Wenn man an Digitalisierung denkt, denkt man wahrscheinlich als letztes an den Wald. Gut, viele Menschen gehen in den Wald, um sich zu erholen und um der digitalen Welt zu entfliehen. Wenn der Wald aber der Arbeitsplatz ist, dann sind Försterinnen und Förster über jede digitale Arbeitserleichterung froh. Genau darum soll es in diesem Artikel gehen: wird Forstwirtschaft digital?

Vom Pferd zum Tablet 

Was heute unvorstellbar ist, war bis in die Mitte vom 20 Jhd. noch normal. Förster (und tatsächlich nur Förster) ritten früher noch mit Pferden in den Wald, um ihrer Arbeit nachzu…reiten. Der Forst modernisierte sich und das Pferd wurde dann nach und nach durch das Auto ersetzt. Beim Auto hat die Modernisierung aber nicht angehalten. So werden sukzessive die Aufgaben und Werkzeuge von Försterinnen und Förstern digitalisiert. 

Begleiten wir einen klassischen Tag im Leben von Försterinnen und Förstern, sehen wir schnell, welche Rolle die Digitalisierung heute spielt. Beginnen wir beim Auszeichnen. Försterin Franzi macht sich auf den Weg, um schöne Buchen für einen ihrer Holzeinkäufer zu suchen und fällen zu lassen. Der Wald ist für Franzi quasi als digitales Double in ihrem Tablet hinterlegt. Eingeteilt ist er in Flächen, sogenannte Abteilungen. Tippt sie auf die Karten, erscheinen unterschiedliche Informationen über die Abteilung. Z. B. Infos zum Standort, wie ist der Boden beschaffen (sandig oder tonig?), welche Baumarten wachsen hier, wie viel Kubikmeter Holz stehen dort, wie alt ist der Wald, welche forstlichen Maßnahmen hat man in den letzten Jahren getätigt, welchen Naturschutzstatus hat der Wald, und so weiter und so fort.

Nun hat sich Försterin Franzi eine Abteilung ausgesucht, in der einige Buchen stehen, die alt genug sind um geerntet zu werden. Sie stiefelt los und markiert den ersten Baum mit ihrer Sprühfarbe. Und gleichzeitig markiert sie den GPS-Standort in ihrem Handy oder ihrem Tablet. So kann sie nachher eine digitale Karte erstellen und die Forstwirtinnen und Forstwirte wissen genau, wo sie die Bäume finden können und haben alles auf ihrem Handy. So müssen sie nicht durch den ganzen Wald laufen und suchen, und die Karte geht auch nicht durch Regen und Dreck kaputt.

Karten erstellt man mit Hilfe von speziellen Softwares. So kann man zum Beispiel auf den Meter genau festlegen, welche Bodenart wo vorhanden ist, oder wo man dementsprechend welche Bäume pflanzen kann.

Holzernte digital

Gesagt, getan, die Bäume wurden gefällt. Nun muss eine Rückemaschine die Baumstämme aus dem Wald ziehen. Das Personal bekommt ebenfalls eine genaue Karte digital zur Verfügung gestellt. Hier sind auch die Rückegassen eingezeichnet, sodass niemand im Wald nicht kreuz und quer fährt. Sind die Stämme aus dem Wald gezogen, liegen sie am Wegesrand als Holzstapel, sogenannte Polter.

Damit Försterin Franzi weiß, wie viel Holz sie dem Sägewerk anbieten kann, könnte sie sich jetzt Maßband und Messlatte schnappen und alles händisch vermessen und berechnen. Oder sie macht drei Fotos mit ihrem Tablet und lässt sich alles gemütlich von einer Software ausrechnen. Schnell noch ein GPS-Punkt hinzugefügt und das Fuhrunternehmen weiß genau, über welchen Weg der LKW fahren kann und wo der Polter zu finden ist. Kaum zu glauben, wie einfach und schnell das geht. Kaum zu glauben, dass man früher, und an mancher Stelle auch heute noch, alles handschriftlich und per handgemalter Karte gemacht hat.

Wusstest Du schon…?
Auch Brennholz kaufen geht mittlerweile digital. Mit einigen Apps könnt Ihr nach Brennholz in Eurer Nähe suchen. Sogar Wildfleisch könnt Ihr mittlerweile zertifiziert im Internet kaufen. Sucht einfach mal im AppStore Eures Vertrauens nach den beiden Begriffen!

Jan erzählt auf YouTube, wie der Wald digitalisiert wird, während Marlies von den niedersächsischen Landesforsten einen Polter vermisst.

Mit Satelliten auf Borkenkäferjagd

Immer häufiger werden auch Satelliten in der Forstwirtschaft genutzt. Die grünen Chloroplasten, also die grünen Teilchen im Blatt, die für die Photosynthese zuständig sind,  strahlen andere Wellenlängen und Farben zurück. Und über die Wellenlänge der Strahlung können dann die Blätter identifiziert und so Bäume erkannt werden. Unter Anderem wird so auch die Zerstörung des Regenwaldes im Amazonas geschätzt. Das machen sich auch einige Unternehmen hier in Deutschland zu Nutze. Fichtennadeln, die frisch und grün sind, werden anders vom Satelliten wahrgenommen, als Fichtennadeln, die an Bäumen hängen, die vom Borkenkäfer befallen sind. Anstelle durch den Wald zu laufen und Bohrmehl zu suchen, kann man so anhand von Satellitenbildern kranke Bäume identifizieren und möglichst schnell aus dem Wald holen. Auch die Gesundheit der Baumkronen und damit der Wälder kann man so abgeschätzen.

Wusstest Du schon…?
Auch Drohnen haben in der Forstwirtschaft Einzug gefunden. Große Drohnen und Saatkugeln können mittlerweile Freiflächen, wo Wald gestorben ist, wiederbewalden. Und mit Wärmebilddrohnen rettet man Rehkitze. Dazu haben wir mal ein Video gedreht.

Der Stand der Digitalisierung ist im Wald ganz unterschiedlich fortgeschritten. In manchen Forstbetrieben kann man sich vor lauter Technik kaum retten, andere Betriebe besinnen sich auf Grund ihrer geringen Größe oder finanziellen Situation lieber auf Stift und Papier. Es schlummert in der Forstwirtschaft also noch mehr Potenzial zur Digitalisierung. Vielleicht kennt Ihr noch ein digitales Beispiel aus dem Wald oder habt eine Idee, was in der Forstwirtschaft noch digital werden kann. Schreibt es uns gerne in die Kommentare, oder gründet ein Unternehmen und werdet reich. Wir machen uns zumindest Social Media und andere digitale Plattformen zur Nutze, um Wissen aus dem Wald zu Euch als Leserinnen und Leser zu bringen.