Seid Ihr auch mit Astrid Lindgrens Geschichten über Michel aus Lönneberga oder Wir Kinder aus Bullerbü aufgewachsen? Die Schriftstellerin aus Schweden ist eine der erfolgreichsten Kinderbuchautor:innen weltweit. Ihre Geschichten spielen in ihrem Heimatland und suggerieren eine idyllische Natur, die direkt Fernweh weckt. Heute möchten wir die Natur Schwedens ein bisschen näher vorstellen und vielleicht auch ein bisschen Fernweh bei Euch wecken.

Nadelwälder sind in Schweden am häufigsten vorzufinden.

Schwedens Natur

Die Landschaft von Schweden ist relativ monoton und unglaublich vielseitig zugleich. Mit einer Waldfläche von über ⅔ des ganzen Landes sind die Wälder von Schweden zum Aushängeschild geworden. Das Land erstreckt sich über 1500 Kilometer vom Süden bis zum nördlichsten Punkt. In Südschweden findet man noch viel Ackerlandschaft und die meisten Wälder bestehen aus Laubbäumen. Hier sieht es ganz ähnlich wie bei uns in Deutschland aus. Je weiter es Richtung Norden geht, desto mehr Wald werdet Ihr vorfinden. Hier kann man die borealen Nadelwälder mit großen Anteilen von Fichte und Kiefer erleben. Durch die Nähe zum Nordpol werden die Tage nach dem Sommer schnell sehr kurz und es ist nur noch wenig Sonnenlicht vorhanden. Auf solche Bedingungen sind Laubbäume und Agrarpflanzen nicht ausgelegt. Im nördlichsten Teil Schwedens ist irgendwann die Baumgrenze erreicht und es finden sich nur noch Steppen und Moorgebiete mit ein paar vereinzelten Bäumen.

Wusstest Du schon…?
Die Baumgrenze kennt Ihr von hohen Bergen. Ab einer gewissen Höhe wachsen keine Bäume mehr. Das Gleiche gilt für den Norden. Je weiter es nach Norden geht, umso weniger Bäume können dort wachsen. Denn ihr Überleben hängt vor allem von der durchschnittlichen Temperatur ab, die im kalten Norden irgendwann zu niedrig ist.

Das ist Old Tjikko. Die Fichte hat eine DNA, die über 9.500 Jahre alt ist!

Die Tiere Schwedens

In den schwedischen Wäldern leben noch viele wilde Tiere. Ob Vielfraß, Wölfe oder Braunbären – sie alle streifen durch die weiten Wälder der schwedischen Landschaft. Doch um ihnen zu begegnen, bedarf es einer großen Portion Glück (oder Pech?). Denn sie haben extrem scharfe Sinne und vermeiden in der Regel den menschlichen Kontakt. Neben den großen Raubtieren gibt es auch etwas harmlosere Tiere. In Nordschweden leben Rentiere, die oft in großen Herden durch die Gegend ziehen. Häufig überqueren sie ganz gemütlich die Straßen und lassen sich leicht aus dem Auto beobachten. Auch das berühmteste Tier Schwedens, der Elch, ist allgegenwärtig und einfach zu entdecken. Wer die Augen aufmerksam durch die Landschaft schweifen lässt, wird garantiert früher oder später einen Elch erblicken. Die mit dem Reh sehr nahe verwandten Tiere sind mit ihren über 500 Kilogramm Gewicht kaum zu übersehen.

Diesen jungen Elch konnte ich vom Straßenrand aus meinem Auto fotografieren.

Kahlschläge und Monokulturen in Schweden

Etwa ⅔ der Landfläche Schwedens besteht aus Wald. Da ist es nicht verwunderlich, dass der Rohstoff Holz ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor des Landes ist. Der jährliche Holzeinschlag beträgt dort um die 100 Millionen Kubikmeter. Das ist rund ⅓ mehr als bei uns in Deutschland. Mit über 50 % macht die Fichte, die hier natürlicherweise vorkommt, den größten Anteil des Holzes, dicht gefolgt von der Kiefer mit 33 %. Laubholz ist in Schweden relativ selten und wächst größtenteils im Süden des Landes. Deshalb macht es lediglich 12 % des Holzeinschlags aus.

So schön die schwedischen Wälder auch sind, gibt es dennoch viel Kritik an ihrer Bewirtschaftung. Denn in Schweden sind Kahlschläge, also das Ernten aller Bäume auf einer großen Fläche, erlaubt und gängige Praxis. Auch werden hier die forstwirtschaftlichen Interessen höher als Naturschutzaspekte, wie zum Beispiel die Beachtung von Vogelbrutzeiten, gestellt. Damit stellen sie sich gegen EU-Vorgaben, die eine solche Bewirtschaftungsform abschaffen wollen. Auch bei uns in Deutschland sind Kahlschläge längst verboten. Stattdessen setzen deutsche Forstleute auf die Entnahme von nur einzelnen Bäumen, damit immer ein Wald vorhanden ist. Unsere derzeitige Problematik mit großen Freiflächen ist dem Borkenkäfer und verschiedenen starken Sturmereignissen geschuldet. Diesen Umweltphänomenen waren unsere Fichtenwälder, die größtenteils aus der Nachkriegszeit stammten, nicht gewachsen. Mehr über unsere forstliche Geschichte könnt Ihr hier nachlesen. 

Moorgebiete sind in Schweden ebenfalls häufig.

