort ab und bevor eine Wiese gemäht wird, wird diese systematisch mit der Drohne abgeflogen.
Einen Effekt hat das Ganze nur, wenn es kurz vor der Mahd geschieht, weil die Kitze ansonsten wieder zurück in die zu mähende Wiese wechseln.

Entdeckt er ein Kitz, navigiert er Helfer und Helferinnen zu der Stelle. Die Kitze nimmt man mit Handschuhen und Gräsern behutsam auf und legt sie abseits der Wiese ab, wo die Ricke sie wiederfinden kann.

Macht Euch selbst ein Bild!

Diese Momente haben wir natürlich auch mit der Kamera eingefangen und ein Video auf YouTube veröffentlicht. Macht Euch selber einen Eindruck von diesem schönen Erlebnis, ein junges Kitz zu entdecken und zu retten:

Landwirt:innen sind gesetzlich dazu verpflichtet, Wiesen abzusuchen. Jäger:innen machen das oft ehrenamtlich und halten Absprachen, um somit Leben zu retten. An dem Wochenende, an dem wir in Bayern zu Besuch waren, haben wir insgesamt sieben Kitze ausfindig gemacht. In dieser Saison hat Felix 45 Rehkitze mit seiner Drohne gefunden und gerettet.

Felix ist die ganze Woche täglich um 03:30 Uhr aufgestanden und hat insgesamt 45 Rehkitze mit seiner Drohne gerettet.

Hut ab für dieses hohe ehrenamtliche Engagement und dem bedingungslosen Respekt und der Achtung vor unserer belebten Natur und Umwelt.

Forst erklärt auf Kitzrettung?

Wir persönlich sind nun natürlich hin und weg von der Kitzrettung mit einer Wärmebilddrohne. Der Bund fördert eine Anschaffung von Drohnen zur Wildtierrettung. Bis zum September diesen Jahres kann man beim BLE noch Förderungsanträge stellen. Voraussetzung dafür ist ein gegründeter Verein. Wenn Ihr mit dem Gedanken spielt, davon Gebrauch zu machen, können wir Euch nur ermutigen! Es mangelt immer noch an Drohnenführer:innen. 

Was meint Ihr, sollten wir uns eine Drohne zulegen? 😉

Und Wie gefällt Euch dieser Einblick, in die etwas andere Arbeit von Jäger:innen? Habt Ihr so eine Kitzrettung vielleicht selbst schon mal miterlebt oder habt ein Kitz gesehen? Erzählt uns gerne davon in den Kommentaren!

Quellen:

https://www.ble.de/DE/Projektfoerderung/Foerderungen-Auftraege/Rehkitz/Rettung_node.html
https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/038-rehkitze.html