Protest für den Wald

Die Konsequenzen für Schwedens Bewirtschaftungssystem sind groß. Nicht nur die EU ist bei dem Thema schlecht auf die schwedische Regierung zu sprechen. Auch die eigene Bevölkerung protestiert immer öfter gegen das aktuelle Forstwirtschaftssystem. Dafür gehen viele Aktivist:innen zur Demonstration auf die Straße oder blockieren Waldwege. Auch die weltweit wohl bekannteste Aktivistin Greta Thunberg, Gründerin von Fridays for Future, spricht sich gegen die aktuelle forstliche Lage im Land aus.

Doch nicht alles an der schwedischen Forstwirtschaft ist schlecht. Beispielsweise sind über die Hälfte aller Wälder FSC zertifiziert. Um diese Zertifizierung zu erhalten, müssen verschiedene Umweltstandards eingehalten werden. Dazu gehört eine Mindestmenge an Totholz in den Wäldern, die für eine höhere Biodiversität sorgt. Hier könnt Ihr mehr dazu erfahren. Es werden auch Waldschutzgebiete festgelegt, in denen Waldbesitzende keine Forstwirtschaft betreiben dürfen und damit zum Schutz von gefährdeten Lebensräumen beitragen. Zudem hat Schweden über 30 Nationalparks. Diese Gebiete erhalten den höchsten Grad an Landschaftsschutz, den es überhaupt gibt. Das Ziel dieser Parks ist das Erhalten von unberührter Natur, in der sich die Tier- und Pflanzenwelt frei von menschlichen Einflüssen entwickeln kann.

Wer die Einsamkeit sucht, ist in Schweden sehr gut aufgehoben!

Urlaub in Schweden – Für jeden etwas dabei

Schweden ist ein beliebtes Urlaubsziel von vielen Deutschen. Egal ob klassisch mit dem Wohnmobil, mit dem Kanu über einen der unzähligen Flüsse und Seen, Angeln in den berühmten Schärengärten oder Gebirgswanderungen im Grenzgebiet zu Norwegen – für jeden ist etwas dabei. Die meisten Urlauberinnen und Urlauber halten sich im gut vernetzten südlichen Schweden auf. Wer die Einsamkeit sucht, muss also erstmal einige Kilometer Richtung Norden fahren. Hier habt Ihr dann die Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und mehrere Tage durch die Natur zu laufen, ohne einer Menschenseele zu begegnen.

Wer viel Zeit mitbringt und bis in den Norden Schwedens vordringen möchte, kann auf dem bekanntesten Fernwanderweg Schwedens, dem Kungsleden, wandern. Auf über 440 Kilometern habt Ihr die Möglichkeit, Schweden aus einer ganz anderen Perspektive zu erleben. Entlang der Wanderroute gibt es Schutzhütten zur Übernachtung. Doch auch klassisch mit dem Zelt könnt Ihr es Euch nachts praktisch überall gemütlich machen. Das Jedermannsrecht macht es möglich. Hier oben im Norden könnt Ihr sogar im Winter Polarlichter, die Aurora borealis, sehen. Ein wahres Naturschauspiel! 

Viele Wanderungen werden mit atemberaubenden Aussichten belohnt.

Wusstest Du schon…?
Das Jedermannsrecht ist ein ungeschriebenes Gesetz und regelt den Umgang mit der schwedischen Umwelt. Natur und Freiheit haben in Schweden eine große Bedeutung. Deshalb dürfen sich alle in der Natur aufhalten, auch wenn ihnen das Grundstück nicht gehört. Das gilt auch für das Zelten und Feuer machen, wobei regionale Lagerfeuerverbote möglich sind. Dabei darf man sich nur nicht in der Nähe eines Wohnhauses oder auf landwirtschaftlichen Flächen befinden. Doch auch hier gilt: Rücksicht nehmen und Vernunft walten lassen. Das heißt, es darf kein Müll hinterlassen und natürlich auch kein Waldbrand entfacht werden.

Die Samen – Schwedens Ureinwohner

Die Samen sind die skandinavischen Ureinwohner und leben ganz im Norden der Länder. Die ersten Samen bewohnten diese Gegend sogar schon vor 10.000 Jahren, also zum Ende der letzten Eiszeit. Hauptsächlich lebten sie früher vom Ackerbau, Fischfang und den Rentieren. Diese haben sie zuerst nur bejagt, doch seit einigen Jahrhunderten züchten sie die Tiere und halten sie in großen Herden. Aus diesem Grund hatten die Samen lange Zeit einen nomadischen Lebensstil und sind von Weideflächen zu Weideflächen gezogen.

Heutzutage gibt es nur noch wenige Samen, die Rentiere züchten. Die moderne Welt hat sie eingeholt. So macht die Forstwirtschaft große Probleme bei den Rentierzüchtern. Vor allem im Winter sind Rentiere auf alte Bäume als Nahrungsquelle angewiesen, die allerdings flächenweise abgeholzt werden. Lange Zeit gab es auch immer wieder Konflikte mit der Regierung. Denn ihre Weideflächen gehören rechtlich nicht ihnen, weshalb diese Gebiete beispielsweise zum Abbau von Eisenerz genutzt wurden. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs geht es den Samen langsam besser, denn ihnen werden immer mehr Rechte zugesprochen.

Im Fulufjället Nationalpark könnt Ihr den höchsten Wasserfall des Landes bestaunen.

Und wie findet Ihr Schweden?

Was haltet Ihr von Schweden? Endlose Wildnis oder von Menschen übernutzte Landfläche? Wart Ihr vielleicht sogar schon mal in Schweden und habt dort Urlaub gemacht? Erzählt mal von Euren Erlebnissen!